Als Gernot ins Auto stieg, kam Ricarda wieder in die Küche. Sie setzte sich zu Peter und lehnte sich an ihn. "Da hast du dir ganz hübsch was eingebrockt mit mir." - "Wieso?" - "Wärst du wie alle Anderen einfach stuhr weitergefahren, als ich auf der Autobahn stand, hättest du dir Einiges erspart. Kein Unfall, keine schmerzhafte Verletzung, keine Lebensgefahr durch dubiose Geheimagenten..." - "Und keine wunderschöne, intelligente , unwiderstehliche Freundin, nach der ich mich ewig gesehnt habe. Auch wenn ich es vorher wüsste, ich würde wieder anhalten und würde dich triefnasse kleine Schmusekatze auflesen. Ich bin immer noch froh darüber, dass ich dich gefunden habe. Ich hab dich sehr lieb, mein Hase und ich geb dich nicht mehr her. Um keinen Preis!" Zärtlich strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und küsste sie. Er hatte jedes Wort ehrlich gemeint. Diese kleine Schmusekatze war wirklich seine absolute Traumfrau. Er hatte immer daran geglaubt, dass es sie gibt. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie sie denn aussehen würde, welche Haarfarbe, groß oder klein? Intelligent, schmusig und lieb und wenn möglich attraktiv! Das war, was er in Ungefähr wollte. Er hatte einen Volltreffer gelandet. Es hatte lange gedauert, aber jetzt, wo er seine Partnerin gefunden hatte, überschlugen sich die Ereignisse und dieses ungewollte Abenteuer schweißte sie nur noch enger zusammen.
Peters Handy vibrierte. "Liebling, das ist die Nummer von gestern Abend. Vielleicht ist das Die, der es auch so erging, wie dir. - Handl?" Eine Frau Weinberger meldete sich und erzählte, dass Leitner ihr die Nummer gegeben hätte und sie einige Zeit mit sich gehadert hätte, ob sie ihn anrufen sollte. Ihr wäre eingeschärft worden, nicht über ihr Mißgeschick zu reden. Es ginge um die nationale Sicherheit! "Frau Weinberger, erst mal vielen Dank, dass sie mich doch angerufen haben. Ich verstehe ihre Besorgnis durchaus, aber da meine Freundin das auch erlebt hat, würden wir natürlich gerne mit ihnen reden. Allerdings ist das am Telefon wirklich nicht gut." - " Ich habe morgen vormittag in Salzburg zu tun. Sind sie weit weg von Salzburg?" - "Gerade mal dreißig Kilometer. Dürfen wir sie zum Mittagessen einladen, in Salzburg? Ins Gablerbräu in der Linzergasse?" - "Wenn sie mich so fragen, da sag ich nicht nein! Dreizehn Uhr?" - "Dreizehn Uhr, Frau Weinberger! Wir freuen uns!" - "Ich auch! Bis Morgen herr Handl!"
Neugierig sah Ricarda zu Peter auf, der während des kurzen Gesperächs aufgestanden und ans Fenster gegangen war. "Morgen Mittag treffen wir die, Schatz. Wir fahren nach Salzburg und können uns während des Essens gemütlich unterhalten." - "Das ist toll Peter, aber ich kann nicht mit deinem Büffel fahren." - "Ach was, Ricarda! Erstens ist der Automatic, da kann ich selbst fahren, aber wenn wir jetzt zu Irina und Leonhard fahren, kannst du gleich üben. Der ist kinderleicht zu fahren, ehrlich! Ein Bisschen kräftiger ist er halt, als du es gewohnt bist. Hast du noch nie ein Auto mit Automatic probiert?" Ricarda schüttelte den Kopf. "Dann wirds aber Zeit! Komm, Liebling, wir fahren! DU fährst!"
Aller Protest nützte ihr nichts. "Du mußt dir nur drüber klar sein, dass du den linken Fuß einfach nicht brauchst. Außer für die "Handbremse"." Peter zeigte ihr die Schaltung und die Mercedes-typische Feststellbremse. Peter gefiel es, wie diese kleine Person am Steuer des großen Wagens wirkte. Sie stellte sich gut an. Die brachiale Gewalt der drehmomentstarken Maschine war allerdings ein Wenig gewöhnungsbedürftig, deshalb beschleunigte sie anfangs etwas heftig, was sie aber bald in den Griff bekam. Nach wenigen Minuten waren sie bei Leonhard und läuteten. Irina öffnete die Tür, sichtlich erfreut über ihren Besuch, bat sie die Beiden herein. Sie geleitete sie ins Wohnzimmer und bat sie ein Wenig zu warten, Leonhard sei im Arbeitszimmer, sie hole ihn gleich.
"Ach ihr seid das! Ich hab mich schon gefragt, wer den heut am Vormittag zu uns käme! Wie siehts aus Leute, Gibts schon was Neues?" meinte dieser beim Eintritt ins Wohnzimmer. "Allerdings, Leonhard!" eröffnete Ricarda und begann zu berichten. Gespannt folgten die beiden Ricardas Worten. Als es schließlich darum ging, ob Peter auch Rupert bezüglich Irinas Identität einbeziehen dürfe, wurde Ricarda plötzlich klar, dass sie bislang die Wortführerin gewesen war. "Entschuldige, Peter, ich hab einfach losgequasselt...!" - "Ich hätte auch nichts Anderes erzählen können Schatz, das passt schon, aber ich hab ein anderes Problem: Bei Gernot hatten wir keine andere Möglichkeit, aber ich würde auch Rupert gerne ins Boot holen. Mit ihm hab ich seit meiner Jugend alle Existenzkämpfe ausgefochten, er ist ein treuer Freund, den ich bei dieser Geschichte gerne an meiner Seite hätte, allerdings brauche ich dazu dein OK, Irina!" - "Es macht mir Angst, Peter, wie weit diese Information ihre Kreise zieht. Du weißt, das ist sehr heikel, weil lebensgefährlich. Aber bei Rupert hab ich keine Bedenken. Wie hat eigentlich Gernot reagiert?" - "Irina, Peter hat deine damalige private Situation mit keinem Wort erwähnt, weil sie niemanden etwas angeht, dem du das nicht persönlich zugestehst. Er hat Gernot nur darüber informiert, dass du uns vor Kremer geschützt hast, was du konntest, weil du vor Jahren mal beim Geheimdienst warst. Peter hat sich für deine Integrität verbürgt und Gernot hat geschworen, dicht zu halten!" - "Von Peter weiß ich, dass er sehr wählerisch ist, was seine Freundschaft betrifft, deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass mich einer seiner echten Freunde in die Pfanne hauen würde." - "Ich auch nicht, Irina" lächelte Peter...