„Danielle, bist du da?“
Sie atmete tief durch und kämpfte ihre Enttäuschung nieder. Das war nicht Matts Stimme, dort vor der Tür. Das war Mitch.
„Komm rein“, sagte sie unter Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft und lehnte sich erschöpft gegen das Fenster, durch das sie in den letzten Minuten gedankenlos nach draußen gestarrt hatte.
Mitch riss schwungvoll die Tür auf und betrat mit einem strahlenden Lächeln den Raum.
„Hey, schön dass du da bist! Ich wollte dich fragen...“ Er bemerkte Danielles vom Weinen gerötete Augen und brach erschrocken ab. „Hey, geht es dir nicht gut, Süße?“ Beunruhigt blieb er an der Tür stehen. Dann fiel sein Blick auf die Reisetasche. Geistesgegenwärtig schloss er die Tür hinter sich und ging zu ihr hinüber. „Was ist passiert?“, fragte er, umfasste ihre Schultern und sah in ihre Augen. „Danielle, rede mit mir!“
Sie blickte ausdruckslos an ihm vorbei ins Leere.
„Ich verlasse euch“, sagte sie leise.
Mitch glaubte sich verhört zu haben. Gleichzeitig beschlich ihn ein unheilvolles Gefühl.
„Natürlich verlässt du uns“, meinte er sogleich beschwichtigend und versuchte trotz allem noch ein wenig fröhlich zu klingen. „Weil du zu Matt ziehst. Aber das ist doch kein Grund…“
„Ich ziehe nicht zu Matt“, unterbrach ihn Danielle, und ihre Mundwinkel zuckten verdächtig. „Ich gehe weg aus Sunset City. Das Taxi muss jeden Moment da sein.“
Sein Magen zog sich augenblicklich schmerzhaft zusammen.
„Was sagst du da?“
„Die Ferien sind zu Ende und der Traum ist ausgeträumt. Es ist vorbei, Mitch“, sagte sie bitter und wollte sich abwenden, doch er hielt sie fest.
„Komm schon, Danielle! Was ist los?“
Sie schluckte.
„Matt hat andere Pläne für sein künftiges Leben. Für mich ist darin kein Platz.“
„Was zum Teufel erzählst du denn da für einen Unsinn?“, rief Mitch verständnislos. „Matt liebt dich mehr als alles andere auf der Welt! Ich habe ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr so glücklich gesehen. Gestern haben wir eure Verlobung gefeiert, was ja bedeutet, dass ihr bald heiraten werdet!“
Aufseufzend löste sie sich aus Mitchs Armen und wandte sich wieder zum Fenster um.
„Er möchte mit Marina zusammen sein. Ich habe schon immer geahnt, dass die beiden noch viel mehr verbindet, als er zugeben wollte. Jetzt habe ich die Bestätigung. Marina bekommt ein Kind von ihm, und er wird sie nicht im Stich lassen.“
„Was?“ Fassungslos starrte Mitch sie an. „Das kann nicht sein! Nein, das glaube ich nicht...“
„Glaub es“, erwiderte sie knapp. „Er war vorhin hier und hat es mir selbst gesagt. Und das Schlimmste an der Sache ist, es schien ihm nicht einmal allzu viel auszumachen. Er hat mir sogar vorgeschlagen...“ Sie unterbrach sich und fuhr sich nervös mit den Fingern durchs Haar. „Lassen wir das. Das tut nichts zur Sache.“
Mitch trat wieder zu ihr und drehte sie zu sich um, so dass sie erneut gezwungen war, ihn anzuschauen.
„Was, Danielle? Was hat er dir vorgeschlagen?“
Er sah, wie sie mit sich kämpfte. Dann war es plötzlich um ihre lang bewahrte Fassung geschehen.
„Er meinte, ich könne mich doch weiter heimlich mit ihm treffen, während er mit Marina zusammenlebt“, meinte sie aufschluchzend und barg den Kopf an seiner Schulter. Jetzt kamen die Tränen, die sie mühevoll vor ihm zurückgehalten hatte. Mitch strich ihr übers Haar. Was er eben gehört hatte, konnte er nicht glauben. Er kannte Matt Shelton schon so lange, und das hier... Nein, das passte überhaupt nicht zu seinem Freund. In keiner Weise.
Und dennoch, Danielle konnte sich doch nicht verhört haben!
Wortlos hielt er sie in den Armen, während sie weinte. Es tat ihm unsagbar weh, sie so leiden zu sehen, und er schwor sich in Gedanken, der Sache auf den Grund zu gehen und Matt zur Rede zu stellen, sobald sich die Gelegenheit ergab.
Als hätte sie seine Gedanken erraten, hob Danielle plötzlich ihr tränennasses Gesicht und blickte ihn an.
„Versprich mir, dass du dich nicht einmischst, Mitch!“
„Das kann ich dir nicht versprechen! Ich werde auf jeden Fall mit Matt reden!“
„Nein! Das wirst du nicht. Zwischen ihm und mir ist alles gesagt. Du wirst dich aus dieser Sache heraushalten. Und vor allem wirst du ihm nicht sagen, wohin ich gehe.“
„Und wohin gehst du?“
„Nach Los Angeles. Sobald ich dort eine Bleibe gefunden habe, rufe ich dich an und gebe dir meine Adresse durch. Dann kannst du mir bitte meine übrigen Sachen nachsenden, denn heute nehme ich erst einmal nur meine persönlichsten Sachen mit. Aber es ist mir ernst, ich möchte nicht, dass Matt jemals erfährt, wo ich mich aufhalte. Ich will diesen Teil meines Lebens für immer hinter mir lassen, jetzt sofort, so schnell wie möglich.“
„Ist das nicht ein wenig überstürzt?“
„Mag sein, aber momentan kann ich nicht darüber nachdenken.“ Sie sah ihn mit ihren großen, braunen Augen an und wiederholte eindringlich: „Bitte versprich mir, dass du dich nicht einmischst! Diesmal nicht!“
Mitch kämpfte mit sich.
Oh, er würde sich Matt jetzt gar zu gerne vornehmen, um zu erfahren, warum er Danielle plötzlich und unerwartet derart wehtat. Aber gleichzeitig spürte er, wie ernst es ihr mit ihrer Bitte war. Wenn er ihr das Versprechen nicht gab, würde sie vielleicht für immer verschwinden, ohne dass er jemals erfuhr, wohin.
„Okay“, nickte er schließlich schweren Herzens. „Ich verspreche es, wenn auch nur ungern. Ich werde mich nicht einmischen.“
„Danke Mitch“, sagte sie erleichtert. „Du bist ein echter Freund. Es tut mir leid, euch alle so plötzlich zu verlassen. Aber wenn ich es nicht tue, werde ich hier keine Ruhe finden. Ich liebe Matt, ich habe ihm vertraut, und momentan weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll, dass er mich so verraten hat und ab sofort nicht mehr zu meinem Leben gehört. Deshalb muss ich gehen.“ Sie atmete tief durch und wischte sich die Tränen vom Gesicht. „Ich würde gern noch einen Augenblick allein sein, bevor das Taxi kommt. Bitte grüß Robyn von mir. Überlass ihr mein Zimmer und sag ihr, sie soll sich keine Sorgen machen. Ich werde mich ganz bestimmt bald bei ihr melden. „Und der hier...“ Sie reichte Mitch einen Umschlag „Der ist für Matt.“
„Ein Abschiedsbrief?“
„Nein. Sein Verlobungsring.“
Widerstrebend nahm Mitch den Umschlag. Danielle folgte ihm zur Tür.
Dort drehte er sich noch einmal um und umarmte sie spontan.
„Du wirst uns so unsagbar fehlen, Kleines“, sagte er mit belegter Stimme und küsste sie auf die Wange.
„Es war schön bei euch, die schönste Zeit meines Lebens“, erwiderte sie mit belegter Stimme und er nickte.
„Wir bleiben in Verbindung. Und wann immer du mich brauchen solltest, ich werde für dich da sein, vergiss das bitte nicht, Danielle!“
„Danke Mitch.“
Schnell schloss sie die Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Mit zitternden Knien stand sie da und fühlte plötzlich eine Leere in sich, die sie zu überwältigen drohte.
*
Nervös lief Marina in ihrem Wohnzimmer auf und ab.
Warum meldete sich Matt nicht endlich? Dabei hatte sie ihn schon mehrmals angerufen! Sie musste ihn unbedingt sprechen, bevor am Ende noch alles aus dem Ruder lief.
Nachdem ihn ihre Mutter heimlich aufgesucht und ihm die Neuigkeit brühwarm erzählt hatte, hätte er normalerweise reagieren müssen! Aber dass er gar nichts zu der Tatsache zu sagen hatte, dass er Vater werden würde, das verunsicherte sie nun doch irgendwie.
Ihre Mutter hatte schließlich durch ihre Einmischung schon genug Schaden angerichtet. Außerdem war sich Marina nicht sicher, wem Dolores bereits alles erzählt hatte, dass ihre Tochter ein Kind von Matt Shelton erwartete.
Grübelnd biss sie sich auf die Lippen und ihr Blick wanderte zur Uhr. Um diese Zeit war Matt garantiert noch im Büro.
Kurz entschlossen griff sie nach ihrer Tasche und verließ eilig die Wohnung.
*
Das Taxi war da.
Danielle nahm ihre Tasche, sah sich noch ein letztes Mal in dem kleinen Zimmer um und schloss dann schweren Herzens die Tür hinter sich.
Mitch trug ihr Gepäck zum Wagen.
„Bleib doch, Danielle. Wir sind alle für dich da“, wagte er einen letzten Versuch, doch sie lächelte nur müde.
„Danke Mitch, das weiß ich zu schätzen, aber das reicht mir einfach nicht. Der, mit dem ich mein Leben verbringen wollte, der will mich nicht mehr. Er hat sich für eine andere entschieden. Ich könnte es nicht ertragen, ihm jeden Tag zu begegnen.“ Sie schluckte. „Leb wohl. Ich melde mich. Grüß alle von mir.“ Sie stieg ein, doch bevor sie die Tür schloss, sah sie Mitch noch einmal eindringlich an. „Bitte denk an das Versprechen, das du mir gegeben hast. Ich verlasse mich auf dich.“
Mitch stand an der Straße und sah mit brennenden Augen dem Taxi nach, bis es hinter der nächsten Kurve verschwunden war.
„Ohne dich wird es hier nie mehr so sein, wie es war“, flüsterte er mit erstickter Stimme, und seine Füße waren schwer wie Blei, als er sich langsam umdrehte und mit hängenden Schultern zurück ins Haus ging.
*
„Wo soll`s denn hingehen, Miss?“ fragte der Taxifahrer, als er auf die Mainstreet abbog.
„Zum Landeplatz am Hafen.“
„Soviel ich weiß, startet dort um diese Zeit kein Flieger mehr.“
„Meiner schon.“
„Sie fliegen privat?“
„Ja.“ Danielle ließ sich in die Polster zurückfallen und starrte zum Fenster hinaus, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Ihre Augen brannten genauso wie der Schmerz, der in ihrem Inneren tobte und sie fast zu zerreißen drohte. Es war, als hätte man ihr mit einem Schlag alles genommen, was ihr Leben lebenswert machte.
Eine Straße weiter hörte sie wie durch eine Nebelwand erneut die Stimme des Fahrers:
„Oh, der hat wohl seinen Bus verpasst? Pech gehabt, wir sind schon besetzt.“
Verwirrt sah Danielle auf und erblickte im letzten Moment John O`Malley, der mit einem großen Reisekoffer etwas deprimiert an der Bushaltestelle stand. Als er das Taxi sah, hob er die Hand, um es heranzuwinken, in der Hoffnung, dass es unbesetzt war. Hatte der junge Arzt nicht gestern im OCEANS erzählt, dass er nach seiner Vertretungszeit heute wieder nach Los Angeles zurückfahren würde?
„Halten Sie bitte“, rief sie spontan. „Der Mann hat das gleiche Ziel wie ich. Lassen Sie ihn bitte mitfahren.“
*
„Ich wünschte, wir wären wieder im Mittelalter“, wetterte Edward, während er unaufhörlich in seinem Büro auf und ablief. „Damals hätte man solche Hexen wie Annabel Claire Parker bei lebendigem Leibe verbrannt!“
Seine Schimpfkaskade dauerte mittlerweile bereits eine gute halbe Stunde. Während er förmlich vor Wut über Annis unerwartete Entscheidung schäumte, schien Matt die Sache eher gelassen zu nehmen.
„Hör zu, Edward, es bringt nicht das Geringste, sich jetzt noch darüber so aufzuregen“, meinte er achselzuckend. „Anni hat ihre Anteile verkauft. Na und? Das ist ihr gutes Recht.“
Die Gleichgültigkeit seines Geschäftspartners brachte Edward nur noch mehr auf die Palme.
„Ihr gutes Recht?“, wiederholte er wutschnaubend. „Dieses hinterhältige Weibsstück! Das hat sie nur getan, um mir eins reinzuwürgen! Ich werde den Vertrag anfechten!“
Matt lehnte sich zurück und verdrehte genervt die Augen.
„Ich verstehe dich nicht. Die ganze Zeit hast du dich bei jeder Gelegenheit über Annis Inkompetenz beschwert. Jetzt bist du sie endlich los. Und hast eine Teilhaberin gewonnen, die nicht nur ein beträchtliches Kapital mit in die Firma bringt, sondern allem Anschein nach auch etwas vom Geschäft versteht.“
„Das wird sich erst noch zeigen“, schnaufte Edward und fuhr sich nervös mit der Hand über die Stirn. Matt grinste. In Wahrheit wusste er genau, worum es seinem Partner ging. Er hatte auf Annis Anteile spekuliert, um dadurch die Stimmenmehrheit zu erhalten und allein entscheiden zu können. Und Matt war sich auch der Tatsache bewusst, dass, wenn er selbst auf Annis Verkaufs-Angebot eingegangen wäre, sein Geschäftspartner jetzt noch weitaus dümmer dastehen würde. Edward konnte also von Glück sagen, dass alles anders gekommen war. Diese neue Teilhaberin war für ihn unter Garantie noch das geringste Übel.
Irgendwann zwischen den endlosen verbalen Attacken seines Geschäftspartners, die allesamt darauf hinausliefen, Anni die Pest an den Hals zu wünschen, blickte Matt zur Uhr.
Höchste Zeit, Feierabend zu machen. Er hatte Danielle versprochen, pünktlich zu sein, und durch Annis Auftritt vorhin war es ohnehin schon ziemlich spät geworden.
„Tut mir leid, Edward, aber ich muss los. Danielle und ich haben eine wichtige Verabredung.“
Edward schnappte nach Luft.
„Das ist nicht dein Ernst! Du willst mich hier allein lassen, mit dieser...“ Er deutete mit einer Handbewegung nach draußen „...dieser Neuen?“
„Sie wird dich nicht auffressen“, lachte Matt. „Setz deinen berühmten Charme ein! Du solltest sie erst einmal in Ruhe mit allen firmeninternen Angelegenheiten vertraut machen und ihr zeigen, was sie wissen muss.“
„Bin ich vielleicht ihre Sekretärin?“, erboste sich Edward. „Ich denke nicht im Traum daran! Soll das doch gefälligst Anni machen. Schließlich hat sie uns dieses ganze Dilemma eingebrockt.“
„Apropos Sekretärin“, griff Matt das Thema auf. „Wir werden zusätzlich jemanden einstellen müssen, wenn Miss Rodriges vorhat, aktiv bei uns mitzuarbeiten.“
„Eine persönliche Assistentin? Das fehlte noch. Kommt überhaupt nicht in Frage!“
Das Summen der Wechselsprechanlage unterbrach Edwards erneuten Wutanfall.
„Mister Shelton“, erklang Elisabeths Stimme. „Ihre… ähm, Misses Cortez-Shelton ist hier und wünscht Sie in einer dringenden Angelegenheit zu sprechen.“
„Marina?“ Erstaunt zog Matt die Augenbrauen hoch. „Okay, sagen Sie ihr, sie möchte sich bitte einen Augenblick gedulden. Ich bin sofort da.“
„Was will denn deine Ex-Frau von dir?“, fragte Edward, ungehalten über die Störung.
„Keine Ahnung.“ Matt erhob sich und ging zur Tür. „Wir sehen uns morgen. Und dass mir keine Klagen kommen, Partner! Behandle Miss Rodriges bitte höflich.“ Bevor Edward eine bissige Antwort geben konnte, hatte er den Raum bereits verlassen.
*
„Misses Hamilton?” tönte die Stimme des Sicherheitsbeamten aus dem Hörer. „Entschuldigen Sie die Störung, aber hätten Sie vielleicht einen Augenblick Zeit?“
„Worum geht es, Tyler?“
„Es geht um den Hotelsafe, Ma`m. Es ist uns unerklärlich, wie das passieren konnte, aber mehrere Hotelgäste haben uns gemeldet, dass angeblich Wertsachen aus ihren Schließfächern verschwunden seien. Die Polizei ist bereits vor Ort und hat alles untersucht. Wir bitten nun die übrigen Gäste, die ein Schließfach bei uns haben, dieses auf Vollständigkeit zu überprüfen.“
„Wir haben kein Bargeld im Safe. Von daher...“, erwiderte Sophia abweisend, denn sie war soeben von einem Besuch bei ihrer Tochter aus der Klinik zurückgekehrt und wollte sich ein wenig ausruhen. Nachdem sie den gemeinsamen Lunch mit Ron Austin zugunsten Carolines abgesagt hatte, vermutete sie, dass er nicht locker lassen würde, bis sie ihm eine neue Zusage machte.
„Würden Sie bitte trotzdem nachsehen, Mrs. Hamilton? Die Diebe hatten es anscheinend nur auf Schmuck abgesehen.“ Die pflichtbewusste Stimme des Sicherheitsbeamten duldete keinen Aufschub.
„Also schön.“ Sophia verdrehte genervt die Augen und fügte sich in ihr Schicksal. „Ich bin gleich da.“
Als sie unten ankam, führte Tyler sie in den Raum mit den Schließfächern.
„Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass so etwas in einem renommierten Hotel wie dem PAZIFIC INN passieren würde“, mokierte sie sich ungehalten.
„Ehrlich gesagt stehen wir bisher noch vor einem Rätsel Ma`m. Wir haben nur die Anzeigen einiger Hotelgäste, die diverse Schmuckstücke aus ihren Schließfächern vermissen.“
„Soweit zum Sicherheitsdienst in diesem Hotel“, meinte Sophia sarkastisch und sah zu, wie Tyler ihr Fach für sie öffnete.
„Ich lasse Sie jetzt allein, Misses Hamilton, damit Sie in Ruhe nachsehen können, ob alles vollständig ist. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie fertig sind. Ich warte draußen.“
Sophia beachtete ihn nicht weiter, sondern begann lustlos, den Inhalt des Schließfaches auf dem dafür vorgesehenen Tisch auszubreiten. Eigentlich hatte sie keine Ahnung, was sich außer ihrem Schmuck noch in diesem Safe befand. Sie hatte sich nie darum gekümmert.
Von ihren persönlichen Wertsachen schien auf den ersten Blick nichts zu fehlen, dazu fand sie wider Erwarten ein dickes Bündel Banknoten. Das Geld musste Edward hier deponiert haben, um es später zur Bank zu bringen, denn er bewahrte laut eigener Aussage nie viel Bargeld im Schließfach auf.
Die Reisepässe fielen ihr in die Hände und ein Ordner mit privaten Dokumenten. Sophia blätterte kurz darin und wollte ihn gerade zurücklegen, als ein eigenartiges Schriftstück ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war eine alte Zeichnung mit verschiedenen Beschriftungen am Rand.
Sophia überlegte, wo sie etwas schon einmal gesehen hatte.
Natürlich! In Edwards Büro lagen solche Zeichnungen herum, die auf den ersten Blick aussahen wie Landkarten aus einem Vermessungsbüro!
Sie betrachtete die Zeichnung genauer und plötzlich wusste sie, was darauf zu sehen war. Die Strandhöhlen!
Ein verklärtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dort hatte sie sich früher immer heimlich mit Edward getroffen, kurz nachdem sie beide sich kennengelernt hatten. Oh ja, das war eine so schöne und romantische Zeit gewesen! Leider war davon außer Erinnerungen nicht viel geblieben...
Wehmütig fuhr sie mit dem Finger an dem aufgezeichneten Küstenstreifen entlang und verharrte mit einem Mal irritiert.
Was war denn das hier? Jemand hatte den vierten und letzten Höhleneingang durchgestrichen!
Plötzlich erinnerte sie sich, wie sie letztens bei einem Spaziergang an den Höhlen vorbeigekommen war. Drei davon waren wegen der laufenden Arbeiten der Archäologen abgesperrt gewesen, und sie wusste noch genau, dass sie sich gefragt hatte, wo die vierte Höhle geblieben war. Sie war viel kleiner als die anderen und lag etwas versteckt, so dass nur wenige Menschen sie finden konnten. Sophia hatte schließlich vermutet, dass sie nach so langer Zeit den Eingang schlichtweg übersehen hatte. Jetzt jedoch kamen ihr plötzlich Zweifel. Irgendetwas stimmt hier nicht...
Wieso lag diese Karte in Edwards Privatschließfach und nicht in seinem Büro, wo sie eigentlich hingehörte?
Sie dachte daran, wie erbost und beunruhigt ihr Mann über die Kosten gewesen war, die der Firma durch die Untersuchung der Strandhöhlen zu entstehen drohten, ganz abgesehen von dem enormen Zeitverlust bis zu der notwendigen Sprengung! Sollte er am Ende vielleicht... Sophia lief plötzlich ein eiskalter Schauer über den Rücken.
„Das würdest du nicht wagen, Edward“, murmelte sie und starrte wie hypnotisiert auf das Papier vor sich. „Oder vielleicht doch?“
*
John verstaute sein Gepäck im Kofferraum des Taxis und warf dabei einen erstaunten Blick auf die bereits darin befindliche große Reisetasche.
„Hi!“ Er stieg in den Wagen und sah Danielle irritiert an.
„Sie sind allein? Wo ist ...?“ Ein Blick in ihr Gesicht ließ ihn verstummen.
„Wir fliegen ohne ihn“, sagte sie und machte den kläglichen Versuch zu lächeln. John deutete mit dem Daumen nach hinten.
„Ist das Ihr Gepäck?“
Sie nickte nur stumm.
Betreten sah er sie an und ihm fiel auf, wie blass sie war.
„Danielle... ich kann durchaus auf den nächsten Bus warten, wenn Sie lieber allein sein möchten.“
Sie schüttelte entschieden den Kopf
„Nein, bitte nicht. Ich möchte, dass Sie mich begleiten.“ Sie biss sich auf die Lippen und schluckte schwer. „Ich werde Ihnen später alles erklären.“
John nickte.
„Okay.“
Auf der Weiterfahrt zum Flugplatz betrachtete er sie mehrmals verstohlen von der Seite. Es tat ihm schrecklich leid, sie so unglücklich zu sehen. Es musste etwas wirklich Schlimmes geschehen sein, dass sie allein hier in diesem Taxi saß. Ohne Matt, dafür aber mit vollem Reisegepäck.
Das Ganze sah verdammt nach Flucht aus.
*
Marina stand neben Elisabeths Schreibtisch und knetete nervös die Henkel ihres winzigen Handtäschchens, das sie bei sich trug. Als sie sah, wie Matt das Zimmer betrat, straffte sie die Schultern, als müsse sie sich gegen ein bevorstehendes Unheil wappnen.
„Entschuldige, dass ich dich hier im Büro störe, aber ich muss ganz dringend mit dir reden!“
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, ich wollte sowieso gerade gehen“, erwiderte Matt mit einem kurzen Seitenblick auf Elisabeths neugieriges Gesicht, während er Marinas Arm ergriff und sie diskret zum Ausgang dirigierte. „Wir reden draußen.“ Bereits im Gehen begriffen, wandte er sich noch einmal an die Sekretärin. „Stellen Sie momentan bitte keine Anrufe für Mister Hamilton durch, Liz. Nach Miss Parkers letztem Auftritt war er... nun ja, sagen wir, er war leicht gereizt.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause und zwinkerte ihr grinsend zu. „Und rufen Sie die 9-1-1, falls es beim Zusammentreffen zwischen ihm und unserer neuen Teilhaberin zu einem Blutbad kommen sollte!“
Marina nickte Elisabeth zum Abschied verbindlich zu und folgte Matt wortlos nach draußen. Während sie beide den Lift betraten, sah er auf die Uhr.
„Ich habe einen wichtigen Termin, Marina. Von daher ist es heute etwas ungünstig...“
„Die Sache, wegen der ich dich seit Tagen zu erreichen versuche, ist ebenfalls äußerst wichtig, Matt“, unterbrach sie ihn leicht aufgebracht. „Nachdem du es nicht für nötig befunden hast, meine Anrufe zu beantworten, war ich gezwungen, so außerplanmäßig herzukommen.“
Matt seufzte ergeben.
„Okay, schon gut, ein paar Minuten habe ich sicher noch Zeit für dich. Lass uns in die Cafeteria gehen.“
Der Lift hielt und die Türen öffneten sich fast lautlos. Marina trat hinaus in die Eingangshalle.
„Nein, ich möchte lieber draußen mit dir reden, an der frischen Luft. Mir ist nicht gut.“
Er blieb stehen und maß sie mit erstauntem Blick, während er ihr zum Ausgang folgte.. „Du wirkst tatsächlich etwas blass. Was fehlt dir?“
„Das fragst du noch?“, erwiderte Marina bitter und trat hinaus ins grelle Sonnenlicht, das ihre Augen blendete. Sie blieb stehen und drehte sich nach ihm um. Blinzelnd sah sie ihn an.
„Was glaubst du denn, wie ich mich fühle? Schließlich bin ich schwanger!“
Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
„Du bist... schwanger? Gratuliere!“
Marina verdrehte nur genervt die Augen.
„Hör zu, Matt, ich bin nicht in der Stimmung für Spielchen. Ich will wissen, wie du dazu stehst!“
„Wozu, Marina?“
„Dazu, dass du Vater wirst!“
Wortlos starrte Matt seine Ex-Frau an. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor er den Sinn des eben Gehörten zu begreifen schien. Dann trat er einen Schritt zurück und hob abwehrend beide Hände.
„Was sagst du da? Ich werde Vater? Oh... nein, ganz sicher nicht, das ist ein schlechter Scherz!“
Marina maß ihn mit bösem Blick.
„Ein Scherz? Glaubst du wirklich, ich mache mit so etwas Scherze?“
„Darf ich dich daran erinnern, dass trotz allem Fortschritt immer noch zwei dazu gehören?“
„Natürlich. Du und ich. Erinnerst du dich nicht mehr an unsere gemeinsame Nacht vor ein paar Wochen, kurz nachdem ich nach Sunset City zurückgekehrt war?“
Matt spürte, wie seine Knie plötzlich weich wurden.
„Bist du sicher?“
Marina ignorierte ihr schlechtes Gewissen, das ihr Herz wie wild schlagen ließ. Schließlich ging es hier um ihre Zukunft, und um die Zukunft des Babys.
Sie nickte entschlossen.
„Hundertprozentig!“
Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
„Oh mein Gott! Das darf doch nicht wahr sein! Dabei kann ich mich noch nicht einmal an jene Nacht erinnern!“
Marina betrachtete ihn einen Augenblick lang verständnislos.
„Du tust ja gerade so, als würdest du eben erst von dem Baby erfahren! Dabei war meine Mutter doch gestern bei dir und hat es dir brühwarm erzählt.“
„Was redest du denn da, Marina? Bist du noch ganz bei Sinnen? Niemand war bei mir! Ich höre eben zum ersten Mal davon, dass du ein Kind erwartest.“
„Wir beide erwarten ein Kind... Unser Kind“, verbesserte Marina hartnäckig und überlegte insgeheim, ob ihre Mutter sie vielleicht, was den Besuch bei Matt betraf, absichtlich angelogen hatte, damit sie selbst endlich den Mut fand, mit ihm darüber zu reden. Aber ganz egal, wie dem auch sei, jetzt war es heraus, und es gab kein Zurück mehr.
Matt lehnte sich aufstöhnend an die von der Sonne erwärmte, schneeweiße Fassade der HSE und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen.
Das konnte doch wohl alles nicht wahr sein!
Eine Nacht... Und in dieser einen gottverdammten Nacht, an die er sich noch nicht einmal richtig erinnern konnte, hatte er den Kopf verloren, und nun das! Was würde Danielle dazu sagen, wenn sie das erfuhr!
„Alles in Ordnung, Matt?“, fragte Marina besorgt.
„Nein“, murmelte er. „Nichts ist in Ordnung.“
„Aber du hast dir doch immer ein Kind gewünscht“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen. Das brachte ihn wieder einigermaßen zur Besinnung. Er packte ihre Schultern und sah sie verzweifelt an.
„Marina, begreif doch endlich… Das war, als ich mit dir noch glücklich verheiratet war, als ich keine andere Frau auf der Welt so geliebt und begehrt habe wie dich!“
„Und das tust du jetzt nicht mehr?“
Seine Antwort traf sie wie ein Peitschenhieb.
„Nein. Und das weißt du auch!“
Sie befreite sich aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück.
„Nun, wie dem auch sei“, sagte sie mit eisiger Stimme. „Was kürzlich zwischen uns geschehen ist, lässt sich nun einmal nicht mehr ändern. Das wird auch deine kleine Freundin akzeptieren müssen.“
Matt starrte sie an.
„Was soll das heißen? Hast du es Danielle etwa erzählt?“
Sie lachte nur auf.
„Glaubst du denn, du könntest es vor ihr geheim halten? Wie gesagt, die halbe Stadt weiß es bereits.“
„Marina!“ Er hatte sie erneut gepackt und hielt sie fest. „Sag mir die Wahrheit, warst du bei Danielle?“
„Lass mich los, Matt, du tust mir weh!“
Einige vorübergehende Passanten drehten sich bereits nach ihnen um. Matt ließ widerstrebend die Arme sinken und trat einen Schritt zurück.
„Warst du bei ihr?“, wiederholte er zwar etwas verhaltener, aber seine dunklen Augen funkelten sie drohend an.
„Das war gar nicht nötig“, erwiderte sie mit dem Gedanken an ihre Mutter ausweichend und zog ihre Bluse glatt. „Mich interessiert viel mehr, was du jetzt tun wirst!“
Er schüttelte verständnislos den Kopf.
„Ich? Was soll ich denn tun? Was erwartest du von mir?“
Sie holte tief Luft.
„Ich erwarte von dir, dass du zu deinem Kind stehst, Matt. Ich erwarte von dir, dass du mich heiratest, wenn schon nicht mehr aus Liebe, dann wenigstens wegen des Babys.“
Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. In seinem Kopf flogen die Gedanken wirr durcheinander.
Was für ein Alptraum!
„Hör zu“, sagte er schließlich und bemühte sich mit ganzer Kraft, seiner Stimme einen einigermaßen ruhigen Klang zu verleihen. „Das war eben ein ziemlicher Schock. Ich muss das erst einmal in meinen Kopf bekommen. Bist du einverstanden, wenn ich dich morgen anrufe?“
Marina nickte.
„Natürlich. Aber lass mich bitte nicht wieder tagelang auf ein Lebenszeichen von dir warten. Ich will wissen, wie es mit uns weitergeht!“
„Ich rufe dich an“, wiederholte Matt. Einen Augenblick lang sah er sie nachdenklich an, die Frau, die einmal seine ganz große Liebe gewesen war, und plötzlich begriff er die ganze Tragweite dessen, was sie ihm gerade offenbart hatte. Da wuchs ein unschuldiges kleines Wesen in ihr heran, welches laut ihrer Aussage ebenso seines sein sollte. Obwohl er nach außen hin inzwischen wieder halbwegs beherrscht wirkte, tobte in seinem Inneren noch immer ein unbeschreibliches Gefühlschaos.
„Pass auf dich auf“, brachte er schließlich mühevoll heraus, bevor er sich abrupt umwandte und zu seinem Auto ging
Marina sah ihm nach, wie er einstieg und davonfuhr, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie fühlte einen Schmerz in sich aufsteigen, der nicht körperlich war.
So konnte nur ein schlechtes Gewissen schmerzen.
*
George Freemans Privathelikopter landete pünktlich zur verabredeten Zeit, um die beiden Passagiere, die bereits vor Ort warteten, an Bord zu nehmen.
Zu Danielles Überraschung befand sich Roger Miles persönlich mit an Bord.
Er begrüßte die beiden jungen Leute und nahm erstaunt zur Kenntnis, dass es sich bei Danielles Begleiter nicht um deren Verlobten handelte. Ein prüfender Blick in ihr Gesicht ließ ihn ahnen, dass etwas nicht in Ordnung war.
Während er John bat, einzusteigen, nahm er die junge Frau diskret zur Seite.
„Was ist passiert?“, fragte er besorgt.
„Matt und ich haben uns getrennt“, erwiderte sie und konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.
„Und wer ist der junge Mann an Ihrer Seite?“
„Er war als Vertretungsarzt einige Zeit im Huntington Memorial tätig und muss heute zurück nach LA“, erwiderte Danielle und erklärte Roger, dass sie John O`Malley spontan gebeten hatte, sie auf dem Flug zu begleiten. „Wäre es möglich, ihn auf dem Landeplatz der Centinela-Klinik abzusetzen?“
Roger sah sie einen Augenblick lang nachdenklich an.
„Steigen sie bitte ein, Danielle. Ich werde Ihnen und Ihrem Begleiter während des Fluges einiges erklären müssen.“
Wenige Minuten später startete der Freeman-Helikopter und drehte, während er sehr schnell an Höhe gewann, noch eine Runde über Sunset City.
Wehmütig starrte Danielle nach unten auf die Stadt, die ihr eine neue Heimat geworden war. Ihr Zuhause - leider nur für eine kurze, glückliche Zeit.
John schien ihre Gedanken zu erahnen. Sie hatte ihm erzählt, was geschehen war, während sie vorhin gemeinsam auf den Helikopter gewartet hatten. Er war schockiert und konnte sich kaum vorstellen, wie man an einem Tag Verlobung feiern und bereits am nächsten die Frau, die man liebte, so enttäuschen konnte. Noch dazu eine Frau wie Danielle! Er kannte Matt Shelton zwar bisher nur flüchtig, aber diese Kaltschnäuzigkeit passte überhaupt nicht in das Bild, das er sich von dem jungen Mann gemacht hatte.
„Vielleicht hätten Sie doch noch einmal in Ruhe mit ihm reden sollen?“, meinte er vorsichtig, nachdem sie sich ihm anvertraut hatte, doch er erntete nur ein resigniertes Kopfschütteln ihrerseits.
„Es gab nichts mehr zu sagen.“
„Ich persönlich hatte bisher in Liebesdingen auch nicht unbedingt ein glückliches Händchen“, verriet er mit einem bitteren Lächeln. „Der Schmerz vergeht, glauben Sie mir. Lassen Sie die Vergangenheit hinter sich, Danielle und starten Sie in ein neues, aufregendes Abenteuer!“
Sie hatte ihm einen ungläubigen Blick zugeworfen. Was redete der Mann für einen Unsinn? Momentan hatte sie Mühe, selbstständig zu atmen, und er sprach von neuen Abenteuern? Unvorstellbar…
„Bis dahin wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, fürchte ich“, hatte sie mit einem wehmütigen Seufzen erwidert.
Jetzt starrte sie hinunter auf die Häuser, Straßen und Strände, die ihr so vertraut geworden waren. Als sie spürte, wie erneut heiße Tränen in ihrem Inneren aufstiegen, lehnte sie sich schnell zurück in die weichen Polster, schloss die Augen und wünschte sich verzweifelt, alles wäre nur ein böser Traum, aus dem sie jeden Augenblick erwachen würde.
*
Nachdem Cynthia von ihrem ersten Besuch in der HSE-Firma ins Hotel zurückgekehrt war, suchte sie sofort Masons Zimmer auf. Zufrieden klopfte sie an seine Tür und trat sie ein.
Er kam aus dem Schlafzimmer, einen Stapel Sachen im Arm und blickte ihr erwartungsvoll entgegen.
„Na, wie ist es gelaufen?“
„Perfekt“, erwiderte sie stolz. „Alles hat genauso funktioniert, wie wir es geplant hatten. Vor Ihnen steht die neue, gleichberechtigte Teilhaberin von HAMILTON & SHELTON ENTERPRISES!“ Sie lachte. „Wirklich schade, dass Sie die Gesichter der beiden Herren nicht sehen konnten! Vor allem dieser Hamilton war richtig sauer!“
„Und wie hat mein Bruder reagiert?“, fragte Mason lauernd.
„Nun, ehrlich gesagt hat er die ganze Angelegenheit relativ gelassen aufgenommen“, erwiderte Cynthia und lächelte. „Ich muss gestehen, die Ähnlichkeit zwischen Ihnen beiden ist unglaublich! Wirklich fantastisch!“
„Was zum Teufel ist daran fantastisch?“, brummte Mason und verschwand wieder im Schlafzimmer. Entschlossen, sich nicht einfach so abweisen zu lassen, folgte ihm Cynthia und blieb erstaunt stehen. Auf dem Bett lagen seine Sachen und, bereits halb eingeräumt, sein Reisekoffer.
„Was tun Sie denn da?“, fragte sie entsetzt.
„Nach was sieht es denn aus?“
„Wir können doch jetzt nicht einfach abreisen!“
„Nein, wir reisen auch nicht ab, meine Liebe. Sie werden vorläufig hierbleiben und Ihre Rolle in der HSE hübsch brav weiterspielen. Ich fliege mit der Abendmaschine zurück nach Caracas und kümmere mich dort erst einmal um meine eigene Firma.“ „Ja aber...“ Panisch blickte Cynthia ihn an. „Wieso... ich meine, Sie können doch nicht einfach...“
Mason hielt in seiner Tätigkeit inne und musterte sie einen Moment lang prüfend. Er wusste, er durfte den Bogen nicht überspannen. Für das, was er vorhatte, brauchte er sie vorerst noch.
Mit einem Lächeln ließ er die Sachen, die er soeben in seinen Händen hielt, achtlos aufs Bett fallen und kam langsam auf sie zu. Dicht vor ihr blieb er stehen.
„Kein Grund zur Aufregung, ich komme ja wieder“, raunte er mit samtweicher Stimme. „Wenn ich mich so lange nicht in meiner Firma blicken lasse, gibt das nur unnötiges Gerede. Und wer weiß...“ Er hob die Hand und strich mit dem Finger leicht über ihre vollen Lippen. „Vielleicht versucht sogar irgendjemand meine Abwesenheit auszunutzen und der Firma zu schaden. Genau das wollen wir doch vermeiden, oder?“
Cynthia schluckte und nickte stumm. Was war bloß los mit ihr? Er brauchte sie nur zu berühren, und augenblicklich war sie wie Wachs in seinen Händen.
Wie hypnotisiert starrte sie in diese unergründlichen, nachtblauen Augen und hoffte sehnsüchtig, dass seine Lippen sie endlich berühren mögen.
„Kommen Sie in der Firma allein klar?“, flüsterte sie kaum hörbar, während ihr Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem entfernt war.
„Ich rufe dich an...“, flüsterte er zurück und begann, qualvoll langsam, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen, während er sie sacht zum Bett hinüberdrängte. „Mehrmals täglich...“
Achtlos fiel die Bluse zu Boden.
Cynthia schwanden fast die Sinne, als er die seidenen Körbchen ihres BHs nach oben schob, und sie seine Hände besitzergreifend auf ihren Brüsten spürte. Aufseufzend presste sie sich an ihn und nahm kaum noch wahr, wie sie beide zwischen seinem Reisegepäck in den weichen Kissen landeten. Während sich ihre hungrigen Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss fanden, vergaß sie in seinen Armen alles andere um sich herum...