Als ich wieder zu mir komme, spüre ich nur Schmerzen am ganzen Körper. Aber das muss ja bedeuten, dass ich noch lebe. Aber warum bin ich noch am Leben? Ich öffne langsam die Augen und richte mich ein wenig auf. Keine Spur von den Kriegern und auch der Allesverschlinger ist nicht mehr da. Aber dafür ist eine Menge Rauch zu sehen. Ich versuche aufzustehen, stolpere aber und falle auf alle viere. Kieselsteine bohren sich in meine Handflächen. Ohne sie zu beachten, stehe ich erneut auf. Diesmal langsamer. Dann laufe ich langsam los und stütze mich dabei an der Mauer. Als ich niemanden sehe, steigen mir Tränen in die Augen. Meine Brüder! Ich beschleunige meine Schritte und als ich unsere Hütte betrete, ist diese leer. Nirgends ist jemand zu sehen. "Kacper? Alois?", rufe ich, aber es kommt keine Antwort. "Mom? Ist jemand da?" Ich klettere über einen umgefallenen Stuhl. Als ich ein Geräusch höre, laufe ich schnell zu meinem Bett, packe mir ein paar Sachen ein und verlasse die Hütte durch den Hintereingang. Ich spähe um die Ecke und sehe zwei Krieger. Sie sind also doch nicht weg. Aber wo ist meine Familie? Ich halte mich gedeckt. "Das waren wohl alle", sagt der eine. Seine Stimme kommt gedämpft, da er ein Helm trägt. "Die Gesunden haben wir mitgenommen, die Alten und Kranken hat der Allesverschlinger bekommen." Ich schlage mir die Hand vor mein Mund, um nicht aufzuschreien. Die Hälfte meines Dorfes bestand aus Alten und teilweise Kranken. Doch das heißt dann, dass meine Brüder noch am Leben sind. "Wir müssen zurück nach Düstersteig. Die Generalin erwartet uns." "Dann los, du weißt, wie sehr sie es hasst, warten gelassen zu werden." Ich luge aus meinem Versteck und sehe zu wie die Krieger in einem Tornado ähnlichen Wind verschwinden. Zurück bleibe nur ich. Meine Familie muss also in Düstersteig sein. Zu blöd, dass ich nicht weiß, wie ich dort hin komme. Natürlich, der Anführer unseres Dorfes muss doch eine Karte besitzen. Ich schleiche mich zu seiner Hütte, von dem nicht mehr viel übrig ist. Ich schaue mich in seiner Hütte um und finde schließlich eine Karte. Sie ist an einer Seite etwas angebrannt, aber ich kann Düstersteig erkennen. Nicht gerade eine einladende Gegend, aber ich muss meine Familie befreien. Um nach Düstersteig zu gelangen muss ich durch die Gebiete der Feuernation. Dabei muss ich folgende Orte überqueren: Sonnenstadt, Donnerschlucht und Drachenwalde. Die letzten zwei klingen nicht besonders einladend. Merkwürdig, an Sonnenstadt grenzt ein Land namens Mondhöhe. Das ist doch völlig der Gegensatz dazu. Dann sehe ich ein Symbol hinter dem Namen. Diese Stadt gehört der Wassernation. Also gut, dann mal los. Ich packe die Karte ein, binde meine Haare zu einem hohen Zopf und schnappe mir einen Umhang und ziehe die Kapuze tief ins Gesicht. Anschließend schnappe ich mir ein Schwert, welches der Anführer unseres Dorfes versteckt hält. Ich binde mir einen Gurt um die Hüfte und befestige das Schwert daran. Ich klappere die Hütten ab und nehme das Geld, welches ich finde und natürlich Nahrung und verstaue es in meiner Tasche. Ich wünschte nur, dass Shay hier wäre. Aber ich muss das auch selbst schaffen. Für meine Familie. Ich verlasse mein Dorf und laufe in den Wald. Denn ich muss den Wald überqueren um in die nächste Stadt zu gelangen. Ich hoffe nur, dass mir kein Monster entgegen kommt. Mein Herz klopft wie wild, als ich mein Dorf hinter mir lasse. Auch eine Träne löst sich aus meinem Augenwinkel und rollt mir die Wange herunter. "Ich werde euch retten", flüstere ich in die Stille und betrete den Wald, den ich als Kind nie betreten durfte.