Unverhofft kommt oft, heißt es eigentlich. Bei Cliff allerdings war das ganz anders. Es kam unverhofft, aber nicht oft, sondern heftig.
Ihr werdet euch jetzt fragen, wie es dazu kam.
Cliff war eigentlich ein ganz normaler Zeitgenosse, der einfach so in den Tag hinein lebte und sich über nichts Sorgen machen musste. Geld für sein ausschweifendes Leben gab es genug. Seine Erzeuger - so nannte er seine Eltern - versorgten ihn zur Genüge damit. Inzwischen war er knapp dreißig Jahre alt. Eine Frau, mit der er sein Leben verbringen wollte, hatte er noch nicht gefunden, was seine Eltern nicht gerade erfreute, brauchten sie doch einen Erben, der irgendwann mal ihre Firma übernehmen sollte. Cliff sei, so fanden sie, dafür nicht geeignet. Er war für sie zu unselbständig, zu sprunghaft. Es sich selber zuzuschreiben, kam ihnen nicht in den Sinn. So ließen sie ihn an der langen Leine, was ihm natürlich sehr gefiel. Dass er sich bisher über Frauen noch keine Gedanken machte, war für Cliff selbstverständlich, ja eigentlich normal. Er machte sich noch nicht einmal einen Kopf darüber, keine Gelüste zu haben, mit einer Frau mal das Bett zu teilen und versaute Sachen mit ihr zu treiben.
Eines Tages kam es für Cliff allerdings ganz anders, sehr erstaunlich, unverhofft und wie ein Hammerschlag. Auf einer seiner üblichen Touren durch die beliebtesten Clubs der Stadt lernte er einen jungen Mann kennen. Der war im Allgemeinen als Frauenheld und Herzensbrecher bekannt. Sein wahres Ich kannte allerdings niemand.
Als Cliff Fred sah – so nannte sich der junge Mann - war es um ihn geschehen. Sein Herz klopfte, als würde es gleich aus der Brust springen wollen. Obwohl er ihn nur vom Sehen kannte, verliebte er sich auf Anhieb in Fred.
Er suchte und fand einen Platz an der Bar direkt neben seinem Schwarm.
„Hi“, sagte der nur, grinste ihn fast schelmisch an und wandte sich wieder seiner Begleitung zu.
Cliff allerdings saß wie auf Kohlen und wusste sich nicht zu helfen; wollte er diesen Fred doch näher kennen lernen - Amor hatte halt einen Pfeil verschossen. Doch der Zufall kam ihm zum Glück zur Hilfe. Als er sich einen neuen Drink beim Barkeeper bestellen wollte, stieß er dabei versehentlich Freds Glas um. Der Inhalt verteilte sich über den Tresen und tropfte auf Freds Hose.
„Kannst du nicht aufpassen“, schnauzte Fred erschrocken und versuchte, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Es war aber schon zu spät. Seine Hose war klatschnass.
„Sorry“, erwiderte Cliff, hochrot im Gesicht. „Kann ich das Dilemma irgendwie wieder gut machen?“ Er griff zu einer Serviette und versuchte Freds Hose zu trocknen. Immer wieder kam er dessen Schritt zu nahe. Auf die Idee, dass dem so Behandelten das erregen würde, kam Cliff gar nicht. So rieb er mit der Serviette einfach weiter an Freds nassen Hosenbein, dabei wie aus Versehen die Beule, die sich etwas weiter oben gebildet hatte, berührend.
„Kannst du nicht mal aufhören“, ließ sich Fred vernehmen. „Das wird ja langsam peinlich. Gehen wir lieber woanders hin.“
Cliff wurde noch roter im Gesicht. „Du wirst doch wohl nicht denken, ich würde…“, begann er zu stottern. Sein Herz pochte dabei noch lauter. Fast dachte er, Fred würde es hören können.
„Du würdest was?“, fragte Fred, dabei recht unverschämt grinsend.
„Denkst du, ich würde dich anbaggern“, bekannte Cliff.
„Tust du das nicht?“, antwortete Fred und nahm Cliffs Hand, die immer noch auf der Beule in seinem Schritt lag. „Und was ist das? Du fummelst da an meinem Schwanz rum, dass ich Angst haben muss, er macht gleich, was er will.“
„Hm“, konnte Cliff nur sagen. Er senkte den Kopf, so sehr schämte er sich über das, was er eben ungewollt getan hatte.
„Peinlich ist es dir auch noch?“, begann Fred laut zu lachen, dass sich die Gäste, die um sie herum saßen, neugierig umdrehten.
„Pst, nicht so laut, die anderen schauen schon“, murmelte Cliff erschrocken.
„Na und, was ist dabei“, stocherte Fred weiter in der offenen Wunde. „Oder schämst du dich für deine Gefühle. Ich habe schon längst bemerkt, was mit dir los ist.“
„Was soll denn mit mir los sein?“, fragte Cliff erstaunt.
„Du bist geil auf mich!“, platzte sein Sitznachbar nun offen heraus.
Wieder wurde Cliff rot. „Falsch“, sagte er.
„Was dann?“, bohrte Fred weiter. „Oder bist du auch noch feige?“
„Bin ich nicht!“, sagte Cliff trotzig. „Komm mit, jetzt gleich!“
Er stand auf und zog Fred hinter sich her. Im Weggehen hörte er nur noch wie sich Freds Begleitung empörte:
„Aber hallo, bin ich Niemand? Mich einfach hier sitzen zu lassen?“
Draußen im Flur fand sich schnell eine stille Ecke, in die Cliff seine Eroberung hineindrückte, gierig dessen Lippen suchte und fordernd küsste.
Keuchend wurde seine Annäherung erwidert, Fred zog ihn nah an sich heran. „Du bist genau so schwul wie ich“, meinte er nur zwischen zwei heftigen Küssen.
„Ich weiß es nicht, ob das schwul ist“, bekannte Cliff. „Aber eines weiß ich – ich bin verliebt.“
„Du bist verliebt?“, stieß Fred erstaunt aus. „In wen denn?“
„In dich! Zum ersten Mal verliebt! Und das auch noch in einen Mann.“