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Ein einziges Gift wirkt tödlich. Verschiedene Gifte zusammen wirken sogar noch besser. Durch die Jahrtausende hindurch wurden Pfeilgifte aus mehr als einer Substanz zusammengemischt.
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Dieser Abschnitt stellt Mischungen dar, welche in der durchgesehenen Literatur erwähnt werden. Es sind nicht alle Mischungen aufgeführt, die in der durchgesehenen Literatur enthalten sind.
(1) In Literaturstelle [1] erläutert Bisset, dass ein Pfeilgift der Gallier in der Antike aus verschiedenen Pflanzen bestanden haben könnte. Die Haupt-Zutaten waren Nieswurz, Weißer Germer und Limeaceae. Weitere Zutaten könnten schwarzes Bilsenkraut gewesen sein. Aus dem Text wird nicht ersichtlich, ob diese Zutaten tatsächlich alle in einem Gift zusammengemengt wurden.
(2) Es wird vermutet, dass keltische Druiden eine Mischung aus Nieswurz oder Weißem Germer, schwarzem Bilsenkraut und Schlangengift als Pfeilgift herstellten.
(3) Eine der meistgefürchteten Pfeilgifte der Antike wurde von den Skythen hergestellt. Sie verwendeten Schlangengift zusammen mit (bakteriell-infektiösem) Tierkot, Menschenblut und verfaulten Vipernkadavern. Schon bei einer oberflächlichen Wunde entfaltete das Gift binnen einer Stunde seine Wirkung. Die Vergiftungserscheinungen waren Nekrose, Eiter und Schock, gefolgt von Gangrän (eine Art der Nekrose, äußere Symptome ist bspw. eine schwarze Verfärbung) und Tetanus, ggf. auch Gasbrand. Das Gift führte zu einem qualvollen Tod, welcher je nach entstehendem Krankheitsbild binnen 2-5 Tagen (Gasbranderreger) oder 3-20 Tagen (Tetanus) eintritt.
Dieses Gift wurde hauptsächlich gegen menschliche Feinde eingesetzt. Zur Jagd wurden als Pfeilgift Schierlingssaft, weißer Germer, Eisenhut und Nieswurz verwendet. Es ist möglich, dass diese pflanzlichen Gifte ebenfalls im Schlangengift-Gemisch enthalten waren.
(4) Eine detailliertere Anweisung zur Herstellung des Pfeilgifts der Skythen findet sich in Quelle [2]. Fragmente des Rezepts wurden von verschiedenen griechischen und römischen Schriftstellern festgehalten.
Zunächst wurden die Vipern direkt nach ihrer Geburt gefangen und getötet (zu dem Zeitpunkt sind sie einfacher zu fangen). Die Körper ließ man verwesen. Die zweite Zutat war Blutserum, welches von skythischen Schamanen aus Menschenblut hergestellt wurde. Wie genau das Serum vom restlichen Blut getrennt wurde ist nicht überliefert. Das Serum wurde mit Dung vermischt und vergraben, bis die Mischung verrottet war. Im dritten Schritt wurden die Zutaten zusammengeführt – die Überreste der Viper und das verwesende Dung-Serum-Gemisch.
Der Gestank des Gifts und der damit eingeriebenen Waffen soll überwältigend gewesen sein. Dies hat im Kampf den zusätzlichen Effekt einer psychologischen Waffe.
(5) Von den Havasupai (Grand Canyon, Amerika) ist folgendes, sehr komplexe Rezept überliefert: die schwarze Substanz aus den großen Skorpionen, Tausendfüßler, rote Ameisen, Matginyue (ein kleiner schwarzer Käfer), Stechapfel, Quagamuna (ein Kraut). Diese Zutaten wurden zerstampft, getrocknet und eingelagert. Die Blätter der blaugrünen Palmlinie werden ins Feuer gelegt, um heiß zu werden und dann ausgewrungen, um den Saft zu erhalten (welcher als Klebstoff fungiert). Der kleine Finger wird in den Saft und danach in das Giftpulver getaucht. Ein wenig des Gifts wird auf der Pfeilspitze und dem oberen Schaft aufgetragen. Ein kleiner Kratzer genügt, damit das Gift tödlich wirkt.
Quellen
[1] „ARROW AND DART POISONS“; N.G. Bisset; 1989
[2] „History of Toxicology and Environmental Health: Toxicology in Antiquity, Volume II“ – Kapitel 2: „ Chemical and Biological Warfare in Antiquity“ von Adrienne Mayor; Philip Wexler; 2015
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Tetanus – aufgerufen am 11.02.2020
[4] https://www.gutefrage.net/frage/gift-der-tollkirsche-zur-jagd-benutzt – aufgerufen am 11.02.2020
[5] „Poison Arrows – North American Indian Hunting and Warfare“; David E. Jones; 2007 (teilweise frei verfügbar: https://books.google.de/books?id=m2v8akdyZfwC – aufgerufen am 11.02.2020)
[6] „Greek Fire, Poison Arrows and Scorpion Bombs: Biological and Chemical Warfare in the Ancient World“; Adrienne Mayor; 2009