Fremde Wogen haben mich an das Ufer eines fernen Königreichs getragen. Nachdem ich das Schiff verlasse – ich habe mich wieder eine Weile als Pirat versucht – laufe ich durch dichte Wälder und offene Wiesen, recht spärlich besiedelt von einer Vielzahl verschiedener Wesen. Gegen Abend stoße ich auf eine Taverne im Herzen einer kleinen Siedlung. Licht und Lärm dringt durch die Fenster.
Ich halte nervös vor der Tür. Es klingt, als wären viele Leute hier. Größere Mengen sind immer noch nicht meins, aber ich habe mir vorgenommen, neue Dinge auszuprobieren. Also stoße ich nach einer Weile vorsichtig die Tür auf.
„Hallo.“
Was für ein bunter Haufen! Hier sitzen nicht nur Menschen oder solche, die wie Menschen aussehen, sondern auch ein Haufen Tiere und andere Kreaturen. Irgendwie quetscht sich sogar ein Drache herein!
Ich werde freundlich begrüßt. Irgendjemand fragt mich nach dem Ursprung der Narben auf meinem Rücken und jemand anderes reicht mir einen bunten, alkoholfreien Cocktail auf Wunsch. Ehe ich mich aber überhaupt groß umsehen kann, hoppelt mir ein Kaninchen vor die Nase.
Verdutzt sehe ich das flauschige, weiße Kaninchen an, das sorglos vorbeihüpft. Ein Kribbeln jagt durch mein Fell. Offenbar gibt es hier sogar leichte Beute!
Tapsend trotte ich dem Tier nach, leicht geduckt. Das Kaninchen hoppelt unbesorgt weiter. Dann hält es inne, sieht über die Schulter und macht vor Schreck einen Satz, als es einen sich anpirschenden Wolf bemerkt. Es rennt los, ich flitze hinterher.
Juhuuu, endlich wieder jagen! Das heilige Lied des Lebens, ein Duett aus Jäger und Geja…
Ein Mensch schnappt mir das flüchtende Tier vor der Nase weg. Ich bremste mitten im Lauf. Statt des Bürzels sehe ich schwarze Lackschuhe vor mir, dann dunkle Hosenbeine, ein Hemd, zornige, rotglühende Augen und spitze Zähne.
Kein Mensch. Ein Vampir!
„Lass meinen Mann in Ruhe! Der wird nicht gefressen!“
„Mann?!“, frage ich verwundert, während ich zurückweiche.
Das Kaninchen zappelt. „Setz mich ab!“
Kaum auf dem Boden, wächst das trügerische Trugtier zu einem zweiten Vampir an, der den Arm um den ersten legt. „Genau, mein Mann!“
Ich mache auf dem Absatz kehrt. Das darf doch nicht wahr sein! Es geht sofort weiter mit den Fettnäpfchen! Aber mal ehrlich – woher hätte ich wissen sollen, dass das Kaninchen ein Vampir ist?!
Ich flüchte unter ein Sofa, denn der Schankraum ist mit gemütlichen Möbeln bestückt. Moment mal, das alles erinnert mich an einen Albtraum aus Band 1 … wie war das noch gleich? Ein weißes Kaninchen und das Sofa …
„Ist das nicht das Tentakelsofa?“, fragt jemand lachend. „He, Wolf, pass ein bisschen auf, das ist …“
„Iiieeek!“ Ich weiche mehreren rötlichen Greifarmen aus und flüchte unter dem Sofa hervor, das sich kurzerhand in die Luft erhebt und mir mit wedelnden Greifarmen hinterherschwebt.
„Hiiilfe!“ Ich renne panisch im Kreis, bis ich über einen Assassinen stolpere. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich natürlich noch nicht, dass ich meine neue Heimat gefunden habe, und zwar nicht nur in Form des Ortes, sondern auch in Gestalt eines bunten, neuen Rudels.
Aber das … nun, das ist eine andere Geschichte.
~ Ende ~
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Besonderer Dank an:
Gabriella Szenvedély aka WithPassion
für die Idee und das Spin-Off.
Ifrit van Nox
für die Cover.
Belletristica
für das Ende.
In Gedenken an
Riley McForest
Vampir und Begrüßungskomitee.
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Das ist natürlich kein Zwang und du solltest das nur tun, wenn du gerade etwas entbehren kannst.
So oder so bedanke ich mich vielmals für's Lesen!