Der Adlige stiefelte mit herausgestreckter Brust und hochgerecktem Kinn auf den Besitzer der Herberge zu. Er erinnerte die junge Frau an einen stolzierenden Gockel, der seinem Gegenüber zu imponieren versuchte. Der Wirt dagegen streckte seinen Bauch, der im Umfang einem Weinfass glich, heraus und musterte den Edelmann von Kopf bis Fuß. Er zeigte deutlich, wie wenig ihn der Standesunterschied kümmerte. Hier in Liverpool hatte ihr aufgezwungener Verlobter keinen Einfluss, mal abgesehen von seinem ihm hündisch ergebenen Untertanen und Wachen, die mit in die Neue Welt reisten. Sie verkniff sich das in ihrer Kehle aufsteigende Lachen, um nicht erneut Opfer seiner Wut zu werden. Die Spuren der vergangenen Nacht prangten noch auf ihrem Körper.
„Der Preis für die Übernachtungen und die Mahlzeiten sind viel zu hoch“, näselte ihr Begleiter. Sie verengte die Augen zu Schlitzen. Wie konnte er es wagen, so schamlos zu lügen? Unterkunft und Verpflegung waren tadellos und ohne Beanstandung. Sie straffte den Rücken und trat zu ihm.
„Aber Liebster, ist das nicht der Preis, der vorab vereinbart wurde?“ Sanft legte sie die Hand auf seinen Arm und klimperte einige Male mit den Wimpern. Gleichzeitig unterdrückte sie einen Würgereiz. Sie verabscheute seinen Geruch, den dominanten und aggressiven Duft eines Alphas. Gestank traf es eher. Unauffällig rümpfte sie die Nase.
„Du hast Recht, meine Liebste.“ Seine Pupillen weiteten sich, als er besitzergreifend den Arm um ihre Taille schlang. Überrascht von ihrer unterwürfigen Haltung. „Wirt, bringe mir zügig die Rechnung“, fuhr er Selbigen herrisch an. Dieser drehte sich achselzuckend um und lief in einem gemächlichem Tempo zu einer schweren Anrichte. Die junge Frau verdrehte die Augen. Der Jähzorn und das herablassende Verhalten ihres Verlobten würden ihn zu Fall bringen. Noch sechs Wochen, dann bekam er die Rechnung für seine verabscheuungswürdige Art.