Anmerkung der Autorin: EinSatz in kursiver Schrift hervorgehoben
Es war eines dieser grauenvollen Klischees, wie der unschuldige Schnee die schlanke Gestalt umwirbelte. Beinahe albern kam er sich vor, wie er diesen Mann dort beobachtete, der in einen langen schwarzen Mantel gehüllt alles gab, um eine möglichst eindrucksvolle Erscheinung abzugeben. Doch so unsinnig gestellt diese Szene wirkte, so affektiert dieses Verhalten anmutete, so grauenerregend real war das Schlachtfeld zu dessen Füßen. Da half auch die Kräuterpaste unter seiner Nase nichts, die sein bester Freund ihm bereitet hatte, der Gestank fraß sich in seine Nebenhöhlen.
Vermutlich sollte es ihm mehr zusetzen, eine solche Tat vor sich zu sehen. Doch die Wahrheit war, dass auch er keiner von denen war. Von den Guten. Die traurige Realität sah anders aus. Die ‚Guten‘ gab es schon lange nicht mehr. Das Böse stand dort, umwirbelt von tanzenden Schneeflocken. Er selbst irgendwo dazwischen.
„Du hast genug gewütet, Oscar“, sprach er das Monster an, das einst ein Mensch gewesen war.
„Du hast versprochen, mir nicht zu folgen, Tadhg“, trug der Sturm die vertraute Stimme zu ihm hinüber.
Seufzend neigte er das Haupt. Er hatte befürchtet, Oscar zwingen zu müssen. So drang der dunkle Magier in den Geist des anderen. Doch so schnell gab der sich nicht geschlagen. Die Flocken formten sich zu spitzen Nadeln, die roten Tropfen fielen zu Boden. Hart biss Tadhg die Zähne aufeinander. War das überhaupt noch Oscar? Wenn er schon so weit ging, seinen Zorn selbst gegen ihn zu richten? Weiter peitschte er sich an, drang tiefer in die Seele des anderen. Bis die hochgewachsene Gestalt mit dem wehenden schwarzen Mantel zu Boden sank. Die Nadeln fielen weich auf Tadhgs geschundene Haut, bedeckten seinen schmerzenden Körper.
Als er über der Schicht Schneeflocken auftauchte, lachte er aus vollem Halse.
„Punkt für mich, kleiner Bruder“, keuchte er triumphierend.
Wenn das Gute nicht existiert und das Böse sich erhebt, bleibt die Rettung an denen, denen man niemals trauen sollte.