Warnungen: Gewalt, Tod
Ich wehre mich, aber sie halten meine Arme fest umklammert.
Trotz meiner ruckartigen Bewegungen ist ihr Griff einer Schraubzwinge gleich.
Es tut weh.
Sie zerren mich nach draußen.
Zum Galgenbaum.
Dort wo schon unzählige andere vor mir ihr Leben gelassen haben.
Körper in unterschiedlichen Stadien der Verwesung hängen von den starken Ästen der alten Eiche.
Blätter hat sie im Winter keine.
Ich flehe um mein Leben, aber sie geben nicht nach.
Einer aus der Gruppe holt ein Seil und wirft es über einen freien Ast.
Dort werde ich also gleich baumeln.
Ich schlucke schwer.
Angst macht sich in mir breit.
Kalter Schweiß bricht mir aus und Tränen rinnen über meine Wangen.
Ich blicke nach oben.
Gleich werde ich hängen.
Zwischen einem Skelett und einer Leiche, der eine Krähe gerade die Augen auspickt.
Der Anführer legt mir die Schlinge um den Hals.
"Es war doch nur ein Stück Brot", flüstere ich. "Bitte … meine Kinder hatten solchen Hunger"
Mein Flehen wird nicht erhört.
"Das Brot gehört dem Herrn. Du kennst die Strafe und zahlst jetzt den Preis!"
Die Worte des Büttels sind gnadenlos und kalt.
Nur noch zwei Mann halten mich.
Die anderen begeben sich ans andere Ende des Seils.
Ruckartig ziehen sie mich hoch.
Die Hände lassen los.
Meine Füße zappeln instinktiv.
Meine Hände greifen an meinen Hals.
Sie zieht sich mit jedem Ruck fester zu … die Schlinge.
Es ist schwer zu Atmen.
Das Seil reibt meine Haut wund.
Ich wehre mich weiter.
Mein Blickfeld wird immer kleiner.
Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen.
Ich höre das Knarzen des Astes über mir.
Das Schnaufen der Wachen.
Aber es wird leiser.
Wie als hätte ich Watte in den Ohren.
"Alles wegen einem Stück Brot", denke ich noch und dann gar nicht mehr.