So schnell meine Flügel mich tragen können, jage ich vorwärts, dicht unter den überhängenden Felsen am Ufer der Insel. Gischt sprüht auf mein Bauchgefieder, während die Stimme des Falken weithin zu hören ist.
"Was soll das?", hallt sein Schrei. "Es ist unehrenhaft, sich zu verstecken. Willst du nicht lieber im Offenen kämpfen? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich dich fange, kleine Taube. Du hast nur die Wahl, ob du als Kämpfer oder als Feigling untergehst."
Ich schlage schneller mit den Flügeln und lehne mich in den Wind. Statt über den Strand lasse ich mich nach oben tragen, durch eine Lücke in den rauen Felsen hindurch und über die dichte, dunkelgrüne Vegetation des Dschungels. Leichter Nebel hängt zwischen den gewaltigen Stämmen der riesigen Bäume, eine dichte Sticht über den kleineren Gewächsen.
Ich sehe mich um und fasse meinen Plan. Damit der Falke nicht die Überhand gewinnt, muss ich auf steigen, also arbeite ich mich mit kräftigen Flügelschlägen zu den Wipfeln der Mammutbäume hoch. dabei halte ich auf den erhöhten Buckel zu - ich will an den höchsten Punkt kommen, und der ist bei den Wipfeln der drei Bäume, die auf dem Berg wurzeln.
Noch immer spricht der Falke weiter, beschwört mich mitleidig, meinen Weg zu wählen. Doch plötzlich: "Da bist du ja!"
Ich bin oben angelangt, im offenen Himmel. Als ich wende, sehe ich den Falken auf mich zufliegen. Ich lasse mich in den Sturzflug fallen und rase ihm entgegen. Als ich tiefer bin als er fliegt, stürzt auch der Falke nach vorne.
Wir halten in der Luft aufeinander zu. Ich spüre seine Krallen über meine Schwungfedern streifen, dann bin ich an ihm vorbei. Er hat mich verfehlt! Mit aller Macht lehne ich mich vor, lege die Flügel fest an und stürze auf das Grün in der Tiefe zu.
"Du bist ein würdiger Gegner", lobt mich mein Freund. Der Falke und ich, wir sind schon lange Freunde. Ich bewundere seinen weisen Rat, denn er ist Veteran und Admiral unzähliger Schlachten. Der Tanz, den wir führen, ist für ihn ebenso traurig wie für mich. Und doch werde ich ihn nicht um Gnade flehen können und er wird mich fangen, denn entkommen kann ich ihm ebenfalls nicht. Die Mächte, die ihn schicken, würden es nicht dulden. Angst habe ich aber keine - stattdessen genieße ich den Wind in den Federn und das Adrenalin, als ich nach am Boden dahinfliege und mich dann wild von einer Seite auf die andere werfe, um zwischen tief hängenden Stalaktiten zu navigieren.
Ich gehe in eine Kurve und steige wieder hinauf.
"Wo bist du?", ruft der Falke. "Komm her! Lass es uns beenden!"
Ich fliege zwischen Lianen und grünen Wipfeln hindurch, dann wieder in den Himmel. Ich kann den Falken nicht sehen, aber ich weiß, dass er kreist. Mein Rücken kribbelt bei dem Gedanken, dass er sich jederzeit auf mich stürzen könnte. Wieder kämpfe ich mich nach oben, Höhe ist mein wichtigster Vorteil.
Angst verspüre ich erst nach dem Aufwachen, als mir bewusst wird, dass ich nicht entkommen kann. Ich will mich im Geäst der Bäume verstecken, doch auch dort würde er mich finden. Der Falke, der nur Befehle befolgt - Gesetze, wenn man so will - wird kreisen, bis er mich hat. Egal, was ich tue.
Einflüsse: "Feather", PC-Spiel
Minecraft (in Maßen - die Höhe der Bäume)
Das Musical "Elisabeth"