"Du hast also endlich mal einen anderen getroffen", meinte Cogito, der hinter seinem riesigen Schreibtisch saß. Seine gelben Augen leuchteten ihm belustigt entgegen. Omnix stand vor ihm in seinem Arbeitszimmer und nickte. "Du sagtest mir einmal, dass es mehr Reinkarnitoren gibt, als nur mich. Wie viele sind es genau?", fragte er die Muse. "Wer weiß?", fragte dieser zurück und Omnix sah ihn mit seinem einen Auge misstrauisch an. Er kannte ihn zu gut, um ihm einfach zu vertrauen. "Du weißt es. Du willst es nur nicht sagen", meinte er und die Augen der Muse blitzten auf. "Bin ich so leicht zu durchschauen?", fragte sie und an ihrer Stimme war klar zu erkennen, dass sie im Dunkel ihrer Kapuze grinste. Omnix antwortete nicht. Er wusste, dass Cogito die Antwort bereits kannte. "Ich kenne sicher nicht alle Reinkarnitoren, die existieren", meinte Cogito daraufhin. "Aber du kennst trotzdem mehr als nur mich. Das hast du mir bereits damals gesagt, als ich Kruls Bruder gesucht habe." Die Muse nickte. "Einige habe ich bereits getroffen", erzählte er. "Ich schrieb ihre Vergangenheit auf, damit sie als Geschichten in den Herzen anderer weiterleben können." "Genau wie du es bei mir getan hast", murmelte Omnix. "Und was ist mit dem Dämonenlord?", fragte er dann. Cogito erhob sich von seinem Ohrensessel und schwebte in den Bibliotheksturm. Omnix folgte seinem Freund. Nach einem scheinbar endlosen Senkrechtflug kam die Muse schließlich endlich bei dem Regal an, das sie gesucht hatte. "Hier haben wir ihn", meinte Cogito und zog ein Buch heraus, welches er Omnix überreichte. Dieser schlug das verstaubte Machwerk auf und überflog die Zeilen. "Viel steht hier nicht", stellte er fest. "Jedes Kapitel klingt gleich." "Das liegt daran, dass er alle Welten zerstörte, in die er kam", erklärte Cogito ihm. "Ja, das hat er auch gesagt. Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Wie kann man eine Welt vernichten, ohne sie zuvor nicht wenigstens angesehen zu haben?" Die Muse seufzte. "Der Dämonenlord sieht sein Dasein als sinnlos an Omnix. Er denkt, der einzige Weg, dieses Dasein zu beenden wäre, alles zu zerstören, bis es irgendwann gar nichts mehr gibt, wo er hingeboren werden könnte", meinte sie. Omnix‘ Auge leuchtete fragend auf. "Das ist doch unmöglich", meinte er. "Das Multiversum ist unendlich groß. Es wird nie der Moment kommen, in dem alles zerstört sein wird." "Du hast es begriffen. Der Dämonenlord bemerkt nicht, dass sein Dasein sinnloser ist als alles, was er als sinnlos betrachtet", stimmte Cogito ihm zu und schwebte zurück nach unten zu seinem Arbeitszimmer. Omnix legte das Buch weg und wollte ihm hinterher, doch dann bemerkte er, dass das ganze Regal sich um Reinkarnitoren drehte. Blitzschnell durchsuchte er die Schriften, bis er schließlich sein eigenes Buch fand. Neugierig schlug er es auf und blätterte bis zum Ende. "Die Schlacht um Skyfortress", las er. Er blätterte etwas weiter vor und sein Auge begann zu flackern, als er bei einem Kapitel ankam, welches die drei Prüfungen von Tomoko beschrieb. "Omnix sah die Königin der Erzengel nervös an. Er hatte keine Ahnung, was nun auf ihn zukommen würde", las er. "Das…das klingt irgendwie nicht gut", meinte er und besserte die Stelle aus. Dann stellte er das Buch wieder zurück und folgte Cogito in dessen Arbeitszimmer. "Bereit zu gehen?", fragte die Muse ihn und er nickte. Das kleine Wesen schwebte zu der Tür in der Wand und drehte an dem Rad, bis eine Nummer darauf auftauchte. Die Türe öffnete sich und Omnix erkannte Skyfortress, welche in einiger Entfernung in der Luft stand. "Bis zum nächsten Mal Cogito!", verabschiedete er sich und die Muse tat es ihm gleich. Der Reinkarnitor verschwand, die Türe knallte zu und das Rad sprang auf ein Unendlichkeitssymbol. Cogito kehrte zu seinem Platz hinter dem Schreibtisch zurück. "Kapitel vierundsechzig", schrieb er. "Omnix besserte die Stelle aus. Anscheinend wollen selbst Reinkarnitoren immer so gut wie möglich rüberkommen." Die Muse kicherte. Neben ihm klackerte das Rad an der Türe und sprang auf eine neue Zahl um. Die Türe öffnete sich und eine Gestalt mit rot leuchtenden Augen und einer steinernen Haut voller Risse durch welche es orange leuchtete betrat das Arbeitszimmer. "Sei gegrüßt Dämonenlord", begrüßte die Muse den Besucher fröhlich. "Cogito", meinte dieser mit seiner tiefen rauen Stimme. "Diesmal habe ich ein gutes Kapitel für dich." "Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund habe ich das schon erwartet."