Du bist Arthrax Sundergeer.
„Das ist aber ein gefährliches System! Und das funktioniert wirklich mit dem Gift? Wie?“ Während du Zweifel vorschiebst, siehst du unauffällig zu Aji und Allyster. Dem harten Zug um ihre Mundwinkel entnimmst du, dass sie sich ebenfalls bereit machen.
„Solange ihr nicht lügt …“
„Aber wie bestimmt dieser Trank, ob wir lügen oder nicht? Das ist ein Haufen Flüssigkeit! Wie könnte ein Gift die Wahrheit unserer Worte beurteilen?“
Nun tauschen die Druiden unsicherere Blicke. „Nun, wir können euch beruhigen“, setzt Tanndorn an.
Du erkennst deine Chance. Die Anspannung der vier hat nachgelassen, da sie – wenigstens für den Moment – nicht glauben, dass ihr sie belügen wollt. Ohne jede Vorwarnung stößt du den Krug vor und wirfst den Druiden damit das merkwürdige Gemisch ins Gesicht. Du springst auf, deine Axt fliegt fast von selbst in deine Hand. Einer der Druiden taumelt mit einem Gesicht voller Flüssigkeit rückwärts. Du lässt die Axtschneide in den zweiten krachen und rennt zwischen den beiden hindurch, gefolgt von Allyster und Aji. Ihr schwingt euch auf die Pferde und hetzt sie zum Galopp, während hinter euch rötliche Wurzeln aus dem Boden brechen und euch verfolgen. Dicht über Atesh‘ Hals gebeugt siehst du zurück. Die Druiden haben euch fast mit einem komischen Zauber erwischt, doch ihr seid knapp entkommen.
Mit donnernden Hufen türmt ihr in die Nacht hinein, während hinter euch wütendes Geheul erklingt. Die Druiden nehmen die Verfolgung auf, und wie ihr bereits festgestellt habt, sind sie schnell. Und diesmal rennen sie. Obwohl ihr sie überrumpelt habt, schließen sie bald auf.
„Arthrax!“, brüllt Allyster dir zu.
Verständnislos siehst du ihn an. Was will er denn jetzt von dir? Du bist nicht für diesen Mist verantwortlich.
„Der Ammonit!“, ruft Allyster und du verstehst. Natürlich! Der Schöpferstein kann euch unsichtbar machen. Brenna hat ihn dir überlassen und du trägst ihn unter dem Hemd.
Genau wie auch den Vesuvian, der euch von dem Gift hätte heilen können. Dass man immer zu spät an solche Lösungen denkt!
Du zieht den Schneckenhaus-Stein hervor. Allyster lenkt Melréd scharf nach links, Atesh folgt, und du aktivierst den Schöpferstein.
Dann bleibt ihr lautlos stehen. Wenig später donnern zwei Druiden vorbei. Die anderen scheinen noch am Feuer zu sein, vermutlich der, den du verletzt hast, und einer, der sich um ihn kümmert.
Die Schritte eurer Verfolger werden dagegen leiser.
„Arthrax, nimm den Stein wieder runter“, zischt Allyster. „Wir brauchen unsere Kräfte noch.“
Du senkst die Hand und kannst den Schimmel mit seinen beiden Reitern erkennen.
„Wieso sind wir weggerannt? Arthrax hätte uns doch heilen können“, fragt Aji.
Kleiner Scheißer.
„Wir reiten am besten ein wenig nach Norden, bevor wir uns weiter zum Steinrund durchschlagen“, murmelt Allyster, ohne den jungen Wandling zu beachten.
„Wissen wir denn, wo die Stadt ist?“, gibst du zu bedenken.
„So viele Städte gibt es hier schon nicht.“
„Wir reden hier von verrückten Baumwesen, die Wahrheitsgift trinken“, rufst du ihm ins Gedächtnis. „Wenn ihre Stadt jetzt wirklich nur ein Ring aus Steinen auf irgendeinem Hügel ist?“
Allyster zögert.
„Lasst uns warten, bis die Druiden weiterziehen. Wir folgen ihnen zur Stadt“, sagst du. „Sie werden uns direkt dorthin führen, immerhin müssen sie ihren Leuten von uns erzählen. Wir schleichen unsichtbar hinterher und schon sind wir in der Stadt! Vielleicht führen sie uns direkt zum Schöpferstein.“
„Hast du ihre Magie eben gesehen?“, knurrt Allyster. „Wenn sie uns bemerken, sind wir tot.“
„Das sind wir auch, wenn wir im Wald auf eine Patrouille anderer Druiden stoßen.“
„Und“, fährt Allyster mit scharfer Stimme fort, „wir kämen in eine Stadt, die kürzlich vor uns gewarnt wurde. Wir sollten vor den Druiden dort sein, wenn wir eine Chance haben wollen.“
Du grummelst leise. Dein Weg erscheint dir immer noch besser. Aber vielleicht hat Allyster ja doch recht mit seiner Sorge … Die Druiden sind immerhin auch verflixt schnell, und ihre Macht solltet ihr nun wirklich nicht unterschätzen.
Du …
- … beharrst auf deiner Meinung. Lies weiter in Kapitel 21.
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- … stimmst Allyster widerstrebend zu. Lies weiter in Kapitel 22.