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Ein uralter Baum, altbekannt, von Mythen umgeben und seit jeher mit Bögen und Speeren verbunden.
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Von wem wurde Eibe als Pfeilgift verwendet?
Von den „Kelten“ und „alten Germanen“ in Europa und Indianerstämmen in Amerika. Unter anderem wurde das Gift in den gallischen Kriegen eingesetzt.
Es wurde zur Jagd und gegen Feinde eingesetzt.
Woraus wird das Gift gewonnen?
Bei dem Pfeilgift handelte es sich um einen Extrakt der Eibennadeln und -rinde. Die europäische Eibe (Taxus baccata) und die Japanische Eibe (Taxus cuspidata) enthalten die höchste Giftkonzentration. Im Folgenden wird hauptsächlich die europäische Eibe betrachtet.
Der Giftstoff der Eibe (Taxin) wird auch über die Haut aufgenommen. Ob dies tödlich ist, ist mir nicht bekannt. Es ist aber wahrscheinlich, dass zum Sammeln der Zutaten Vorsichtsmaßnahmen (bspw. das Tragen von Handschuhe) getroffen wurden.
Wie wirkt das Gift?
Bei hohen Giftdosen (welche durch einen Giftpfeil verabreicht werden dürften) kommt es zu Konzentrationsschwäche, Herzrhythmusstörungen (inkl. Zittern, Kopfschmerzen, Schwindel, kalten und blassen Händen und Füßen, verlangsamtem Herzschlag bzw. verminderter Kontraktionsfähigkeit des Herzens) und Übelkeit, rasch gefolgt von Bewusstlosigkeit. Weitere Symptome können sein: allgemeines Kältegefühl, Krämpfe und Atembeschwerden. Schlussendlich führt das Gift zu Atemstillstand und Kreislaufstillstand.
Wie schnell das Pfeilgift wirkt, habe ich nicht herausfinden können. Werden Teile der Eibe gegessen, habe ich mehrere Informationen gefunden:
Der Tod tritt sehr schnell ein. Bei oraler Aufnahme (also Verzehr) gibt es Fälle von Tiervergiftungen, bei denen die Tiere Teile der Pflanze noch im Maul hatten. Es ist also anzunehmen, dass ggf. nicht alle der oben angeführten Symptome auftreten, da der Tod zu schnell eintritt.
Beim Menschen tritt der Tod, bei oraler Einnahme, binnen 1-1,5 Stunden bis zu 24 Stunden ein. Ggf. kommt es zu keinen merkbaren Symptomen (man fällt einfach tot um), dies dürfte jedoch die Seltenheit sein.
Es ist kein allgemeines Gegengift bekannt. Vergiftungssymptome können jedoch mithilfe moderner Medizin behandelt werden.
Was passiert im Körper?
Der giftige Wirkstoff wird Taxin genannt. Er ist ein Alkaloid-Gemisch und besteht aus mehreren Einzelwirkstoffen. Den größten Anteil am Taxin bei europäischen Eiben hat das Taxin B, gefolgt von Taxin A.
Taxin öffnet die Calcium-Kanäle der Zelle, wodurch sich die Calciumkonzentration innerhalb der Zelle erhöht. Dabei zielt das Gift vorrangig auf den Herzmuskel. Die erhöhte Konzentration der Calcium-Ionen führt zum aktiven Zelltod bzw. der Selbstzerstörung der Zelle (Apoptose).
Des Weiteren vermindert Taxin die Depolarisations-Rate von Nervenzellen. Das bedeutet, dass die Nervenzellen Signale langsamer weitergeben können als normalerweise.
Ab wann ist das das Gift tödlich (Dosis)?
Die kleinste tödliche Dosis für einen Menschen für eine orale Einnahme liegt bei 3.0–6.5mg pro Kilogramm Körpergewicht (Kennzahl: LD_min). Das bedeutet, ab dieser Dosis fängt das Gift an, tödlich zu sein.
Ein Gramm Eibennadeln enthalten etwa 5mg Taxin.
Das Eibengift ist sowohl im Blutkreislauf als auch bei der Einnahme tödlich. Dennoch wird berichtet, dass das Gift zur Jagd eingesetzt wurde – es muss also eine Möglichkeit gegeben haben, das Fleisch vom Gift zu befreien. Evtl. hat es ausgereicht, den Bereich um die Pfeilwunde wegzuschneiden.
Anekdoten und Wissenswertes
Die ältesten, gefundenen Speere bestehen aus Eibenholz.
Eibenholz wird oft für den Bau von Bögen verwendet, vor allem für Langbögen. Es gibt Berichte, nach denen Bogner sich durch die Arbeit mit Eibenholz vergiftet haben – dies dürfte jedoch nicht der Regelfall gewesen sein (sonst hätte man das Holz ja nicht weiter verwendet ;-)).
Getrocknete Pflanzenteile behalten ihre giftigen Inhaltsstoffe für mehrere Monate. Die Giftkonzentration erhöht sich bei getrockneten Eibennadeln.
Die höchste Taxin-Konzentration tritt bei der Eibe im Winter auf.
Es wird berichtet, dass einige keltische Stämme einen Extrakt aus Eibennadeln tranken, um rituellen Selbstmord zu begehen. Ebenso sollen einige keltische Anführer Selbstmord mit Eibengift begangen haben statt sich den römischen Truppen zu ergeben.
Es gibt Berichte, nach denen im 18. und 19. Jahrhundert Eibennadeln als Abtreibungsmittel verwendet wurden.
Calciumkanalblocker (also die Verminderung der Einströmung von Calcium-Ionen in die Zelle) werden u.a. zur Therapie von Herzkrankheiten und Bluthochdruck verwendet.
Quellen
[1] https://www.kampfkunst-board.info/forum/showthread.php?141569-Pfeilgifte-Mythos-oder-nicht/page3 – aufgerufen am 09.02.2020
[2] „History of Toxicology and Environmental Health: Toxicology in Antiquity, Volume II“ – Kapitel 2: „ Chemical and Biological Warfare in Antiquity“ von Adrienne Mayor; Philip Wexler; 2015
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Taxus – aufgerufen am 10.02.2020
[4] http://www.giftpflanzen.com/taxus_baccata.html – aufgerufen am 10.02.2020
[5] „Suicidal yew poisoning--from Caesar to today--or suicide instructions on the internet“, Abstract; Wehner F. und Gawatz O.; 2003; (https://europepmc.org/article/med/12635487 – aufgerufen am 10.02.2020)
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Taxus_baccata – aufgerufen am 10.02.2020
[7] https://en.wikipedia.org/wiki/Taxine_alkaloids – aufgerufen am 10.02.2020
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Arterielle_Hypotonie – aufgerufen am 10.02.2020
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Cytoplasma – aufgerufen am 10.02.2020
[10] https://flexikon.doccheck.com/de/Kardioselektiv – aufgerufen am 10.02.2020
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Depolarisation_(Physiologie) – aufgerufen am 10.02.2020
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Calciumkanal – aufgerufen am 10.02.2020
[13] https://www.abcam.com/cancer/calcium-signaling-in-apoptosis – aufgerufen am 10.02.2020
[14] https://de.wikipedia.org/wiki/Apoptose – aufgerufen am 10.02.2020
[15] https://www.cam.ac.uk/research/features/poisons-plants-and-palaeolithic-hunters – aufgerufen am 10.02.2020
[16] https://www.warpaths2peacepipes.com/native-indian-weapons-tools/poisoned-arrow.htm – aufgerufen am 10.02.2020
[17] „Veterinary Toxicology: Basic and Clinical Principles“, „CHAPTER 74 – Toxicity of yew (Taxus spp.) alkaloids“; Christina R.Wilson und Stephen B.Hooser; 2007; (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780123704672501711 – aufgerufen am 10.02.2020)
[18] „THE YEW TREE (TAXUS BACCATA) IN MYTHOLOGY AND MEDICINE“; M. R. Lee; 1998; (https://www.rcpe.ac.uk/sites/default/files/vol28_4.1_12.pdf – aufgerufen am 10.02.2020)
[19] http://www.eattheweeds.com/yew/ – aufgerufen am 10.02.2020
[20] „Yew“; Fred Hageneder; 2013; (https://books.google.de/books?id=D-kvBAAAQBAJ&lpg=PP1&hl=de&pg=PT4#v=onepage&q&f=false – aufgerufen am 10.02.2020)
[21] https://mythcreants.com/blog/poison-are-you-using-it-properly/ – aufgerufen am 10.02.2020