Omnix landete auf der Lichtung des ewigen Baumes. Einige Waldgeister lugten neugierig aus ihren Baumhöhlen hervor. Vor dem Reinkarnitor wuchs eine große Blume aus dem Boden, welche aufging und Hiroki zum Vorschein brachte. "Ihr habt wirklich Nerven, ausgerechnet ihn um Hilfe bitten zu wollen, mein Lord", meinte der Anführer der Waldgeister zu ihm, führte ihn aber trotzdem ohne Widerrede zu dem großen Mammutbaum, welcher der Lichtung ihren Namen gab. Auf Hirokis Befehl hin öffnete sich die Rinde des uralten Baumes und sie traten ein. Im Inneren waren mehr Bücher gehortet, als Omnix je in dieser Welt gesehen hatte. Trotzdem, es waren zwar einige zehntausend mehr, als die Bibliothek in Skyfortress beinhaltete, doch im Vergleich zu Cogitos Sammlung machte sie nicht wirklich viel her. Und inmitten all dieser Bücher saß ein alter Waldgeist, dem zwei astähnliche Hörner aus dem Kopf wuchsen. "Ihr kommt in meinen Wald, beraubt mich meiner Stellung, setzt stattdessen diesen Jungspund an eben jene, stehlt mir meine Kräfte und jetzt tretet Ihr mir tatsächlich nochmal unter die Augen, alter Gott?", fragte der Alte mit krächzender Stimme. "Ich freue mich ebenfalls, dich wiederzusehen, Sekoia", begrüßte Omnix ihn. "Lord Omnix hat einige Fragen an dich und du wirst ihm antworten!", befahl Hiroki. Sekoia drehte sich steif um und seine Augen blitzten im Halbdunkel des Baumes auf. "Denkst du, nur weil du mich hier lesen lässt habe ich vergessen, was du mir angetan hast, Hiroki?", fragte er wütend. "Ich habe keinen Grund, euch zu helfen und ihr habt nichts, um mich dazu zu bringen!" Diesmal war es der Reinkarnitor, der antwortete: "Es ist nötig, dass Hiroki Anführer ist, damit die Werbiester endlich jemanden haben, der sie in Zukunft vor falschen Häuptlingen beschützt." Der alte Waldgeist kehrte ihnen schnaubend den Rücken zu. "Sekoia…", begann Hiroki, doch Omnix bedeutete ihm, nichts zu sagen. "Lass uns alleine", befahl er und der Anführer der Waldgeister nickte. "Wie Ihr wünscht, mein Lord." Kaum war er verschwunden drehte sich Sekoia wieder zu Omnix um. "Ein Schwächling. Dass er sich von Euch herumkommandieren lässt", murmelte er. "Hiroki tat stets das, was er als richtig erachtete. Eigentlich genauso wie Ihr", meinte der lebende Nachthimmel. "Was habt Ihr Euch also davon erhofft, nicht einzugreifen?", fragte er weiter. Der Alte seufzte. "Die Werbiester sind unberechenbar. Sie akzeptieren niemanden, es sei denn sie wurden von ihm besiegt. Ich wollte kein Blutbad anrichten", antwortete er. "Und das ehrt Euch. Doch Hiroki hat bewiesen, dass es auch ohne Blutvergießen ging. Er hat den Wäldern des Westens Frieden gebracht. Nun brauche ich Eure Hilfe, um jemand anderem Frieden zu bringen." "Es geht Euch um die Zwerge, habe ich recht?", fragte Sekoia und Omnix nickte. "Das ist eine sehr, sehr alte Geschichte", begann er zu erzählen.
"Vor unzähligen Monden waren die Berge ein blühendes Paradies. Ich erinnere mich noch gut daran, dass die alten Götter die Welt damals gerade verlassen haben mussten, denn ich war gerade erst erschaffen worden. Meinen Schöpfer selbst habe ich jedoch nie getroffen. Wir Waldgeister lebten damals auch in den Bergen und sorgten dafür, dass selbst die unfruchtbarsten Böden grünten. Die Zwerge gaben uns Gold und wir nutzten es, um die Pflanzen am Leben zu halten. Doch mit der Zeit erkannten wir, dass es für uns keine Möglichkeit gab das Gebirge dauerhaft fruchtbar zu halten. Zum ersten Mal in der Geschichte der Welt starb ein Waldgeist, da er sich jahrelang überanstrengte. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Untertanen, die im Drachengebirge lebten, in die Wälder zu rufen, um ihre Leben zu schützen. Nicht lange danach schloss ich einen Vertrag mit den Elfen ab, die versprachen, uns mit Wissen zu versorgen. Ich hegte die Hoffnung, dass ich eines Tages einen Weg finden würde, um das Gebirge wieder mit Leben zu füllen." "Darum habt ihr das Gebirge also verlassen. Und darum kamen auch die Monster und Drachen", murmelte Omnix, dessen Auge im Halbdunkel leicht glomm. "Oh, Drachen und Monster gab es dort oben schon immer. Es wäre nicht korrekt zu behaupten, dass sie erst danach kamen", widersprach Sekoia. "Also ist das Ganze nichts weiter, als ein großes Missverständnis?", hakte der Reinkarnitor nach. "Ja, ein Missverständnis."
"Ein Missverständnis", hallte Sekoias Stimme durch Subterra. Zwergenkönig Torre und der Älteste der Elfen Finrir, ebenso einige Elfen, die ihn begleitet hatten, blickten entgeistert auf die leuchtende Kugel, die über dem großen Versammlungstisch schwebte. Omnix hatte sie alle in der Zwergenstadt versammeln lassen und ihnen sein Gespräch mit Sekoia vorgespielt. Auch Marilyn, Hiroki und Tomoko waren da und auch sie konnten kaum glauben, was sie gerade gehört hatten. "Dann hat sich die Geschichte, die wir heute kennen, also niemals so zugetragen", murmelte der Zwerg und fuhr sich durch den Bart. "Es scheint so", stimmte Finrir zu. Mit einem Ruck stand Torre auf. "Ein Zwerg ist stets bereit, sich seine Fehler einzugestehen!", rief er feierlich und verblüffte dann alle, als er sich vor dem Elfenältesten verbeugte. "Ich bitte Euch und Euer Volk um Vergebung!" Finrir tat es ihm gleich. "Auch ich muss mich entschuldigen! Diese Fehde war nicht nur Eures Volkes Verdienst!", meinte er. Torre drehte sich zu dem Reinkarnitor um. "Ihr habt es tatsächlich geschafft, genau wie Ihr es versprochen hattet", stellte er fest. "Das Wort eines alten Gottes ist absolut", meinte Omnix und sein Auge leuchtete auf. "Und als ein solcher habt Ihr Euch bewiesen! Wir wollen feiern, tanzen und schmausen, denn der Oberste der alten Götter ist zurückgekehrt!"