Hiroki und Sekoia standen sich auf der Lichtung gegenüber, die anderen Waldgeister hatten sich hinter die Baumgrenze zurückgezogen. Omnix schwebte über ihnen in der Luft. "Die Regeln für den Kampf sind einfach!", rief er. "Niemand wird getötet! Das war’s eigentlich schon! Und los!"
Sekoia zögerte nicht lange sondern ging sofort zum Angriff über. Sturmböen fegten über die Lichtung, als er seine erste Attacke ausführte. "Interessant", murmelte Omnix. "Waldgeister müssen ihre Attacken also nicht namentlich nennen." Ein Blitz zuckte vom Himmel und Hiroki wich gerade noch rechtzeitig aus. Dann streckte er die Hände aus und die Blätter der Bäume hinter ihm lösten sich von den Ästen und flogen wie Wurfsterne auf Sekoia zu. Der alte Waldgeist wurde schwer getroffen und wich taumelnd zurück. Hiroki zögerte keine Sekunde, sondern griff augenblicklich erneut an. Sekoia wehrte den nächsten Blätterhagel jedoch ab und ließ einen Erdwall auf Hiroki zuschießen, der den jungen Waldgeist den Boden unter den Füßen wegzog und ihn hart aufkommen ließ. Gleich darauf schossen mehrere Ranken auf ihn zu und schleuderten ihn quer über die Lichtung, bis er schließlich gegen einen Stamm prallte. Mühsam rappelte sich Hiroki auf und ging wieder in die Offensive. Die Luft um ihn herum begann, sich zu bewegen, bis sich ein Tornado um ihn gebildet hatte, der immer größer wurde. Die zusehenden Waldgeister hielten sich angestrengt an den Bäumen fest, um nicht eingesogen zu werden, Sekoia hatte jedoch nichts, an dem er sich anhalten hätte können und so wurde er vom Sog erfasst. Alles auf der Lichtung, was nicht niet- und nagelfest war, wurde eingesogen und schon bald wirbelte der alte Waldgeist im Luftstrom herum und wurde immer wieder von den Felsbrocken und Baumstämmen getroffen, die ebenfalls erfasst worden waren. Als der Wind sich schließlich legte kam Sekoia hart am Boden auf. Bevor er sich wieder aufrappeln konnte ergriffen ihn die Zweige eines Baumes und hoben ihn in die Luft. Hiroki kam auf ihn zu und in seinen Augen spiegelte sich grenzenlose Wut wider. Hinter ihm schoss eine Wasserfontäne aus dem Teich, der auf der Lichtung war und bildete sich über ihm zu einer Blase. Mit einer Handbewegung ließ Hiroki Sekoia von dem Wasser umhüllen. Hilflos strampelte der alte Waldgeist, um sich zu befreien, wobei er immer wieder nach Luft rang. Doch es war aussichtslos. Man konnte klar erkennen, dass er nicht mehr lange aushalten würde. Seine Bewegungen wurden träge und seine Augen wurden glasig.
"Genug!", rief Omnix plötzlich und Hiroki, der sich bis eben noch voll und ganz auf das Wasser konzentriert hatte, schrak zusammen, so dass sich die Blase auflöste und rauschend zu Boden fiel. Der Baum gab Sekoia frei und der alte Waldgeist blieb vollkommen erschöpft am Boden liegen, wo er das Wasser wieder aushustete. "Es ist vorbei. Oder sieht das hier jemand anders?", fragte Omnix und die Waldgeister, die wieder auf die Lichtung gekommen waren, verneinten. Hiroki sah Sekoia kalt an. "Worauf wartest du noch? Tu es endlich! Du willst mich doch töten, oder?", fragte der alte Waldgeist hustend. "Nein", meinte Hiroki. "Das wäre gegen die Regeln." Damit drehte er sich um und ging zu Omnix. "Komm gefälligst zurück! Ich bin noch nicht fertig mit dir!" Hiroki drehte sich halb um und sah ihn mitleidig an. "Aber ich bin fertig mit dir. Du bist es nicht wert. Das warst du noch nie", meinte er. Sekoia sah ihn hasserfüllt an. Kaum hatte der junge Waldgeist ihm wieder den Rücken zugekehrt sprang er auf und stürmte auf ihn zu. Eine Ranke schoss aus der Erde und formte sich in seiner Hand zu einer Axt. Hiroki sah gerade noch, wie die Waffe auf ihn zuraste. Ein Schlag ertönte, dann herrschte Stille. Der Junge öffnete vorsichtig die Augen. Was war passiert? Er brauchte kurz, um zu erkennen, dass Omnix vor ihm stand und die Axt mit nur einer Hand aufgehalten hatte. Mit einem einzigen Ruck riss er sie dem alten Waldgeist aus den Händen und warf sie außerhalb seiner Reichweite. "Soso. Der große Sekoia kann sich nicht eingestehen, wann er verloren hat. Du beweist gerade, dass Hiroki selbst im Exil noch mehr an Regeln und Traditionen festhält, als du es jemals tun würdest", meinte der Reinkarnitor. "Schande über ihn!" "So etwas schimpft sich Anführer!" "Wir haben etwas Besseres verdient!", riefen die Waldgeister aufgebracht. Omnix sah sich zufrieden um. "Ab heute hat das ein Ende", sprach er und schnipste mit den Fingern, woraufhin Sekoia kurz aufleuchtete. "Ich habe deine Kräfte blockiert. Du kannst sie nun nicht mehr nutzen", beantwortete er die unausgesprochene Frage des alten Waldgeistes. Der lebende Nachthimmel drehte sich zu den Waldgeistern um und rief: "Der Kampf ist beendet! Und gemäß den Regeln habt ihr von heute an einen neuen Anführer!" "Hiroki! Hoch lebe Hiroki!", riefen sie begeistert. Der junge Waldgeist atmete tief durch. "Ich danke euch allen", sprach er, dann drehte er sich zu Omnix. "Aber der eigentliche Anführer sollte mein Meister sein. Ohne ihn hätte ich niemals den Mut aufgebracht, das zu tun." Damit kniete er vor Omnix nieder und die übrigen Waldgeister folgten seinem Beispiel. Das leuchtende Wesen legte ihm die Hand auf seine Schulter. "Erhebe dich Hiroki. Du bist der rechtmäßige Anführer der Waldgeister und niemand sonst. Das bedeutet jedoch nicht, dass du bei mir nicht mehr willkommen sein wirst", sprach er. Hiroki sah ihn dankbar an. "Furuimori!", rief er und der Waldgeist trat vor. "Ich werde nach Skyfortress zurückkehren, um Lord Omnix weiterhin zur Hand zu gehen. Während meiner Abwesenheit werde ich dir meine Stelle anvertrauen. Vertrete mich gut." Furuimori verneigte sich. "Wie Ihr wünscht Hiroki", versprach er. Omnix, der inzwischen schon wieder über der Lichtung schwebte, betrachtete die Szene nachdenklich. Hiroki war ein schlauer Anführer, ein wertvoller Verbündeter und ein guter Freund. Er wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er ihn dazu überredete, hierher zurückzukehren.