Einer fühlte sich in all dem Treiben unsäglich einsam.
Verwirrt stand der alte Wachturm da und sah dem frohen Beisammensein der Belletristicans zu. Er fühlte sich scheusslich und wenn er gekonnt hätte, wäre er so weit wie möglich weggelaufen. Aber da dies aus nahelegenden Gründen nicht möglich war, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf irgend eine Art Haltung zu bewahren. Haltung - hatte er nicht dies einmal gelernt, als er noch sehr sehr jung war? Die Haltung gehöre mit zu einer guten Verteidigung, hatten ihm seine Erbauer damals eingeschärft. Damals hatte er geglaubt, dies nie zu vergessen. Stolz hatte er dagestanden, voller Kraft und Schönheit.
Er schaute an sich hinunter. Was war ihm geblieben von jener Wachturmskraft? WO war sie geblieben? Seine Gedanken drifteten ab, verloren sich in alten Erinnerungen.
Lautes Lachen riss ihn wieder zurück in die Gegenwart. Diese Menschen da unten, das spürte er, bildeten eine Gemeinschaft. Er aber war ganz allein. Oh, er hatte die Worte dieses Wolfs schon gehört, er sei gemein. Und der Mann, dessen Name ihn an die Entstehungsgeschichte erinnerte, hatte ihn ehrlich gesagt auch gekränkt: Verlottert sei er, hatte dieser über ihn gesagt.
Am schlimmsten aber war für ihn der Wutausbruch von Shari gewesen. Als sie so dagestanden hatte, mörtelweiss überpudert, mit blitzenden Augen und aus ihrem tiefstem Sein zornig, hatte er sich geschämt. Und gleichzeitig so etwas wie Bewunderung empfunden. Dass sie keinesfalls die Absicht hegte, hier wegzugehen, fand er mutig. Auch wenn er dies nicht gerne zugab und es ihn immer noch störte.
Seine Gefühle und Gedanken begannen, sich zu verwirren. Wieder driftete er ab in Erinnerungen. Und wieder holte ihn das fröhliche Geschehen der Leute am Feuer zurück in die erbarmungslose Realität.
Ja, es stimmte: Er war alt, hässlich und, vor allem, unausstehlich geworden. Er begann zu verstehen, warum ihn alle mieden, nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten.
Auf einmal fühlte sich der Wachturm unsäglich müde. Es war eine andere Müdigkeit als jene, die er normalerweise liebte und sich ihr auch mit Wonne hingab. Es war ein satt Sein an Leben, mehr noch: Er hatte genug. Insgeheim wünschte er sich, dass das Lagerfeuer zu seinen Füssen durch eine Unachtsamkeit auf ihn übergreifen würde und er damit zu seinem Ende käme.
Doch die Menschen zu seinen Füssen löschten das Feuer sorgfältig und verschwanden dann in der Nacht. Nur Shari blieb zurück. Sie zog sich wieder unter den ersten Boden zurück, kuschelte sich in ihre Decken und schlief bald zufrieden ein. Sie hatte ihre Idee noch mit Xandra und Phil besprochen. Beide fanden, ihr Plan könnte aufgehen.