Das würde nichts bringen.
Es hatte bisher alles nichts geholfen.
Weder der Igelball mit den noppenartigen kleinen Stacheln, der mit zu sanftem Druck über ihre Handinnenflächen und die Oberschenkel fuhr oder das Riechsalz, das zwar eklig roch, aber nicht stechend genug in ihre Nase biss. Nicht das Sprechen über ihre Ängste, Sorgen und Nöte, weil einfach niemand verstand, wie eng es in ihrer Brust war und es doch kein Entkommen zu geben schien.
Warum sollte es helfen, wenn sie nun diesen dummen Bogen in die Hand nahm?
Wenn doch bisher alle anderen Skills versagt hatten?
Weder das Malen mit den Fingerfarben hatte geholfen, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Eine weiße Leinwand war auch nicht sehr aussagekräftig.
Auch das Herumgehopse zu sphärischen Rhythmen war ein Reinfall gewesen. Kein Wunder. Wenn sie doch vor Anspannung erstarrt war.
Die Rollenspiele waren ein Flopp gewesen. Wie hätte sie jemand anderen darstellen sollen? Sie kannte sich selbst ja nicht einmal mehr.
Nun wollten diese Leute sie hierzu drängen. Nein, ‚ermutigen‘. So nannte man das hier.
Mit Pfeil und Bogen. Was sollte das schon bringen?
Wenn sie die Sehne spannte. Die Spannung spürte, der auf dem Bogen lastete. Wie sehr er sich dehnte und verbiegen konnte. Zum Zerreißen gespannt. Sie hielt unwillkürlich die Luft an. Dann ließ sie los. Und der Pfeil flog, als die Sehne ihn davon katapultierte.
Etwas in ihr tickte. Nicht aus, sondern anders. Im Rhythmus. Sie sah zu, wie der Pfeil die Zielscheibe erreichte und mit einem dumpfen Laut im Holz einschlug. Es zog in ihrem Herzen. Es berührte sie so ungeahnt.
Sie legte den nächsten Pfeil ein und spannte den Bogen. Atmete ruhiger. Im Einklang mit ihrem Herzen. Das erste Mal seit so langer Zeit. Die Sehne spannte sich und dann ließ sie los. Nicht nur diese sondern auch ihren Kummer und die Anspannung in ihrem Inneren. Irgendwie.