Der Luchs beschleunigte seinen Lauf. Er streckte seinen Körper, um noch mehr Strecke hinter sich zu bringen. Die Hinterpfoten drückten vor jedem Sprung tief in den Boden, die Hinterläufe katapultierten ihn vorwärts. Präriegras peitschte seine Flanken, doch es war nur ein kurzfristiger Schmerz verglichen mit dem, was ihn erwartete, sollte er seine Gefährtin verlieren.
Den Blick auf die vor ihm aufragende Erhebung geheftet, hechtete er die erste Steigung hinauf. Ein Grizzly brach ein kleines Stück von ihm entfernt durch das Unterholz. Weiter vorne lief ein Wolf. Sie zog es ebenfalls nach oben, zur Spitze des Berges, der bei den Lakota Sechs Großväter hieß. Der Granit, der je nach Wetterlage mal grau, mal braun erschien, brannte von der Hitze der Sommersonne unter seinen Pfoten. Der Luchs knurrte leise. Nichts hielt ihn auf dem Weg zu ihr auf.
Ein Rascheln im Gebüsch, etwas Rotes huschte heraus, schoss zwischen seinen Vorderpfoten hindurch und brachte ihn ins Taumeln. Sein Fauchen hallte zu ihm wider, zurückgeworfen von den hoch vor ihm aufragenden Granitwänden. Der Rotfuchs störte sich nicht daran. Leichtfüßig sprang er die Felsbrocken hinauf. Der Luchs folgte ihm. Er fürchtete die anderen Tiere nicht. Sie bedeuteten keine Gefahr für seine Gefährtin. Doch was, wenn diese ihm wieder entfloh?
Er hetzte fort, die Muskeln krampften, seine Lunge brannte. Immer höher hinauf führte ihn der Weg. Der Bär trottete dahin, der Fuchs war nur ein kleines Stück vor ihm. Die Raubkatze spornte ihren Körper zu neuen Höchstleistungen an. Bald überholte sie das große Raubtier, das ein tiefes Brummen ausstieß. Der Rotfuchs versuchte keuchend, Schritt zuhalten, fiel jedoch schnell zurück.
Die Luft wurde dünner, die Atmung schwerer. Je näher er seinem Ziel kam, desto müder, langsamer wurde der Luchs.
Da! Endlich hatte er es geschafft. Mit bebenden Flanken sah er zu seiner Gefährtin, die mit drei weiteren Frauen in einem Kreis saß. Knochen knackten, Fell verschwand. Der Krieger setzte sich in einigem Abstand hinter seine zukünftige Ehefrau, darauf bedacht, die Zeremonie auf dem Gipfel nicht zu stören.