"Und sie wollte umherziehen?", fragte Marilyn. John nickte. Die beiden befanden sich in einer Herberge irgendwo in den Weiten des südlichen Imperiums und redeten in ihrem Zimmer über die Ereignisse der letzten Tage. Marilyn lag dicht an John gekuschelt und der Junge kraulte ihr sanft ihre Ohren. "Sie will selbst sehen, wie sich hier alles entwickelt hat", meinte er. "Ich kann mir das Ganze immer noch nicht richtig vorstellen", murmelte das Mädchen kopfschüttelnd. "Die alten Götter waren wirklich nichts weiter, als gewöhnliche Leute." "Sie lebten extrem lange und hatten eine enorm hochentwickelte Technologie. Aber ja, ansonsten waren sie wie ganz gewöhnliche…nun ja…Menschen eben." Das Werbiest grinste. "Dann bist du wohl wirklich der einzige Gott in dieser Welt", meinte sie. John hörte auf, sie zu streicheln und sie sah ihn fragend an. "Alles in Ordnung?" "Ich…ich bin kein Gott. Ich glaube nicht, dass ich schon jemals einem Gott begegnet bin. Es gab zwar viele Wesen, die ich getroffen habe und die so genannt wurden, aber waren das wirklich Götter?" "Worauf willst du hinaus?", fragte sie ihn verwirrt. "Wenn du so wie ich weißt, dass es mehrere Welten gibt, dann beginnst du irgendwann, den Begriff ‚Gott‘…naja…etwas zu hinterfragen. Es stimmt, in den verschiedenen Welten gibt es Wesen, die dort etwas geschaffen haben, aber das kann nicht alles sein. Sie können nicht über ihre Welt hinaus und können daher keine Götter sein. Wer hat all diese Welten geschaffen? Es muss etwas sein, das von außen auf dieses gigantische Multiversum blickt, weil es alles geschaffen hat, selbst die, die selbst etwas geschaffen haben. Wenn es wirklich einen Gott gibt, dann ist er so groß, so unfassbar, so unmöglich zu erreichen, dass niemand ihn jemals treffen wird." Marilyn sah ihren Freund an und versuchte, sich so etwas vorzustellen. Doch einfach war es nicht. "Wenn niemand diesen Gott je sehen wird, was für einen Beweis haben wir dann, dass er überhaupt existiert?", fragte sie ihn. John überlegte kurz, dann antwortete er: "Meiner Meinung nach ist die Tatsache, dass wir es nicht beweisen können Beweis genug. Ich finde, sobald wir ihn beweisen könnten, wäre er kein Gott mehr." "Du meinst, weil ein wahrer Gott sich im Hintergrund hält und unbegreifbar ist?", fragte sie und er nickte. "Ganz genau." Das Mädchen kicherte plötzlich und er sah sie fragend an. "Nun, wenn das tatsächlich stimmt, dann kannst du ja versuchen, ihn zu finden. So würde dir jedenfalls nicht mehr langweilig werden", meinte sie und er lachte. "Ihn finden? Ihn, der mir diese Kräfte gab? Warum nicht? Aber zuerst gibt es wichtigeres zu tun", meinte er und küsste sie. Marilyn sank in den Kuss und schloss glücklich die Augen. "Lass dir ruhig noch Zeit", hauchte sie, als sie sich kurz voneinander lösten. John lächelte. "Ich habe dir versprochen, dass ich bis zum Ende bei dir bleiben würde", meinte er und sie legte ihre Arme um seinen Hals, um ihn wieder an sich zu ziehen. "Gut so", flüsterte sie und küsste ihn erneut, so dass ein Schauer durch seinen Körper rieselte. "Dann bleibe ich auch bei dir. Bis zum Schluss." Die beiden lagen bald in den Armen des anderen da und hatten sich vollkommen entspannt. "Was werden wir jetzt eigentlich tun?", fragte Marilyn leise. John kraulte sie erneut an ihren Ohren, was bewirkte, dass sie unwillkürlich anfing zu schnurren und sich näher an ihn schmiegte. "Es gibt noch genug zu tun", antwortete der Junge ihr. "Aber das hat noch Zeit." Sie nickte langsam und schloss glücklich ihre Augen. "Ich liebe dich John", hauchte sie und er lächelte, unglaublich froh, dass er auch vollkommen ehrlich antworten konnte: "Ich liebe dich auch Marilyn."