Die Zeit verging und der Alltag kehrte ein. Laryn hatte begonnen Delia von ihren Jagden zu erzählen und die Waffen ein wenig zu erklären. Bisher nichts ernsthaftes. Sollte sie sich dazu entscheiden, den Weg des Jägers zu gehen, würde sie sie unterrichten. Es schien auch ganz Yautja-Prime zu wissen, dass sich die beiden gut verstanden. So sehr sich auch die Jägerin auf die Gespräche und Zeit mit Delia freute, vermisste sie Tirzah. Ihre Gespräche fehlten ihr, ebenso seine körperliche Nähe. Kleinigkeiten, die sie untertags miteinander geteilt hatten. Sei es nur ihr gemeinsames Mahl oder flüchtige Berührungen, wenn sie sich passierten.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Es war noch früh morgens und die wenigsten Predator waren schon wach. Selbst Thanos schlief lieber weiter, als mit ihr auf die Jagd zu gehen. Wäre ihr da nicht ihr Gefährte über den Weg gelaufen. Um genau zu sein, ging er gerade vor ihr. Es war nur ein kurzer Weg, den sie sozusagen gemeinsam beschreiten würden. Innerlich seufzte Laryn. Sie müsste sich nicht einmal anstrengen, um ihn zu berühren.
Das Weibchen, das ihnen entgegen kam, hatte sie früh bemerkt. Sie wunderte sich, warum sie schon unterwegs war. Doch je näher sie kam, desto klarer wurde es ihr. Sie blieb stehen und demonstrierte ihren Körper nur zu bereitwillig Tirzah. Sie lockte ihn, schnurrte woraufhin Laryn mit den Zähnen zu knirschen begann.
Gleich würde er sie passieren. Zumindest hoffte sie das. Warum sollte er auch an ihr vorbei gehen? Schließlich waren es nun schon über zwei Wochen her, seit sie sich das letzte Mal unterhalten oder gar gesehen hatten. Zwei lange Wochen. Warum sollte ihr Gefährte sich die Zeit damit vergeuden, auf den passenden Moment zu warten, um zu verkünden, dass sie an seiner Seite war? Warum nicht ein Weibchen holen, mit der er keine Probleme hatte, was dies anbelangte?
Die finsteren Gedanken überrumpelten sie nicht nur, sondern waren Brennstoff für ihre glühende Eifersucht. Das Weibchen hob ihre Hand, streckte sie nach Tirzah aus und-
Augenblicklich war Laryn bei ihr, schlug ihre dreckigen Finger weg. Es blieb leider nicht dabei. Sie hielt ihr ihr Messer an die Kehle und fauchte ihr mitten ins Gesicht.
Tirzah hingegen hatte das Weibchen gar nicht bemerkt, ganz im Gegensatz zu Laryn. Ihre Schritte waren ihm nur zu bekannt und auch ihre Präsenz lenkte ihn von allem ab. Gerade, dass er nicht über die eigenen Füße fiel und seinen Weg noch fand. Inzwischen hatten sich die Ratsmitglieder an ihn gewöhnt. Zuerst hatten sie ihn noch recht skeptisch betrachtet, als ob er jede ihrer Entscheidungen in Frage stellen würde. Doch da er lediglich wie alle anderen nur seine eigene Meinung vertrat und wie sie seine Stimme abgab, entspannten sie sich allmählich. Trotzdem war es zu früh zu offenbaren, was ihn und Laryn tatsächlich. Noch war seine Position nicht weit genug gefestigt. Und er verfluchte es jeden Tag.
Mit einem Mal fauchte Laryn und schoss nach vorn. In diesem Moment registrierte Tirzah das andere Weibchen, das erschrocken aufgeschrien hatte. Augenblicklich wurde ihm klar, was passiert war. Das Weibchen hatte ihn gelockt. Es war nicht das Erste, doch es war das erste Mal, dass seine Gefährtin es mitbekommen hatte. Früher, als er selbst gedacht hatte, war er wieder das Ziel von weiblichen Avancen. Nicht dass er inzwischen im Sinn hatte, darauf einzugehen.
Er überbrückte die geringe Distanz mit einem einzigen Schritt und legte Laryn die Hand auf den Arm. Ganz bewusst wandte er sich dabei ihr zu und von dem Weibchen ab. „Lass gut sein, Laryn“, bat er sie beherrscht. Gedanklich bastelte er an einer schlüssigen und wahren Ausrede, weshalb sie so reagierte.
Laryns Blick sprühte vor Hass, als sich das Weibchen so erschrocken hatte. Erst als Tirzah sie berührte, bemerkte sie, was sie hier tat. Es dauerte fast schon zu lange, bis sie sich von dem Weibchen losmachte. In einer Flüssigen Bewegung steckte sie das Messer in die Scheide und begrüßte ihren Gefährten respektvoll. Einerseits als Ratsmitglied, andererseits als…
„Meister…“, bekam sie gerade noch so hervor. Ihr Atem ging schwer, so sehr kämpfte sie mit ihrer Beherrschung. Kein Weibchen sollte sich jemals ihrem Geliebten nähern und schon gar nicht mit ihm flirten und sich ihm präsentieren! Das stand alleine ihr zu!
Und genau das war der Punkt. Es stand ihr nicht zu. Sie durfte nicht. Auch wenn der Rat bereits erwähnte, dass sie mit Erhebung in den Jägerstatus eine Familie gründen durfte, waren die Worte doch noch recht leer gewesen. Wer würde sich ihr schon nähern wollen?
Als Laryn ihre Waffe wegsteckte, nahm auch Tirzah seine Hand herunter. Eigentlich wollte er ihr viel lieber durchs Haar streichen, sie so berühren, wie sie es sonst gewohnt waren... Auch diese Anrede war so fremd... Diese Situation musste bald aufhören, sonst würde er selbst noch überschnappen. Vor Laryn war es ihm nicht möglich erschienen, dass er sich einst derart nach einem weiblichen Wesen an seiner Seite sehnen würde, dass er drauf und dran war sämtliche Regeln über Bord zu werfen.
Das Weibchen hatte sich gefangen, auch wenn sie erschrocken war. Noch niemand hatte sie mit einer Waffe bedroht! Weibchen wurden nicht bedroht! Sie wurden geschützt! „Was soll das?“, fragte sie fassungslos nach.
Die Jägerin rang um ein unberührtes Äußeres. Als das Weibchen zu sprechen begann, wandte sie sich ihr zu. Verdammt, sie wäre nicht einmal eine schlechte Partie! Delia hatte ihr schon längst erklärt, was bei den Predator als schön angesehen wurde. Sie trug Schmuck, was davon zeugte, dass man um sie warb. Die Männchen würden viel eher jemanden wählen, die auch andere Jäger haben wollten, als um ein Weibchen, dass nicht so interessant war. Ihre Hüfte war wohlgeformt, was bedeutete, dass sie Gebärfreudig war. Ihre Brüste…
Das musste aufhören! Laryn durfte sie nicht länger ansehen und doch hielt sie ihren Blick stand. Sie schuldete ihr eine Antwort. Auch wenn sie sich am liebsten eindeutig an Tirzah schmiegen wollte, ihn berühren, wie es sonst kein anderes Weibchen durfte oder konnte, ließ sie es bleiben. Es wäre die Wahrheit, aber es gab noch eine andere, die sie beinahe übersehen hätte und sie beide von ihrer unbeherrschten, unbedachten und dummen Aktion retten konnte. Es war Jahrzehnte her, als ihr Gefährte es ihr gesagt hatte. Sie waren damals in seinem Haus gewesen und sie hatte ihn nach einer ihrer ersten Trainingsstunden ausgefragt.
„Mein Meister wünscht Ruhe“, antwortete sie.
Diese Anrede... Es störte Tirzah mehr, als er sich selbst gegenüber zugeben wollte. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken. Immerhin hatte Laryn etwas geschafft, was ihm völlig entfallen war. Vielleicht weil es für ihn inzwischen so selbstverständlich war, dass er eine gewisse Distanz zu den Weibchen hielt. Vielleicht, weil er sich nie viel aus der Gesellschaft eines Weibchens gemacht hatte, außer zum Zweck der Fortpflanzung oder kurzfristigen Spaß. Doch selbst dann war stets er es gewesen, der sich den Weibchen genähert hatte. Schon seit sehr langer Zeit war er nicht mehr auf ein Weibchen angesprungen, nur weil sie ihn umworben hatte.
„Laryn hat recht“, pflichtete er ihr bei. „Sollte ich das Bedürfnis nach Gesellschaft haben, werde ich selbst welche finden.“ Er schenkte Laryn einen kurzen Blick, bevor er sich scheinbar desinteressiert abwandte und seinen Weg fortsetzte. Viel lieber wäre ihm etwas anderes gewesen, doch damit würde er zu früh alles auffliegen lassen. In diesem Moment war er froh, dass er eine derartige Beherrschung inne hatte. Allerdings war ihm bewusst geworden, dass sie nicht so lange auf Distanz bleiben konnten, bis sie allen offenbart hatten, was sie verband. Sie mussten sich treffen, ganz gleich wie.
Und sie knirschte mit den Zähnen. Ihr war bewusst, dass Tirzah sie beide damit gerettet hatte, aber es tat dennoch weh, dass er sich einfach mit diesem Satz umdrehte und ging. Sie wünschte sich seine Gesellschaft, mehr denn alles andere. Aber es ging verdammt nochmal nicht! Sie konnte ihn nicht einmal bitten, sie zu lehren! Was wusste sie denn noch nicht über die Jagd?!
Ohne dem Weibchen noch irgendeine Form von Beachtung zu schenken, drehte sie ab und ging Richtung Wald. Kaum war sie außer Sichtweise, rannte sie los. Sie musste diese verfluchte Wut, Eifersucht und Trauer loswerden oder sie würde wahnsinnig werden!
Der Tag zog sich in die Länge und war nicht viel interessanter, als die Wochen davor. Inzwischen hatte er einen Plan gefasst, wie er vorgehen wollte. Immerhin gab es zwei Dinge, die er dem Rat so vorsetzen musste, dass sie mehr oder weniger keine Wahl hatten, als es zu akzeptieren. Zum einen die wahre Natur der Beziehung zwischen ihm und Laryn und dann musste er das Versprechen einlösen, das er den Venturas gegeben hatte. Sie sollten nach Yautja-Prime zurückkehren dürfen.
In den letzten Jahrzehnten, da der Planet der Abtrünnigen der Ausgangspunkt von seinen und Laryns Jagden gewesen war, hatte er gelernt diese mit anderen Augen zu sehen. Nicht, dass er nicht nach wie vor gegen die Manipulation der eigenen Gene war, doch es waren nach wie vor Artgenossen. Mit ihrem Anführer Rhutvak verband ihn sogar eine gewisse Freundschaft, könnte man sagen. Im Gegensatz zu ihm hielt er die meisten anderen Predator eher auf Distanz. Selbst die anderen Ratsmitglieder.
An diesem Abend ging er jedoch nicht auf direktem Weg in sein riesig anmutendes Haus zurück. Dieses war eigentlich das eines hochrangigen Jägers und die vielfältigen Räumlichkeiten waren für dessen Weibchen und Kinder vorgesehen. Wirklich wohl fühlte er sich dort nicht. Viel lieber hätte er etwas in der Art seines alten Heims gehabt. Bad, Wohnraum, Schlafzimmer, ein Raum für seine Trophäen. Mehr brauchte er nicht und mehr wollte er eigentlich auch nicht. Nun war es jedoch an der Zeit sich anzusehen, wie Laryn untergebracht war. Zwei Wochen waren eine angemessene Zeitspanne, um sich glaubhaft zu versichern, dass sie sich eingelebt hatte. Die Sonne ging gerade unter, als er an ihrer Tür klopfte.
Mit einem leicht frustrierten und zugleich angestrengten Laut zog sie das Gelenk aus der Gelenkspfanne eines ausgewachsenen Shamruks, den sie heute erlegt hatte. Natürlich hatte sie sich versichert, dass sie dieses Tier jagen durfte. Auf eine Wiederholung der Wiedergutmachung einer unerlaubt erlegten Beute hatte sie keine Lust. Nicht, wenn ihr Gefährte nicht dabei wäre.
Thanos lag wie so oft auf ihrem Bett und kaute auf einem der Knochen herum. Als es klopfte hielten beide inne und blickten zur Tür. Erst nach einem kurzen Moment stand sie auf. Wer würde sie um diese Uhrzeit schon besuchen? Delia vielleicht? Wohl kaum, die musste sich doch um ihre Kinder kümmern. Laryn öffnete die Tür...
Kaum erblickte er seine Gefährtin, musste Tirzah an sich halten, um sie nicht sofort an sich zu ziehen. Noch befanden sie sich in der Öffentlichkeit. Gerade als er sie begrüßen wollte, sprang Thanos mit einem begeisterten Jaulen vom Bett und stürmte auf ihn zu. Der Dusoq sprang an ihm hoch. Beide Klauen auf Tirzahs Schultern gelegt, schleckte er ihm über das Gesicht und begrüßte ihn so. Dieser musste eingestehen, dass er auch Thanos vermisste. Sie drei waren einfach mehr als eine Familie. Sie mochten keinem Clan angehören, doch sie hatten sich. Kräftig klopfte er Thanos und kraulte ihn unter dem Kinn.
Thanos stieß sie zur Seite, um Tirzah zu begrüßen. Sie lächelte, trat aber zurück. Sie brauchte Abstand, ansonsten würde sie sie beide wieder in Schwierigkeiten bringen. Laryn drehte sich um und sorgte dafür, dass ihre Hände erstmal vom Blut gesäubert wurden.
„Was führt dich her?“, fragte sie und warf einen Blick nach draußen, um zu erkennen, wie spät es circa war.
Tirzah wimmelte Thanos ab und trat in die kleine Wohnung. Die Tür schloss er sorgfältig hinter sich und verschloss sie sogar. Wie konnte Laryn nur so eine Frage stellen? War sie etwa wütend, wegen des Vorfalls am Morgen? „Meine Gefährtin hat mich hier her geführt“, antwortete er und trat auf sie zu. Sie zerlegte gerade Beute. Zweierlei Dinge passierten in diesem Augenblick mit ihm. Zum einen entstand in ihm das dringende Bedürfnis nach einer Jagd. Er wollte durch die Wälder pirschen, sich seiner Beute annähern, sich ihr stellen und schließlich die Hände in das Blut tauchen. Das andere war eine Art Wiedererleben. Ein Shamruk war Laryns erste Beute gewesen. Auch diese hatte sie gehäutet und zerteilt. Und er hatte ihr eine Kette aus den Zähnen gemacht, die er ihr nie hatte schenken können. Die Trophäe ihrer ersten Beute war verloren. Durch den Verrat Rikkars.
Ihr Herz stockte, als Tirzah meinte, dass ihn seine Gefährtin hier her geführt hatte. Hoffentlich hatte das niemand gehört, sonst hätte er Probleme! Laryn hatte sich von dem kurzen Schock zu ihm umgedreht und… sah ihn einfach nur wieder an. Konnte sie es wagen? Ihn zu berühren? Nein, konnte sie nicht. Sie würde über ihn herfallen, wie ein ausgehungertes Biest. Ihr Hals wurde trocken, woraufhin sie hart schlucken musste.
Sein Blick entging ihr nicht, den er auf den Kadaver warf. Er vermisste die Jagd. „Tirzah…“, versuchte sie es. „Bald haben sie sich an dich gewöhnt und du ebenso an sie. Dann kannst du wieder jagen gehen.“ Andererseits… „Wir könnten auch…“
Laryns Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit auf sie zurück. „Nicht bald genug...“ Er zweifelte noch immer daran, dass er in Zukunft wirklich Zeit für Jagd haben würde. Die vergangenen Wochen hatten ihn das gelehrt. Doch nun konnte er keinen Rückzieher mehr machen, so gern er auch einfach mit Laryn fortgehen wollte. Zum einen schuldete er ihr ein normales Leben im Volk und zum anderen schuldete er den Venturas die Rückkehr in die Heimat.
Ohne es zu merken, war er seiner Gefährtin immer näher gekommen. Es störte ihn auch nicht, dass an ihren Händen noch immer Blutspuren klebten. Im Gegenteil. Es drängte sich ihm das Bild auf, wie sie damals gemeinsam gejagt hatten. Ihre Beute war ein Raubtier gewesen, das sie beide um das Doppelte übertraf. Noch im Rausch des Sieges gefangen waren sie noch neben dem warmen Kadaver übereinander her gefallen.
Ihr Gefährte kam ihr immer näher. Sein Geruch, der plötzlich den ganzen Raum erfüllte, war ihr auch schon längst in die Nase gekrochen. Laryn wich zurück. Es war nicht so, dass sie nicht wollte. Ganz im Gegenteil! Sie wollte Tirzah alles vom Leib reißen, was er noch trug, über ihn herfallen und ihn stöhnen lassen, sodass ganz Yautja-Prime hörte, zu was sie in der Lage war.
„Wir könnten doch-…“, hatte sie wieder versucht, den Satz zu Ende zu sprechen, da stieß sie schon an ihre noch fast leere Kommode. „… durch das Fenster in den Wald und-…“
Es war nicht so, dass Tirzah nicht hörte, was sie sagte oder dass er der Idee einer Jagd abgeneigt war, doch es gab ein anderes Bedürfnis, das in diesem Moment ungleich stärker war. Ihre Kommode hinderte sie daran, noch weiter Abstand zu halten und er überbrückte die kurze Distanz mit einem einzigen Schritt. Sein Atem ging bereits schwerer, als er sich rechts und links von ihr mit beiden Händen auf dem Möbel abstützte und sich zu seiner Gefährtin hinunter beugte. Sacht grollend ließ er seine Zunge über ihren Hals wandern. Ihr Duft benebelte seine Sinne und ließ die Jagd in weite Ferne rücken. „Laryn...“, entkam ihm der Name seiner Gefährtin, wie die Anbetung einer Gottheit.
Tirzah stützte seine Hände neben ihr ab und hielt sie damit gefangen. Laryns Herz begann zu rasen, als wäre sie im bloßen Sprint. „… jagen“, entkam ihr völlig erstickt das letzte Wort von ihrem Satz. Seine Zunge glitt über ihren Hals und ließ sie heftig erschauern. Die Art, wie er ihren Namen sagte…
Ein gestöhnter Fluch entkam ihr. Nein, sie konnte nicht länger auf das hier verzichten! Ihre Arme schlangen sich um ihn, hielten sich an ihm fest. Nein, nicht genug! Ihr rechtes Bein legte sich um seine Hüfte. Immer noch nicht genug!
Als ob das ein Zeichen gewesen war, hob Tirzah seine Hände und begann Laryn von dieser äußerst überflüssigen Rüstung zu befreien. Die Schulterstücke fielen unbeachtet zu Boden und entblößten die punktförmigen Zeichen, die ihre Bindung symbolisierten. Sacht ließ er seine Zähne darüber kratzen, bevor er der Spur mit der Zunge folgte. Ein genießendes Knurren entkam ihm, als er seine Gefährtin schmeckte. Es war ihm in diesem Moment sogar völlig gleichgültig, ob jemand sie sehen oder hören könnte. Sie schaffte es, dass er tatsächlich alle Vernunft über Bord warf. Kurz darauf hatte er schon ihren Brustpanzer gelöst. Augenblicklich fand seine Hand ihre weiche Brust und massierte sie verlangend.
Auch sie blieb nicht untätig und suchte blind nach den Verschlüssen seiner Rüstung. Seine Zähne und ebenso seine Zunge jagten Wellen der Lust durch ihren ganzen Körper. Selbst ihr Geschlecht zog sich schon sehnsüchtig nach ihrem Gefährten zusammen. Kaum hatte sie dieses hinderliche und dennoch schützende Instrument geöffnet, konnte sie nicht fortfahren, da sie sich selbst ihrer Rüstung entledigen musste. Kaum war es vergessen auf dem Boden gelandet, hatte er ihre Brust schon gefunden. Genießend stöhnte sie unter dieser wundervollen Berührung auf.
Und dann entkam ihr etwas, was sie eigentlich nicht sagen wollte. Laryn wollte Tirzah niemals irgendwie das Gefühl geben, dass sie es ohne ihn nicht schaffte. Es war auch nicht länger so, als wäre sie alleine. Sie hatte Thanos und auch mit Delia verband sie in dieser kurzen Zeit schon etwas wie Freundschaft. Aber dennoch rutschten diese Worte über ihre Lippen, ohne, dass sie überhaupt daran denken konnte, sie aufzuhalten: „Ich brauche dich...“
Tirzah gab keine Antwort. Er hätte auch nicht gewusst, was er darauf sagen sollte, doch dieses Statement bestärkte ihn nur darin, dass er es so bald wie möglich offen legen wollte, wie sie zueinander standen. Mit beiden Händen packte er seine Gefährtin und setzte sie auf der Kommode ab. Nun hatten sie beide ihre Hände frei. Augenblicklich nutzte er es, dass sie ihm so näher war und löste ihren Unterleibsschutz.
Im nächsten Moment löste er schon sein eigenen Gürtel und drängte sich erneut lüstern grollend an sie und ließ seine Krallen über ihre bloße Haut kratzen. Es war mehr als nur Begehren, Sehnsucht oder Liebe es war ebenso der Frust der vergangenen Wochen, die aus ihm herausbrachen. Für eine kleine Weile wollte er einfach vergessen, wo er war und wie eingesperrt er sich fühlte. Er wollte, dass es so war, wie die letzten Jahre, in denen sie frei durch die Galaxie gestreift waren. Sie hatten gejagt, wo und wann sie wollten, hatten sich geliebt, wann immer sie wollten. Es hatte keine Verpflichtung gegeben, außer die ihnen selbst gegenüber.
Erneut entkam ihr ein überaus erregtes Stöhnen, als er sie auf der Kommode absetzte. Verdammt und einst hatte sie geglaubt, dass drei Tage ohne einmal mit ihrem Gefährten Sex gehabt zu haben lange gewesen wäre. Natürlich hatte sie auch schon viel länger auf ihn verzichten müssen, aber nun, seit sie wieder zusammen waren…
Ungeduldig zerrte sie an dem Verschluss seines Unterleibschutzes und als sie ihn endlich befreit hatte, umfasste sie sofort sein Geschlecht und begann ohne weiteres sich zu bewegen. Alleine wie groß, hart und heiß er sich in ihrer Hand anfühlte, schaffte es, einen neuen Laut der Lust zu erzeugen.
Rau knurrend gab er seiner Lust Ausdruck. Endlich trennte sie nichts mehr voneinander. Wieder fanden seine Pranken ihre Kehrseite und zogen sie an sich. Seine Zunge, seine Zähne wanderten über ihre samtene Haut, fühlen, schmecken, genießen. Wüsste er nicht, dass Laryn so viel mehr aushielt, als ihre Statur es vermuten ließ, er hätte sich nicht so gehen lassen, doch so zog er sie mit sich, nahm sich die Nähe, die Innigkeit, die er so lange vermisst hatte.
Erst auf dem Boden kam er wieder wirklich zu sich. Seine Gefährtin lag unter ihm, noch immer war er tief in ihr. Sein Atem ging schnell. Das war ihm noch nie passiert. „Laryn?“ Hatte er ihr weh getan?
Die Jägerin blickte zu ihrem Gefährten hoch, als er ihren Namen sagte. Ihre Brust hob und senkte sich viel zu schnell. Sie war nicht in der Lage irgendein Wort zu sagen. Tirzah hatte sie hart genommen, so hart wie noch nie. Sie hatte all seinen Frust gespürt, der sich seit sie wieder getrennt leben mussten, aufgebaut hatte. Doch ebenso hatte er sich selbst verloren und sich seinen Emotionen hingegeben. Es war womöglich brutal gewesen, aber ebenso innig und völlig gegensätzlich. Er hatte sich ihr gegenüber vollständig geöffnet und einen Teufel würde sie tun, ihn in einen solchen Moment von sich zu stoßen. Laryn hob ihre Hand und strich liebevoll über seine Wange.
Die sachte Berührung fand nicht nur seine Haut, sondern ebenso sein Herz. Sie sagte nicht nur aus, dass sie ihm den Ausbruch nicht übel nahm, sondern auch verstand. Tirzah umfasste ihre Hand und schmiegte sein Gesicht hinein. „Laryn...“ Seine Stimme war sanft, wohl völlig im Gegensatz zu seinem Ausbruch. Das war es doch, weshalb er sich so sicher war, dass sie die Gefährtin war, die er gesucht hatte. Deshalb war jedes andere Weibchen nur Zeitvertreib gewesen. Nie mehr. Weil er eine Gefährtin gesucht hatte, die ihn ergänzte und verstand. Die wusste wie es war, wenn man nicht jagen konnte.
Tirzah hatte all seine Wut und Trauer rausgelassen und nun war sie an der Reihe. Laryn kam hoch und zwang ihren Geliebten damit in eine sitzende Position. Ihre Lippen fanden zuerst seine Mandibeln, auf die sie einen vorsichtigen und zärtlichen Kuss hauchte. Daraufhin folgte seine Wange. Lange und als hätte sie alle Zeit der Welt. Mehr und mehr bahnte sie ihren Weg zu seiner Schulter, während ihre Hände sich in seinen Dreads vergruben. In jeder noch so kleinen Berührung wollte sie ihm alle Liebe schenken, die sie besaß. Langsam begann sie ihre Hüfte zu bewegen...
Bereitwillig folgte Tirzah ihrer Führung, selbst wenn er so in eine Position gezwungen wurde, in der allein Laryn die Kontrolle besaß. Lediglich seine Hände legte er auf ihre Hüfte. Ihre sanften, zärtlichen Berührungen ließen ihn sacht grollen. Dann begann sie sich zu bewegen und aus dem Grollen wurde ein leises Stöhnen. Nicht einmal im Ansatz versuchte er, sie zu führen. Er überließ ihr, wie schnell oder langsam sie sich bewegte, doch er ließ es sich nicht nehmen, ihren Hals und ihre Schulter mit Zunge und Zähnen zu liebkosen.
Laryn schmiegte sich an seinen Körper. Sie wollte ihn spüren und ebenso für ihn da sein. Ihre Körper bewegten sich im Takt und erzeugten eine unglaubliche Hitze, die sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. So langsam sie sich auch bewegten, es fühlte sich mehr als nur intensiv an. Ihre eine Hand immer noch in seinen Dreads versunken und die andere um seinen Hals geschlungen, hielt sie sich bei ihm fest. Er war nicht weit weg und dennoch fehlte er ihr auf so viele Weisen. Mit geschlossenen Augen genoss sie die Nähe zu ihm und ebenso die Reize, die sie leise stöhnen ließen.
Das hier war so weit von seinem eigenen Überfall entfernt und gleichzeitig so viel intensiver. Sie genossen gemeinsam jede noch so kleine Bewegung, jede zärtliche Berührung. Nach der Zeit der Trennung waren sie sich näher als jemals zuvor. Wieder entkam Tirzah liebevoll grollend der Name seiner Gefährtin. Er musste einfach einen Weg finden, wie sie bald zusammen sein konnten. Er wollte sich nicht noch einmal von ihr fern halten müssen. Seine Hand fand sich in ihren Haaren wieder. Wie von selbst glitten die weichen Strähnen durch seine Finger. Nein, er wollte sie nicht noch einmal vermissen müssen. Es reichte, wenn er die Jagd aufgeben musste.
Laryn hatte völlig ihr Zeitgefühl verloren, als sie endeten. Sie konnte nur erkennen, dass es mitten in der Nacht war. Gut, dass sie bevor Tirzah gekommen war, schon die indirekte Beleuchtung ihrer Wohnung angemacht hatte. Es war schwach eingestellt, aber es schien gerade genau das Richtige zu sein. Es störte sie nicht einmal, dass sie sich auf dem Boden geliebt hatten. Noch immer war ihr Geliebter in ihr und sie konnte nicht leugnen, dass sie diese Verbindung genoss. Ihr Zeigefinger zog zärtlich seine Kreise auf seinem Nacken, während sie sich einfach nur in die Augen blickten.
„Ich sehne den Tag herbei, an dem alle erfahren, dass ich nicht länger nur deine Schülerin bin…“
Sacht ließ Tirzah seine Hände über ihre Haut wandern. Auch er genoss dieses friedliche, innige Beisammensein. In einer so wohl bekannten Geste legte er seine Stirn an die seiner Gefährtin. „Bald, Laryn“, versicherte er ihr leise. „Bald.“
tbc...