~*~
Ein Niesen, vergiftetes Wasser und ein tödlicher Pfeil.
~*~
Von wem wurde Nieswurz verwendet?
Pfeilgifte aus Nieswurz wurden unter anderem von den Galliern, in Tanzania und in der griechischen Antike verwendet. Die Gallier sollen sie u.a. genutzt haben, um Wildschweine und anderes (großes) Wild zu jagen. Nieswurz-Gift wurde auch in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt.
Woraus wird das Gift gewonnen?
Das Gift wurde aus der Nieswurz (Helleborus, teils wird Helleborus Orientalis oder Helleborus Niger aufgeführt) gewonnen. Nieswurz kommt in Eurpa, Kleinasien und Zentralasien vor. Die Wurzel der Pflanze wurde gesammelt, getrocknet und zu Pulver vermahlen. Über die weitere Herstellung habe ich nichts in Erfahrung bringen können.
Das Sammeln von Nieswurz konnte gefährlich sein. Berichten zufolge wurden manche Menschen dabei krank oder starben sogar.
Plinius der Ältere sagt dazu (engl. Übersetzung aus Quelle [3]): „not easy to gather, and very oppressive to the head“.
Adrienne Mayor (siehe Quelle [4]) beschreibt ein Ritual zum Sammeln von Nieswurz: „To dig up hellebore […] one first prayed facing east, then incised a circle around the plant with a sword, all the while keeping an eye out for an eagle—to spot one spelled death for the herbalist.“ (Übersetzung siehe unten)
Wie wirkt Nieswurz?
Nieswurz führt zu Erbrechen und Durchfall, (Muskel)krämpfen, Muskelschwäche und (ggf. kurzer, aber plötzlich auftretender) Bewusstlosigkeit, schlussendlich zu Herzinfarkt und Ersticken.
Wie schnell das Gift auf Pfeilen wirkt konnte ich nicht herausfinden.
In kleinen Dosen führt Nieswurz zu Schleimhautreizungen sowie Niesen und Bläschenbildung. Eine etwas größere Dosis (bspw. im Wasser) führt zu Durchfall, Erbrechen und Schwächezuständen. Diese Symptome wurden vor allem bei der Einnahme von Nieswurz beobachtet.
Was passiert im Körper?
Nieswurz hat mehrere giftwirksame Inhaltsstoffe. Darunter Protoanemonin und die Herzgifte Helleborin und Hellebrin.
Protoanemonin wirkt sich auf das zentrale Nervensystem aus. Die Aktivität des Nervensystems wird heruntergefahren*.
Hellebrin ist ein Steroidsaponin, ähnlich den Herzglykosiden des Fingerhuts (Digitalis). Zu Hellebrin selbst konnte ich keine Wirkweise finden.
Zu Helleborin habe ich keine Angaben zur Wirksamkeit gefunden, abgesehen davon, dass es ebenfalls ein Steroidsaponin ist.
*Zu Protoanemonin war es schwer, die konkrete Wirkweise zu finden. Die hier beschriebene Wirkweise muss nicht zutreffend sein.
Ab wann ist Nieswurz-Gift tödlich (Dosis)?
Ich konnte keine Angabe dazu finden, ab welcher Dosierung Nieswurz für den Menschen tödlich ist. Es gibt mehrere Berichte, dass Nieswurz als Pfeilgift eingesetzt wurde; ggf. wurde die getrocknete Wurzel noch mit weiteren Substanzen gemischt.
Anekdoten und Wissenswertes
Bei erlegten Tieren wurde das Fleisch rund um die Wunde schnellstmöglich entfernt.
Der Geruch der Inhaltsstoffe von Nieswurz ruft starken Niesreiz hervor.
Nieswurz wurde u.a. verwendet, um die Quellen von Städten zu vergiften, die belagert wurden. Dies führte bei den Belagerten zu erheblichem Durchfall, begleitet von starken Schwächezuständen.
Die Gallier kannten mindestens zwei Gegenmittel zum Gift der Nieswurz.
Quellen
[1] „ARROW AND DART POISONS“; N.G. Bisset; 1989
[2] „Greek Fire, Poison Arrows and Scorpion Bombs: Biological and Chemical Warfare in the Ancient World“; Adrienne Mayor; 2009
[3] „History of Toxicology and Environmental Health: Toxicology in Antiquity, Volume II“ – Kapitel 2: „ Chemical and Biological Warfare in Antiquity“ von Adrienne Mayor; Philip Wexler; 2015
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Nieswurz – aufgerufen am 10.02.2020
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Helleborus_niger – aufgerufen am 10.02.2020
[6] https://eflora.neocities.org/Protoanemonin.html – aufgerufen am 10.02.2020
[7] https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/helleborin/31172 – aufgerufen am 10.02.2020
[8] „Poison Arrows – North American Indian Hunting and Warfare“; David E. Jones; 2007
Übersetzung
Um Nieswurz auszugraben sprach man zunächst nach Osten gewendet ein Gebet aus, dann machte man mit dem Schwert um die Pflanze einen Kreis [man drückte den Boden ein], das alles, während man nach einem Adler ausschau hielt – einen zu sehen bedeutete den Tod des Kräuterkundigen.