Lord Sandringham trat hinaus in die Kälte und atmete erst einmal tief durch. Derartigen Konfrontationen mit Hexen ging er in der Regel lieber aus dem Weg, denn diese konnten ihn im schlimmsten Fall das Leben kosten und an dem hing der Vampir dann doch.
Willow hatte von Anfang an aus ihrer Abneigung gegen ihn keinen Hehl gemacht. Und eigentlich war ihm das auch egal, ob sie ihn nun mochte oder nicht, denn sie hatten nicht wirklich etwas miteinander zu tun – wenn man von der Tatsache absah, dass sie in Hirams Haus zur Miete wohnte. Und, dass sie nun mal Lucas beste Freundin seit Kindertagen war. Persönlich hatte er keine Berührungspunkte mit der jungen Frau und legte auch keinen Wert darauf.
Heute war die ganze Situation allerdings etwas anders geartet, denn schließlich hatte sich der Vampir mit Willows Bruder verabredet und dass der Hexe dieser Umstand gegen den Strich ging, war sogar für Hiram verständlich. Auch wenn es ihn nicht im Geringsten interessierte, ob die junge Frau etwas dagegen hatte oder nicht. Alex war alt genug und konnte selbst entscheiden.
Lord Sandringham seufzte und verließ das Grundstück, ging langsam den Bürgersteig entlang und hielt nach dem jungen Mann Ausschau. Der Vampir hatte nicht vor, sich die Laune verderben zu lassen.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er Alex ein Stück die Straße hinunter an einem schwarzen VW Käfer Cabrio lehnen sah. Als der Dunkelhaarige Hiram erblickte, grinste er. »Und? Hat sie dich noch zwischen gehabt?«
Der Vampir machte eine wegwischende Handbewegung. »Nicht der Rede wert. Sie macht sich halt Gedanken.«
Alex nickte. »Ja, das tut sie. Ich habe ihr schon oft gesagt, dass sie das nicht braucht, aber … Na ja, verstehen kann ich es schon irgendwie. Aber das soll im Moment nicht unser Problem sein. Und mit Vampiren verbindet sie sowieso eine spezielle Hassliebe. Also kann ich es ihr nicht verdenken, dass sie komisch reagiert, wenn ihr Bruder mit so einem verschwindet.« Er musterte Hiram und fuhr dann fort: »Aber wie auch immer. Ready to go?«
Der Vampir nickte schmunzelnd und strich dem jungen Mann über die Wange, was diesen erschaudern ließ. »Ja, lass uns hier verschwinden.« Hirams Blick glitt über das Cabrio an dem Alex noch immer lehnte. »Deins?«
»Ja, meins«, antwortete der junge Mann nicht ohne Stolz in der Stimme, denn er hatte diesen Wagen über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren fast ohne jede Hilfe restauriert. Nur ein Kumpel hatte ihm ab und an mit Rat und Tat zur Seite gestanden, wenn es nötig gewesen war. Das Auto war das Wertvollste, das der junge Mann im Moment besaß. Er schloss die Beifahrertüre auf und öffnete diese. »Voilà, bitte einsteigen.«
Der Vampir folgte der Aufforderung und ließ sich auf dem beigefarbenen Ledersitz nieder, während Alex um den Wagen herumging und sich hinter das Steuer setzte.
»Wirklich sehr chic, dein kleines Auto. Sogar mit Echtledersitzen«, Hiram schnalzte anerkennend mit der Zunge.
»Ich habe auch eine Menge Arbeit, Zeit und Geld hier reingesteckt und wollte es, wenn dann, richtig edel haben. Auch wenn mich einige bestimmt dafür verurteilen, weil sie meinen, die künstliche Variante würde es auch tun«, der junge Mann zuckte mit den Schultern und startete den Motor, »aber es ist mein Auto und ich mag es genau so.«
Der Vampir schmunzelte. »Und dann ist es auch egal, was andere sagen. Also, was tun wir? Wo willst du hin?«
Den Käfer aus der Parklücke lenkend, erwiderte Alex: »Ich denke, wir könnten in einen Club in SoHo fahren. Allerdings …« Er hielt einen Moment inne und überlegte.
»Allerdings?«
»… würde ich gerne bei mir zu Hause vorbeifahren und mich umziehen«, beendete der junge Mann seinen Satz und gab Gas.
Hiram musterte ihn von der Seite und grinste dann. »Meinst du, sie lassen dich so nicht rein? Ich werde schon dafür sorgen, dass das nicht passiert.«
»Ach ja? Und wie?«, schmunzelte Alex und warf dem Anderen einen kurzen Blick zu.
»Das siehst du dann, wenn es dazu kommen sollte.«
»Hmmm, okay, aber ich würde trotzdem lieber … ich fühle mich in Jeans und Pullover wohler als in Hemd und Stoffhose. Also fahren wir erst bei mir vorbei«, beschloss der junge Mann und lenkte den Wagen in Richtung Marylebone, wo er sich in der Nähe des Regent’s Parks eine Wohnung mit einem Freund teilte. Im Grunde hatte Alex gar keine große Lust mehr, irgendwohin zu gehen und hoffte insgeheim, dass er Hiram davon überzeugen konnte, mit ihm zu Hause zu bleiben.
»Nun denn, wenn du das unbedingt tun willst, dann los. So sehe ich auch direkt, wo du wohnst.«
Keine halbe Stunde später hielt Alex das Cabrio vor ein paar hübschen, mehrstöckigen Reihenhäusern aus rotem Backstein an.
»Da wären wir. Kommst du mit oder möchtest du hier warten?« Er schaute Hiram fragend an.
Dieser erwiderte den Blick und schmunzelte. »Ich bleibe doch nicht im Auto sitzen. Wenn du mich schon mit hierhernimmst, möchte ich auch deine Wohnung sehen. Ich bin von Natur aus neugierig.« Der Vampir zwinkerte dem jungen Mann zu, stieg aus dem Wagen und schlug die Tür hinter sich zu, die Alex von innen verriegelte, bevor auch er das Auto verließ.
»Gut, aber erwarte nichts Besonderes. Es ist … einfach. Aber es ist mein Reich. Na ja, fast. Es ist genau genommen eine WG mit einem Kumpel. Der ist aber so gut wie nie zuhause.« Er verschloss die Fahrertür und ging auf den Eingang des Gebäudes zu, vor dem er geparkt hatte. Er schloss dieses auf, machte Licht im Flur und stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf. Sich interessiert umschauend, folgte Hiram ihm.
Als Alex seine Wohnung betrat, bemerkte er, dass der Unsterbliche vor der Türe stehengeblieben war.
Der junge Mann drehte sich um und fragte: »Was ist los? Komm rein!«
Das ließ Hiram sich nicht zweimal sagen und betrat ohne weiteres Zögern den Flur. Alex gab dem Vampir einen Moment, um sich umzusehen, dann führte er ihn hinüber in das Wohnzimmer. Dieses wurde von einem riesigen, anthrazitfarbenen Sofa in der Mitte des Raumes dominiert. Zwei passende Sessel und ein Glas-Couchtisch rundeten das Bild perfekt ab. An der rechten Wand stand ein schwerer dunkler Schrank mit einer Vitrine, links ging es durch einen breiten Rundbogen in die Küche.
»Setz dich. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?«
Der Vampir schüttelte den Kopf, kam aber der Aufforderung nach und nahm auf dem Sofa Platz. »Nein, ich möchte im Moment nichts, danke.«
»Gut, ich verschwinde dann mal eben und zieh mich um. Bin sofort wieder da.« Alex verließ den Raum und machte sich auf den Weg zu seinem Schlafzimmer, am Ende des Flurs, direkt neben dem Bad. Er zog seine Klamotten aus, legte diese über den Stuhl vor dem Schreibtisch am Fenster und ging anschließend zu seinem Kleiderschrank, um sich neue Sachen herauszuholen. Nur mit seiner Boxershorts am Hintern stand er da und überlegte, was er am besten anziehen könnte.
»Wenn es nach mir geht, kannst du so mitkommen.« Hirams Stimme an seinem Ohr ließ ihn zusammenzucken.
»Du machst das gerne, hm? Dich anschleichen und mich erschrecken?!«, kicherte Alex.
»Aber ja. Ich finde das sehr amüsant. Und dein Blut riecht noch einmal so gut, wenn dein Herz schneller schlägt und das Adrenalin durch deine Adern jagt«, der Vampir legte schnurrend den Kopf auf die Schulter des Anderen. »Und? Was willst du anziehen?«
Dem jungen Mann lief ein heißer Schauer über den Rücken, als Hirams Atem seinen Hals streifte, aber er versuchte ruhig zu bleiben. »Ich denke, ich sollte vielleicht … Eine einfache Jeans sollte es tun. Ich …«, langsam drehte er sich um und sah dem Vampir in die Augen, die einen rötlichen Schimmer hatten. Alex schluckte und fast tonlos fuhr er fort: »Verdammt noch mal, du machst mich nervös. Kannst du mal einen Meter zurückgehen?«
Ein Lächeln huschte über Hirams Lippen, allerdings bewegte er sich keinen Millimeter von der Stelle. »Ist das so? Na, das ist ja dann nicht das Schlechteste, oder?«, er strich dem jungen Mann durch die Haare.
»Das … macht es auch nicht besser«, mit einer schnellen Bewegung drehte Alex dem Anderen wieder den Rücken zu und atmete tief durch. Wenn das so weiter ging, würde er gleich nicht mehr in der Lage sein, irgendwohin zu gehen; auch wenn er das eigentlich nicht mehr vorgehabt hatte.
Als er Hirams Hände spürte, die über seinen Rücken wanderten, wurde ihm abwechselnd kalt und heiß und er stöhnte gequält auf, weil er das Ziehen in seiner Leistengegend, das unerträglich wurde, nicht mehr länger ignorieren konnte. »Bitte …«, hauchte er, »… tu das nicht.«
Doch anstatt die Finger von Alex zu lassen, ließ der Vampir diese weiter über die Wirbelsäule hinuntergleiten. »Was mache ich denn?«, schnurrte Hiram und erneut breitete sich eine Gänsehaut auf Alex’ Körper aus. Der junge Mann seufzte leise und da er merkte, dass sein Protest keine Wirkung zeigte, ließ er es einfach geschehen. Ließ sich einfach darauf ein. Auf das sanfte Streicheln über seine Haut. Alex schmolz förmlich unter den Händen des Anderen dahin und als der seine Finger in die Boxershorts des jungen Mannes wandern ließ, keuchte dieser auf. Mit rauer Stimme wagte er einen letzten, wenn auch halbherzigen Einwand: »Wenn du so weiter machst, dann kommen wir heute hier nicht mehr weg. Das ist dir schon klar, oder?«
Mit einer Hand Alex’ Hintern massierend, schnurrte Hiram ihm ins Ohr: »Aber natürlich. Ich bin mir dessen vollkommen bewusst. Vielleicht will ich das ja auch gar nicht. Vielleicht will ich ja genau das hier.« Er strich die Haare im Nacken des Anderen zur Seite und streichelte mit den Lippen über dessen Haut, brachte diesen damit regelrecht zum Erbeben. »Und versuch nicht, mir weiszumachen, dass du nicht exakt das hier gewollt hättest«, kicherte der Vampir und saugte sich an Alex’ Hals fest.
»V-Vielleicht. Ich kann gerade nicht wirklich denken.« Der junge Mann lehnte sich mit dem Rücken gegen Hiram, der nun seine Hand von Alex’ Hintern nach vorne wandern ließ.
»Das kann ich mir vorstellen. Dein Blut scheint sich gerade in einem ganz anderen Teil als deinem Kopf zu befinden«, leise lachend schob der Unsterbliche die Boxershorts des jungen Mannes ein Stück herunter und umfasste seine Erektion.
Dieser keuchte auf und presste sich enger an den Vampir, der ihn mit den leicht massierenden Bewegungen seiner Hand erneut zum Erzittern brachte.
»Verdammt«, schnaufte Alex, »wenn du so weitermachst, ist gleich alles vorbei, bevor es überhaupt richtig angefangen hat.«
Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, da verschwanden Hirams Finger von seiner Männlichkeit. Stattdessen legte der Vampir die Hände auf Alex’ Hüften und drehte ihn mit einem Ruck herum.
»Nun, das wollen wir ja nicht, nicht wahr? Wäre doch ein Jammer, wenn es jetzt und hier schon enden würde.«
Und bevor sein Gegenüber etwas erwidern konnte, verschloss Hiram dessen Lippen mit seinen und zog den jungen Mann eng an sich. Dieser spürte, wie seine Knie weich wurden und er befürchtete, dass sie nachgeben könnten, aber der blonde Vampir hielt ihn fest in seinem Griff.
Nach einer Weile – Alex kam es vor, als hätte er jegliches Zeitgefühl verloren – löste Hiram den Kuss und machte zwei Schritte rückwärts. Er musterte den Anderen einen Moment grinsend.
»Du bist wirklich heiß, Baby. Lass uns dieses Spielchen doch dort drüben weiterführen.« Hiram deutete auf das breite Bett, welches im hinteren Teil des Raumes stand.
Tief durchatmend, um wenigstens wieder einen halbwegs klaren Gedanken fassen zu können, nickte Alex. »Das hört sich nach einer guten Idee an.«
Er machte einen Schritt auf den Unsterblichen zu und begann mit leicht zitternden Händen, dessen Hemd aufzuknöpfen; schob es dann über Hirams Schultern und ließ es einfach zu Boden gleiten. Einen Moment stand er da und sog den Geruch des Vampirs tief in seine Lungen. Dieser aromatische Duft nach Rosmarin, welcher sich mit einer dezenten holzigen Note vermischte, und der Alex schon die ganze Zeit in der Nase kitzelte. Auf äußerst angenehme Art und Weise. Wohlig seufzend machte der junge Mann sich schließlich daran, die Hose des Anderen zu öffnen, während dieser ganz still dastand und ihn einfach nur gewähren ließ.
Nachdem er auch den letzten Fetzen Stoff vom Körper des Vampirs entfernt hatte, trat der junge Mann wieder einen Schritt zurück und ließ den Blick über sein wohlproportioniertes und leicht gebräuntes Gegenüber gleiten. Anerkennend nickte Alex und strich mit einem Finger über die leicht definierten Bauchmuskeln. »Nicht schlecht«, stellte er leise fest und bevor Hiram die Chance hatte, etwas zu erwidern, schob der Dunkelhaarige ihn rückwärts Richtung Bett.