01.09.2019
Lass uns ein Spiel spielen
"Bert? Hast du etwas bestellt?"
"Nicht, dass ich wüsste", brummte er, während seine Frau das Paket öffnete, das der Briefträger eben gebracht hatte.
"Was ist denn das?" Sie hielt ein kleines Ding in die Luft, dessen Farbe und Form keinerlei Rückschluss auf seine Verwendung zuließen. Es war gewissermaßen undefinierbar.
Bert erlaubte sich einen prüfenden Blick. "Gib mal her." Der Mann rückte seine Brille zurecht und drehte es aufmerksam in seiner Hand. "Keine Ahnung. Nie gesehen."
Hildegard fischte einen Zettel aus dem Verpackungsmaterial und wurde augenblicklich dunkelrot im Gesicht.
"Und?"
"Sextoi des Monats. Lass uns ein Spiel spielen. Steht da."
"Wer schickt dir denn so einen Kram, Hildegard?!" Missmutig ließ er das Ding zurück in den Karton fallen.
"Ah geh! Die werden sich halt in der Adresse vertan haben!" Sie glühte immer noch. "Was es nicht alles gibt heutzutage!"
Er grummelte hinter seiner Zeitung.
"Ich frage mich, wofür man es verwendet", sinnierte sie Stunden später im gemeinsamen Bett. "Ich komme einfach nicht drauf. Du?"
Bert seufzte. "Ich weiß noch nicht mal, ob es für dich oder für mich wäre."
"Vielleicht kann man es googeln?"
"Sonst noch was?"
"Ich mein ja nur."
"Das ist was für die Jungen. Wie der Klimawandel!"
"Hildegard? Du bist doch mit der Rosi befreundet."
"Gefällt dir die?", giftige sie ihn an.
"Woher denn?! Ich möchte nur wissen, ob die wirklich so viel Sex haben, wie der Freddy behauptet."
"Der Angeber. Sie sagt, sie traut sich seit Jahren nicht mehr, weil sie beim letzten Mal nicht gewusst hat, ob er einen Orgasmus oder einen Bandscheibenvorfall hat. Das weißt du aber nicht von mir!"
"Echt? Und was ist mit dem Rudi und der Frieda?"
"Weihnachten ist öfter, hat die Frieda gesagt. Wo gehst du denn hin? Musst du schon wieder aufs Klo?"
"Nein", grinste er. "Ich geh was googeln."