"Ricarda!" - "Was denn, Peter? Schockiert? Ich hab's dir doch gesagt!" lachte Ricarda, die nie vorgehabt hatte, Peter hier im Krankenzimmer, wo jederzeit jemand kommen konnte, wirklich zu vernaschen! Allerdings genoss sie seinen Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen glücklich und bestürzt anzusiedeln war. "Ich dachte einen Augenblick, du machst jetzt ernst... ich meine - schön wärs ja..." Ricarda zog ihre Hand unter der Decke hervor und küsste ihn nochmal. "Es war sehr schön mit dir gestern Nacht, Peter, und wir werden noch viele solche Nächte haben, mein Schatz, aber vorher musst du wieder nach Hause kommen. Du hattest übrigens Recht, es fühlt sich immer besser für mich an und wenn du wieder da bist, dann wird es mein zu Hause geworden sein... aber ich brauche dich dazu, mich in deinem Haus auch zu Hause zu fühlen, Liebling. Also werde bitte ganz schnell wieder gesund!"
Peters Wagen war inzwischen von einem Sachverständigen beurteilt worden und die ortsansässige Werkstatt, dessen Inhaber ein persönlicher Freund von ihm war hatte ihn weggesperrt um zu vermeiden, dass etwas aus ihm gestohlen werden könnte. Zwar war der Vorderwagen ausgebrannt, der Fahrgastraum und der Kofferraum waren aber unversehrt und Gernot öffnete den Kofferraum gar nicht, weil er das Peter überlassen wollte. Er wollte ihn persönlich anrufen und ihn eventuell abends im Krankenhaus besuchen. Außerdem hatte ein Händlerkollege von ihm gerade einen schönen Achtzylinder - ML zurückgenommen. Gernot hatte ihn sich angesehn, mit dem Hintergedanken an Peter. Er war einer von jenen Freunden, denen Peter schon oft ein Problem gelöst hatte. Für ihn wäre es eine Freude gewesen, sich bei Peter mit dem Selbstkostenpreis dafür zu bedanken. Da würde Peter eine höhere Versicherungssumme erhalten, als er für den "Neuen" zahlen müsste... Er hatte ihn gleich beim ersten Versuch am Telefon. "Hast du noch irgendwas im Auto, das wichtig wäre, ich hab ihn nämlich weggeschlossen. Nein, außer dem Motorraum ist nichts verbrannt. Unterlagen? Denen dürfte nichts passiert sein, Peter. Aber was Anderes! Ich krieg einen rein! Wunderbarer Zustand, erst knappe siebzigtausend drauf, deine Farbe, gleiche Ausstattung, bis auf das Navi, aber das können wir von deinem noch ausbauen und der Händler ist mir noch was schuldig. Das heißt, wenn du möchtest, Ist dein Auto noch vor dir zu Hause. Ich bin dir nämlich auch noch was schuldig und ich würde dir gern auf diese Weise entgegenkommen. Das freut mich! Ich muss es noch durchrechnen, aber ich schätze dass du noch sechshundert bis tausend Euro dazukriegst. Ja genau, das wär mein Selbstkostenpreis. Ich komm heute noch zu dir ins Krankenhaus, dann ist er fertig und angemeldet in sagen wir zwei Tagen. Natürlich Automatik, ist ein Fünfliter, exakt wie Deiner, nur ein Jahr jünger und nicht halb soviel Kilometer. Ja, wenn du einverstanden bist, lass ich ihn für dich aufbereiten und dein Equipment einbauen und stell ihn dir angemeldet vors Haus. Das freut mich, wenn ich endlich meine Schuld begleichen kann! Dazu hat man Freunde! Brauchst dich nicht zu bedanken! Alles klar, bis dann!"
"Wer war das jetzt?" - "Gernot. Ein Freund von mir. Er hat die Werkstattt hier im Ort und mein Wagen steht dort, er hat ihn eingesperrt." Ricarda hatte noch immer das Gefühl, der Unfall wäre nur ihretwegen passiert. "Das mit dem Wagen tut mir voll leid Peter, aber ich konnte es ja nicht wissen..." - "Aber Hase, du kannst doch nichts dafür! Außerdem krieg ich übermorgen genau denselben mit halb so vielen Kilometern. Gernot lässt noch alle meine eigenen Ausstattungsteile vom Alten in den "Neuen" einbauen und bringt ihn dann heim. Er sagt, es ist genau das selbe Auto. Gleiche Farbe, gleiche Ausstattung. Wenn ich unterschrieben habe, macht er die Nummer drauf und kein Mensch merkt, dass ich einen Unfall hatte! Und das Beste ist, ich krieg noch sechshundert bis tausend Euro Euro dazu, weil er mir einen Gefallen schuldet und mir daher nur seine Selbstkosten verrechnet!" - "Wie machst du das, Peter? Jeder schuldet dir einen Gefallen! Und jede begleicht offenbar mit Freude seine Schuld!" - "Tja weißt du, mein Schatz, wenn man kein Arschloch ist und seine Freunde nicht für jeden kleinen Gefallen zur Kasse bittet, dann sind ein paar dabei, die sich darüber freuen, wenn sie sich mal revanchieren können. Das ist manchmal ein Segen! Jetzt zum Beispiel. Und ich würde vorschlagen, mit dem Restgeld Gernot und seine Frau in den Felsenkeller auszuführen. Dann lernst du meine Freunde kennen, Gernot hat auch noch was davon und Bertl freut sich auch über unseren Besuch!" - "Das möcht ich meinen!" kam es von der Tür. Rupert war gekommen, um nach seinem Freund zu sehen.