Sie schritt geschmeidig wie eine Katze die Holzstufen hinab. Ihre Finger glitten über das Treppengeländer, streichelten fast zärtlich das von der Sonne gewärmte Holz. Eine leicht salzige Brise umgarnte sie, lockte sie zur Reling.
Die ungezügelte Wildheit des Meeres, des Atlantiks lag hinter ihnen, wie die Alte Welt. Sie sah zur Insel, vor der sie ankerten. Heller Sand, Palmen, doch es war nicht das Ziel ihrer Reise, das weiter nördlich lag.
„Bist du sicher, dass du nicht bei uns bleiben willst?“ Seine dunkle Stimme war wie ein Lockruf, der Abenteuer versprach. Kurz schloss sie die Augen, lauschte den Wellen, die träge gegen den Rumpf des Schiffes schlugen.
„Deine Männer fürchten mich.“ Arme schlangen sich um ihren Bauch, zogen sie an eine muskulöse Brust.
„Zeige ihnen deine wahre Form, dann gibt sich das“, murmelte er ihr ins Ohr. Sein Atem strich sanft über ihre Wange.
„Nein, meine Schwestern warten auf mich.“ Sie drehte sich zu dem Mann um und betrachtete sein markantes Gesicht. Der dunkle Bart und die Narbe unter dem Auge, die ihm einen verwegenen Ausdruck gaben und sie anzogen wie das Licht die Motte. Doch er war nicht ihr Gefährte.
„Schwimmen wir dann wenigstens noch eine Runde, bevor ich dich an deinen Bestimmungsort bringe?“ Er schnallte den Gürtel mit dem Säbel ab, schlüpfte aus seinen Stiefeln und sprang über Bord. Lachend folgte sie ihm.
Zusammen tauchten sie unter dem Kiel hindurch. Fische in schillernden Farben schwammen in Gruppen umher, stoben davon, wenn sie ihnen zu nahe kamen. Bunte Korallen, riesige Rochen, so anders als das Leben in den Flüssen der Heimat. Eine Welt, die hinter ihr lag und in die sie nie zurückkehren würde.
Die Frau schwamm zurück an die Wasseroberfläche. Der Piratenkapitän tauchte neben ihr auf. Wehmütig lächelte sie ihn an. Bald würde dies alles nur eine Erinnerung sein. Die Alte Welt, die Überfahrt auf der La Jolie Reine, der Kapitän, der ihr so ähnlich war und das Tauchen mit ihm.