"Wir brauchen einen Stripper. Die Mädchen wollen unbedingt einen männlichen Stripper."
'Na gut', dachte ich mir, während ich den Hörer in meiner Hand ansah. 'In dem Fall bin ich der perfekte Kandidat.' Das Problem war nur, dass ich die Stimmen am anderen Ende der Leitung kannte, aus dem millionenfach geklickten 360°-Video "Das durchgedrehte Bett ...", ein Zusammenschnitt ihrer größten Hits und lustigsten Moment.
Ich rede natürlich von Y-Titty, den YouTubern. Ich sagte zu, auf dem Geburtstag ihrer kleinen Schwester aufzutreten.
Begrüßt wurde ich mit einem Handschlag mit 250 Euro. [Einwurf meines wachen Bewusstseins mitten im Traum: "Das sollte ich definitiv öfter machen!" - Na danke, Bewusstsein!]
Die Bezahlung erfolgte schon im Vorgarten, danach näherten wir uns dem Haus. Die Tür wurde geöffnet und ich betrat die Party. Musik wummerte, Lichter blitzten und Mädchen tanzten oder bedienten sich am Buffet. Y-Titty waren natürlich auch dabei. Alle trugen bequeme Alltagskleidung und die Musik war auch nicht zu aufdringlich. Ehrlich gesagt war es in den Räumen sogar etwas leer.
Bevor ich loslegen durfte, mussten wir noch auf die Polizei warten. Zwei Beamte in Uniform würden dem Tanz nach Gesetz beiwohnen. Der erste lächelte warm, als er mich als dritten begrüßte (nach dem Geburtstagskind und dem Hausherrn) und ich mich vorstellte: "Ich bin der Tänzer."
"Wunderbar!", sagte er. "Ich hab ja früher auch viel getanzt. Tolle Sache."
Der zweite Polizist schnaubte dagegen nur auf meine Vorstellung. "Wir haben dich im Blick. Ich bin ja dagegen. Besonders während dieser Krise." Er redete weiter, aber ich hötre nicht mehr zu, sondern überlegte, wie ich meine Hand aus seinem Griff kriegte, während Coronacop sich unangenehm nah zu mir neigte.
Wenig später drängten sich alle auf den Sofas, die in einem Rechteck aufgebaut waren, um meine Tanzfläche zu bilden. Die Polizisten saßen in zwei Sesseln im Hintergrund. Auf einem Sofa saßen die drei von Y-Titty, auf einem anderen drängten sich das Geburtstagskind und ihre besten Freundinnen. Ich brauchte nicht lange auf die ersten Anweisungen zu warten: "Mach Belle, die einen Bombenfehler macht!"
Nichts leichter als das - obwohl so was eher zu Lizzy passen würde. Aber gut, ich konnte den Leuten, die mich bezahlten, jetzt nicht mit der korrekten Feenpersönlichkeit kommen.
Ich spielte also jemanden, der eine Bombe auf der Schulter trägt. Als ich die Formen der Bombe mit den Händen in die Luft malte, wurde wild gekichert. Dann kam das pantomimische Stolpern. Ich streckte die Arme nach vorne aus, um die fallende Bombe noch aufzufangen - und das Bild fror ein. Lautes Gelächter quittierte meine Panische-Belle-im-Moment-des-Unglücks-Impression. Sofort kam der nächste Ruf und der Abend gerät ins Laufen.
Glücklicherweise ist das der Moment, in dem ich aufwache.