Ich ging zu Onkel Franz. Dort hatte ich bis spät am Mittag mit den Bildern aus Konstanz zu tun. Er hatte auch noch Aufträge für mich. Die Bilder waren in Ordnung, nur bei einem ORWO-Film gab es die erwarteten Ausfälle. Ich war aber mit dem Ergebnis trotzdem recht zufrieden. Als ich heimkam, lag Post für mich da. Vom Verlag. Danke für die Bestätigung, für die letzten Aufnahmen und ein Scheck. Es folgte die Ankündigung neuer Aufträgen und die Bitte um Zusendung auch nicht angeforderter Bilder, mit Rückgaberecht. Dringend benötigt werden Amateure, Männer, Serien und Einzelbilder aller Art.
Ich packte die Bilder für die Naturisten ein, die Bilder, die extra bestellt wurden, verpackte ich mit entsprechenden Angaben. Den Rest vermerkte ich mit der Aufschrift: privat an Traudl. Darin auch die Bilder von Hellen, Kim und Leila, in je einem Umschlag. Alles kam in ein Paket mit der Anschrift von Traudl. Es waren über 1000 Bilder.
Ich brachte das Paket zu Axel. Kristin war auch da, sie wurde von der Familie offensichtlich gerne akzeptiert. Danach ging ich nach Hause. Mom war im Garten. Ich hörte ihre Schreibmaschine dort klappern. Ich ging trotzdem zu ihr. Sie sah mich kommen und winkte mir zu.
„Hallo Paul. Nett, dass du mich mal besuchst. Ich brauche nämlich ganz dringend deine Hilfe.“
„Aber gerne, was soll ich dir holen oder möchtest du, dass ich dich irgendwo hinschiebe? Du kannst gerne über mich verfügen.“
„Ich habe alles hier. Meine Bitte ist sehr unverschämt, sehr privat und absolut nicht stubenrein. Du brauchst ihr nicht nachzugeben.“ Ich war gespannt und nickte. „Also, du hast es inzwischen bestimmt mitbekommen, dass in meinen Romanen von Liebe in all ihren Variationen die Rede ist. Ich beziehe mein Wissen aus meiner Jugend und schmücke es mit viel Fantasie aus. Nun schreibe ich die Geschichte eines jungen Persermädchens, das einsam in Deutschland aufwächst.“ Sie sah zu mir her und lächelte. Dann fuhr sie fort: „Die Eltern werden gemieden, sie natürlich auch. Dann kommt ein strahlender Prinz, ein tüchtiger junger Geschäftsmann, der sie alle aus ihrer Vereinsamung rettet.“
„Irgendwie habe ich die Geschichte doch schon mal gehört“, musste ich laut lachen. „Kannst du damit denn deine Leserinnen hinter dem Ofen hervorlocken?"
„Ich denke schon. Das Ganze wird natürlich ausgeschmückt mit Intrigen der Nachbarn, mit Kummer und Schmerz, mit zarten und heißen Liebesszenen. Mit Weibern, die um die Gunst des Prinzen buhlen, ihn verführen wollen. Dreihundert Seiten wollen gefüllt werden.“
„Diesen Roman möchte ich schon gerne einmal lesen. Aber, wieso brauchst du jetzt noch meine Hilfe. Ich habe dir doch alles erzählt.“
„Nicht ganz. Du hast nicht erzählt, was ihr wirklich getrieben habt, wie ihr euch geliebt habt. Was du mit dieser Hellen getan hast. Wie du mit Traudl und dieser Kim zurechtkamst. Ich weiß, es ist sehr unverschämt von mir, wo ich doch auch noch deine Mutter bin, aber ich brauche ganz dringend deine Hilfe. Ich fürchte, das Verhalten der heutigen Jugend hat sich so gewaltig verändert, dass mein Stand des Wissens langsam aber sicher veraltet. Meine Leserinnen werden jünger und sie wollen nicht wissen, wie wir es früher getrieben haben, sie wollen wissen, wie sie heute mit ihrem Geliebten, ihrem Mann oder Freund umgehen müssen.“
„Du meinst ich soll dir ganz genau schildern, wie wir miteinander umgehen? Wie wir es trieben, wie du dazu sagst?“ Ich bekam mit Sicherheit sehr rote Ohren.
„Ja, bitte, bitte mein Sohn. Denke einfach, ich sei Lis. Ihr hast du doch sicher die ganze Wahrheit erzählt. Es hat keine Folgen für dich. Wer dir zuhört, ist Beatrix Mai, nicht deine Mutter.“
Ich tat es. Ich schaltete meinen Verstand ab und schilderte Mom, wie Leila und ich schmusten, das war ja noch harmlos genug. Dann erzählte ich von Hellen, wie gierig sie war und wie sie behandelt werden wollte. Moms Bleistift flog über das Papier. Ich erzählte von der Ersten und den folgenden Nächten im Bett. Von den kleinen Geilheiten zwischendurch beim Baden. Von den Fotos mit Leila, Hellen und Kim. Von der kurzen Rammelei im Schilf mit Kim, die einfach ausgehungert war. Von der kleinen Demonstration für und mit Leila und dem letzten Kuss mit Traudl. Dann holte ich noch die Fotos.
Jetzt war es soweit, Mom wurde rot. „Die Mädchen sind ja da unten rasiert“, staunte sie. „Ich nehme zumindest nicht an, dass heutzutage die Haare später oder in so knapper Form wachsen.“
Ich konnte ihr mitteilen, dass dies für etwa die Hälfte der Mädchen gelten würde. Woher ich das wüsste? Ich erzählte ihr, dass meine Fotos nicht immer jugendfrei seien. „Von Rechts wegen dürfte ich sie mir nicht einmal selbst betrachten“, gestand ich ihr lächelnd.
„Glaubst du, Pop hätte es mir nicht gesagt? Dass die Fotos aber so frech sind, das habe ich nicht gewusst.“ Sie besah sich die Fotos noch einmal. „Du hast aber viel Gefühl für Frauen. Deine Fotos zeigen den Menschen. Ich danke dir, mein Sohn. Ach ja, Renate hat mir versprochen, auch noch etwas zu erzählen. Vielleicht kannst du sie überreden, es mir ebenso genau wie du zu schildern. Das hat natürlich auch für sie keinerlei Folgen. Da bin ich wie ein Priester“, versprach sie.
Es war Zeit ins Haus zurückzugehen. Ich schob Mom samt Rollstuhl in die Küche, sie wollte das Abendessen machen und ich half ihr dabei.
Um neun ging ich hoch zu mir. Irgendwie fühlte ich mich freier, nachdem Mom nun alles wusste. Nein, alles wusste sie nicht, nicht die Wahrheit von Lis, Renate und mir. Die beiden sind morgen im Haus, ich werde sie am besten zusammen zu Mom schicken. Als Dank soll sie die Eltern von Renate anrufen, dass sie über Nacht bleiben soll, weil so viel Arbeit ist. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
***
Heute Morgen war genug Zeit meine Wohnung sauber zu machen. Sonst würde ich sicher einen Rüffel von Renate bekommen. Ich saugte, putzte, staubte ab und wischte die Kacheln im Bad. Danach ging ich los zum Einkaufen, für Mom nach Liste und für mich nach Gedächtnis: Sekt, Rotwein, Most, Sprudel, Saft, Knabberzeug, Hartkäse, Salami und Schwarzbrot für Häppchen.
Lis kam bereits um eins. Renate um zwei. Sie hatte einen Hausschlüssel und kam direkt hoch in meine Wohnung. Lis ging erst mal ins Bad, um uns einen Augenblick alleine zu lassen. Ich fand das sehr rücksichtsvoll.
„Ich habe dich so vermisst. Ich brauche dich heute noch“, seufzte Renate. Wir küssten uns erst mal ausgiebig. Dann erlöste sie Lis aus dem Bad. Ich sagte ihnen, sie sollen beide zu Mom gehen. Sie saß wieder im Garten. Zuvor erzählte ich Renate in Kurzform, was ich Mom gestern so alles gestanden hatte. Damit hatte ich dieses Kapitel auch gleich los. Meine Frauen küssten mich, wohl halbwegs zufrieden mit mir.
„Was hast du eigentlich für eine Geschichte, die sie so sehr neugierig machte, Renate?“, wollte Lis wissen.
„Puh“, ließ Renate Luft ab. „Pop fragte mich, ob ich einen Freund hätte. Ich bejahte es, Lügen haben ja kurze Beine. Ich erwähnte, dass der Freund jedoch schon gebunden sei, und meinte dabei dich. Das konnte und wollte ich nun ganz und gar nicht sagen“, sie sah sehr nachdenklich aus, dann fragte sie mich: „Du sagst, es hätte keine Folgen?“
„Ja, sie hat es versprochen. Ich bin sicher, sie hält die Zusage.“
„Dann werden wir Nägel mit Köpfen machen, gell Lis?“, kam es nach kurzem Überlegen von ihr.
„Du hast recht! Wie wir miteinander umgehen, dass wir uns gegenseitig lieben, das ist unsere Sache. Als Mutter von ... Nö, da hat sie schon das Recht. Wenn ich aber Paul recht verstanden habe, dann ist es jedoch nur eine unglückliche Personalunion, primär ist nur die Schriftstellerin Beatrix Mai neugierig“, antwortete Lis.
„Kannst du mir mal sagen, wo du diese geschwollenen Redensarten herhast?“, fragte ich doch etwas erstaunt.
„Du meinst Personalunion und primär? Von Axel und Kristin. Die haben sogar im Urlaub gepaukt. Kristin will in der Schule unbedingt besser werden, um auch Privilegien zu bekommen.“
„Nun, dann bringe ich euch mal.“
„Ich bin froh, dass du da bist. Du fehlst mir an allen Enden“, freute sich Mom, sie begrüßte Renate herzlich. „Da wäre ...“
„Heute eine Geschichte zu erzählen, deshalb kommt auch Lis mit“, unterbrach ich ihren Redefluss. „Wie es mit deinen Aufträgen ist an Renate ist, könnt ihr später bequatschen und - vergiss den Anruf nicht. Ich hole euch den Kaffee und den Kuchen, dann bin ich weg.“
Als ich Kaffee und Kuchen brachte, waren meine beiden schon eifrig am Erzählen. Mom machte sich Notizen und einen gelösten, freudig überraschten Eindruck.
„Na du Schürzenjäger, da höre ich ja Sachen, die ich als Mutter besser sofort vergesse. Aber danke für den Kaffee und den Kuchen.“
Ich zog wieder ab und harrte der Dinge. Die kamen nach gut einer Stunde. Lachend und scherzend - mein Harem.
„Na, wie war es?“
„Sie ist wirklich eine tolle Frau“, sagte Renate und Lis nickten. „Sie hat uns zwar ausgequetscht, wie zwei Zitronen, und fast einen Block voll stenografiert, aber nicht das leiseste Stirnrunzeln. Und wir haben ihr nur die reine Wahrheit gesagt. Einmal sagte sie, als Lis Dialoge nachsprach, dass du wohl offenbar auch etwas von ihr geerbt haben musst.
Wir haben sie dann reingeschoben und sie hat mit meinen Eltern telefoniert. Ich bekam erst einen Schreck, ich dachte, sie wolle petzen. Stattdessen bat sie, dass ich heute hier bleiben kann, im Gästezimmer, das sei sicherer, denn es würde spät und ich würde dringend benötigt. Dann schickte sie uns hoch zu dir und meinte sie hätte Zeit bis morgen, benötigt würde ich wohl oben.“
Renate gab mir einen dicken Kuss. Lis saß auf der anderen Seite und gab mir danach ebenfalls einen. „Und jetzt wollen wir Bilder sehen“, kommandierte Renate.
„Und dann seid ihr geil und ich muss wieder darunter leiden.“
„Also ich nicht, ich konnte ja gestern Nacht auftanken. Nach den Bildern gehe ich sofort nach Hause, dann kannst du Renate alles erzählen und sie dir“, eröffnete uns Lis.
„Nacht? Auftanken?“, stutzte Renate.
„Ja, Lis schlief gestern Nacht bei mir im Bett. Nicht mit mir natürlich. Und das mit väterlicher Genehmigung. Das erzähle ich dir später, nun hole ich erst einmal die Bilder.“
Zuerst zeigte ich die Harmlosen vom Sommerfest. Dann die von Leila, Kim und Hellen. Nach einer Weile küsste mich Lis und ging, nicht ohne uns eine tolle Nacht zu wünschen. Ohne viel Federlesens zog mich Renate ins Bett. Sie war so heiß, aber nicht so wild wie Hellen. Alles, was ich mit und bei Hellen Neues gelernt hatte, packte ich in unser Zusammensein. Renate konnte danach kaum noch sprechen, so heiser war sie vom Stöhnen und Keuchen. Auch Laufen fiel ihr erst schwer.
„Du bist ein wahrer Teufel, wie du mit uns armen Mädchen umgehst“, röchelte sie und versank in einen langen tiefen Kuss. Wir zogen uns wieder an, es war ja noch früh am Abend. Renates erste Gier war gestillt. Sie hatte rote Backen und steckte voller Tatendrang. Sie inspizierte die Wohnung, es gab wenig zu meckern. Das Zahnputzglas und das Nachthemd von Lis nahm sie lächelnd zur Kenntnis.
„Duftmarken sagt man dazu in der Tierwelt. Sie wird glücklich darüber sein. Wäre ich auch. Nun, deine Mom weiß jetzt, was zwischen uns läuft. Sie hat jetzt wohl auch keine Sorgen mehr, wegen Lis, seit diese ihr ganz genau erklärte, um was es ihr geht und wie lange es geht. Sie scheint uns verstanden zu haben. Ja, sie bot uns sogar ihren Rat an, wenn es Schwierigkeiten geben sollte. Das nenne ich Mutterliebe.“ Nach dieser Rede machte sie ein feines Abendessen für uns beide.
Ich erzählte ihr von dem Schreiben des Verlags, von den Bildern von Kim, die ich schicken wollte. Sie machte sich nach dem Essen gleich an die Arbeit den Brief zu beantworten und die Bilder anzubieten. Sie vergaß auch nicht, die Visitenkarte mit der Unterschrift von Kim dazu zu legen. Sie machte bei dem Bildangebot zwei Durchschlägen, weil es eine Kundenakte geben wird. Hervorragende Ausbildung, das muss ich da schon sagen.
Danach gingen wir noch mal runter. Pop war in der Zwischenzeit auch da und aß mit Mom zu Abend. Wir bekamen ebenfalls noch einen Happen ab, Mom und Renate besprachen die kommenden Tagesaufgaben und wälzten Haushaltsprobleme. Ich unterrichtete Pop über die Geschäfte. Er holte aus seinem Zimmer den Kontoauszug für mein Konto. Es war beachtlich im Haben. Pop fragte, ob ich Ausgaben plane. Die Rechnung für den Safe war längst bezahlt, sonst lag nichts an. Er meinte, wir sollten einiges als Monatsgeld festlegen da bringt es kräftige Zinsen. Um neun gingen wir nach oben. Pop drückte Renate fest, als sie Gute Nacht sagte. Er gab ihr sogar einen Kuss auf die Backe, den sie automatisch erwiderte. Dann wurde sie rot. Mom hatte wohl doch ein wenig geplaudert. Das tun Ehepaare halt. Dass Pop Renate drückte, war allerdings kaum als schlimme Folge darauf zu bewerten. Wir gingen ins Bad, danach ins Bett.
„Wie hast du denn so deinen Urlaub verbracht“, wollte ich natürlich ebenfalls wissen.
„Ich stürzte mich gleich an die Arbeit. Die ersten Tage fiel mein Sexualleben ja sowieso aus. Arbeit hilft beim Verdrängen. Als die Sehnsucht aber dringend wurde, hat mir Doris sehr geholfen. Wir haben uns gegenseitig getröstet. Sie lässt übrigens Dank ausrichten, für die Bilder. Nun, wir haben manchmal miteinander geschmust.“ Sie kuschelte sich ganz eng an mich. „Mit dir ist es aber viel schöner.“ Sie rückte noch näher ran.
„Am vorletzten Tag, da habe ich mit Manfred geschlafen. Er ist ein alter Freund und hat mich schon die ganze Zeit angemacht. Ich hatte solche Sehnsucht nach dir, da habe ich ihn halt gelassen. Mit Kondom!“, verteidigte sie sich. „Es war ganz nett, ich bin sogar zweimal gekommen. Nach einer Viertelstunde war es vorbei. Ich habe ihn danach nicht mehr gesehen. Bist du mir jetzt böse? Das musste aber raus. Du hast ja auch gesagt, was du getrieben hast.“
„Wir haben keinen Exklusivvertrag. Und keusch? Das war ich bei Gott nicht. Aber wieso Kondom?“
„Die Spirale ist mit nicht so gut bekommen. Jetzt nehme ich diese neue Pille. Die wirkt aber erst seit gestern. Ob ich dabei bleibe, das weiß ich noch nicht. Ich habe gehört, als Nebenwirkung wird die Brust größer. Noch größer? Also, ich weiß nicht - auf jeden Fall bin ich aber betriebssicher und erleichtert, dass das Geständnis raus ist. In meiner Ehe soll das auf keinen Fall noch einmal vorkommen. Hoffe ich zumindest.“ Sie machte tatsächlich einen etwas bedrückten Eindruck.
Zur Ablenkung erzählte ich ihr nun bis ins Detail, was ich am Mittag nur oberflächlich geschildert hatte und was bisher nur Mom so genau wusste. Von der Gier von Hellen, ihrem ersten Orgasmus und der dadurch noch wilderen Leidenschaft. Ich erzählte aber auch von Kim, wie sie mich schon vorher flüchtig berührte und dann diesen Schnellschuss im Schilf wollte.
„So was kleines Schnelles macht übrigens viel Spaß. Ich muss nur noch lernen, auch mal schnell zu kommen. Wir beide haben bisher nur auf Langzeit trainiert. Wenn nicht genug Zeit dazu ist, kann das frustrierend sein. Denke ich mal“, fiel mir dazu ein.
„Wir können natürlich auch das üben“, schlug Renate grinsend vor. „Auf dem Küchentisch, an der Wand, auf dem Sofa, im Garten, auf dem Klo. Das kann ich mir schon gut vorstellen“, dabei streckte sie die Hand zwischen die Beine, erst bei sich, dann bei mir. Wir heizten uns gegenseitig mit immer neuen Plätzen auf, an denen man es treiben kann. Dann gingen wir zur Tat über. Meine kleine Küche, vielmehr der Küchentisch, schien ihr ein geeigneter Platz für einen ersten Versuch. Er hatte die genau richtige Höhe. Ich fürchte es war mehr ihr Geschrei, das mich voll antörnte, nach zwölf Minuten war es vorbei. Ich hatte extra auf die Uhr geschaut. Renate steckte sich ein Küchentuch zwischen die Beine. Auf dem Weg zum Bad meinte sie: „Ich laufe aus. Du Teufel, du liebster Teufel. Du warst herrlich, großartig, teuflisch gut und ich bin fertig. Fix und fertig.“
Zurück im Bett, nochmals frisch geduscht, hatte sie ein altes Thema neu am Wickel: „Du, Paul, ich verstehe es eigentlich nicht so ganz; wir hatten so eine schöne Zeit, bevor ich nach Rottweil fuhr. Dann waren es nur noch ein paar Tage, bis ich wieder in deinen Armen liegen würde, und dann - ließ ich mich mit Manfred ein. Er ist zwar nett, ich kenne ihn schon seit ewig, aber warum, sag mir, habe ich mit ihm geschlafen?“
„Das kann ich dir nun wirklich nicht sagen, aber ist er denn so nett, dass du - na ja, ab September übernimmt Lis vereinbarungsgemäß das Kommando. Da brauchst du sicher einen neuen Freund, vor allem da du dann ja sowieso nach Rottweil gehst, wie du gesagt hast“, antwortete ich lachend.
„Das ist ein anderes Thema“, murrte sie. „Ich meine etwas ganz anderes: Warum bin ich dir wissentlich untreu geworden? Mich zog es einfach ins Bett, ich wollte unbedingt dieses geile Gefühl - du verstehst mich schon. Bin ich ein leichtes Mädchen, das sich mit jedem einlässt?“ Ihre Augen wurden feucht.
„Du wirst lachen“, versuchte ich sie zu trösten. „Die gleiche Frage, meinetwegen, habe ich mir auch gestellt. Ich hatte nie vor im Urlaub rumzubumsen und dann landete ich doch mit Hellen im Bett. Bei dir war es wohl ähnlich. Ich denke Manfred hat dich gefragt, wie Hellen mich, und dann kam die Neugierde dazu; bei mir zumindest: Wie ist es mit einer Anderen? Macht es den gleichen Spaß? Ist es anders, gibt es da noch was? Wie Frauen aussehen, nun, das ist für mich nun nicht mehr so neu, aber ihr Verhalten …“ ich musste unwillkürlich grinsen „vor allem im Bett, da hatte und habe ich noch reichlich Neugierde, denn Liebe zu Hellen war es sicher nicht. Um dich noch weiter zu beruhigen, auch Lis hat mir einen Fehltritt bereits angekündigt. Sie sprach ebenfalls von Neugierde und Vergleich. “
„Ich fürchte“, Renate zögerte. „Nun ja, neben der Lust, dieses Gefühl fehlte mir halt irgendwie - ich fürchte bei mir war es auch, sogar in sehr hohem Maße, vor allem Neugierde. Denn, wenn ich die Augen schloss - lach nicht, ich habe es versucht, dann war es nicht viel anders als mit dir. Wir beide haben gut geübt, passen sozusagen gut zusammen, aber zu unserem ersten Mal, gab es mit Manfred keinen großen Unterschied. Das zumindest habe ich dabei gelernt.“
„Mit Hellen war es doch sehr viel anders als mit dir“, überlegte ich laut. „Sie hatte einen Freund, war einerseits erfahren, andererseits hatten die Zwei wohl keine besonders gute Technik, wenn man dazu so sagen kann. Trotzdem war sie ausgehungert. Ich denke, bei ihr war es, als sie mir die Frage stellte, ob ich mit ihr schlafen würde, nicht so sehr der Wunsch nach einer heißen Nummer. Wie ich ja sagte, sie hatte noch nie einen Orgasmus; ich denke sie gierte mehr nach der Nähe eines Menschen, suchte so eine Art Anerkennung. Sie war halt sehr einsam. Ich bin nur froh, dass sie auf dem Sommerfest einen neuen Freund gefunden hat. Ohne dem hätte ich wohl ein arg schlechtes Gewissen, denn ich fürchte, wenn man sich mit einem Mädchen einlässt und - na eben dabei, mit ihr richtig gut zurechtkommt, dann trägt man schon ein wenig Verantwortung. Ein verlassener Partner kann da in ein arges Gefühlschaos gestürzt werden. Oder wie empfindest du das, Renate?“
„Jetzt, wo du das so detailliert schilderst - doch. Ich fürchte, da ist schon was dran. Genau genommen …“ Sie zögerte. Dann fiel sie mit Küssen über mich her. Es dauerte ein Weilchen, bis sie den Satz beendete. „Doch, da bin ich sogar sicher, wenn man miteinander schläft, und das nicht nur aus Spaß daran geschieht, sondern auch Liebe mit ins Spiel kommt, dann ist man irgendwie ein Paar und ein solches sollte sehr verantwortungsvoll miteinander umgehen. Hast du mich denn auch etwas vermisst im Urlaub?“ Diese Frage war wohl unvermeidlich. Mir fiel ein, auch Lis hatte sie gestellt.
„Auch?“ Ich weiß nicht, ob ich lächelte. „Ich denke schon. Das heißt doch aber, auch du hast mich vermisst, mein Schatz.“
Renate errötete. „Deswegen bin ich doch mit Manfred ins Bett, es war eine Ersatzhandlung.“
Dass ich jetzt laut lachte, ist sicher. „Dann hast du doch eigentlich nicht mit Manfred geschlafen, sondern mit mir. Damit ist diese ganze Unterhaltung doch völlig unnötig.“
Renates Fäuste trommelten auf mich ein. „Du eingebildeter Affe. Natürlich habe ich mit Manfred geschlafen - aber dabei intensiv an dich gedacht“, kam es dann doch kleinlaut „war das mit Hellen und dir denn auch so?“
Ich musste einen Augenblick nachdenken, dann gestehen: „Nein. Sie ließ mir keine Chance, an jemand andern zu denken. Sie brauchte meine volle Aufmerksamkeit. Doch“, fiel es mir dann aber ein. „Einmal habe ich an dich gedacht, noch bevor Hellen voll ausrastete. Allerdings … ich erinnerte mich an die Stellung, in der du besonders freudig und oft gekommen bist, es war mir nämlich aufgefallen, dass Hellen offenbar noch keinen einzigen Orgasmus hatte.“
„Von hinten!“, grinste jetzt Renate. „Das ist nun alleine deine Schuld. Auf geht’s, noch eine Runde - von hinten.“
Ich wurde schon wieder gefordert und ich tat es gerne. Danach gestand ich Renate, warum ich es gerne tat. Weil es mir damals mit Hellen auch Spaß gemacht hatte, soviel wie mit ihr, und später mit Kim im Schilf. Ich schilderte meine Tätigkeit sehr ausführlich. Leider machte dies Renate schon wieder wild.
„Ich kann nur hoffen, dass es einfach Entzugserscheinungen sind“, stöhnte ich, um noch eine kleine Pause rauszuschinden. „Und frag jetzt nicht auch noch wegen Kim genauer nach. Bei ihr waren es definitiv welche. Sie sagte es ja selbst. Und Liebe war es meinerseits auch nicht. Ich empfand es als Dienstleistung an einer netten Freundin, aber vor allem als Spaß für mich.“
„Wüstling! Und nun lass uns Spaß haben. Bei Gelegenheit möchte ich aber nochmals die Bilder von Kim sehen. Du hast verdächtig wenig von ihr gesprochen, davon wie ihr es im Schilf getrieben habt, gar nicht. Nur dass - und überhaupt.“
***
Nach dem Frühstück ging Renate zu Mom. Freudestrahlend kam sie mit 200 Mark zurück. „Lohnauszahlung und Überstundengeld!“
***
Das Telefon läutete durchdringend. Eine Irena Wallbusch rief an, sie hatte einen Auftrag vom Verlag. Wir vereinbarten einen Termin. Das neue Schuljahr begann ja gut. Sie gab mir die Auftragsnummer: G0212DDE. Das war kein normaler Auftrag. Ich schaute in der Codeliste des Verlages nach: doppeltes Shooting, extravagant, mit Hilfsmittel. Das waren 3500 Mark. Ich schluckte. Da kam ja richtig viel Geld zusammen. Aber welche Hilfsmittel? Die stellt wohl hoffentlich das Model.
„Ein Auftrag?“, fragte Renate.
„Ja. Neue Herausforderungen warten auf uns.“ Dann fiel es mir wieder ein, was ich mit Pop besprochen hatte. „Renate, mein Schätzchen. Du machst meinen Briefverkehr, räumst bei mir auf, kochst für mich und schläfst mit mir - nein, das zählt hier wohl nicht. Was ich sagen will, du bist für mich so eine Art Sekretärin. Ich habe mit Pop gesprochen, du bekommst für deine Hilfe, vorläufig, ein kleines Gehalt. Wir dachten an 100 Mark pro Monat. Ist dir das recht?“
Es war eine blöde Frage, die in einer Kussorgie endete.
„Dann habe ich in diesem Monat ja 340 Mark Taschengeld“, jubelte sie nach dem Küssen. Offenbar 40 Mark davon Taschengeld von den Eltern, soviel wie ich bekam. Noch! Irgendwann muss es Pop ja auffallen.