Die Wochen bis zur Jubiläumsfeier zogen sich für Severus in einer erschreckenden Langsamkeit dahin. Immer wieder ging er alles durch damit ihm bloß kein Detail entging, was die Planung betraf. Es gab jedoch nichts, was er hätte tun können. Alles hing in der Leere bis zu jenem Augenblick in der Großen Halle. Er versuchte sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen, schon gar nicht in der Gegenwart des Dunklen Lords. Er hatte das schon früher getan. Alles wie in alten Zeiten, mit dem Unterschied, dass er es war, der etwas völlig unmögliches plante und nicht Dumbledore.
Als schließlich der Morgen des zweiten Mai anbrach fühlte sich Severus gespannt wie eine Feder. Er kannte dieses Gefühl noch von früher, als er noch ein Doppelagent war und jeden Tag damit rechnen musste enttarnt zu werden.
Die Auroren des Ministeriums trafen bereits vor dem Frühstück ein. Mit ihnen auch der Chef der Strafverfolgung, Audelus Karvington, und der Zaubereiminister, Corban Yaxley. Severus und Yaxley verband vor allem eine jahrelange Feindschaft. Schon damals als sie noch einfache Todesser waren konnten sie sich nicht ausstehen. Das verschärfte sich zusehends als Yaxley erst der Chef der Strafverfolgung wurde und nach dem unrühmlichen Ende von Pius Thickness den Posten des Zaubereiministers übernahm. Anders als sein Vorgänger war er kein schleimiger Bürokrat, sondern in erster Linie ein kalt berechnender Killer. Ganz so wie man es von einem ehemaligen Geheimdienstchef erwartete.
Severus und Yaxley taxierten sich und nickten einander zu ohne sich richtig zu begrüßen. Das war schon mehr Höflichkeit als sie sich sonst einander abrangen. Karvington durchbrach die angespannte Stimmung mit einem Räuspern.
„Ich gehe davon aus, dass alles seine Richtigkeit hat?“, fragte er.
„Natürlich.“, entgegnete Severus. „Sie können das Schloss gern mit Ihren Auroren begutachten. Alles ist wie vom Ministerium vorgeschrieben.“
Er musste daran denken, dass er unter den Augen dieses Mannes vor einem halben Jahr noch seinen besten Freund zu Tode geprügelt hatte. Natürlich war alles in bester Ordnung!
Yaxley und Karvington tauschten einen Blick aus und gingen dann mit ihren Auroren in das Schloss. Severus musste mit sich selbst darum ringen keine bissige Bemerkung zu machen. Also ging er in die Große Halle und setzte sich an den Lehrertisch, um unter den Augen der Schüler sein spärliches Frühstück einzunehmen. Er hatte ohnehin keinen Hunger. Anschließend ging er hinaus auf den Hof, um eine Zigarette zu rauchen. Es war gegen die Vorschriften, schon klar, aber der heutige Tag würde ohnehin sämtliche Regeln sprengen. Einige der Schüler beäugten ihn, weil sie ihren Schulleiter noch nie so offen auf dem Innenhof hatten rauchen sehen.
Nach und nach trafen die geladenen Gäste und die Presse ein. Die Schüler wurden angewiesen sich auf dem Hof zu sammeln und in Reih und Glied Aufstellung zu nehmen. Severus sah angespannt auf die Uhr. Wie immer ließ sich der Dunkle Lord Zeit. Er hatte sich noch nie nach Terminen gerichtet, denn die Termine hatten sich ja nach ihm zu richten. Welch ein Ego! Aber dieses Leute auf die Folter spannen gehörte wohl dazu, wenn man Lord Voldemort war.
Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, verkündeten die zuckenden Apparierblitze, dass die Todesser ankamen und mit ihnen der Dunkle Lord. Er gab sich wirklich alle Mühe einen Auftritt abzuliefern. Dutzende Todesser flankierten ihn und marschierten wie eine Armee durch das Schlossportal. Nichts war zu hören außer dem gleichförmigen Stampfen ihrer Stiefel. Sie blieben schließlich auf dem Hof stehen und öffneten die Reihen. Aus ihrer Mitte hervor kam Voldemort an die Spitze des Zugs. Wie immer trug er sein schwarzes Gewand.
Severus ging auf die Knie und mit ihm alle anderen Anwesenden. Voldemort ließ den Blick über die vor ihm kniende Menge schweifen ehe er mit eine Geste zeigte, dass sie sich erheben durften. Severus stand als erstes auf und nach ihm alle anderen. So verlangte es das Protokoll.
„Mein Lord.“, sagte Severus und nickte ihm zu.
„Wenn du erlaubst werde ich jetzt die Führung übernehmen.“, entgegnete Voldemort.
„Ganz wie Ihr wünscht.“, antwortete Severus.
Der Dunkle Lord schritt an ihm vorbei und stand nun allein vor der Menge.
„Ich heiße Euch willkommen an diesem Ort, der für uns alle eine nicht unwesentliche Bedeutung einnimmt. Die Schlacht um Hogwarts war nicht nur der Tag an dem wir Magier endlich die Zaubererschaften von all den jämmerlichen Gestalten reinigten, die völlig irriger Weise glaubten sie hätten eine Chance uns aufzuhalten, nein, es war auch der Moment an dem wir offen und unverhohlen ein uraltes Vermächtnis einforderten: die Macht, die unser Geburtsrecht ist. Es gab viele kleingeistige Individuen, die uns dieses Recht seit Jahrhunderten vorenthielten und dies auch weiterhin tun wollten, aber unser Sieg war gewiss, rein und über jeden Zweifel erhaben. Wer heute noch zweifelt ist schlicht ein Verräter an seinem Blut. Wir sind die Todesser, die einzig wahren Nachfahren Salazar Slytherins! Es gibt keinen Feind, den wir uns nicht gestellt hätten, keinen Feind, den wir nicht besiegt hätten! Ehre und Blut haben uns bis zu diesem Schicksalshaften Moment gebracht.“
„Ehre und Blut! Ehre und Blut! Ehre und Blut!“, riefen die Todesser hinter Voldemort im Chor.
Severus stellten sich die Nackenhaare auf. Er wusste nicht wie oft er diese Reden schon gehört hatte, aber immer wenn Voldemort sich in einem Schwall an Pathos erging kam in ihm dieses alte, seltsame Gefühl auf. Etwas, das ihn mitreißen wollte, zusammen mit dem Dunklen Lord hinunter in die Finsternis.
„Hier, genau an diesem Ort ...“, redete Voldemort weiter. „Habe ich meinen letzten, endgültigen Feind niedergestreckt. Harry Potter. Der Junge, der überlebt hat.“ Er begann auf einmal schallend zu lachen als habe er einen unglaublichen Witz gerissen. „Und mit ihm all die Verräter und Ungläubigen, die es an diesem Tag wagten sich mir entgegen zu stellen.“
Severus erinnerte sich. Hier im Innenhof trieb man die Überlebenden zusammen. Die Todesser umstellten sie und schossen auf Voldemorts Befehl hin Todesflüche auf sie ab. Sie richteten entwaffnete, abgekämpfte Menschen hin wie Tiere. Harry wurde von Voldemorts Avada Kedavra getroffen und sackte leblos in sich zusammen. Andere hingegen überließ er seinen Männern zum spielen. Insbesondere die Frauen. Severus musste mit ansehen, was Grayback Tonks antat. Wie er sie schändete und Remus zwang ihm zuzusehen, bis er sich schließlich, wie die Bestie, die er war, an ihrem Fleisch labte. Er hatte Remus Lupin noch nie so schreien hören. Severus hätte sein Leid gern beendet, aber es war ihm verboten einzugreifen und so zog sich das Martyrium vieler Ordenskämpfer noch Stunden hin. Während dieser Nacht überlegte Severus ernsthaft sich das Leben zu nehmen. Es schien ihm unmöglich zu ertragen. Als sie dann noch Dracos Leiche aus den Trümmern zogen und Narzissa und Lucius auf dem leblosen Körper ihres Sohnes zusammenbrachen, da hätte Severus es fast getan. Sein Leben hatte völlig jeden Sinn verloren. Aus irgendeinem animalischen Überlebenswillen heraus machte Severus jedoch weiter, mit dem Whiskey als seinem besten Freund. Er hätte schlicht den Verstand verloren, wenn Narzissa nicht gewesen wäre.
Severus ekelte es an wie Voldemort belustigt über die Toten sprach. Die Schlacht um Hogwarts war kein Kampf, es war sinnloses Abschlachten nachdem klar wurde, dass Dumbledores Plan nicht funktionieren würde. Keineswegs heroisch oder irgendeinen Pathos wert.
Die letzten Worte des Dunklen Lords nahm Severus gar nicht wahr, so vertieft war er in seine Erinnerungen an diesen furchtbaren Tag. Erst als sich die Todesser wieder in Bewegung setzten und mit ihnen die Schüler, die ihnen in einer Marschordnung folgten, wurde ihm klar, dass er abwesend war und schnell in die Gegenwart zurückfinden musste.
Auf dem Weg nach drinnen begegnete er Amelia. Sie nickte ihm zu.
„Alles ist bereit.“, sagte sie leise zu ihm.
Severus nickte nur und folgte der Menge in die Große Halle. Jetzt lag es an ihm. Die Haustische waren fortgeräumt worden und einzig die Stühle der Lehrer standen noch da. Alles was Rang und Namen hatte drängte sich an den Wänden entlang. Die Todesser bildeten einen äußeren Wall zwischen dem Publikum und Voldemort – und natürlich Severus, der neben Karvington und Yaxley gleich hinter dem Dunklen Lord stand. Dieser setzte seine pathetische Rede fort. Er rühmte die Todesser, die Reinblüter und natürlich sich selbst in den Himmel. Schließlich hielt Voldemort inne und wandte sich kurz zu ihm um.
„Allerdings ist all das nicht nur mein Verdienst, sondern auch all jener, die immer treu hinter mir standen. Am unerschütterlichsten ist jedoch die Treue dieses Mannes, Severus Snape.“, sagte Voldemort. „Man kann von ihm halten, was man will, aber ohne ihn wäre dieser Sieg weit weniger glanzvoll geraten.“
Der Dunkle Lord streckte die Hand nach ihm aus und bat ihn nach vorn. Severus kam diesem Befehl nach. Er stand nun direkt neben Voldemort. Das verfluchte Schwert war nur eine Hand weit von ihm entfernt.
„Ich danke Euch, mein Lord.“, sagte Severus.
„Nicht so schüchtern, Severus.“, entgegnete Voldemort grinsend. „Aber lass deine Rede nicht so ausufern.“
„Meine Erinnerungen an den Krieg sind allgemein keine Guten.“, sagte Severus laut. „Es war ein grausamer Bürgerkrieg in dem die Brüder und Schwestern einander abschlachteten ohne jeden triftigen Grund.“
Stille. Selbst Voldemort schien von seinen Worten für einen Augenblick überrascht.
„Und den Grund für all dieses Grauen, den seht ihr hier neben mir stehen! Es ist eure Entscheidung, ob ihr seinen pathetischen Worten glauben schenkt, ob ihr weiterhin so tut als sei all das richtig gewesen, als wäre dieses sinnlose Blutvergießen ein heroische Rettung gewesen!“
„Du wagst es …!“, zischte Voldemort ihm entgegen, der offensichtlich nicht fassen konnte, was Severus hier von sich gab.
„Ich wage noch viel mehr!“, rief Severus. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf seinen Herren. Bevor er jedoch zum Zuge kam hatte Voldemort ihn bereits mit einem Wink seines eigenen Zauberstabs von den Füßen gefegt. Die Menge wich erschrocken zurück. Die Schüler schrien auf und die Todesser wandten sich überrascht zu ihm um.
Severus wusste, dass ihm keine Zeit blieb. Er schoss im Liegen einige Flüche auf Voldemort ab. Während dieser auswich rappelte Severus sich auf.
Völlig ohne Vorwarnung erschütterte eine Explosion das Dach. Trümmer flogen herab. Die Menge stob auseinander. Es herrschte Chaos. Schreie. Es wurden Befehle gebrüllt. Und mitten in diesem Aufruhr sprang ein gewaltiger Werwolf wie aus dem Nichts auf Voldemort hernieder. Er stürzte sich auf den Dunklen Lord, rang ihn allein mit seinem Gewicht zu Boden. Diesen Augenblick nutzte Severus, um das Heft des Schwertes an Voldemorts Gürtel zu fassen zu kriegen und es aus der Scheide zu ziehen.
„Du glaubst wohl, du bist unglaublich schlau, was?“, sagte Voldemort. Eine Druckwelle stieß den Werwolf von ihm fort und riss Severus erneut von den Füßen. Das Schwert fiel klirrend zu Boden.
„Tötet ihn!“, rief Voldemort den Todessern zu. Noch bevor diese jedoch ihre Zauberstäbe ziehen konnten ging Ted der Werwolf auf sie los. Wie ein Berserker stürzte er sich auf sie. Zerriss ihr Fleisch mit seinen Pranken und warf sie durch die Luft als handle es sich um Spielzeug.
Severus griff nach dem Schwert und stürzte sich erneut auf den Dunklen Lord. Der wich jedoch seinen Hieben aus und packte Severus am Hals. Voldemort hob ihn hoch. Ihm blieb die Luft weg und er ließ das Schwert erneut fallen, während er mit den Händen versuchte sich dem Griff des Dunklen Lords zu erwehren.
„Dann töte ich dich selbst, Severus! Ich habe geahnt, dass dieser Tag kommen würde. Es kann schließlich nur einen Dunklen Lord geben!“
Severus wartete auf den tödlichen Schlag, doch es war Voldemort der überrascht die Augen aufriss und einen erstickten Laut von sich gab. Unter Schmerzen ließ er Severus fallen. Er hustete und rieb sich den Hals. Severus wusste erst gar nicht, was passiert war bis er schließlich Violet hinter Voldemort entdeckte. Sie stand mit dem Schwert in der Hand da und trieb es dem Dunklen Lord in den Rücken.
Severus sprang auf und riss seine Tochter von Voldemort weg. Er hatte keine Zeit es ihr zu erklären. Severus zog das Schwert aus Voldemorts Rücken und schlug es ihm mit aller Kraft auf den Kopf. Blut spritzte aus dem Schädel des Dunklen Lords und er kippe vornüber. Dennoch versuchte er sich mit den Armen aufzustützen. Blut lief ihm über sein Gesicht.
Severus hieb mit dem Schwert erneut auf ihn ein. Einmal. Zweimal. Immer noch regte sich Voldemort.
„Stirb! Stirb, du Bastard! Stirb doch endlich!“, rief Severus wütend. Völlig enthemmt schlug er immer wieder auf ihn ein. Er wusste nicht wie oft Severus mit der Klinge Voldemorts Körper durchbohrte ehe er reglos liegen blieb. Blut strömte über den Boden. Das Kampfgeschehen um ihn herum erstarb. Eine gespenstige Stille legte sich über die Szenerie, so als ob keiner fassen könne, was gerade geschehen war.
Severus stand mit dem blutigen Schwert über dem Körper des Dunklen Lords, unsicher, ob er sich nicht einem Untoten gleich wieder erheben würde, doch nichts geschah. Lord Voldemort war tot. Dieses Mal wirklich. Urplötzlich begann ein tumultartiges Geschrei zwischen den Todessern, den Zuschauern und den Auroren. Die Situation eskalierte als sie sich gegenseitig anfingen mit den Zauberstäben zu bedrohen. Es entbrannte eine Schlacht zwischen den Anwesenden, die Severus so nicht voraussehen konnte. Wirklich jeder versuchte jeden umzubringen. Ob mit dem Zauberstab oder bloßen Händen war dabei völlig egal. Voldemort hatte ein fragiles Gebilde zusammengehalten, das seine Anhänger davon abhielt sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.
Es war schließlich Narzissa, die dieses blutige Chaos beendete. Sie trat neben Severus, packte seine Hand mit dem Schwert und riss sie in Siegerpose nach oben.
„Der Dunkle Lord ist tot. Lang lebe der Dunkle Lord!“, rief sie.
Mit einem Mal verstummte der Kampf in der Halle. Alle sahen zu ihr und Severus. Erneut herrschte eine angespannte Stille. Ein blutverschmierter Todesser trat aus der Menge heraus.
„Lang lebe der Dunkle Lord.“, sagte er und kniete nieder. Zunächst war er der Einzige, doch nach einigen Augenblicken schlossen sich ihm weitere Todesser an. Nach und nach kniete einer nach dem anderen vor ihm nieder bis schließlich die ganze Halle vor ihm im Staub lag. Selbst Yaxley und Karvington, die sich mit einigem Zögern dazu entschlossen es den anderen gleich zu tun.
Severus' Hirn versuchte noch zu verarbeiten, was hier gerade geschah. Er hatte Voldemort getötet. Nein, nicht nur das! Er war der neue Dunkle Lord. Verflucht!
Severus ließ das Schwert sinken und räusperte sich. Was sagte man nur in so einer Situation?
„Ich stelle es jeden von euch frei mir zu folgen oder nicht. Wer sich jedoch dagegen entscheidet, den verbanne ich lebenslang aus Großbritannien. Euren Familien wird nichts geschehen. Ich bin nicht Voldemort.“, sagte Severus.
Alle starrten ihn an. Offensichtlich hatten sie etwas ganz anderes erwartet.
„Erhebt euch und dann geht mir aus den Augen.“
Langsam, einer nach dem anderen, erhoben sie sich und gingen aus der Halle. All das vollzog sich schweigend, als wüssten sie nicht, was sie sagen oder tun sollten. Da hatten sie etwas mit Severus gemeinsam, er wusste es schließlich auch nicht.
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Severus kümmerte sich selbst um die Entsorgung von Voldemorts Leiche. Er vergrub sie eigenhändig in den Tiefen des Verbotenen Waldes. Das Letzte was er wollte war, dass seine Anhänger einen Ort hatten zu dem sie pilgern konnten. Sie sollten Voldemort vergessen und alles wofür er stand.
Irgendwann am späten Abend kam er völlig verdreckt und abgekämpft zurück ins Schloss. Eine schwere Stille lag über dem Ort. In der Großen Halle saßen Amelia, Ted, Narzissa und Violet vor dem Kamin. Ihre Blicke ruhten erwartend auf ihm.
„Ich glaube, ich geh' erst mal duschen.“, war das einzige, was Severus herausbrachte. Er wandte sich um und stieg hoch in seine Gemächer. Er nahm ein langes Bad und versuchte dabei in seinem Kopf zu ordnen, was heute geschehen war. Der Gedanke, dass er jetzt der Dunkle Lord war schien so absurd, so abwegig und doch erwarteten scheinbar jetzt alle, dass er etwas tat. Nur was? Er zermarterte sich das Hirn über diese Frage.
Als Severus in seinen Bademantel gehüllt aus dem Badezimmer kam entdeckte er Narzissa und Violet auf der Couch vor dem Kamin. Er ließ sich in seinen Sessel sinken und blickte von seiner Frau zu seiner Tochter.
„Was?“, fragte Severus.
„Muss ich dich jetzt mit Sir anreden?“, fragte Violet ausgesprochen ernsthaft.
„Mit so einem Unsinn fangen wir gar nicht erst an!“, erwiderte Severus ebenso ernst.
„Was gedenkst du jetzt zu tun?“, fragte Narzissa.
„Ich weiß es nicht.“, gab er offen zu.
„Du musst die Todesser irgendwie zügeln und das Ministerium auch.“
„Hättest du mal lieber Voldemort getötet.“, sagte Severus.
„Nein, das Rampenlicht ist nichts für mich.“, erwiderte seine Frau lächelnd.
„Klar.“, antwortete er grimmig.
Severus wusste natürlich, dass sie recht hatte. Voldemort hatte sich die Treue seiner Anhänger mit Grausamkeit erkauft. Niemand wagte es ihm zu widersprechen, weil dies womöglich das Letzte sein konnte, was man tat. Das war für Severus jedoch keine Option. Das hatte er schon klar gemacht als er sie hatte gehen lassen. Nein, er hatte kein Interesse an dem Terror, den Voldemort über sie gebracht hatte. Was sie brauchten war nicht noch mehr Blutvergießen.
„Lasst mich wenigstens eine Nacht darüber schlafen.“, sagte er schließlich. „Aber … eines muss ich noch loswerden, bevor ich mich aufs Ohr haue … Violet, wie bist du auf die Idee gekommen Voldemort anzugreifen?“
„Ich habe nicht darüber nachgedacht. Ich wollte nur nicht, dass er dich tötet.“, sagte Violet und rutschte unruhig auf ihrem Platz herum.
„Du hast mir das Leben gerettet.“, sagte Severus zu seiner Tochter. „Lass das aber nicht zur Angewohnheit werden.“
Violet sah zwischen ihm und ihrer Mutter hin und her.
„Blödmann!“, sagte sie schließlich.
„Vielleicht wird das mein neuer Titel mit dem mich alle ansprechen müssen. Wer mich nicht Blödmann nennt kriegt eine Woche lang nur Kekse mit Milch!“
„Du nimmst das eindeutig nicht ernst genug!“, erwiderte Violet nun wieder sehr ernst.
„Ich bin noch in der Verdrängungsphase, da darf ich das.“, sagte Severus.
Er erhob sich und setzte sich zu seiner Tochter. Severus nahm sie in den Arm. Es war eine Ewigkeit her, dass er mit seiner Tochter und seiner Frau so dasaß. Nun jedoch würde sich alles ändern. Erneut.