„Ich weiß nicht", sagte sie unsicher und ihr Blick huschte ängstlich hin und her. Was sollte sie denn sagen? Dass sie erwartete bestraft zu werden, wenn sie etwas tat. Allerdings schien er diese Fehler nicht als solche zu sehen.
„Sezuna wovon hast du gesprochen? Ist hasse es belogen zu werden", drängte er sie nun regelrecht und richtete sich auf, als der Herrscher der er war und verschränkte die Arme vor der trainierten Brust.
Sezuna hob kurz erschrocken den Blick und ihre ängstlichen, goldenen Augen lagen für einen Bruchteil einer Sekunde auf ihm, ehe sie den Blick wieder senkte.
„Wenn ich etwas falsch mache, werde ich bestraft", war die zittrige Antwort, die eher einer Aussage glich.
„Weiter", knirschte er mit den Zähnen und Sezuna bekam schon beinahe Angst ihn zum Explodieren zu bringen. Nervös rang sie mit ihren Fingern und schluckte. Sollte sie überhaupt weiterreden? Sie wollte doch keinen Ärger, doch selbst hier machte sie einfach nur alles falsch! Als liebsten wäre Sezuna in Tränen ausgebrochen, vor emotionaler Last, doch sie versuchte sich zusammen zu reißen.
„Mylord, bitte, ich weiß nicht, was ihr von mir wollt", sagte sie und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Als ihr das bei ihrer Ausbilderin passiert war, hatte sie noch einmal zusätzliche Schläge erhalten. Es gehörte sich nicht zu weinen. Ihr stand dieses Recht nicht zu, auch wenn sie noch ein Kind war. Ein hilfloses Kind, das hier nichts zu suchen hatte, wie sie oft genug beteuert hatte. Dennoch hatte sie nie wahllos zur Peitsche gegriffen. Sie hatte Sezuna jeden einzelnen Hieb immer genau erklären können.
Sezuna wusste sogar noch für welche Vergehen die drei stärksten Hiebe standen. Sie hatte den Blick nicht schnell genug gesenkt, hatte unerlaubt gegessen und war im Stehen eingeschlafen.
Die Gesichtszüge des Mannes entspannten sich, als er bemerkte, wie ihr dicke Tränen die Wangen hinabliefen. Sie traute sich nicht mal die Hände zu heben, um diese wegzuwischen, solche Angst hatte sie. Ein wenig beschämt kratzte sich der Highlord am Oberarm, doch er ging letztlich auf sie zu, um sie überraschenderweise in eine tröstende Umarmung zu ziehen.
„Jetzt beruhig dich erstmal wieder. Iss was und komm zu Kräften, dann erzählst du mir was vorgefallen ist", erklärte er langsam und leise, während er mit der Hand flüchtig über ihren Rücken strich. Sezuna zuckte so heftig zusammen, dass ihr der Träger des Unterkleides von den Schultern rutschte und einen Teil ihres Rückens freilegte, auf dem noch immer feine, weiße Narben zu sehen waren.
Auch diese würden, wie es bei Vampiren üblich war, in den nächsten Tagen verschwinden. Und sie waren so fein, dass man sie kaum auf ihrer Haut erkannte. Sie schmerzten auch nicht mehr. Nur noch in den Erinnerungen.
Die Rothaarige schluckte und versuchte sich zu beruhigen. Sie hatte geglaubt, die Bestrafung hätte sie nicht so sehr mitgenommen, doch vor dem Highlord hatte sie eine größere Angst, als vor ihrer Ausbilderin. Denn dieser strahlte eine Macht aus, von der Sezuna wusste, dass er sie zerquetschen konnte. Auch wenn er sie hielt, als wäre sie eine zerbrechliche Puppe aus dünnem Glas, so war die Angst dennoch groß, dass er seine Meinung jeden Moment ändern könnte.
„Iss etwas und ruh dich aus", nun packte er sie an den Schultern, um sie ein Stück von sich wegzudrücken und ihre Tränen mit dem Handrücken fortzuwischen. Sezuna zwang sich weiterhin den Blick gesenkt zu halten und nickte nur zerbrechlich, ehe sie sich wieder auf das Sofa setzte und der Highlord einen kurzen Blick auf ihren Rücken warf. Er sagte jedoch nichts, sondern kniff bloß die Zähne zusammen. Sie war ein Kind. Selbst mit ihren 99 Jahren war sie, in Vampirjahren gerechnet, nicht sehr alt. Vampire alterten langsam und gerade ihre geistige Verfassung war sehr angreifbar, wenn sie jung waren. Sezuna hatte scheinbar früh ihre Eltern verloren und war auf sich allein gestellt. Er konnte es akzeptieren, wenn Diener gezüchtigt wurden, die Dummheiten angestellt hatten. Aber ein Kind zu schlagen, weil es zu langsam lernte, war etwas, was er nicht in seinem Harem wollte.
Zögerlich griff Sezuna nach einer Erdbeere, ehe sie diese aß und versuchte sich dabei wieder zu beruhigen. Es brachte ihr nichts, wenn sie weiterhin so panisch reagierte. Wahrscheinlich machte sie sich so noch mehr Ärger. Das Beste würde es sein, wenn sie versuchte zu vergessen, was vorgefallen war. Vielleicht sprach er die Wahrheit und würde ihr nichts tun.
Eine Weile verging in der er ihr ein wenig Privatsphäre ließ, damit sie aß und sich beruhigte. Sie glaubte sogar, dass er sie nicht mehr beobachtete. Sezuna traute sich nicht nachzusehen, sondern versuchte ihre Mahlzeit drinnen zu behalten.
„Ich denke das war genug Aufregung für heute. Ich werde jetzt zu Bett gehen... was bedeutet, dass du ebenfalls schlafen wirst", erklärte er und deutete ihr zu ihm ans Bett zu kommen und sich neben ihn an den Bertrand zu setzen.
Meinte er das etwa ernst? Hatte er sie nicht eben noch beruhigen wollen?
Sezuna schluckte, als ihr Essen drohte wieder heraus zu kommen, ehe sie sich erhob. „Wie Mylord wünscht", sagte sie und ließ den Blick gesenkt. Sie sollte tun, was er von ihr verlangte. Also trat sie auf das große Bett zu und ging an der Stelle, auf die er gedeutet hatte, auf die Knie.
„Reich mir deine Hände", wies er sie an und streckte seine offenen Handflächen vor ihr aus. Sezuna versuchte das Zittern zu unterdrücken und folgte dem Befehl. Er nahm ihre beiden, dünnen Handgelenke in eine Hand und zog sie auf die Beine. Sezunas Herz schlug immer schneller, während sie versuchte keine Emotionen in ihren Blick zu legen. Mit der freien Hand zog er eine Kette aus dem Nachttisch, um Sezuna an den äußersten Bettpfosten zu Ketten.
„Ich bin nicht dumm, ich trau dir trotz allem nicht", war die simple Erklärung, bevor Sezuna überhaupt sich selbst fragen konnte, was das sollte.
Nachdem sie fertig gefesselt war, stand er auf, warf das Handtuch wie selbstverständlich von sich und stieg nackt unter die Bettdecke auf der anderen Seite der Matratze. „Leg dich hin. Keine Sorge, ich werde dir nicht wehtun oder so", murmelte er und rollte sich bereits zur Seite, so dass Sezuna nur seinen Rücken sehen konnte. Sie sollte... sich zu ihm legen? In sein Bett?
Sezuna schluckte den aufkommenden Protest hinunter. „Wie Mylord wünscht", sagte sie leise, auch wenn sich alles in ihr dagegen sträubte. Es war nicht richtig. Sie hatte nicht im gleichen Bett zu schlafen, wie er. Dennoch blieb ihr nichts anderes übrig.
Ein wenig ungeschickt legte sie sich hin, auch wenn es ihr nicht möglich war, unter die Decke zu schlüpfen. Aber zumindest war das Bett so groß, dass locker fünf Leute hineingepasst hätten. Ein wenig beschwerlich versuchte sie sich unter die Bettdecke zu strampeln und dabei so leise wie möglich zu sein. Es schien ihr noch unangebrachter so wie auf einem Tablett angepriesen zu werden. Sie vernahm ein müdes Seufzen.
„Was tust du da?", fragte er murmelnd und drehte sich zu ihr um, um zu sehen warum genau sich das Bett so bewegte. Sezuna hielt augenblicklich beschämt inne, da sie glaubte ihn geweckt zu haben.
„Verzeiht, Mylord", war die leise Entschuldigung die sie von sich gab, während sie ihm den Blick zu drehte. Er musterte sie kurz in der Dunkelheit die einem Vampir nicht viel ausmachte und rutschte kurz zu ihr rüber, um ihr die Decke über die Brust zu ziehen. Nach dieser Geste rutschte er wieder zurück an seinen Ursprungsplatz und legte sich wieder hin.
„Gute Nacht", waren die letzten Worte die er von sich gab und dann erwartete, dass sie schlief. Was keine sonderlich leichte Aufgabe war.
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