Schweißgebadet wache ich auf und sehe das besorgte Gesicht meiner Mutter über mir. "Liebling, du hattest einen Albtraum. Es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit", versucht meine Mutter mich zu beruhigen. Ich sehe mich panisch und mit geweiteten Augen in unserer kleinen Hütte um. Das Feuer knistert im Kamin und ich kann die Grillen hören. Ich sehe aus dem Fenster zum Vollmond. Jedes Mal, wenn wir Vollmond haben, habe ich schreckliche Albträume. Und je öfter ich träume, werden sie realistischer. Aber das behalte ich lieber für mich. In meinem Dorf sieht man nicht gerne Elfen, die besondere Kräfte besitzen. Ja Elfen. Denn ich bin eine Elfe. Es gibt vier Nationen auf dieser Welt. Zum einen wäre da die sanftmütige Luftnation. Dann die temperamentvolle Erdnation. Die Feuernation und die Wassernation. Unser Dorf gehört zu keiner dieser Nationen. Unsere Vorfahren haben sich damals unabhängig gemacht und seither mischen sich die Nationen nicht in unsere Angelegenheiten ein. Ich selbst hatte auch nie Kontakt mit Elfen aus den anderen Nationen. Ich habe über sie gelesen. Über ihre besonderen Fähigkeiten. Jede Nation hat Bewohner, die das jeweilige Element bändigen können. Was ich persönlich sehr beeindruckend finde. Unsere Dorfälteste hat mir früher immer Geschichten über besondere Elfen erzählt. Die Gründer der vier Nationen. Die ersten Bändiger. Letzten Winter ist sie an ihrem hohen Alter gestorben und hat mir all ihre Bücher vermacht. Zum Lesen habe ich aber keine Zeit. Denn ich habe wichtigere Aufgaben zu erledigen. Unser Dorf ist zwar unabhängig, aber das bedeutet auch, dass wir von niemandem Hilfe bekommen und da unsere Ernte dieses Jahr sehr schlecht ausgefallen ist, müssen wir sehr sparsam sein. Mein bester Freund Shay ist vor ein paar Tagen aufgebrochen, um Proviant zu kaufen. "Lana?" Ich sehe auf. "Geht es dir gut?", fragt meine Mutter und holt mich aus meinen Gedanken. "Ja, es war nur ein Albtraum", flüstere ich, um meine Geschwister nicht zu wecken. Ich habe zwei jüngere Brüder. Der eine ist vor kurzem sechs Jahre alt geworden und der andere ist erst drei Jahre alt. Ich selbst bin neunzehn Jahre alt. "Was hast du geträumt?", fragte meine Mutter und streicht mir meine pechschwarzen Haare aus dem Gesicht. "Ich weiß es nicht mehr", lüge ich. Die Wahrheit will ich ihr nicht sagen. Ich will sie nicht beunruhigen. "In Ordnung. Versuch noch ein wenig zu schlafen. Es ist nicht mehr lange bis zum Sonnenaufgang." Ich nicke und lege mich wieder hin. Meine Mutter lächelt sanft und geht wieder in ihr Schlafbereich. Seit dem Tod meines Vaters, versuche ich meiner Mutter so viel wie möglich zu helfen. Ich schließe die Augen, aber einschlafen kann ich nicht mehr.
Ich bin gerade dabei, die Wäsche aufzuhängen, als ich ein abscheuliches Geräusch höre. Es ertönt noch einmal und diesmal scheint es näher zu sein. Ich sehe in die Richtung aus der das Geräusch gekommen ist. Ich lege meinen Kopf schief, doch dann weiten sich schon meine Augen. Ein Allesverschlinger! Es fliegt direkt in die Dorfmitte. Ich lasse den Wäschekorb fallen und renne los. Der Allesverschlinger ist nicht der Einzige, der uns angreift. Ich sehe wie zwei Dutzend schwarze Krieger die Häuser verwüsten. Ich stehe wie gelähmt da und beobachte das entsetzliche Szenario. Mein ganzes Dorf wird niedergemetzelt. "Mom", entfährt es mir und ich renne doch noch los. Doch unser Haus steht nicht mehr. Es wurde niedergerissen und es steht in Flammen. "Nein!" Ich sehe wie einer der Krieger meine Mutter hinter sich mit zerrt. "Mom!", schreie ich und renne los um meiner Mutter zu helfen. Aber ich komme nicht zwei Schritte, bevor mir jemand etwas gegen den Kopf schlägt und ich in eine schwarze leere falle.