Tante Rösle war überrascht, als ich in der Küche stand. „Du übernachtest wohl doch bei uns? Und jetzt willst du dein Frühstück?“, lächelte sie.
„Wenn es dir keine zu großen Umstände macht?“ Dann erzählte ich, dass wir heute noch einmal zu unserem Badeplatz wollten und am Samstag, meinem letzten Tag hier, nach Bodman. Dort sei Sommerfest.
„Dazu haben dich sicher Peter und Traudl überredet. Die Familie geht ja schon lange dort hin. Nun, wenn es ihnen Spaß macht.“
***
Alle waren pünktlich, die Räder wieder voll bepackt. Auch ich hatte heute von Tante Rösle so einiges zum Essen und Trinken mitbekommen. Immerhin sind wir eine große Truppe mit viel Hunger.
„Als das Gewitter kam, habe ich gerade das erste Mal so richtig mit Genuss an meiner Hübschen gespielt. Du wirst es mir nicht glauben, ich kam ganz gewaltig und mit einem lauten Donnerschlag - des Gewitters“, flüsterte mir Hellen auf der Fahrt lachend zu. Sie war völlig gelöst, nicht mehr der leiseste Ansatz von Schüchternheit, Verkrampfung oder so. Ihr Gesicht war irgendwie viel hübscher als zuvor. Sie hatte auch abgenommen. Kein Wunder bei so viel Sport.
Es wurde noch einmal ein wundervoller Tag. Kim kam auch. Sie hatte sich extra freigenommen, sie wusste, dass es mein letzter Tag an diesem Platz war, und wollte sich verabschieden. Nach Bodman mochte sie morgen aber nicht mit. Nach dem Mittagessen zog sie mich unbemerkt ins Schilf, die anderen säuberten das Geschirr.
Sie sah mich kurz an, dann sagte sie leise: „Bitte Paul, hab mich einen Moment lieb. Mach es mit mir, ich brauche es.“
Es wurde eine sehr heftige kurze Affäre von hinten. Sie meinte: „Das reicht für lange. Lass uns jetzt ins Wasser gehen, sonst merken sie was. Bitte, es ist nie passiert, ich würde es leugnen.“ Wir schwammen zurück zum Rest der Meute. An einer uneinsichtigen Stelle küssten wir uns noch einmal, dann war es wie zuvor. Klein Paul bekam im Wasser wieder Normalgröße. Kim war frech wie immer und kümmerte sich nicht die Bohne um mich.
Kritisch wurde es, als mich kurz darauf auch Hellen ins Schilf verschleppte. Sie sagte am Abend könne sie ja nicht und jetzt wolle sie eine finale Nummer zum Ausklang. Morgen würde sie damit beginnen den neuen Freund zu suchen und wer weiß.
Wir redeten über das Thema neuer Freund ausgiebig. Lange genug, dass er wieder bereit war. Ich bestieg sie am Ufer, halb im Wasser und eben-falls von hinten. Als sie kam, steckte sie den Kopf ins Wasser und gurgelte Luftblasen. Irgendwelche Hemmungen hatte sie bei dieser Freilandnummer nicht, es war immerhin das erste Mal, dass wir es außerhalb ihres Schlafzimmers trieben. Ich hatte da einen kleinen Vorsprung, mit Kim. Mir fiel ein, auch mit Renate hatte ich noch nie das Vergnügen, im Freien …
Wir waren fast eine halbe Stunde weg und wurden bereits vermisst. Ich fürchte die Freunde konnten sich denken, was los war mit uns beiden. Nun war gemeinsames Baden angesagt.
„Glück gehabt“, wisperte Kim mir im Wasser ins Ohr. Sie hatte natürlich mit-bekommen, was Hellen wollte und hatte wohl auch genug Erfahrung, um zu wissen, dass wir Männer da manchmal schon etwas Zeit brauchen.
Als wir wieder in der Sonne lagen, fiel es mir erstmals auf, ich war rundum schön braun geworden in diesen 14 Tagen am Bodensee und fühlte mich pudelwohl. Wer würde das wohl nicht - mit knapp siebzehn.
Hellen war traurig. „Ich wusste ja, auf was ich mich mit dir da einließ. Ich ahnte aber nicht was da kommen würde. Ich dachte es sei so nett wie früher mit meinem Freund, aber es war halt weit mehr.“ Dann küsste sie mich. Wild und fordernd, wie sie es mochte. Leila und Traudl sahen sich das genau an. Dann löste sie sich von mir mit einem Ruck und einer Träne im Auge. „Paul, danke. Das war es, lass uns ab jetzt gute Freunde sein.“
„Mit wem ich gebu...“ Ich schluckte trocken „mit wem ich gebusselt habe werde ich doch keinen Ärger anfangen. Natürlich bleiben wir Freunde“, grinste ich und strich noch einmal über ihre nackten vollen Brüste. „Echte Busenfreunde.“
Den Abend verbrachten wir wieder bei Leila zu Hause. Ein letztes Mal genoss ich die Gastfreundschaft. Hellen war heute nicht dabei, sie war zu Hause bei den Eltern.
Irgendwann stand Rama auf, kam zu mir rüber und gab mir eine Postkarte und einen Kuss auf die Backe. „Hier Bestätigung. Du Sohn in Haus Radama, Privilegien anerkannt. Geben Vater von Freundin.“
Ich bedankte mich überschwänglich, nahm Rama fest in die Arme, drückte sie und küsste sie auf beide Backen. Danach drückte mir der Werftpolier Friedrich Schmitt auch die Hand. „Mein Sohn“, war alles, was er sagte. Er sah ebenfalls sehr zufrieden aus.
Ich dachte zuerst, ich könne die Hand wohl wegwerfen. Sie wurde zum Glück aber wieder. Zusammen mit Peter tranken wir noch eine Flasche Ouzo leer. Beim endgültigen Abschied drückte mir Rama ein großes Paket Baklava zum Mitnehmen in die Hand.
Ich musste in der Nacht das Licht anlassen, im Dunkeln drehte sich sonst das Bett - mit mir drin.
***
Es war unsere Zeit, acht Uhr an der Kreuzung. Demonstrationen mit der Fahrradklingel waren längst nicht mehr nötig. Wer all die Vorräte auf den Gepäck-trägern aufessen sollte, war mir rätselhaft. Zudem hatte ich hatte einen Kater.
Hellen tröstete mich mit den Worten: „Kann man dich nicht alleine lassen?“
Die Anderen hatten auch kein kleines bisschen Mitleid. Außer Peter. Dem ging es genauso. Seine Leila lachte ebenfalls nur. Die Eltern von Peter, die mitkamen, hatten für uns den Ratschlag, schnell ins kalte Wasser und tüchtig zu schwimmen. Dann ein Dauerlauf, danach kalt duschen, das hilft. Angeblich. Mitleid hatten sie auch nicht. Wir hatten es wohl auch nicht verdient.
Leila und Hellen war es ein wenig mulmig, als wir aus der Umkleidekabine raus kamen. Als keiner Notiz von ihnen nahm, vergaßen sie in kurzer Zeit, dass sie nackt waren. Mädchen, die ich vom ersten Besuch bei den Naturisten her kannte, kamen zu uns. Wir plauderten ungezwungen. Ein fescher junger Bursche sprach mit Hellen. Er war wohl knapp über zwanzig. Leila wurde bestaunt. Perserin wurde geraunt. Peter verkündete laut seine Besitzrechte. Keiner zweifelte daran, ich denke vor allem nicht an Peter, Bezirksmeister im Boxen, Schwergewicht der Junioren. Wer will so einem schon widersprechen. Dazu auch noch sinnlos, denn von Leila war nichts zu erhoffen. Das sah man auf den ersten Blick.
Ich fragte Hellen, ob sie sich belästigt fühlt. Sie wurde rot und meinte „Josef ist sehr nett und du bist morgen fort.“ Sie deutete einen Kuss an. Eine Träne rollte ihr die Backe hinab. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg und ging zu dem jungen feschen Burschen.
„Sie hat da, glaube ich, einen guten Griff getan. Gute Familie, sagt man, und kein Herumtreiber wie so viele“, tröstete mich Traudl. Trotzdem es nicht gerne gesehen wird gab sie mir ein Küsschen. Keiner hat es beachtet.
Leila war inzwischen Mittelpunkt einer Gruppe fröhlicher junger Menschen. Es wurde gebadet, getollt, gevespert. Später kam Hellen und fragte, ob sie Josef mit zu uns bringen könnte.
„Aber da warten wir doch schon drauf. Wir freuen uns mit dir, dass du so schnell wieder Anschluss gefunden hast“, stimmte Traudl zu.
Josef war nett. Angestellter in der Zeltfabrik in Konstanz. Er hat keine Freundin. Zuvor hat er in Friedrichshafen gearbeitet. Dort gab es jemand. Mit nach Konstanz wollte sie nicht. So fest war es nicht.
„Und suchst du jetzt was Festes, Josef?“, wollte ich wissen.
Er sah erst Hellen, dann mich fragend an.
„Paul ist mein bester Freund, im Sinne des Wortes. Ich verdanke ihm viel, er hat das Recht zu fragen“, sagte Hellen zu ihm.
„Ich finde Hellen sehr nett. Die meisten Mädchen hier sind zu jung oder zu alt. Fest? Daran habe ich noch nicht gedacht. Jemand zum Plaudern zuerst einmal. Küssen nicht ausgeschlossen“, lachte er. Hellen lachte mit. „Wie es weiter geht? Wir müssen testen, ob wir uns riechen können, der Rest kommt dann von alleine“, dann rückte sie an ihn heran. Fast schon zu nahe für diese Anlage.
Später wurde der Festplatz hergerichtet. Die Bühne zum Tanzen wurde aufgebaut, ein großes Buffet, von allen Mitgliedern bestückt, ebenfalls. Bierfässer wurden gebracht, Musik vom Lautsprecher installiert.
Plötzlich kam Traudl angesaust. Atemlos schnaufend rief sie schon aus der Ferne: „Paul! Paul!“ Sie ließ sich neben mich plumpsen und keucht: „Hast du deinen Fotoapparat dabei?“
„Ja. Er ist im Schrank.“
„Komm, wir holen ihn, dann gehen wir ins Büro.“
„Was ist denn Schlimmes geschehen?“, wurde ich neugierig.
„Beim Sommerfest gibt es immer einen offiziellen Fotografen. Der liegt heute mit Fieber im Bett. Gerade heute. Das einzige Mal im Jahr, wo es so richtig locker zugeht. Ich habe dem Vorsitzenden gesagt du seiest Fotograf. Ich hoffe du hast eine deiner Karten zum Beweis dabei.“
Ich hatte Karten dabei, sogar noch zusätzliche Filme und die Batterie für den Blitz war neu. Viel würde ich ihn sowieso nicht brauchen. Von mir aus also konnte ich. Der Vorsitzende war ein Mann um die vierzig. Wer ich bin, woher ich sei, wollte er wissen. Ich gab ihm meine Karte und sagte ich hätte Ferien bei Franz und Rösle Ammann in Wollmatingen und Hartmanns seien Nachbarn und Freunde.
„Der Franzl aus dem Mandolinenorchester?“
„Ja. Der.“
„Wir sind gerettet. Das war eine schlaue Idee von dir Traudl.“ Der Vorstand war glücklich. Er reichte mir eine Schirmmütze, auf der offizieller Fotograf stand. „Es ist nett, dass du es übernimmst. Ab 15 Uhr brauchst du nicht mehr zu fragen, so steht es in den Satzungen. Die Bilder dürfen ruhig ein wenig frech sein, aber bitte keine Pornografie. Du weißt, was ich meine?“ Ich bestätigte das. „Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Der Fotograf bekommt frei Essen und Trinken sowie 100 Mark. Wir hängen die Bilder dann aus und jeder kann bestellen. Pro Bild eins fünfzig war unser bisheriger Preis.“
„Die Bestellliste übernehme ich“, krähte Traudl vergnügt.
„Der Preis ist okay, wie viele Bilder erwarten sie denn?“, fragte ich den Vor-stand.
„Heinz, unser Fotograf, machte immer etwas über hundert Bilder. Aber je mehr desto lieber. Jedes Jahr wird gejammert, weil sich irgendjemand übergangen und vergessen fühlt.“
„Gibt es hier im Kiosk auch Filme?“, wollte ich wissen.
„Nein.“ Er griff in die Schublade. „Ich habe hier aber zwei, die kannst du gerne haben.“
Es waren ORWO, Ostzone. Körnig aber besser als Nichts. Gut genug für Urlaubsbilder. Ich setzte die offizielle Mütze auf und sah auf die Uhr. Es war kurz vor drei.
„Traudl, ich erkläre dich hiermit zu meiner Assistentin. Lass dir einen Steno-block und Bleistifte geben. Manche Opfer haben sicher Sonderwünsche.“ Traudl strahlte. Dann posierte sie mir vor dem Vereinshaus. Sie ist wirklich ein schön gewachsener, netter, süßer Käfer. Mit Sicherheit ein paar Bilder wert.
„Da kommt ja der Fotograf. Guckt mal, sogar ein junger Fescher und gut gebaut, ist er auch noch.“ Drei Mädchen kicherten von dem kleinen Garten her, der das Vereinshaus mit dem großen Schwimmbecken und der Liegewiese verbindet. „Kommst du mal Fotograf?“
„Die Hulagirls. Sie werden dich anmachen“, flüsterte Traudl.
Es waren drei sehr anmutige Mädchen. Offensichtlich auf Abenteuer aus. Nachdem ich das Trio fotografiert hatte, baten sie auch einzeln fotografiert zu werden. Die vollbusige Blonde posierte als Erste, sie bewegte sich gekonnt auf meine Befehle hin.
„Na, du hast doch schon mal vor der Kamera posiert“, stelle ich fest.
„Wir sind Mannequins auf Urlaub“, erfuhr ich. Die Nächste posierte. „Wir sind zu fünft hier. Wir sind hier aufgewachsen und machen uns einen Spaß daraus, immer zum Sommerfest hier zu sein. Unser Arbeitgeber gibt uns sogar Geld, wenn wir seine frechen Kleider und Bademode vorführen.“
Sie traten irgendwie auf, als sei hier eine Modenschau. Zwei weitere Girls kamen dazu. Traudl stieß mich an. Hinter mir standen gut 30 (nackte) Leute und schauten vergnügt zu, was sich da mit den Girls tat.
„Na dann Mädels. Nichts wie los. Zeigt, was ihr drauf habt“, bat ich und hob die Kamera. Ich fühlte mich wie im Studio zu Hause und freute mich auf die anstehende Arbeit.
„Du kennst dich aber ebenfalls aus. Das sieht man“, wusste die Vollbusige, nachdem ich die ersten Bilder geschossen hatte. Sie agierte frech und sehr freizügig. Es machte richtig Spaß mit ihr und ich zog gut ein Dutzend Bilder durch.
„Mein Name ist Paul Oktober und ich arbeite für einen Verlag“, erklärte ich ihr. Das ist ja keine Lüge. Ich holte eine meiner Karte raus und gab sie ihr.
„Dachte ich es mir doch“, freute sich die Blonde im gestreiften Kleid. „Dann werden wir dieses Mal vielleicht nicht wie Tante Lisa vor dem schiefen Turm in Pisa aussehen.“ Unter Fotografen ist das wohl ein geflügelter Begriff...
„Ihr seid viel zu hübsch für Pisa. Fotos wie üblich. Jetzt muss ich aber leider weiter. Es gibt hier sicher noch viele andere hübsche Mädchen.“
Ich schnappte mir Traudl. Sie hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Jetzt wachte sie auf. „Mein Gott, Paul, du hast es ja wirklich voll professionell drauf. Die Hulas reagierten auf deine Blicke und kleinsten Kopfbewegungen. Sie haben sofort erkannt, was du willst. Du weißt offensichtlich auch, wie es geht.“
Dann verkündete sie dem staunenden Publikum: „Darf ich vorstellen - der berühmte Fotograf Paul Oktober aus Stuttgart, der für einen ebenfalls berühmten aber ungenannten Verlag arbeitet, und heute arbeitet er ausnahmsweise für uns“, kicherte sie danach derart, dass ich dachte, gleich bekommt sie keine Luft mehr. Wieder zu sich gekommen wisperte sie mir ins Ohr: „Jetzt ist mir vieles klar, was ich vorher nicht begriff. Daher also kennst du dich mit uns Frauen so gut aus und ...“
„Nun, meine liebe kleine Assistentin, wohin?“, unterbrach ich.
„Das ist jetzt am nächsten.“ Sie zog mich zum Pool. Das Gerücht vom großen Fotografen eilte mir voraus. Sechs nackte Grazien erwarteten mich unter Gelächter am Pool. Andere Leute lächelten freundlich. Ein Mädchen in einem fast durchsichtigen weißen Oberteil sah einfach umwerfend aus. Ich bat Traudl, ihr eine meiner Karten zu geben. Nun lächelte sie auch. Dann sah ich ein Mädchen, das eine ihrer Brustwarzen streichelte. Sie merkte, dass ich ein Foto machte und erklärte errötend: „Ich habe mir da einen Sonnenbrand geholt.“
Dann sah ich die größten Möpse, die ich je gesehen hatte. Frau Abit, wie Traudl sie mir vorstellte, lachte. „Die seht ihr Fotografen immer gleich. Ich muss sie aber tragen.“
„Wenn ich helfen kann?“, sagte ich dienstbereit. Frau Abit und Traudl lachten laut auf. Ich wurde rot, so hatte ich es natürlich nicht gemeint. Obwohl anfassen …
„Vielleicht kannst du mich auch gleich fotografieren, so brauchst das zweite Paar nicht erst zu suchen“, tönte eine Stimme rechts von mir.
„Frau Hintze“, flüsterte Traudl. Ich fotografierte.
„Vielen Dank an die Damen Abit und Hintze. Fotos wie üblich“, ich verneigte mich. Hinter dem Haus hörten wir lustiges Gekreisch. Wir gingen hin. Zwei Mädchen, wohl im Alter von Traudl oder gar noch jünger, vergnügten sich mit einem Wasserschlauch. Sie hatten nur T-Shirts an, wohl um den Sonnenbrand an den empfindlichen Brustwarzen zu vermeiden, der das eine Opfer erwischt hatte. Sie bemerkten uns und produzierten sich unter viel Gelächter. Ich fotografierte. Es waren zwei nette Nymphen, ahnend, was es gibt, aber nicht wissend. Traudl meinte wir sollten über die Wiese zum Wald gehen. Am Duschplatz war eine Rothaarige dabei, sich zu duschen.
„Duscht hier alles bekleidet?“, fiel es mir auf.
„Der Höhepunkt unseres Festes ist heute Abend die Parade der nassen T-Shirts. Wer die beste Figur darin macht, hat gewonnen“, erklärte mir Traudl.
„Jetzt verstehe ich.“ Und dann sah ich ein Motiv. Ein Mädchen mit einem roten Eis am Stiel. Auf dem Rücken liegend lutschte sie an ihm, es mit beiden Händen von oben haltend. Also mich erinnerte es an etwas ganz Bestimmtes. Wenn es nicht zu geil aussieht, mögen die Betrachter sich fragen, wer das sei. Sonst kommt es halt in die Privatsammlung. Dann kamen eine bleiche Rothaarige, eine scheue Brünette und eine kühle Blonde. Dazwischen kam mir auch Leila vor die Kamera. Das konnte und wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Peter meinte, davon wolle er eine Vergrößerung, um sie über sein Bett zu hängen. Daraufhin posierte Leila besonders freundlich.
Ein Pärchen und ein Stenz mit zwei Mädchen im Arm. Noch zwei Blondinen, ein Paar, das etwas verlegen lächelte und dann kam wieder eine Rothaarige. Sie hatte ganz süße kleine Möpse und Schamhaare, so rot wie die auf ihrem Kopf. Eine Schwarzhaarige folgte und dann, ein einsamer Junggeselle. Bei der Menge so toller Mädchen hätte ich das nicht vermutet.
„Der mag Männer lieber, ist hier aber noch nie unangenehm aufgefallen“, flüsterte mit Traudl die Erklärung zu.
„Und woher weißt du von so was?“
„Von Peter natürlich. Wir reden manchmal auch über so was.“ Ihr Lachen sirrte wie ein ganzer Schwarm Meisen.
Ein weiterer Film war alle, obwohl mit der kleinen Kamera da 72 Bilder drauf passen. Wir hatten pralle Mittagssonne, so lud ich einen der ORWO. Es war ein heißer, fauler Nachmittag. Da gab es jetzt wohl sowieso nicht viel Interessantes zu entdecken. Doch weit gefehlt. Motive satt. Wir machten irgendwann eine kleine Pause. Meine Assistentin hatte natürlich an solche Kleinigkeiten wie eine Vesper und etwas zu trinken gedacht. Wir setzten uns auf eine Bank. Ich fragte, warum so viel hübsche Mädchen hier sind und so wenig Jungs?
„Hier sind wir Mädchen recht sicher. Jungs können natürlich auch Mitglied sein, brauchen aber über eine Probezeit einen Gastgeber. Das ist sicher etwas gemein. Wenn uns Mädchen mal etwas erregt, sieht man es uns kaum an, bei euch ist aber schnell die Fahne hoch. Jeder weiß es, aber die Naturisten sind, sind - prüde. Nacktheit ja, Sex nein. Das Sommerfest ist da wirklich die einzige Ausnahme und das sehr, wirklich sehr in Grenzen. Du wirst es sehen, heute Abend kann es mal ein Küsschen geben und vielleicht eine Berührung. Aber sonst ...“
„Nun verstehe ich endlich, warum süße Käfer wie du“, schmeichelte ich ihr „hierher kommen. In Ruhe baden, sonnen und faulenzen, ohne ständig angemacht zu werden. Ich kenne Ärsche, die sich anderswo einen Spaß daraus machen. Schau mich nicht so an, Traudl.“
„Du machst auch Mädchen an. Selbst so junge Mädchen wie mich. Ich gebe dir aber gerne recht, du bist nicht plump, frech und ausfallend. Du grapschst nicht unerlaubt und ich glaube nicht, dass du dir einfach nimmst, was du willst. Du liebst Frauen, tust aber lieber was ihnen gefällt und wirst ihnen vor allem nie wehtun. Ich weiß, ich bin eine unerfahrene Göre, aber ich habe von Peter und den Freundinnen viel gehört und ich bin auch nicht doof. Und eines ist mir voll bewusst, wenn ich einmal einen Freund habe, der mich liebt und so - der muss so sein wie du. Vielleicht auch wie Peter.“
Es wurde mir heiß im Gesicht. Untrügliches Zeichen, dass ich rot wurde. Dann hatte ich noch genug Gelegenheit, viele nette, ein paar kecke und bestimmt auch ein paar schöne Fotos zu machen. Manchen Opfern war es egal ob ich sie fotografierte, andere posierten extra frech für mich. Wieder andere baten um kleine Serien, wie Claudia zum Beispiel. Sie war gerade angekommen und meinte: „Das wäre was für mein Tagebuch. Dokumentiere bitte, wie ich mich jetzt ausziehe, um die schöne Luft und die Freiheit zu genießen.“
Traudl und ich zogen hinunter ans Wasser. Motive satt. Auf dem Weg dahin erwischte ich ein Mädchen, das im Stehen pinkelte. Das geht also doch. Es war ihr überhaupt nicht peinlich. Am Wasser war inzwischen richtig was los. Gut gebaute Schönheiten und einige Paare tummelten sich im Wasser. Das eine oder andere nasse T-Shirt war auch schon zu bewundern. Es versprach, ein lustiger Abend zu werden.
„Das macht schon Sinn“, sagte Traudl. „Der Busen ist ganz schön empfindlich in der Sonne. Das gibt schnell einen bösen Sonnenbrand, ob nasse T-Shirts da aber wirklich helfen?“
Hellen mit neuem Freund und Peter mit Leila kamen herunter zum Strand. Wir gingen zusammen zum Abkühlen ins Wasser. Es war schon spät. Dann zogen wir etwas über und stürzten uns aufs Buffet. Auch hier machte ich noch eine Menge Bilder. Wir gingen später noch mal runter an den See. Eines meiner Opfer aus dem Wald posierte für mich vor dem Sonnenuntergang. Drei Nixen tobten im Wasser, ich glaube es waren die Mannequins.
***
Es begann die Nacht der nassen T-Shirts. Ich sauste durch die Menge und fotografierte, was mir vor die Linse kam. Da gab es die Riesenmöpse der Älteren und die kleinen Brüstchen der Jüngeren, es gab raffiniert abgeschnittene T-Shirts und einfache nasse Oberteile. Es war feucht fröhlich, einmal in einem ganz anderen Sinn. Alle hatten Spaß, die Teilnehmer wohl am meisten. Siegerin wurde Heike, fesch und zwanzig. Die Filme waren alle, gut 500 Bilder sind durchgegangen. Ich sagte dem Vorsitzenden, dass ich die Bilder am Dienstag abschicke. Er dankte und gab mir auch gleich das Honorar.
Vor der Türe gab ich Traudl einen Fünfziger. Sie freute sich natürlich mächtig. „Mein erstes, selbst verdientes Geld!“ Dann zog sie mich in eine Ecke und fiel mir um den Hals. „Das ist nicht für das Geld, das ist zum Abschied“, erklärte sie. Sie küsste mich heftig, lustvoll und mit der Zunge - das kleine Biest. Hand in Hand gingen wir zum Rest unserer Gruppe. Hellen mit neuem Freund, war bereits weg.
„Sie lässt dir viele Grüße sagen und sie würde dir schreiben“, richtete mir Leila aus. Dann hatte sie dieses Funkeln in den Augen, sie kam auf mich zu. „Das soll ich dir von ihr geben.“ Wieder bekam ich einen heftigen Kuss. Leila ließ noch einmal all ihre Leidenschaft hineinfließen. Dann sagte sie ganz schlicht. „Danke für alles.“ Mehr gab es nicht zu sagen.
Wir radelten heim und ich fiel sofort in Schlaf. Ich war hundemüde und vollgefressen auch noch. Kein Wunder, schließlich war ich heute ganz schön rumgetobt, um ordentlich Bilder zusammen zu bekommen und das eigentlich nur, weil es mir Spaß machte. Sehr viel Spaß.
Das Ganze hatte natürlich noch einen weiteren Vorteil, fiel mir beim Aufwachen ein, so ganz nebenbei bekam ich die Gelegenheit, mich dem Wesen Frau, im Sinne eines Models bei der Arbeit, zu nähern; zu begreifen, was an so einem Nacktmodel anders ist, als an einer normalen, voll angezogenen Frau. Ich lernte vor allem, wie man mit einem nackten Model umgehen muss, und dass es natürlich nicht angeht, so ein ganz bestimmtes Teil des Körpers zu sehr in den Mittelpunkt zu setzen, obwohl, das sah ich natürlich auch, die meisten Muschis sind so hinter einem Haarwald versteckt, dass man sie nicht oder nur wenig sieht. Nun gut, ein paar sah ich gut hinter diesem Haarbüschel. Keine Pornografie, wurde mir befohlen. Ich fürchte, ein paar wenige Bilder muss ich beim Kopieren doch rausfischen, wo es zwar nicht aus Absicht, aber aus Zufall dazu kam.
Um sieben gab es Frühstück. Um neun ging der Zug. Auf der Heimfahrt schlief ich. Ich war alleine im Abteil. Zur Mittagszeit war ich daheim.