Ja, es hatte ihm missfallen, dass Shari so lange weggeblieben war. Nicht, dass er ihr diesen Spaziergang im Wald nicht gegönnt hätte, nein, das war es nicht. Aber, und er gab es vor sich selbst unumwunden zu, er begann sich an ihre Anwesenheit zu gewöhnen. Es freute ihn darum sehr, als auf einmal ein Eichhörnchen auftauchte und ihn von Shari grüssen liess. Es berichtete ihm auch, sie sei etwas besorgt seinetwegen.
Der Wachturm straffte, so gut es ging, seine Schultern. Und liess sie gleich darauf wieder zusammenfallen. Sah er wirklich dermassen alt und verfallen aus, dass man sich seinetwegen Gedanken, gar Sorgen machte musste? Der Wachturm verfiel in Grübeln.
Doch dann sah er sie bereits zurückkommen. In der Hand trug sie Grünzeug. Was das wohl wieder sollte? Diese Frau liess ihn immer wieder staunen. Er freute sich aber mehr, als er zeigen wollte, dass sie ihn einfach so ansprach und ihm erklärte, warum sie so lange im Wald geblieben war.
Moment mal: Sie hatte für ihn Kräuter gesammelt? Für ihn? Ausgerechnete für ihn? Warum das denn? Geräusche zu seinen Füssen liessen ihn aber nicht lange grübeln, denn bereits stellten sich neue Fragen. Er beobachtete, wie sie die Kräuter in einem Kessel, den sie aufs Feuer gestellt hatte, ausgiebig rührte. Meinte er das nur oder murmelte sie dazu etwas? Er strengte seine Ohren an, so gut er konnte und nahm sich gleichzeitig noch einmal vor, die Eule um einen Ohr-Reinigungs-Dienst zu bitten. Was aber machte Shari da? Wer war sie eigentlich? Rührte Kräuter und murmelte irgendetwas dazu – ob sie wohl eine Hexe war?
Seine Gedanken begannen sich zu vernebeln, denn auf einmal stieg ein wunderbarer Duft aus dem Kessel auf. Der Wachturm entglitt in zauberhafte Träume.
Als er wieder zu sich kam, spürte er, wie ihm Shari irgendetwas an seine Pfosten strich. Merkwürdigerweise hatte er keinerlei Angst, wäre auch nicht am liebsten davongelaufen, wie das vor kurzem bestimmt noch der Fall gewesen wäre. Nein, er fühlte sich gut. Das Zeug da unten war unglaublich wohltuend.
Tief atmete der Wachturm aus. Und ein. Und aus.Und ein.
Dann schlief er ein und begann er zu träumen.
Er träumte davon, wie sich die Löcher in der Mauer des untersten Stockwerkes schlossen. Einfach so, ohne dass ein Handwerker etwas dafür tun musste, ohne Mörtel.
Dann träumte er weiter und sah Shari unter dem untersten Boden gemütlich wohnen.
Es war ein wunderschöner Traum. Am liebsten wäre er daraus nicht mehr aufgewacht.