Die Zahlen haben immer mehr Nullen und die Logik wird immer absurder. Sie beziehen sich auf die weltweiten Rüstungsausgaben, die 2023 einen neuen Höchststand erreichten. Sie betrugen 2,28 Billionen Euro und das waren etwas mehr als 2 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes. Die Angaben stammen aus einem Artikel der Zeitschrift »Capital«, der hier nachzulesen ist:
Erklärt wird der Anstieg der Militärausgaben mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine. Viele Staaten würden lieber auf »harte Sicherheit« anstatt auf Diplomatie setzen. Anstatt das Problem kollektiver Destruktivität an den Ursachen zu verstehen und zu lösen, begegnet man der Gewaltsamkeit, in dem man immer mehr Ressourcen darin investiert, Gewalt anzudrohen und notfalls auszuüben.
Schuld hat immer der Gegner.
Das hat auch Herr Putin beim Beginn des Krieges gegen die Ukraine am 22. Februar 2024 behauptet. Seitdem hat er mit seinen Aktionen nicht nur die Ukraine zu großen Teilen zerstört, sondern Russland selbst ruiniert. Die Ukraine braucht nur entschlossene Unterstützung aus dem Westen und Hilfe beim Wiederaufbau. Den werden sie und ihre Unterstützer vielleicht Russland als dem Verursacher der Zerstörungen in Rechnung stellen. In Russland mag die Herrschaft von Herrn Putin kollabieren, wenn er vor sein Volk treten und ihm erklären muss, warum ein mit vielen Opfern verbundener Krieg vorbei und verloren ist. Um an der Macht zu bleiben, setzt er den Krieg fort und würde nicht davor zurückschrecken, mit militärischen Abenteuern in anderen Ländern sein Volk von der desolaten Situation ihres Landes abzulenken. Beispiele dafür gibt es in der Geschichte und wer »Geschichte macht«, lernt nicht aus ihr, sondern wiederholt sie.
Ist es nicht falsch und irrsinnig, aus Putins Krieg die »Lehre« zu ziehen, immer mehr Ressourcen für an sich nutzlose Vorrichtungen zum Töten und zur Zerstörung auszugeben? Die Menschen leiden darunter und laufen Gefahr, von Kräften terrorisiert zu werden, die nur eines können: Krieg führen.
Im Jahr 2023, in dem die Welt 2 280 Milliarden Euro für Rüstung ausgab, lebten auf ihr 8 Milliarden Menschen. Quelle:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1716/umfrage/entwicklung-der-weltbevoelkerung/
Daraus ergeben sich pro Person Rüstungsausgaben von 285 Euro. Für einfache Menschen hierzulande entspricht das ungefähr dem, was sie in einem Monat für Lebensmittel ausgeben. Für die Ärmsten auf der Welt mag es ein halbes oder gar ein ganzes Jahreseinkommen sein. Ressourcen, die den Menschen für ein friedliches Leben fehlen, stehen ungebraucht »zur Abschreckung« herum oder werden in Manövern bewegt. Kommen sie zum Einsatz, weil die Abschreckung versagt hat, werden Menschen getötet und Länder zerstört und die Welt immer tiefer in eine Spirale aus Gewaltandrohung und Gewalt gezogen.
So gut wie jeder andere Verwendungszweck für die 285 Euro pro Person und Jahr würde das Leben besser, die Menschen friedlicher und die Welt sicherer machen als ihr Gebrauch für Rüstungsgüter. Daraus ergibt sich eine pazifistische Grundhaltung, aber Pazifismus hat den großen Nachteil, dass er nur funktioniert, wenn ihn alle Seiten übernehmen. Es hat in Europa zwei katastrophale und mit Völkermord verbundene Kriege gebraucht, bis sich nach 1945 eine Mischung aus Pazifismus und Abschreckung durchsetzte. Die Welt sollte nicht noch länger warten.