Eine Tüte mit Croissants und frischem Kaffee aus Beckys Café-Shop unterm Arm wollte Alex soeben in den Eingang zu Annis Haus einbiegen, als er Matt erblickte, der von seinem Morgenlauf zurückkam. Abwartend blieb er stehen.
Seitdem er mit Anni zusammen war und sie etwas besser kannte, hatte er seinen - wie er inzwischen wusste - unberechtigten Groll gegen den vermeintlichen Nebenbuhler fast vergessen. Nur ab und zu schlich sich kaum merklich ein leichtes Gefühl von Eifersucht in sein Herz, wie neulich zum Beispiel, wenn sie ihren Schwarm ständig an den schier unmöglichsten Orten zu sehen glaubte.
„Gut im Training“, grinste er anerkennend, nachdem die Männer sich begrüßt hatten. Matt atmete tief durch.
„Ich versuche in Form zu bleiben.“
„Alles klar wegen heute Abend?“, erkundigte sich Alex mit einem vorsichtigen Seitenblick auf Annis Fenster hinter der Veranda. Noch schien sie ihn nicht bemerkt zu haben. Er hatte ihr absichtlich vorerst nichts von dem Verdacht gegen Edward erzählt, denn er kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie ihr Temperament mitunter nicht zu zügeln wusste und sich vielleicht vor lauter Genugtuung darüber, dass es dem Immobilien-Mogul endlich einmal ernsthaft an den Kragen gehen sollte, vor irgendwem verplauderte. Sie würde sowieso noch früh genug von der Sache erfahren.
Matt nickte.
„Alles klar. Hauptsache, Claudia passiert nichts.“
„Stefano ist die ganze Zeit über bei ihr.“
„Läuft da eigentlich was zwischen den beiden?“
„Keine Ahnung, aber ich würde es Claudia wünschen, dass sie nach ihrer so tragisch gescheiterten Ehe den Richtigen findet.“ Er sah, wie sich Matts Miene verdüsterte und klopfte ihm zuversichtlich auf die Schulter. „Kopf hoch, du findest auch noch die Richtige. Schließlich sind wir hier in Kalifornien, und noch dazu in der Stadt, die die Liebe geschaffen hat.“
Matt lachte bitter.
„Geschaffen vielleicht. Nur leider steht nicht in der Legende, wie man sie halten kann.“
Alex warf wieder einen bedeutungsvollen Blick zu Annis Veranda.
„Tja, ich fürchte, dafür muss wohl jeder selber sorgen, mein Freund. Der eine mehr, der andere weniger. Ach ja, wo wir gerade beim Thema sind... Hast du für heute Abend schon eine weibliche Begleitung?“
Matt sah ihn erstaunt an.
„Darüber habe ich mir überhaupt noch keine Gedanken gemacht. Warum auch? Ich kann genauso gut allein zu Edwards Einweihungsparty gehen.“
Alex grinste.
„Ich hätte da einen Vorschlag.“
„Lass hören!“
„Nun, wie ich vermute, kommen Danielle und Marina nicht in Frage. Anni steht zwar derzeit mit Edward auf Kriegsfuß und ist auf der Party nicht unbedingt erwünscht, aber sie würde sicher trotzdem mit mir hingehen.“
„Aber da du auch nicht erwünscht bist“, warf Matt schmunzelnd ein „Wer bleibt denn dann noch?“
„Guten Morgen, Männer!“, ertönte eine fröhliche Stimme von Annis Veranda zu ihnen herunter. „Ihr redet nicht zufällig gerade über mich?“
Cloe stand oben, im pinkfarbenen Badeanzug, einen knallgelben Pareo um die drallen Hüften geschwungen und winkte ihnen kokett zu. Auf der Nase trug sie eine große, dunkle Sonnenbrille. „Gut geschlafen, ihr zwei Hübschen?“
Matt und Alex sahen sich an und wussten, dass sie beide in diesem Augenblick denselben Gedanken hatten.
„Oh nein“, entfuhr es Matt.
„Oh ja“, grinste Alex verschwörerisch. „Die perfekte Begleitung für dich! Außerdem hätten Anni und ich dann den Abend mal ganz für uns. Komm schon!“
Ehe Matt es verhindern konnte, drehte er sich um und winkte zurück.
„Hallo Cloe! Sie sehen wieder einmal zum Anbeißen aus! Haben Sie heute Abend schon etwas vor?“
*
Die frisch rekonstruierte Villa der Familie Hamilton erstrahlte in neuem Glanz. Nichts in und um den Prachtbau auf dem großen gepflegten Grundstück erinnerte an die nach dem Großbrand in Schutt und Asche gelegte Ruine.
Edward hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um das Haus so umbauen zu lassen, dass es keine familiären Wünsche offen ließ. Großzügig, mondän und elegant, den Wohlstand des Hamilton-Clans in jeder Hinsicht hervorhebend, präsentierte sich die Villa am Tage der Einweihung ihren Bewohnern und Gästen.
Rosita, seit vielen Jahren treue Haushälterin der Familie, rang verzweifelt die Hände. Sie bemühte sich nach Kräften, ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen, das die Leute vom Partyservice hinterließen. Ständig kamen neue Lieferungen, Catering, Blumenarrangements, ja sogar eine kleine Band war engagiert worden, um am Abend für den passenden musikalischen Rahmen zu sorgen. Die Bandmitglieder verkabelten seit Stunden ihre Instrumente und Rosita befürchtete, dass spätestens auf der Party einer der zahlreichen Gäste einen schrecklichen Tod finden würde, wenn er unvorsichtigerweise zwischen diese Unmengen an Kabeln und Strippen gelangte und sich darin strangulierte.
„Mrs. Hamilton“, beklagte sie sich händeringend. „So kann ich nicht arbeiten, beim besten Willen nicht! Nichts steht an seinem Platz, diese Leute trampeln durch das Haus wie eine wild gewordene Hammelherde!“
Sophia, selbst ziemlich beschäftigt mit Anweisungen und Entscheidungen, den Partyservice betreffend, lächelte gequält.
„Ich weiß, Rosita, aber das müssen wir heute leider über uns ergehen lassen. Ab morgen wird dann hoffentlich wieder alles so sein, wie wir es gewohnt sind.“
„Ihr Wort in Gottes Gehör“, murmelte Rosita und eilte nichts Gutes ahnend in die Küche, aus der eben ein verdächtig lautes Gepolter erklungen war.
Edward kam die Treppe herunter, an einem Ohr das Handy.
„Wenn ihr befürchtet, dass sie ein Problem für uns ist, dann erledigt die Sache meinetwegen heute noch. Je eher, desto besser. Danach holt ihr euer Geld und verschwindet wie abgesprochen. Allerdings möchte ich vor morgen früh damit nicht belästigt werden, haben wir uns verstanden?“
„Wer ist denn ein Problem für uns?“, erkundigte sich Sophia interessiert, als er das Gespräch beendet hatte.
„Ach, niemand von Bedeutung“, erwiderte Edward ausweichend und legte das Handy auf den Tisch. „Würdest du mir bitte die Krawatte binden? Ich muss noch einmal kurz in die Firma.“
„Jetzt?“, rief Sophia entsetzt. „Meine Güte, hier geht alles drunter und drüber, und du willst ins Büro? Kann das nicht warten?“
„Nein, kann es nicht.“ Ungeduldig streckte er den Hals und bemühte sich stillzuhalten, während sie mit geschickten Fingern den Knoten der Krawatte band. „Wo steckt denn eigentlich Caroline die ganze Zeit?“, erkundigte er sich unwirsch. „Wollte sie nicht bei den Vorbereitungen helfen?“
Sophia hob die Schultern.
„Keine Ahnung. Im OCEANS ist sie jedenfalls nicht. Sie sagte, dass die Bar anlässlich unserer Party heute geschlossen bleibt. Vielleicht haben sie und Dean noch etwas zu erledigen. Ich bin sicher, die beiden werden bald auftauchen.“
„Das will ich doch stark hoffen“, knurrte Edward, der sich nur wegen des häuslichen Familienfriedens mit Carolines Freundschaft zu diesem Dean Lockwood hatte arrangieren müssen. Insgeheim hoffte er jedoch, dass seine Tochter irgendwann zur Vernunft kommen und dem hergelaufenen Cowboy den Laufpass geben würde. Dass Dean ihm den Erwerb des OCEANS verweigert und dann auch noch Caroline auf seine Seite gezogen hatte, machte ihn noch immer unglaublich wütend. Zu seinem Leidwesen schienen die beiden jungen Leute sich mit jedem Tag besser zu verstehen. Die Tanzbar lief wider Erwarten bestens, und überdies war Sophia auch noch auf die verrückte Idee gekommen, ihrer Tochter anzubieten, gemeinsam mit Dean den leerstehenden Westflügel der Villa zu beziehen, um die beiden in ihrer Nähe zu haben. Er konnte nichts dagegen tun, da ihn seine Frau momentan schlichtweg mit ihrem Wissen um die Strandhöhlen in der Hand hatte. Das war auch einer der Hauptgründe, weshalb ihm die Tatsache, dass sich bisher weder Caroline noch Dean zu Sophias Vorschlag geäußert hatten, wenigstens eine gewisse innere Befriedigung verschaffte.
„So, fertig!“ Sophia trat einen Schritt zurück und betrachtete kurz ihr Werk.
Die Krawatte saß. Trotzdem war sie nicht zufrieden.
„Ich weiß nicht, Edward. Ich kann es mir nicht erklären, aber ich habe so ein eigenartiges Gefühl, als würde heute noch irgendetwas Unvorhergesehenes passieren.“
Edward zog erstaunt die Augenbrauen hoch und küsste seine Frau dann flüchtig auf die Wange.
„Natürlich wird heute noch etwas passieren, meine Liebe! Etwas ganz Entscheidendes sogar. Immerhin präsentieren wir heute endlich unser neu erbautes Haus, und ich verspreche dir, spätestens morgen wird keiner in der Umgebung von Sunset City auch nur den kleinsten Zweifel daran haben, wer hier in der Stadt die High Society verkörpert!“ Er küsste sie flüchtig auf die Wange, nahm seinen Aktenkoffer und eilte zur Tür.
„Ich muss los! In etwa einer Stunde bin ich zurück.“
In dem ganzen Trubel um die Partyvorbereitungen war keinem der unbekannte Mann aufgefallen, der allem Anschein nach zum Partyservice zu gehören schien. In einem unbeobachteten Augenblick eilte er mit einem Handy, dass er blitzschnell in seiner Hosentasche verschwinden ließ, nach draußen, kam kurz darauf zurück und legte den Gegenstand seiner Begierde mit zufriedenem Lächeln zurück auf den Tisch im Eingangsbereich, als sei nichts gewesen.
*
Danielle schlenderte Seite an Seite mit John auf Santa Rosa Island den Strand entlang und genoss dieses besondere Flair, das es nur hier zu geben schien.
Schnuppernd streckte sie die Nase in die Luft.
„Es riecht nach Kalifornien“, stellte sie schmunzelnd fest.
John blickte sie skeptisch an.
„Ich weiß nicht. Riecht es nicht überall am Meer so?“
Entschieden schüttelte sie den Kopf.
„Ich glaube nicht. Das gibt es nur hier, und egal wo ich bin, ich liebe diesen unverwechselbaren Duft und würde ihn unter tausend anderen sofort wiedererkennen.“ Sie blieb stehen und schloss für einen Moment die Augen, während sie abermals genießerisch die Luft einsog. „Es ist diese einzigartige Kombination aus verschiedenen Düften, die man wahrnimmt, wenn man zum ersten Mal in seinem Leben hierherkommt“, schwärmte sie. „Der herbe würzige Duft des Ozeans, der sich mit Wind, exotischen Blüten und der flimmernden Hitze der heißen Erde vermischt. Er ist einfach typisch für Kalifornien, und wer ihn mag, vergisst ihn nie.“
„Ja, vielleicht.“ John wandte sich ab und ging langsam weiter. Nach kurzem Zögern folgte ihm Danielle und hakte sich bei ihm ein.
„John, wegen gestern Abend...“, begann sie zögernd. „Ich hoffe, du bist nicht böse auf mich? Das könnte ich nicht ertragen.“
Er blieb stehen und sah sie mit ernstem Gesicht an.
„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dir niemals böse sein kann. Vielleicht ein wenig enttäuscht, aber das legt sich wieder. Ich bin allem Anschein nach sowieso kein Gewinner, was die Liebe angeht. Ich hab`s schon einmal gründlich vermasselt.“
„Möchtest du darüber reden?“
Anstatt einer Antwort ging er langsam weiter, und sie folgte ihm schweigend.
Erst nach einer ganzen Weile begann er leise zu erzählen:
„Wir haben in derselben Klinik in Chicago gearbeitet. Ich war damals gerade mit meinem Studium fertig und arbeitete als Assistenzarzt im ersten Jahr. Katherine war Krankenschwester. Ich mochte ihre spontane, unkomplizierte Art. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bevor es richtig zwischen uns funkte. Dann waren wir fast ein Jahr lang zusammen. Sie zog bei mir ein und alles war bestens. Bis zu dem Tag, als ich das erste Mal von Heirat sprach.“
Er seufzte und blickte nachdenklich aufs Meer hinaus.
„Von da an war alles irgendwie anders. Vielleicht lag es daran, dass Kate schon einmal verheiratet gewesen war und nur mit Unbehagen an diese kurze Ehe zurückdachte, die ein furchtbares Desaster gewesen war. Jedenfalls verhielt sie sich zum Thema Heirat zuerst äußerst zurückhaltend. Also habe ich heimlich einen Ring gekauft und sie feierlich zum Dinner eingeladen. Ich hatte das Lokal nur für uns beide gemietet. Es hat mich locker einen Monatslohn gekostet, aber das war mir egal.“
„Und dann?“ fragte Danielle gespannt.
John lächelte gequält.
„Das Ende ist schnell erzählt. Ich habe ihr den Ring nie gegeben.“
„Warum nicht?“
„Kate erzählte mir an diesem Abend von ihren Eltern, von deren ständigen Ehekrisen und Streitigkeiten, mit denen sie in ihrer Kindheit und Jugend konfrontiert wurde. Sie sagte mir auch, dass sie selbst die größte Dummheit ihres Lebens begangen hätte, als sie sich mit kaum zwanzig Hals über Kopf in eine Ehe stürzte. Sie meinte, so etwas würde ihr niemals wieder passieren. Tausend Dinge gingen mir daraufhin durch den Kopf, als ich sie dasitzen sah, und ich konnte sie einfach nicht mehr fragen. Sie hätte wahrscheinlich nie erfahren, was ich an jenem Abend wirklich vorhatte, wenn sie nicht am nächsten Tag zufällig den Ring in meiner Jackentasche entdeckt hätte.“
„Autsch.“ Danielle verzog schmerzlich das Gesicht. „Das war bitter.“
John nickte.
„Unsere Beziehung kühlte sich merklich ab, und eine Woche später meinte sie, es sei besser, erst einmal etwas Abstand voneinander zu nehmen.“
John hob die Schultern und lächelte traurig. „Einen Monat danach starb meine Mutter. Kurz vor ihrem Tod erfuhr ich von ihr endlich den Namen meines leiblichen Vaters.“
„George“, flüsterte Danielle.
Er nickte.
„Eine Woche später hatte ich alle Brücken hinter mir abgebrochen und saß im Flugzeug nach Kalifornien.“
„Und hast du seitdem wieder etwas von Kate gehört?“
„Ich habe ihr geschrieben. Sie hat mir nicht geantwortet. Durch einen ehemaligen Kollegen habe ich erfahren, dass sie kurz nach meiner Abreise ihr Medizinstudium, das sie vor Jahren aus finanziellen Gründen abbrechen musste, wiederaufgenommen hat. Wer weiß, vielleicht ist sie inzwischen bereits Frau Doktor Grant.“
„Liebst du sie noch?“
„Ich denke in letzter Zeit sehr oft an sie.“
Danielle sah ihn an und strich sich dann schmunzelnd ein paar Haarsträhnen aus der Stirn.
„Was ist?“, fragte John erstaunt.
„Wir haben einiges gemeinsam, findest du nicht auch? Wir trauern beide einer großen Liebe nach, die unerreichbar für jeden von uns geworden ist.“
„Du hast recht, Danielle“, stimmte John lächelnd zu. „Wir sind schon ein merkwürdiges Gespann, wir beide.“
*
Stefano sah auf die Uhr.
In einer Stunde würde die Party bei den Hamilton beginnen, und bisher hatte sich keiner seiner Kollegen gemeldet. Hoffentlich ging nachher alles glatt.
Er selbst war keinen Schritt von Claudias Seite gewichen und hatte sogar die Nacht auf der Couch im Wohnzimmer verbracht, denn ihm war klar, dass sie in größter Gefahr schwebte. Alex und er waren nicht unschuldig an diesem Umstand, denn durch ihren waghalsigen Plan, Edward Hamilton eine Falle zu stellen, hatten sie diesen erst auf den Gedanken gebracht, Claudia als Mitwisserin ausschalten zu lassen.
Das sah Chief Henderson, Stefanos Vorgesetzter, genauso, und nach einer gepfefferten Standpauke, die sicherlich auch noch ein disziplinarisches Nachspiel für den Detektiv haben würde, hatte Henderson vor dem Hotel sicherheitshalber zwei Zivilpolizisten in einem Auto postiert, die pausenlos den Eingang überwachten und jeden Verdächtigen sofort überprüften.
Nun hieß es warten.
*
Pünktlich zur verabredeten Zeit klopfte Matt an Annis Tür, um Cloe zur Party abzuholen. Während er auf sie wartete, hoffte er insgeheim, sie möge sich für ein weniger schrilles Outfit entschieden haben als heute Morgen auf der Veranda. Seine Bedenken erwiesen sich jedoch als völlig unbegründet, denn Cloe zeigte wieder einmal viel mehr Taktgefühl als erwartet.
Sie erschien in einem überaus eleganten, nachtblauen Kostüm, das ihr hervorragend stand. Das tiefe Dekolleté zierte eine schlichte, aber wirkungsvoll schimmernde Perlenkette. Pumps und Abendtäschchen waren farblich perfekt abgestimmt. Einzig ihre große dunkle Sonnenbrille störte Matt ein wenig. Als er sie nach zahlreichen Komplimenten, ihr Aussehen betreffend, darauf ansprach, lächelte sie nur geheimnisvoll.
„Eine Lady gibt eben nicht gleich alles preis, mein Schöner.“
Anni, die lässig im Türrahmen lehnte, grinste boshaft.
„Ach komm schon, Tante Cloe, nur weil das Blau deiner Kontaktlinsen nicht mit der Farbe deines Kostüms übereinstimmt, musst du doch nicht den ganzen Abend dieses Monstrum auf der Nase tragen! Mein Gott, damit tappst du ja völlig im Dunkeln!“
„Wer hier im Dunkeln tappt, wird sich noch zeigen, meine Liebe“, erklärte Cloe ungerührt und hakte sich bei ihrem gutaussehenden Begleiter ein. „Komm, Traumprinz, lass uns gehen, bevor meine Nichte mit ihren neidvollen Blicken noch Löcher in meine Strümpfe brennt.“
„Pah“, machte Anni beleidigt. „Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte!“
*
Claudia sah Stefano am Fenster stehen. Gedankenverloren starrte er hinaus, ohne wirklich etwas wahrzunehmen.
„Du machst dir Sorgen, nicht wahr?“ Sie stand vorsichtig auf und ging langsam, Schritt für Schritt, so gut es ihre vorübergehende Behinderung erlaubte, zu ihm hinüber. Leise trat sie hinter ihn und legte ihm ihre Hände auf die Schultern. „Das brauchst du nicht. Ich fühle mich hier vollkommen sicher, solange du nur in meiner Nähe bist.“
Stefano sog geräuschvoll die Luft ein.
„So einfach ist das leider nicht. Ich bin schließlich daran schuld, dass du in dieser prekären Lage bist. Ich würde mir nie verzeihen, wenn dir etwas passiert.“
„Mir passiert schon nichts“, erwiderte Claudia und verzog den Mund zu einem vielsagenden Lächeln, als er sich zu ihr umdrehte. „Außerdem, wer sagt dir, dass ich mich in einer dummen Lage befinde? Vielleicht gefällt es mir ja, dass du hier bist.“
Stefano schluckte. Es hatte schon mehrfach deutlich zwischen ihm und Claudia geknistert, aber nie so offensichtlich wie jetzt in diesem Moment. Plötzlich war er sicher, dass sie das ebenso spürte. Während er in dem Blick ihrer schönen dunklen Augen versank, hob er langsam die Hand und strich zärtlich über ihre Wange. Claudia schien diese Berührung zu genießen, denn sie schloss die Augen und seufzte leise. Das war Bestätigung genug.
Stefano neigte den Kopf und suchte mit seinem Mund ihre vollen, weichen Lippen, die sich sogleich einladend öffneten. Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, berührte er sie nur kurz, doch Claudia schlang ihre Arme um seinen Hals und zog ihn dicht zu sich heran.
Jetzt gab es kein Zurück mehr.
Er hatte sich schon tausendmal in seinen geheimsten Träumen ausgemalt, sie so zu küssen, wild, leidenschaftlich, so wie ein Mann eine Frau küsst, die er von ganzem Herzen begehrt. Und er begehrte sie wirklich, vom ersten Augenblick an, seit Manuel sie damals der Familie als seine Frau präsentierte, hatte er das getan, doch sie war immer unerreichbar für ihn gewesen.
Jetzt nicht mehr.
Er hielt sie in seinen Armen, und seine hungrigen Lippen nahmen weiter Besitz von ihrem Mund, als wollten sie nie mehr etwas anderes tun. Sie presste sich an ihn und erwiderte seinen Kuss mit so viel Leidenschaft, dass er glaubte, vor Wonne zu vergehen.
Nach einer kleinen Ewigkeit löste er seine Lippen von ihren und sah sie eine Sekunde lang fragend an. Sie taumelte etwas benommen und suchte Halt in seinen Armen. Ein verklärtes Lächeln zog über ihr Gesicht, als er sie auffing und zur Couch hinübertrug.
„Ich habe davon geträumt, das mit dir zu tun, immer und immer wieder. Jede Nacht. Das, und noch viel mehr...“, flüsterte er, während sie eng umschlungen in die weichen Polster sanken.
Ein lautes Poltern vor der Tür ließ sie beide erschrocken zusammenfahren.
„Polizei! Detektiv Cortez, bitte öffnen Sie die Tür!“
*
Santa Rosa Island
George und Roger hatten das Abendessen gesichert. Stolz waren die beiden Männer am späten Nachmittag von ihrem Angelausflug zurückgekehrt und präsentierten ihren Gästen zwei äußerst ansehnliche Fische. Danielle hatte sofort darauf bestanden, sie nach heimischem Rezept zuzubereiten, was ihr ganz phantastisch gelungen war.
Nach dem üppigen Mal machten sie es sich auf der Terrasse gemütlich, als plötzlich Johns Handy klingelte.
„Die Klinik“, teilte er den anderen mit einem Blick aufs Display mit und stand auf. „Das bedeutet nichts Gutes. Entschuldigt mich bitte.“
Danielle sah, wie er unmutig den Kopf schüttelte und heftig diskutierte. Als er sich kurz darauf wieder zu ihnen gesellte, verzog sie skeptisch das Gesicht.
„Sieht so aus, als wäre unser schönes ruhiges Wochenende vorzeitig zu Ende.“
John nickte.
„Tja, tut mir wirklich leid, aber wir werden dringend in der Klinik gebraucht. Ein Busunfall mit zahlreichen Verletzten.“ Er wandte sich an Danielle. „Sie brauchen alle verfügbaren Mitarbeiter, dich eingeschlossen. Du sollst die Nachtschicht übernehmen, und ich werde im OP erwartet.“
„Oh.“ Danielle nickte betreten und ihr Blick wanderte zu ihrem Gastgeber, der die ganze Szene schweigend beobachtet hatte. „Bitte entschuldigen Sie, George. Wir hatten uns so auf dieses Wochenende gefreut, und nun das...“
„Das ist doch kein Grund sich zu entschuldigen“, entgegnete er und lächelte verständnisvoll. „Wenn man einen fähigen Mediziner und eine tüchtige Krankenschwester mit an Bord hat, muss man damit rechnen, dass sie irgendwo dringender gebraucht werden.“
„Ich werde uns ein Taxiboot ordern, dass uns zurückbringt“, schlug John vor, doch George hielt ihn zurück.
„Kommt überhaupt nicht in Frage. Wir sind zusammen hergekommen und fahren auch zusammen zurück.“
Als sie wenig später ihre Sachen gepackt hatten und die Anker lichteten, nahm Danielle John noch einmal heimlich beiseite.
„Du wolltest es ihm an diesem Wochenende sagen, habe ich recht?“
John wusste sofort, was sie meinte.
„Ich sage es ihm, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist“, erwiderte er.
„Und woher weißt du, wann das sein wird?“
John lächelte.
„Wenn es soweit ist, werde ich es wissen. Dann wird George Freeman erfahren, dass er seit über dreißig Jahren einen Sohn hat.“
*
Claudia und Stefano brauchten ein paar Sekunden, um sich wieder zu fassen.
Während Claudia hastig ihr zerzaustes Haar ordnete, strich Stefano in fliegender Eile sein Hemd notdürftig glatt.
„Alles klar?“, flüsterte er und zwinkerte ihr zu, während er zur Tür hinüberging. Ihre Augen glänzten wie im Fieber, und ihre Wangen waren von der Hitze und der Leidenschaft ihrer Berührung leicht gerötet, doch sie lächelte und nickte.
Stefano atmete noch einmal tief durch und öffnete dann mit einem Ruck die Tür. Draußen standen zwei bewaffnete Polizisten, sowie einer von Stefanos Kollegen in Zivil.
„Gibt es Neuigkeiten?“, fragte Stefano mit fester Stimme.
„Und ob es die gibt, Detektiv“, erwiderte der eine Polizist. „Wir sind hier, um Entwarnung zu geben. Misses Cortez droht ab sofort keine Gefahr mehr.“
Stefano zog skeptisch die Stirn in Falten.
„Wie darf ich das verstehen?“
„Könnte ich einen Augenblick hereinkommen?“, fragte der Beamte in Zivil.
„Natürlich“, rief Claudia aufgeregt. „Erzählen Sie bitte! Was ist geschehen?“
„Wir hatten einen unserer Leute bei dem Partyservice, den die Hamilton für ihr Fest heute Abend engagiert haben, eingeschleust. Ihm ist es gelungen, an Mr. Hamiltons Handy zu gelangen und auf diesem Wege die Nummer der Kerle ausfindig zu machen, die er beauftragt hatte, Sie, Misses Cortez, aus dem Weg zu schaffen.“
„Und wie habt ihr sie so schnell gefunden? Fangschaltung? Fahndungsbefehl?“ fragte Stefano interessiert.
„Darüber dürfen wir in Anwesenheit von Zivilpersonen leider nicht sprechen. Du weißt doch, Stefano, Dienstanweisung“, erwiderte sein Kollege und warf Claudia einen entschuldigenden Blick zu. Sie lachte erleichtert.
„Es ist mir völlig egal, auf welche Weise man die Kerle geschnappt hat, Hauptsache, es ist vorbei, und ich bin nicht mehr in Gefahr.“
„Sie sind in Sicherheit, Ma`m“, bestätigte der Beamte und wandte sich an Stefano. „Im Moment werden die Verdächtigen zum Verhör aufs Revier gebracht, aber ich denke, spätestens bei einer Gegenüberstellung platzt die Bombe. Die Beiden sind übrigens keine Unbekannten in der Szene. Es sieht nicht gut aus für Mister Hamilton. Gar nicht gut.“
Stefano nickte zufrieden.
„Okay, ich werde später auf dem Revier vorbeischauen. Ich hoffe nur, dass wir den Haifisch diesmal festnageln können.“
„Wir arbeiten dran“, grinste sein Kollege und nickte Claudia freundlich zu.
„Auf Wiedersehen, Misses Cortez!“
„Auf Wiedersehen, Detektiv.“
Als Stefano die Tür hinter dem Besucher geschlossen hatte, warf sie lachend den Kopf zurück.
„Es ist vorbei, Stefano, hast du gehört? Mir kann nichts mehr geschehen!“
Er setzte sich zu ihr auf die Couch und lächelte etwas wehmütig.
„Dann brauchst du ab sofort auch keine Bewachung mehr. Ich werde mich also verziehen.“
Sie griff nach seiner Hand.
„Tja also, wenn ich es mir recht überlege, fühle ich mich irgendwie doch noch nicht so sicher.“
„Dann komme ich nachher wieder.“ Er strich ihr liebevoll über die Wange. „Und wenn du es möchtest, werde ich bleiben, solange du willst.“
„Das hört sich gut an.“ Sie legte den Kopf zurück und lächelte nachdenklich. „Du musst mit Matt reden, habe ich recht?“
„Ich weiß noch nicht“, erwiderte er ausweichend. „Aber ich will auf jeden Fall dabei sein, wenn es Hamilton an den Kragen geht.“
Claudia hielt noch immer Stefanos Hand und zog ihn leicht zu sich heran.
„Komm her und küss mich noch einmal. Und wenn du mir versprichst, dass du so schnell wie möglich wieder bei mir bist, lasse ich dich vielleicht für ein paar Stunden gehen.“
*
Als die ersten Gäste bei den Hamilton eintrafen, war alles perfekt für die große Einweihungsparty vorbereitet. Die Villa strahlte jedem Neuankömmling in vollendetem Glanze entgegen. An diesem Abend sollte alles stimmen, selbst das kleinste Detail. Nichts, aber auch gar nichts würde man dem Zufall überlassen, dafür hatten die Gastgeber gesorgt. Alles war bestens organisiert.
Sophia trug ein jadegrünes, eng anliegendes Abendkleid aus weich fließender Seide, dass ihre immer noch tadellose Figur sanft umschmeichelte. Ihr prächtiges dunkles Haar hatte ein extra aus LA angereister Starfriseur kunstvoll aufgesteckt. Um den Hals trug sie ein glitzerndes Diamant-Collier, ein Geschenk Edwards zu ihrem dreiundzwanzigsten Hochzeitstag.
Würdevoll schritt sie die mit kostbaren Orientteppichen ausgelegte Treppe hinunter, um ihre Gäste zu begrüßen. Edward, aalglatt und tadellos aussehend wie immer, wich nicht von ihrer Seite. Ganz der liebende Ehemann. Auch wenn es nicht immer so gewesen war, so demonstrierte man an diesem besonderen Abend Harmonie und Eintracht in einer wohlhabenden und scheinbar glücklichen Familie.
„Vielleicht sollte ich in die Politik gehen“, raunte Edward Sophia zu, während er sich ein letztes Mal vor seinem großen Auftritt die Krawatte zurechtrückte.
Sie blickte ihn erstaunt an.
„In die Politik? Wie kommst du denn auf die Idee?“
„Das Land braucht Leute wie mich“, erwiderte er völlig unbescheiden. „Fähige und clevere Männer, die es verstehen, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln ihre Ziele durchzusetzen.“
„Und du glaubst, du bist so ein Mann“, meinte Sophia sarkastisch.
„Oh ja“, nickte er und bot seiner schönen Frau siegessicher den Arm. „Mit dir an meiner Seite kriegen wir sie alle, Darling!“
Stolz und selbstbewusst begannen beide, unten in der großen mahagoniverkleideten Eingangshalle ihre zahlreichen Gäste willkommen zu heißen.
Becky Myers erschien als eine der ersten, gefolgt von einigen Vertretern des Stadtrates.
Cynthia Rodriges betrat in einem traumhaften cremefarbenen Chiffonkleid das Haus, und Edward stellte sie seiner Frau höflich als seine neue Teilhaberin vor. „Es freut mich außerordentlich, endlich einmal Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Rodriges“, meinte Sophia und reichte ihr höflich die Hand. „Mein Mann hat schon sehr viel von Ihnen erzählt.“
Cynthia lächelte charmant.
„Ach wirklich ? Ich hoffe, es war auch etwas Gutes dabei.“ Interessiert schaute sie sich um. Dieser Hamilton musste allem Anschein nach förmlich in Geld schwimmen! „Ich muss schon sagen, ein absolut prachtvolles Haus haben Sie“, stellte sie anerkennend fest. „Sie beide sind wirklich zu beneiden.“
Während sie sich kurz darauf unter die anwesenden Gäste mischte, warfen sich Sophia und Edward einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Die werde ich bald wieder los“, raunte Edward. „Sehr bald.“
Sophia nickte nur flüchtig. Sie hatte nichts dagegen einzuwenden, wenn diese Miss Rodriges so rasch wie möglich wieder von der Bildfläche verschwand, denn sie war nicht nur äußerst attraktiv, sondern schien auch überdies auch noch ziemlich klug zu sein. Wenn Edward sich nicht vorsah, würde sie ihm über kurz oder lang sicher ins Geschäft pfuschen.
„Sophia, meine Liebe!“
Das war Cloe.
Mit ausgebreiteten Armen flog sie auf ihre Jugendfreundin zu und umarmte diese stürmisch, während sich Matt als ihr attraktiver Begleiter zunächst diskret im Hintergrund hielt.
„Guten Abend, Sophia! Du siehst wie immer absolut phantastisch aus“, meinte er charmant, während die Gastgeberin ihn ebenfalls erfreut willkommen hieß.
„Herzlich willkommen, Matt. Es freut mich, dass du heute Abend Zeit für unsere kleine Party gefunden hast.“
„Ach, das war doch selbstverständlich für uns“, erwiderte Cloe, bevor Matt antworten konnte. „Euer Häuschen ist einfach traumhaft geworden.“ Sie drehte sich schwungvoll zu Edward um und grinste ihn breit an. „Eddi, du altes Schlitzohr! Was hast du getan, dass du dir so eine Hütte mitten in der Pampa leisten kannst?“
Edward lächelte säuerlich.
„Alles ehrliche Arbeit, Cloe“, sagte er betont freundlich. „Das Wort „Arbeit“ findest du im Lexikon übrigens genauer definiert.“
„Eins zu null für dich - vorerst“, lachte Cloe und wandte sich unbeirrt wieder Sophia zu. „Dein Ehemann ist immer noch ganz der Alte. Fühlt sich sofort auf den Schlips getreten, wenn man seine Loyalität anzweifelt.“
Sophia verdrehte theatralisch die Augen.
„Vertragt euch bloß, ihr zwei!“
„Wir vertragen uns doch immer, nicht wahr, Eddi?“, meinte Cloe und zwinkerte Edward zu.
„Amüsier` dich gut, Cloe“, erwiderte er trocken. „Du kannst übrigens die Sonnenbrille abnehmen, das sanfte Licht aus unseren Kronleuchtern dürfte deinen neugierigen Augen ganz bestimmt nicht schaden.“
„Hast du eine Ahnung“, murmelte Cloe und drehte sich zu Matt um. „Komm Traumprinz, mischen wir uns unters Volk!“
„Alles klar bei dir?“, erkundigte sich Matt noch rasch bei seinem Geschäftspartner. Edward grinste zufrieden.
„Alles bestens. Schon allein die Tatsache, endlich aus dieser verflixten Penthouse-Suite heraus zu sein, macht mich glücklich.“
Matt lächelte etwas gequält.
„Mehr hast du nicht zu sagen?“
Edward maß ihn mit einem irritierten Blick.
„Was meinst du?“
„Nichts von Bedeutung. Genieß den Abend!“
´Genieße ihn, solange du kannst´, dachte er, während er mit Cloe zu den übrigen Gästen hineinging. Er hatte heute Vormittag noch ein wenig im Büro recherchiert und war auf einige Ungereimtheiten gestoßen, die seinen Verdacht gegen Edward verstärkten. Sein Partner arbeitete offensichtlich emsig darauf hin, ihn loszuwerden.
Nun, so leicht würde ihm das bestimmt nicht gelingen.
Nachdem sie alle bisher anwesenden Gäste begrüßt hatten, warf Sophia ihrem Ehemann einen ratlosen Blick zu.
„Ich verstehe nicht, wo Caroline so lange bleibt. Ob sie die Party vergessen hat?“
Sichtlich verärgert schüttelte Edward den Kopf.
„Ich glaube nicht, dass unsere Tochter ein so wichtiges Familienereignis vergisst.“
„Aber natürlich nicht!“
Caroline stand in der Tür und strahlte übers ganze Gesicht. Sie trug ein weißes Kostüm und hielt einen Strauß duftender Orchideen im Arm. Neben ihr stand Dean, tadellos aussehend im dunklen Anzug. Er hatte den Arm um Carolines Schultern gelegt und grinste etwas verlegen.
Hinter ihnen betraten noch zwei junge Leute das Haus, die Sophia flüchtig aus der Wohngemeinschaft zu kennen glaubte, in der Caroline zurzeit lebte. Offensichtlich hatten sie und Dean die beiden eingeladen, sie zur Party zu begleiten.
Edward umarmte seine Tochter, ignorierte Deans zum Gruß dargebotene Hand und musterte stattdessen misstrauisch die jungen Leute, bevor sein Blick wieder den von Caroline suchte.
„Ging das nicht ein klein wenig früher?“, fragte er missbilligend. „Deine Mutter hat sich schon Sorgen gemacht, wo du bleibst!“
„Tut mir leid, Daddy“, lächelte Caroline. „Wir haben uns beeilt und das erstbeste Flugzeug genommen, um noch rechtzeitig zu eurer Party hier zu sein.“
Edward stutzte.
„Flugzeug? Wo seid ihr denn gewesen?“
„Oh, das ist schnell erklärt“, meinte Caroline. „Darf ich euch zuerst zwei gute Freunde von uns vorstellen: Luke Burnett und Robyn Belling.“
„Wir kennen uns bereits“, erwiderte Edward ungeduldig, und Sophia zwang sich zu einem Lächeln. „Herzlich willkommen!“
Luke und Robyn traten zögernd näher. Man spürte deutlich, dass sie sich unter den zahlreichen High Society Gästen etwas unwohl zu fühlen schienen.
„Würdest du jetzt bitte meine Frage beantworten, junge Dame?“, forderte Edward mit Nachdruck. „Wo seid ihr so lange gewesen?“
Caroline straffte die Schultern und fasste nach Deans Hand.
„Mum, Dad... Luke und Robyn waren mit uns in Las Vegas... als unsere Trauzeugen. Dean und ich haben heute Nachmittag geheiratet!“