Der Wachturm war schlagartig wach geworden, als die Vögel ihn vor den Winterdämonen gewarnt hatten.
Kalt war ihm, unheimlich kalt. Die Umgebung wirkte auf einmal grau und düster, dabei hatte doch vorher die Sonne geschienen. Leises Zittern stieg durch seine Pfosten auf und kündete die herannahenden Angreifer an. Er konnte auch nicht verbergen, dass er vor Kälte schlotterte. Doch er schenkte dem keine Beachtung.
Der alte Wachturm, der er noch vor einigen Tagen gewesen war, hätte sich nun wohl in sein Schicksal ergeben, sich von den Dämonen einfach so niedermachen lassen.
Nun aber spürte er, dass er längst nicht mehr alt, vergrämt und ängstlich war. Er fühlte in sich eine Kraft aufsteigen, die er längst nicht mehr gekannt hatte. Tief bohrte er seine Pfosten in den Boden. Er hatte das Gefühl, als würden ihm Wurzeln wachsen.
Sein Entschluss stand fest: Er würde nicht weichen und kämpfen bis zum letzten Dachziegel!
Allerdings war ihm klar, dass er Hilfe brauchte. Doch Shari hatte ihn mit vielen Wesen und Freunden bekannt gemacht und er wusste, dass sie ihm zur Seite stehen würden.
Er merkte nicht, wie sehr sich seine Schultern während all dieser Gedanken strafften. Seine ganze Konzentration richtete sich jetzt darauf, die Verteidigung zu organisieren. Er wusste auch ganz genau, wie er vorgehen wollte. Er hatte alles ganz klar vor Augen.
Nachdem die Eule und die Vögel mit ihren Nachrichten weggeflogen waren, hatte er kurz Zeit, sich den nächsten Schritt zu überlegen. Wichtig war ihm, und da war er sich sicher, in Sharis Namen zu handeln, dass man die Dämonen bloss zurücktrieb ins kalte Meer. Blutvergiessen wollte er vermeiden. Trotzdem fand er es wichtig, ein paar Mann an strategisch wichtige Orten zu beordern, die das Ganze im Auge behielten. Er wusste ja nicht, ob sein Plan aufgehen würde.
Bald schon trafen die ersten Freunde ein. Luan hatte sich kurzerhand auf die Lichtung vor ihm portiert. Zum Glück hatte sie Calcy mit dabei. Der Wachturm bat sie, ein richtig schönes Fagerleuer zu entfachen. Auch Elle und Xandra kamen bereits herbeigeeilt. Diese beiden gingen auf seine Bitte hin Holz suchen. Viel Holz wünschte er sich, damit man über mehrere Tage ein Feuer hätte.
Adamas und Tolkien tauchten auf und fragten, wie sie behilflich sein könnten. Auch Rongard und Felix gesellten sich zu ihnen und aus dem Dunkeln kam Duke geschlendert, in einen weiten Mantel gehüllt. Er wirkte wie ein Geheimdetektiv. Leise legte der Wachturm ihnen allen seinen Plan dar. Leicht stirnrunzelnd hörten ihm die Männer zu. Es war offensichtlich, dass sie lieber mit gezogenen Schwertern aufgebrochen wären. Aber sie spürten, dass er ganz klar das Kommando übernommen hatte und genau wusste, was er wollte. Sie entfernten sich deshalb vorderhand nur ein kleines Stück weit, blieben aber noch in Sicht- und Hörweite. Marv, der auch gerne seinen Beitrag leisten wollte, würde als Nachrichtenbote zwischen den Männern und dem Turm hin- und hereilen.
Immer mehr Freunde trafen jetzt auf der Lichtung ein, aufgeregt durcheinander redend. Der Wachturm kannte sie längst nicht alle. Sie scharten sich um das prasselnde Feuer und wärmten sich, denn die Kälte wurde zunehmend eisiger. Auch der Seegraf näherte sich mit grossen Schritten und klopfte ihm freundschaftlich an den Pfosten. Nachdem ihm der Wachturm seinen Plan erklärt hatte, verschwand dieser wieder in der Dunkelheit.
Er bat um Ruhe, bevor er sich an die Belletristicans wandte. Alle Angst war von ihm abgefallen, gross und kräftig stand er da.
Dann erklärte er sein Vorhaben.