weil ich genug zu essen habe. Meldungen über eine durch den Krieg in der Ukraine verschlimmerte weltweite Ernährungskrise erzeugen einen um so schlimmeren Brechreiz. Manchmal muss auch die Seele kotzen und meine tut es!
Nichts von dem Elend beruht auf unabweisbaren materiellen Zwängen. Krieg und Hunger sind ausschließlich die Folge von gut organisierter Dummheit und als Tradition schön gelogenem und über Generationen vererbtem Wahn.
Hunger?
Dürre?
Die Menschen wussten schon vor 5000 Jahren, wie man in trockenen Regionen mit Bewässerung Landwirtschaft betreibt. Wasser genug ist da, die Erde ist zu 70 Prozent davon bedeckt. Bewässerungslandwirtschaft ist nicht ohne Probleme. So hatten schon die Sumerer mit versalzten Böden zu kämpfen. Aber die einen lösen Probleme, die anderen erfinden Ausreden und jammern über selbst verschüttete Milch. Vor allem, wenn der eigene Kühlschrank voll und die Seele so abgestumpft ist, dass sie keinen Brechreiz empfindet.
Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Daher kenne ich die Landwirtschaft alten Stils vom Augenschein und habe eine vage Vorstellung von ihren Stärken und Schwächen. Maschinenstürmerei und »zurück zur Natur« bringen uns nicht weiter. Anstelle einer oft destruktiven und zerstörerischen Intensivlandwirtschaft brauchen wir eine nachhaltige und umweltverträgliche »industrielle Revolution« in der Herstellung von Nahrungsmitteln. Es kommt nicht darauf an, ob Pflanzen in Gewächshäusern gezogen oder Tiere in mehrstöckigen Ställen gehalten werden, sondern wie. Geschieht es umweltfreundlich und artgerecht, könnte eine Entkopplung der Erzeugung von Nahrungsmitteln von der Bodenfläche die Menschheit nicht nur bei der Ernährung voran bringen.
Sesshaftwerdung und Ackerbau haben die Menschheit in den letzten zehntausend Jahren weiter gebracht und zugleich in eine Sackgasse geführt. Mit der Landwirtschaft haben wir Überschüsse erwirtschaftet und immer mehr Menschen konnten sich mit anderen Dingen als der Erzeugung von Nahrungsmitteln befassen. Ohne Ackerbau hätten wir weder die Schrift noch den Computer. Die Menschheit hat diesen Fortschritt auch mit Verschlechterungen erkauft. So lebten in den ersten Ackerbaukulturen die Menschen eher schlechter denn besser als die Jäger und Sammler. Ihre Gesundheit war schlechter und die Lebenserwartung geringer und vermutlich glaubten schon in den ersten festen Siedlungen Menschen, dass früher – zu Zeiten der Nomaden - alles besser war.
Der Besitz von Land hat die Menschen misstrauisch und engstirnig gemacht. Die Welt bekam Grenzen und die Menschen führen seitdem immer wieder Kriege, um sie zu verschieben. Besitz will nicht nur vermehrt, sondern auch vererbt werden. Das Patriarchat und das Verbot des Ehebruchs in den Zehn Geboten dienen dazu, erbberechtigte Nachkommen zu erhalten.
Erscheinungen wie der »Bauernphilosoph« Heidegger und die Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis zeugen davon, wie sehr die ökonomische Basis Landwirtschaft den geistigen Überbau der Menschheit korrumpiert hat und noch heute korrumpiert. Das Problem sind nicht die Bauern, die oft nicht anders können und die seit Jahrtausenden den Überbau durchfüttern. Das Problem ist der geistige Überbau – Priester und Philosophen, Intellektuelle und Wissenschaftler – der anders kann und neue Wege finden muss.
Zu den Folgen der Hungerkrise:
https://www.tagesschau.de/ausland/bericht-ernaehrungsunsicherheit-101.html