Lis war bei Mom und Pop. Nachdem ich Mom einen Begrüßungskuss gab und von Pop herzlich umarmt wurde, bekam Lis natürlich auch einen dicken Kuss. Sie holte das Essen aus der Küche, das Mom gemacht hatte. Dann wurde erzählt. Ich erzählte von Leila, ihrer so netten Familie und wie und warum mir Peter sie nach ein paar Tagen ausspannte. Danach erzählte ich von Traudl und wie sie mir Hellen als Ersatz für Leila beschaffte, weil sie selbst doch noch zu jung für einen Freund sei. Danach waren die Naturisten ein Thema.
„Bei denen war ich in nem Urlaub auch mal“, gab Mom zu. „Rösle hatte immer etwas Angst mitzukommen. Ich fand es eher angenehm. Man wird dort als Nackte weniger begafft, als im Badeanzug am öffentlichen Strand am Horn.“
Dass ich mit Hellen geschlafen hatte, erzählte ich nicht. Ich war mir aber sicher, dass Mom es irgendwie wusste. Vielleicht hat sie über Tante Rösle etwas erfahren. Ich denke aus Rücksicht vor Lis, sagte sie jedoch nichts dazu.
Als Nachtisch packte ich Baklava aus und gab jedem zwei Stücke davon. Sie mochten es so sehr wie ich. Dann erzählte ich noch mehr von Rama, Friedrich Schmitt und mir als Gwaihir, als Sohn.
„Paul, kannst du mir das mal ganz ausführlich erzähle, wenn du Zeit dazu hast? Das ist ja ein wahnsinniger Romanstoff“, freute sich Mom.
Ich versprach es ihr. Zum Abschluss, es war inzwischen drei Uhr vorbei, erzählte ich noch vom Sommerfest.
„Gibt es noch diesen Wettbewerb in nassen Unterkleidern?“, kicherte Mom.
„Ja, jetzt sind es aber nur noch nasse T-Shirts.“
„Ich habe da auch mal mitgemacht. Das kalte Wasser ließ meine Brustwarzen so arg anschwellen, dass sie richtig wehtaten“, dann schlug sie sich auf den Mund und schaute zu Lis.
„Wenn ich mit Paul schmuse, wachsen meine auch manchmal“, grinste meine freche Lis.
„Ach, soweit seit ihr schon“, knurrte Pop.
„Aber so weit wie du fürchten magst, sind wir immer noch nicht. Achtzehn ist das Zauberwort“, antwortete ich und Lis nickte heftig.
„Lis wollte mir nur aus der Verlegenheit helfen, weil ich nicht ganz jugendfrei gequatscht habe“, sagte Mom. „Unsere heutige Jugend ist reifer als wir es waren. Du Paul, so brutzelbraun gebrannt, siehst aus wie weit über zwanzig. Heute Abend oder morgen früh will ich dich mal in der Badehose sehen. Du hast Muskeln bekommen und siehst aus wie ein richtiger Mann. Als Mutter möchte man die Fortschritte der Natur schon einmal sehen“, fügte sie hinzu. Ich versprach es ihr. Mom dankte lächelnd. „Ihr müsst dann ja wohl los, damit ihr nicht zu spät kommt.“ Ich schaute fragend.
„Kaffeeklatsch zu Ehren deiner Rückkehr. Kristin hatte die Idee und Papa fand sie sehr gut“, erklärte Lis mir die anliegende Einladung.
„Ich weiß nicht, wann ich heimkomme“, sagte ich zu Mom, wegen ihres Wunsches. Dann packte ich Baklava und die Briefe von Rama in eine Tasche.
„Bis elf bin ich ganz sicher wach. Wenn du noch Lust hast, kannst du mich gerne besuchen“, antwortete sie. „Pop will heute sowieso zum Stammtisch, wie er mir eröffnet hat.“
***
Familie Bronner wartete bereits auf uns. Kristin und Axel waren natürlich auch da. Ich begrüßte die Mutter mit einem Handkuss, das hatte ich mir auf der Heimreise ausgedacht. Sie wurde sehr verlegen. Herr Bronner nahm mich herzlich in den Arm. Axel umarmte mich ebenfalls und Kristin küsste mich auf den Mund. Wir setzten uns an den Kaffeetisch. Ich bat Kristin und Axel darum, dass sie anfangen zu erzählen, ich hätte noch eine trockene Kehle vom Mittagessen, da hatte ich ja sehr reichlich zum Erzählen gehabt, was Lis durch ein Kopfnicken bestätigte.
Herr Bronner verstand das anders. Er stand auf, holte Cognac und schenkte uns allen ein Glas ein, außer für Lis.
Kristin begann. Sie erzählte, dass Axel schon ein bisschen Ferienarbeit bei Papa macht. „Er stellt sich wohl recht geschickt an“, fügte sie an.
Axel sagte wenig, dafür habhaft. „Ich liebe meine Kleine. Ich mache das Abitur, dann heiraten wir. Ich werde bei Papa arbeiten. Er hat mir angeboten, ich könne alles Notwendige nebenher studieren. Meine Eltern sind ebenfalls einverstanden. Was bleibt ihnen auch anderes übrig.“
Papa Bronner war sichtlich zufrieden.
Der Kuchen war alle. Wir setzten uns in die Sofaecke und Lis kuschelte sich an mich. Ich bat um einen Teller, dann packte ich ordentlich Baklava drauf. Frau Bronner sah mir erstaunt zu, Kristin und Axel interessiert. Herr Bronner bekam jedoch ganz große runde Augen, er konnte seine Neugierde kaum mehr zügeln.
„Wo hast du den her? Das ist doch Baklava.“ Er nahm sehr unhöflich als Erster. „Göttlich, einfach göttlich!“ Er besah sich den abgebissenen Teil. „So viel Grün. Pistazien. So kenne ich es eigentlich nur vom Hause Radama in Persien.“ Die anderen hatten sich inzwischen auch bedient, aber Herr Bronner schlug schon wieder zu. „Einmalig! Sag schon, wo hat du den her?“ Er war ganz offensichtlich völlig aus dem Häuschen.
„Es stimmt, Rama Radama gab ihn mir. Sie heißt heute zwar Rama Schmitt und sie wohnt jetzt in Konstanz, sie ist aber definitiv aus dem Hause Radama in Teheran.“
Herr Bronner sah mich an als hätte ich zwei Nasen oder so was. Lis kuschelte erschreckt noch näher. „Und du kennst sie?“
„Ihre Tochter Leila war ein harmloser Urlaubsflirt. Lis weiß es bereits, ich habe es ihr gesagt.“ Dann erzählte ich halt die ganze Geschichte der Familie Schmitt. Als ich an die Stelle kam, wo ich zum Gwaihir wurde, stieß Herr Bronner einen tiefen Seufzer aus.
„In Persien ist so was das Höchste für einen Fremden, bei einem Klan wie den Radamas. Du weißt gar nicht, was du für ein Glück hast. Es hängt wohl mit deinem Verhältnis zu dieser Leila zusammen. Wenn sie nicht einen echten Freund in dir gefunden hätte, sondern einen dieser … nein, so einer bist du nicht. Elisabeth, da brauchst du dir keine Gedanken zu machen, Paul und Leila sind jetzt wie Bruder und Schwester, die könnten ohne Probleme in einem Bett schlafen. Wenn doch - ahm - wird es in Persien mit dem Tode bestraft. Wenn eine Rama Radama zugestimmt hat, sehe ich keine Gefahr für dich, mein Kind.“
„Ich weiß, er hat mir alles gestanden. Gegen ein paar Küsschen und ein wenig Schmusen, was gibt es da auch groß einzuwenden?“, dann küsste sie mich vor versammelter Mannschaft gnadenlos ab, ohne jeglichen Einspruch.
Ich zog den Brief und die Postkarte raus. Den Brief gab ich Herrn Bronner zuerst. Zu meiner Überraschung konnte er ihn lesen. Er bekam einen so roten Kopf, vor Aufregung denke ich, dass ich fast fürchtete, er würde platzen. Als er die Postkarte las, wurde er bleich, kreidebleich. Er griff zum Cognac und schenkte sich sein Glas randvoll ein. Er schüttete, ohne zu husten, den Inhalt des ganzen Glases auf einmal runter. Dann griff er sich ein Baklava und lehnte sich wortlos zurück.
Frau Bronner schaute entsetzt, Kristin und Axel erschrocken, Lis kicherte nervös. Herr Bronner kam wieder zu sich, er sah erst zu seiner Frau, dann zu mir. „Weißt du, was hier steht?“, fragte er mich.
„In groben Zügen nur. Rama Radama Schmitt sagte irgendwas von Familienrabatt.“
„Radama hat die besten und schönsten Teppiche in Persien. Junge, ich habe seit Ewigkeiten versucht bei diesem Klan einen Fuß rein zu bekommen, die wollten nicht. Dieses Schreiben erklärt mich nun zum Freund der Familie. Damit habe ich Zugang zur besten Ware. Diese Postkarte“, er hielt sie hoch „gibt mir das Recht auf einen Rabatt für Familienangehörige. Damit bin ich praktisch konkurrenzlos in Deutschland.“ Er lachte zu mir rüber. „Wenn du dich nicht in die Tochter eines anderen Teppichhändlers verliebst. Das wird zum Glück Elisabeth kaum zulassen.“ Dann stand er auf, hob mich aus dem Sessel und machte ernsthafte Versuche mir die Rippen zu brechen. „Sei auch du mein Sohn“, er stutzte. „Verdammt, das geht gar nicht! Du schmust dann ja mit deiner Schwester rum.“ Dann sah er mich prüfend an. „Gilt euer Versprechen noch von wegen nicht vor achtzehn und so?“
„Ja“, kreischte Lis. Ich nickte nur, mit fehlte noch die Luft.
Dann verkündete er: „Ich habe es inzwischen begriffen, dass man euch beiden vertrauen kann. Bei dem Vertrauen, das auch die Familie Radama dir schenkt, kann ich nicht nachhinken. Ich werde deine Eltern anrufen. Ab sofort kann Lis bei dir sogar schlafen, nicht mit, aber bei dir. Die alten Einschränkungen gelten jedoch immer noch, schlechte Noten geben sofortigen Kostabzug.
Ach ja, es geht hier um uralte persische Weisheit im Umgang mit der Familie - nicht um die Vereinfachung euers Verhältnisses. Dass du mir, mit diesem Brief und der Karte, ein Vermögen ermöglicht hast, ist zugegeben, der Auslöser. Ich biete dir natürlich auch nicht meine jüngste Tochter im Gegengeschäft dazu an, sag jedoch in Zukunft wenigstens Papa und Mama zu uns - wir sehen dich ebenfalls als zukünftigen Schwiegersohn.“
„Papa!“ Lis zitterte in meinem Arm. „Du meinst ich kann bei Paul - oh nein, das kann nicht sein. Mama, ich werde es nicht missbrauchen. Ich werde immer daheim sein. Vielleicht an den Wochenenden oder wenn es mal spät beim Lernen wird. Ich werde aber immer anrufen, wenn ich es nicht vorher gesagt habe“, schränkte sie dann doch schnell ein. „Wir werden das, glaubt mir einfach, nicht tun. Wir würden uns sonst selbst untreu.“ Dann heulte sie. Kristin nahm sie mir ab und brachte sie raus.
„Da scheint die Liebe aber mächtig Vorschub bekommen zu haben“, lächelte Mama sehr freundlich.
„Mit was habe ich dich altes Arschloch nur als Freund verdient?“, sagte dagegen Axel roh.
„Es waren für mich nur eine ganze Reihe verrückter Zufälle. Ich gebe zu, ich hatte rechtzeitig nachgedacht. Unfaires Verhalten hat mich schon immer wütend gemacht und was da passierte? So sollte man mit Ausländern einfach nicht umgehen; vor allem nicht, wenn es ja nur die Ehefrau und die Tochter, in Deutschland geboren, betrifft. Aber bitte, ich habe nichts daran gedreht“, erläuterte ich.
„Axel, ich schreibe einen Brief an Frau Rama Schmitt. Du, als mein zumindest erster Schwiegersohn in spe, wirst ihn morgen zu Frau Schmitt bringen. Du übernachtest standesgemäß im Inselhotel, auf Geschäftskosten. Du wirst ihr einen Strauß von 101 roten Rosen überreichen, das ist in Persien irgendwie symbolhaft und soll unseren Dank ausdrücken. Du kannst Kristin mitnehmen“, entschloss sich Papa.
Ich bat ihn die Reise auf Dienstag zu verschieben, da könnte Axel gleich die Bilder vom Fest mitnehmen, wir hätten ja erst Donnerstag Schule. Papa fand das vernünftig. Er hatte kaum das letzte Wort gesprochen, da kamen Lis und Kristin wieder. Lis sah ein wenig verheult aus und kuschelte sich sofort wieder überglücklich an mich. Axel sprach mit Kristin. Jetzt wurde die erst bleich dann rot. Dann hüpfte sie auf und fiel dem Vater und dann der Mutter um den Hals. Danach kam sie zu mir und schleckte mich ganz fürchterlich ab.
Ich muss einmal einen Bericht über die unterschiedlichen Techniken beim Küssen verfassen. Fotografisch ist das sehr schlecht möglich, technisch ist es sehr interessant. Besonders als Teilnehmer.
***
Erst langsam kehrte wieder Ruhe ein. Ich erzählte Mama Bronner noch von der persischen Küche im Hause Schmitt. Sie sagte, sie würde auch gerne so kochen, nachdem sie es bei einem Besuch in Persien kennengelernt hatte und Papa ihr ein Kochbuch besorgt hätte. Jetzt mache sie es intuitiv. „Aus der Lamäng“, erklärte sie mir, als sie mein fragendes Gesicht sah. „Nach Gefühl.“
Ich blieb auch zum Abendessen. Mama Bronner kochte persisch; Gerichte, die ich von Rama her kannte. „Hervorragend“, lobte ich.
„Papa, ich würde heut gerne bei Paul übernachten. Wir haben uns so viel zu erzählen und ...“, sie sah ängstlich den Vater an.
„Ich rufe gleich an. Gesagt ist gesagt“, antwortete Papa und ging in sein Büro, telefonieren. „Alles klar für euch fast Verlobten. Frau Oktober meinte, sie hätte sowieso kaum Kontrolle über euch“, kam er zurück.
Lis sauste los wie ein geölter Blitz und brachte eine kleine Tasche zurück. „Nachthemd, Slip und Zahnbürste“, erklärte sie.
Wir gingen heim zu mir. Dort angekommen zog ich Lis mit ins Wohnzimmer. Keiner war da. Wir gingen weiter ins Arbeitszimmer von Mom.
„Na ihr zwei?“, empfing sie uns. „Dein Papa hat ja viel Vertrauen in euch, kleine Lis. Aber ihr werdet das schon hinkriegen. Da habe ich keine Zweifel.“ Sie rollte zu ihrer neuesten Erwerbung, einer Espressomaschine, und zapfte drei kleine Tassen. Ich mochte ihn, er erinnerte mich an Rama. Lis kostete erst skeptisch, noch etwas mehr Zucker und auch sie mochte ihn.
„Nun Mom, du wolltest die ganze Geschichte hören.“ Dann erzählte ich ihr mehr aus dem Urlaub. Das Bumsen mit Hellen ließ ich nochmals aus, die kurze Episode im Schilf mit Kim nicht. Ach ja, das Durchbrechen der Gürtellinie bei Leila, zum Üben für sie, habe ich wohl vergessen. Dass wir aber alle nackt herumturnten und was Leila und ich sonst so taten, auch dass ich bei Hellen etwas tiefer griff, erzählte ich so, wie es war. Auch vom Abschiedskuss mit Traudl.
„Du bist ja ein ... Mein Sohn der Weiberheld. Ist er zu dir auch so?“, wollte sie von Lis wissen.
„Ich habe keine Beschwerden und das mit seinen Frauen im Urlaub? So ein Engel war ich ja auch nicht. Ich hatte da auch eine kleine Affäre. Im Rahmen meiner Möglichkeiten natürlich nur, küssen und schmusen.“ Sie erzählte es Mom sogar detailgenauer als mir.
„Ach ihr Kinder. Ihr unverschämt jungen, frechen und heute so wissenden Kinder. Ich wünsche euch eine gute Nacht und, ich hoffe, ihr wisst was ihr tut“, verabschiedete uns Mom herzlich.
„Du wolltest doch noch sehen, wie dein Sohn in der Badehose aussieht?“, erinnerte ich sie und zog mich aus. Es ist ja meine Mom die darum bat.
Lis sah es sich an - und zog sie sich auch aus. „Vielleicht wollen sie ja auch sehen wie wir jungen Mädchen heute aussehen?“
„Mein Gott, Sohn; du bist wirklich ein Mann geworden. Vor Jahren hätte ich mich in dich verliebt. Bitte sei vernünftig, lass deine Erfahrung, die ich dir an-sehe, nicht an Lis aus. Diese Jungfrau vertraut dir.“ Zu Lis sagte sie: „So ein schlankes Persönchen, ich kann Paul verstehen, dass er sich in dich verliebt hat. Dreh dich bitte mal. Danke. Ich habe die Figur meiner nächsten Hauptperson jetzt im Kopf. So muss Leila auch aussehen. Bitte küsst und schmust einmal für mich. Meine Erinnerungen sind verbraucht, ich brauche neue Impulse.“
Wir taten ihr den Gefallen, schmusen war sowieso längst wieder überfällig. Nach einem Gutenachtkuss verabschiedeten wir uns. Wir hatten eine ganze Nacht für uns …
***
Lis ist ein sehr angenehmer Partner im Bett. Als sei es völlig natürlich, schlüpfte sie nackt neben mich, als sei auch das so üblich. Es war für mich selbstverständlich, dass ich meine Hände im erlaubten Bereich behielt, auch mein Lümmel benahm sich, er verharrte irgendwie im Halbschlaf, ob ihn Lis überhaupt zur Kenntnis nahm. Ich denke schon, sie wird ihn schon gespürt haben, als wir eng umarmt einschliefen. Sie wälzt sich nicht so hin und her, wie Renate und Hellen es tun. Sie mag es offensichtlich beim Schlafen eng zu kuscheln. Ich wachte zweimal auf, weil ihre Muschi feucht an meinem Oberschenkel lag. Ich hatte mich voll im Griff, ich wusste immer, wer da neben mir lag. Als die Amsel sang, wollte Lis schon wieder geschmust werden. Danach gestand ich ihr alles von Hellen.
Sie überfiel mich mit Küssen. „Ich liebe dich dafür, dass du es mir gesagt hast. Du warst frei, ich hatte es zwar geahnt, das mit Hellen. Natürlich verzeihe ich dir.“ Sie kuschelte wieder. Danach kam eine erstaunliche Rede von ihr:
„Paul, ich fürchte, ein wenig für verrückt musst du mich schon halten. Ich meine, indem ich dir erst Renate untergejubelt habe und nun wegen Hellen und Kim auch keinen größeren Aufstand mache. Du musst das so verstehen, ich habe mir da natürlich viele Gedanken darüber gemacht und das alles mit Mama bequatscht, auch mit Renate dieses Problem besprochen.“
„Problem? Was für ein Problem?“ Ich ahnte zwar schon, was das Problem war, die Gelegenheit aber war günstig darüber zu sprechen.
„Na du und deine Weiber, mit denen du rumbumst“, wusste mein kleiner Teufel. „Es ist sicher in einer deutschen Familie eher unüblich, dass der Mann eine offizielle Freundin hat. Dass er eine Heimliche hat, das denke ich ist dafür doch weit verbreitet. Da du offensichtlich einen etwas - wie will ich sagen?“
„Anrüchigen Beruf?“, schlug ich vor.
„Genau. Einen anrüchigen Beruf, mit vielen Möglichkeiten der Verführung, ausüben willst, heißt das für mich vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Nun, ich vertraue dir und deinem Versprechen, dass wir über alle Vorkomm-nisse reden. So habe ich schon frühzeitig eine Chance, Eifersucht als unnötig zu empfinden, oder notfalls meine Konsequenzen zu ziehen. Ich denke halt, da stimmte mir vor allem Kristin zu, ein Mann muss Erfahrung haben. Darum habe ich dich ja darum gebeten, sie dir anzueignen. Später, wenn es dann dazu kommt und wir zusammen ebenfalls - du verstehst - dann werde ich, falls es sich je ergibt, meiner Neugierde sicher auch einmal freien Lauf lassen. Ich gehe davon aus, dass du dann dafür ebenfalls Verständnis hast.“
„Na sicher doch - vorausgesetzt der Kerl ist mir sympathisch und wir reden vorher darüber“, stimmte ich lachend zu.
„Davon gehe ich aus“, bestätigte meine Bettgefährtin. „Erfreulich finde ich, dass auch du offensichtlich keinen eifersüchtigen Eigentumsvorbehalt hast. Das kann eine gute Ehe werden. Soviel heute zu diesem Thema. Jetzt möchte ich geschmust werden, denn das gehört auch dazu.“ Sie warf sich auf mich.
„So sehe ich es auch.“ Ich nahm sie in die Arme und wir schmusten uns wieder in den Schlaf. Es war nach acht, als ich aufwachte.
„Zu was hast du eigentlich ein Nachthemd mitgebracht, wenn du doch nackt schläfst?“, weckte ich sie auf.
Sie schreckte hoch, schaute sich um, dann auf den Wecker, danach seufzte sie. „Ich bin bei dir, ich war die ganze Nacht bei dir. Ich kann es kaum glauben. Das Nachthemd ist jetzt mein Platzhalter. Darf ich telefonieren?“
Sie rief (noch nackt) an. „Hallo Mama. Bei mir ist alles klar. Ja, wir stehen zu unserem Wort. Ja, geschmust und sonst nix. Mama, es war einfach wundervoll.“ Sie lachte auf. „Nein, es ist viel schöner, als mit Kristin in einem Bett zu schlafen. Was Frau Oktober gesagt hat?“ Sie erzählte klitzeklein, was los war. „Sie wollte einfach neuen Stoff. Lass dir von Kristin mal den Roman geben. Ja. Ja, ich komme gleich. Ich versuche noch uns ein Frühstück zu machen dann komme ich. Paul hat heute jede Menge Arbeit, da steh ich leider nur im Weg rum. Ja, wir armen Frauen.“ Sie lachte und legte auf. „Schönen Gruß von Mama.“ Dann gingen wir ins Bad.
Beim Duschen schrubbte sie mir den Rücken, ich den ihren.
„Liebst du mich denn noch?“, wollte sie wissen.
„Natürlich mein Schäfchen. Für dich ist es neu, mein kleiner Liebling, mit einem Mann eine ganze Nacht zusammen zu sein. Ich habe, mit deiner gütigen Erlaubnis, gemäß deinem Wunsch Erfahrung zu sammeln, einen kleinen Vor-sprung. Es scheint dir aber sehr zu gefallen?“
„Ich würde am liebsten zu dir ziehen, das bringt uns aber kaum weiter“, er-kannte sie.
Sie verschwand in meine Küche, dann ging sie zu Mom. Von dort brachte sie nach einer Weile ein Tablett mit. Frühstück für zwei. Mit wachsweichen Eiern. Keine Spiegeleier mit Speck wie bei Hellen. So viele Kalorien brauchte ich auch nicht. „Deine Mom hat es gemacht“, gestand sie. „Dein Kühlschrank war ja leer.“
***
Wir frühstückten, sie fühlte sich sichtlich wie die Königin von Saba. „Weißt du, ich weiß nicht, wie lange das mit uns hält. Die Verlockungen gerade für dich sind groß. Ich will dir aber eines sagen: egal. Ich bin so scheißglücklich, da kann kommen, was will. Alleine dieses Frühstück mit dir nach dieser Nacht, der erlaubten ersten und ganzen Nacht. Ich glaube ich träume noch.“ Und dann kamen die Tränen, heiß und groß kullerten sie über ihr Gesicht - ich küsste sie weg. Sie seufzte glücklich: „Liebster Paul.“ Nachdem sie sich beruhigt hatte, stand sie energisch auf, brachte das Geschirr nach unten in die Küche, kam hoch, gab mir einen Kuss und sagte: „Ich komme morgen wieder. Heute hast du Arbeit, wie du sagtest.“
Im Badezimmer hinterließ sie ihre Spuren: ein Becher mit Zahnbürste. Lis stand auf dem Becher. Im Schrank hing ein unbenutztes Nachthemd mit gesticktem E.B. Das Bett war gemacht, das Badezimmer sauber, der angenehme Geruch von Lis hing noch in den Räumen.