Schwungvoll setzte sie an und zog einen klaren Bogen, betonte die natürliche Form des Auges, wie sie es gelernt hatte, veränderte dann jedoch den Augenwinkel ganz gezielt und ließ den Strich lang zum äußeren Rand der Augenbraue hin spitz auslaufen. Kritisch trat Kira einen Schritt zurück, brummte unzufrieden und trat dann wieder auf ihr Versuchsobjekt zu.
„Das Auge geschlossen halten bitte“, wies sie an.
„Mhm“, wurde geduldig gemurmelt.
Nun verbreiterte sie den Lidstrich sanft, aber nicht zu stark, es sollte nicht übertrieben wirken. Elegant, nicht ordinär. Im äußeren Winkel trug sie etwas der Farbe wieder ab, verstärkte den Effekt, den sie kreieren wollte etwas und veredelte mit einem letzten Dreh aus ihrem Handgelenk.
„So“, machte Kira zufrieden, „bitte nun das Lid vorsichtig öffnen.“
Wie angewiesen hob sich der Wimpernkranz und gab den Blick auf eine leuchtende grüne Iris darin frei. Durch den gezogenen Lidstrich hatte Kira eine ganz wunderbare Betonung dieser katzenartigen Augen geschaffen. Eine Illusion, die dem Gesicht etwas animalisch Schönes verlieh.
„Und?“, brummte ihr auserkorenes Modell neugierig.
„Ich muss erst noch das andere Auge schminken. Du musst ganz still halten, damit es symmetrisch wird.“
Ein Nicken und wohlwollendes Schmunzeln. Dann machte Kira sich wieder an die Arbeit. Beinahe fünfzehn Minuten brauchte sie, um eine exakte Kopie herzustellen. Doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen.
„Willst du mal schauen?“, fragte Kira plötzlich scheu.
Immerhin war es erst ihre zweite Arbeit, die sie für die Ausbildung ausgearbeitet hatte und wollte, dass es schön aussah.
„Klar, Spätzchen. Ich bin sicher, es ist fantastisch!“
Durch den Zuspruch bestärkt, gab Kira den Spiegel weiter. Mit stolzem Lächeln betrachtete ihr Vater seine perfekt geschminkten Katzenaugen und drehte den Kopf von links nach rechts.
„Du wirst eine tolle Visagistin, Spätzchen. Und nun fotografiere das. Für dieses Instraklam. Soll doch jeder sehen, was du drauf hast!“