Die Tage wurden spürbar kälter. Eisige Winde drängten durch die Klamm ins Landesinnere und ließen einen jeden daran erinnern, dass der Winter Einzug hielt.
Die, die kamen, um mit Maestro einen uralten Turm zu verteidigen, hatten diesen nicht nur wieder in Stand gesetzt. Mehr noch, sie nutzten sein Dasein, um drei weitere seiner Bauart zu errichten und verbanden die Lücken mit wehrhaften Mauern.
Die Leute dachten nicht daran, jemals wieder von hier fortzugehen. Dies sollte sich als ihre erkorene Heimat erweisen und so befand sich in unmittelbarer Nähe ein einladendes Dorf samt Taverne und einem Überbleibsel aus der alten Welt - eine Präfektur mit Arrestzelle.
Maestro vermochte ein Schmunzeln nicht zu unterdrücken, als er an die Zuversicht und Eifer der Arbeiter wie ihren Familien dachte. Wahrhaftig, sie strebten unlängst nach mehr, als bereits das, was sie in so kurzer Zeit hier in diesem Tal erreichten.
Eine Grafschaft sollte es werden. Man stelle sich das nur einmal vor. Ein einzelner, vor Urzeiten errichteter Wehrturm stand einst einsam und verlassen in diesem Hain.
Was würde ein Reisender nun vorfinden, welcher die vorherigen Zustände dieses Flecken Erde kannte?
Abermals stahl sich ein Lächeln auf seine Züge und er musste den Tatendrang der Menschen mit einem wohlwollenden Nicken schlicht anerkennen.
Fleißig, fleißig.
So schön und einladend das Dorf auch immer sein möge, es lag ein Schatten auf aller Betriebsamkeit. Es war nicht das Wetter, das ihnen mitspielte, gar ein zu befürchtender Erdrutsch von den Berghängen.
Sobald die Dämmerung hereinbrach, blieb es für kein Auge unersichtlich. Es war niemandem ein Geheimnis und der Tag würde kommen - unausweichlich.
Immer dichter und von Tag zu Tag tiefer, drangen gierige Ausläufer frostigen Nebels über die Berghänge. Es kroch, nein, es flutete einer Welle gleich hinweg und bahnte sich einen Weg hinab ins Tal. Hin zu ihnen, jenen, die dieses Tal versprachen zu verteidigen.
Es war ersichtlich und mehr als verständlich. Stets zur selben Zeit richteten sich erwartend die Blicke hinauf. Sie arbeiteten unermüdlich und bis spät in die Abende hinein. Nennen wir es Ablenkung vor dem eigentlichen zu Verbergenden - Furcht.
Spähberichten zu urteilen, erklangen gutturale Laute und Trommeln aus dem Nebel hervor. Es war, wie der Bote der Akademie zu erzählen wusste. Sie kamen und würden versuchen das Tal und die Burg zu bezwingen.
Überall auf Belletristica streiften die Winterdämonen umher und verteilten deren Unbill. Würde ihr Aufbegehren erfolg krönen, die Fantasie, der freie Wille eines jeden wäre bezwungen. Nichts mehr von Wert bliebe erhalten. Es gäbe nur noch ... Grau.
Nicht mehr lang, so wusste Maestro und die Bewohner, die Soldaten und er selbst mussten sich beweisen. Der Tag, an welchem sich die Mauern der Burg erweisen mussten, stand kurz bevor.
Er knabberte auf der Unterlippe herum und dachte an seine Gefährten und Freunde. Allesamt, so viele es auch waren und sein mögen, hatten sich der Gegenwehr verschrieben. Jeder der Recken hatte seine eigene Art mit der Gefahr umzugehen und wusste sich derer zu erwehren.
Belletristica hatte so vielerlei zu bieten. Es durfte nicht der Gier der Winterkönigin zum Opfer fallen.
All die wundersame Fantasie. Längst vergessene Wesen aus geliebten wie beliebten Geschichten. Magie und Zauberei. Freundschaften und Liebe. Allein die vielen unzählbaren Farben und Klänge der Natur.
Welchem Hass muss man erliegen, all das Schöne dieser Welt vernichten zu wollen?