Der nächste Morgen kam schnell. Viel zu schnell. Laryn öffnete ihre Augen und registrierte, dass sie nicht länger in Tirzahs Armen lag. War er schon gegangen? Verschlafen drehte sie sich auf die andere Seite. Nein. Er war noch hier. Warum war sie dann so weit von ihm weg? Normalerweise würde sie die Distanz sofort zu ihm überwinden und sich erneut an ihn schmiegen. Normalerweise. Irgendwie war ihr aber nicht danach.
Laryn richtete sich auf. Unter Schmerzen. Warum taten ihre Glieder denn so weh? Hatte sie sich die letzten Tage übernommen? Auch wenn das Training nicht so hart ausfiel wie sonst, da sie um die Rechte der Weibchen gekämpft hatte? Völlig geschafft fuhr sie sich durchs Gesicht. Sie war immer noch so müde, als hätte sie nur zwei Stunden geschlafen. Allerhöchstens. Schmutzig fühlte sie sich auch noch, obwohl sie gestern als sie Heim gekommen war, noch ein Bad genommen hatte. Das plötzliche Gefühl, von oben bis unten mit Dreck beschmutzt zu sein, wurde plötzlich so schlimm, dass sie einfach aufstehen musste und ins Bad ging. Vielleicht würde das heiße Wasser auch dafür sorgen, dass sich ihre Muskeln wieder entspannten.
Tirzah wurde wach, als die Tür zum Bad ging. Müde richtete er sich auf. Immerhin waren seine Kopfschmerzen verschwunden, doch er fühlte sich nicht wirklich erholt. Kein Wunder. Die letzte Woche hatte eher einem Albtraum geähnelt, doch nun war dieser vorbei. In wenigen Stunden würde der Beschluss des Rates öffentlich gemacht werden. Dann würden ihrer beider Tage wieder einen halbwegs gewohnten Ablauf bekommen. Vielleicht konnte er auch wieder ein paar Tage Jagd herausschlagen. Verdient hatten sie es sich jedenfalls.
Am Fußende des Bettes gähnte Thanos betont und setzte sein Nickerchen ungerührt fort. Leise lachend stand Tirzah auf. Nur kurz hielt er an und zupfte an dem Ohr des Dusoq, was er mit einem unwilligen Brummen und Schütteln des Kopfes quittierte. Er weigerte sich jedoch, wirklich wach zu werden. Oder es zuzugeben.
Sich streckend setzte Tirzah seinen Weg ins Bad fort. Das Wasser war fast vollständig eingelaufen und Dampf erfüllte den Raum. Liebevoll ließ er seinen Blick über den Körper seiner Gefährtin streifen. Ihr Sexleben hatte die letzte Woche gehörig gelitten. Es wurde Zeit, das aufzuholen. „Guten Morgen“, wünschte er, während er näher trat.
Was war es, dass Laryn sich vor der sanften Stimme Tirzahs so erschreckte? Selbst ihre Hände schlang sie unwillkürlich um ihren entblößten Körper. Ihr Blick glich mehr Panik, als vor Schock. Bevor sie es wirklich bemerkte, war sie schon einen Schritt vor ihm zurückgewichen. Ihr Herz raste, ohne, dass sie wusste weshalb.
Augenblicklich blieb Tirzah stehen. „Laryn?“ Weshalb reagierte sie so... verschreckt? Es war beinahe so, als wären sie Jahrzehnte zurückversetzt. Als ob sie ihn noch als Gott fürchtete. Nur weshalb? Sie hielt sogar ihre Hände schützend vor ihren Körper, als ob sie sich seinen Blicken entziehen wollte. „Schlecht geträumt?“, fragte er sanft nach. Es war das Einzige was er sich vorstellen konnte. Dabei war es Jahre her, dass sie das letzte Mal einen schlechten Traum gehabt hatte und selbst da hatte sie nicht so reagiert.
„I-i-ich… weiß es nicht“, entkam es ihr stotternd. Da war kein Traum, auch wenn sie versuchte, sich daran zu erinnern. Doch stattdessen war da etwas anders. Etwas, dass sie sich noch viel weniger als ihr Verhalten erklären konnte. Völlige Angst und Hilflosigkeit. Diese beiden Gefühle schlugen so plötzlich und hart über ihr zusammen, dass ihre Knie nachgaben und sie ihre Hände in ihr Gesicht legte. Augenblicklich begann sie zu weinen. „Ich brauche Hilfe“, schluchzte sie. Aber sie verstand nicht warum oder… wofür.
Sofort eilte Tirzah an ihre Seite und nahm sie in den Arm. Er war völlig überfordert. Noch nie hatte er Laryn so gesehen.
Kaum spürte sie etwas an ihrem Körper, zuckte sie schon zusammen und wich zurück. Warum… wollte sie sich von Tirzah nicht anfassen lassen? Warum weinte sie? Warum fühlte sie sich nur so verletzt? Was ging hier vor sich? Sie hatte das dringende Bedürfnis, nach Hilfe zu schreien, aber sie wusste nicht einmal wieso und weshalb. Laryn sah sich um. Es gab nichts, wovor sie sich fürchten musste. Warum war da aber nur diese Angst?
Es... verletzte ihn, dass sie vor ihm zurückwich, doch er ließ es zu und machte keine Anstalten, sie erneut anzufassen. Tirzah war es, als ob da eine völlig Fremde vor ihm saß. Wo war seine furchtlose Jägerin abgeblieben? Wenn er es nicht besser wüsste, würde er vermuten, dass sie krank war. Doch ihre Art hatte schon seit Generationen Immunität gegen nahezu alle bakteriellen und viralen Erkrankungen entwickelt. Und diese war auch an Laryn nicht vorbei gegangen. Noch dazu war sie wenige Stunden zuvor noch vollkommen normal gewesen. Müde, ja, doch das war nicht weiter erstaunlich nach der letzten Woche.
„Laryn?“, sprach er sie vorsichtig an und streckte seine Hand aus. Nur ein Stück. Eine Einladung sie zu ergreifen. Er wagte es nicht, sie anzufassen, wenn sie es nicht wollte. In diesem Moment wünschte er sich nichts weiter, als dass sie seine Hand nehmen und in seine Arme flüchten würde, so wie sie es sonst immer tat, wenn sie nicht allein sein wollte. Oder wollte sie gerade das?
Ihr Blick fiel zurück auf ihren Gefährten, der ihren Namen so sanft sprach. Ratsoberhaupt, Geliebter, Jäger, Tirzah…
Seine Hand streckte sich nach ihr aus, als wolle er ihr helfen. Und es war anscheinend genau das, was sie gesucht hatte. Es war, als würde sie einen lang gesuchten Schatz finden. Laryn ergriff seine Hand und flüchtete sich in seine Arme. Verzweifelt klammerte sie sich an ihm fest und weinte bitter. „Hilfe“, schluchzte sie immer wieder.
Ein tonnenschweres Gewicht fiel von ihm ab, als sie in seine Arme flüchtete. Er hielt sie einfach fest. Mit einer Hand strich er immer wieder über ihr Haar. „Ich bin hier, Laryn“, versicherte er ihr leise, wieder und wieder. „Ich lasse dich nie allein.“ Er hatte jedoch keine Ahnung, wie er ihr helfen sollte, da er nicht wusste, was passiert war. War überhaupt etwas geschehen? Doch wie konnte es nicht der Fall sein, wenn sie plötzlich so fremd agierte?
Laryn hatte keine Ahnung, wie lange sie in den Armen Tirzahs geweint hatte. Das Wasser war längst erkaltet, als ihr Schluchzen langsam weniger wurde. Der Gedanke daran, dass ihr Gefährte sich eigentlich auf den Weg machen sollte, schaffte es, dass sich ihr Griff um ihn verstärkte. Sie wollte nicht, dass er ging. Er sollte bei ihr bleiben und sie beschützen. Beschützen vor dem, was sie nicht sehen oder verstehen konnte.
Natürlich spürte Tirzah, wie sich Laryn an ihm festhielt, dennoch wusste er, dass er nicht viel mehr Zeit hatte. Ohne sie loszulassen, griff er zur Seite, das kalt gewordene Badewasser floss ab. Kurz darauf ließ er neues Wasser ein. „Thanos!“, rief er. doch erst auf den zweiten Ruf hörte er, wie ihr Begleiter vom Bett sprang und auf die Tür zu trabte. Automatisch öffnete sie sich. Nießend wich Thanos zurück.
„Thanos!“, sprach Tirzah ihn ein zweites Mal an. Streng dieses Mal. „Pass auf Laryn auf, hast du verstanden?“ Erst jetzt schien Thanos zu bemerken, wie es um diese stand. Leise fiepend tappste er näher und leckte ihr über die Hand.
Es brauchte noch einen kurzen Moment, bis sie sich endlich dazu durchringen konnte, Tirzah loszulassen. Nachlässig wischte sie sich über ihre Wangen. „Es geht schon wieder…“, murmelte sie leise, damit er sich keine Sorgen um sie machte. Thanos nutzte diese Chance und legte sich beschützend auf ihre leicht angewinkelten Beine. Sie selbst sollte eigentlich aufstehen. Delia würde ihren Sieg bestimmt mit ihr teilen wollen.
„Du sollst auf sie aufpassen, nicht auf sie drauf legen“, rügte Tirzah Thanos sacht, doch er griff nicht ein. Stattdessen strich er Laryn sacht über die Wange und unterdrückte den plötzlichen Schmerz, als sie wieder zusammenzuckte. „Nimm ein Bad“, riet er ihr. „Es wird dir helfen. Thanos passt auf dich auf.“ Eigentlich hatte er geplant, er könnte mit ihr baden, doch nun hatte er keine Zeit mehr. Der Rat wartete bestimmt schon.
Laryn hätte beinahe verneint, doch im letzten Moment verbiss sie sich die Worte, die ihr im Hals steckten. Das Bad konnte ihr nicht helfen. Es war, als wäre er der einzige, der ihr im Moment Trost schenken konnte. Aber anstatt es ihm zu sagen, nickte sie einfach nur. Sie hatte sich diesen Morgen schon verrückt genug benommen, da musste sie seine Sorgen nicht auch noch bestärken. „Wir sehen uns später…“
„Bis später“, verabschiedete sich Tirzah, doch trotz allem hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er ging. Viel lieber würde er bei Laryn bleiben. Stattdessen legte er seine Rüstung an und verließ das Haus. Auf dem Weg zur Ratshalle sah er jedoch etwas, das ihn Hoffnung schöpfen ließ, dass es doch nur ein böser Traum gewesen war und sich alles so einfügen würde, wie es sich gehörte. Er sah Delia in Rüstung in Richtung Trainingsplatz gehen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis Laryn es tatsächlich schaffte, sich zu waschen und anzuziehen. Als sie sich daran machte, das Haus zu verlassen, zögerte sie. Sie fühlte sich kein bisschen besser. Nur vorsichtig öffnete sie die Tür und spickte hinaus. Alles okay. Die Luft war rein. Nein, sogar noch viel besser. Es war alles so, wie es sein sollte. Keine Wortgefechte mehr, einfach nur Ruhe. Kontrollierend warf sie einen Blick zu Thanos zurück, der ihr Schritt auf Tritt folgte. „Okay. Es… war alles nur ein böser Traum“, sagte sie zu ihm. „Ein einfacher, böser Traum, an den ich mich nicht erinnern kann. Alles okay.“ Die Worte in ihrem Geist wiederholend, ging sie Richtung Trainingsplatz.
An diesem Tag war Delia die erste der Jägerinnen auf dem Platz. Kaum hatte sie erfahren, dass ihr Kampf um die Rechte der Weibchen erfolgreich gewesen war, hatte sie die Rüstung angelegt und war losgezogen. Nun konnte sie Jägerin werden. Nicht nur sie, auch alle anderen Weibchen hatten jetzt das Recht, weiter Einfluss auf das Leben ihrer Nachkommen zu haben. Am liebsten würde sie singend über den Platz tanzen, doch sie beherrschte sich. Feiern konnte sie später mit Laryn, die all dies letztendlich möglich gemacht hatte. Konzentriert ging sie die Aufwärmübungen durch.
Das, was sie dort sah, ließ sie inne halten. Delia. Sie war zurück. Immer noch die Worte zur Beruhigung im Geist, schwang sie sich über den Zaun. Alles war okay. Es gab keinen Grund, wieso sie sich fürchten sollte. Alles war gut. Sie hatten es geschafft. Die Weibchen hatten mehr Rechte und bald würde wieder alles seinem gewohnten Gang gehen. Tirzah würde wieder früher nach Hause kommen, ja vielleicht sogar zum Trainingsplatz, um wieder mit ihr zu kämpfen. Laryn trat lautlos an ihre Freundin heran und verschränkte ihre Arme. „Was hast du denn da an?“, fragte sie, ohne den Anflug eines Lächelns im Gesicht. Sie klang so, als würde sie Delia gleich für einen Fehler belangen.
Im ersten Moment zuckte Delia zusammen, als sie die tadelnde Stimme Laryns hörte. Dann drangen auch die Worte zu ihr durch. Leise lachend richtete sie sich auf und wandte sich ihrer Meisterin zu. „Ich dachte, ich trage sie mal spazieren, damit sie nicht einrostet, während ich auf meine Tochter aufpassen darf“, schmunzelte sie. Dann war es jedoch um ihre Selbstbeherrschung geschehen. Jubelnd fiel sie Laryn um den Hals. „Danke danke danke danke!“ Ohne deren Unterstützung und Freundschaft hätte sie das wohl nicht geschafft.
Laryn lachte leise, als Delia ihren Humor nach so langer Zeit wieder zeigte. Als ihre Freundin sich an ihren Hals warf, zuckte sie zusammen, legte aber schnell ihre Arme um sie. Nur ein böser Traum... „Das war alles dein Verdienst“, widersprach sie ihr. „Ich habe dir nur ein wenig unter die Arme gegriffen.“ Sie ließ sie los und deutete ihr, ihr zu folgen. Ihr Weg führte direkt zur Waffenkammer. Dort gab es einen großen abgeschlossenen Koffer. Die Rüstung, die sie für Delia hatte anfertigen lassen. Nun war es wohl an der Zeit, sie ihr zu überreichen.
Neugierig geworden folgte Delia ihr in die Waffenkammer. Schon vor einer Weile war ihr der Koffer aufgefallen, doch aus Respekt hatte sie ihn nicht angerührt, selbst wenn sie schon gern wissen wollte, was darin war. Diese Neugier wuchs noch beträchtlich, als Laryn sie genau zu diesem führte. „Was ist da drin?“, fragte sie nach.
Laryn antwortete nicht. Sie machte sich daran den Koffer aufzuschließen. Mit einem geheimnisvollen, schelmischen Grinsen sah sie zu ihr. Und dann öffnete sie und zeigte ihr, was sich darin verborgen hielt.
Im ersten Moment konnte Delia nicht ausmachen, was der Koffer enthielt. Es war nur... Das waren Armschienen und ein Brustpanzer... Aber nicht für ein Männchen, sondern für ein Weibchen gemacht. Sprachlos sah sie Laryn an. Es wollte ihr nicht gelingen, einen logischen Schluss daraus zu ziehen. Oder besser, den Schluss hatte sie längst daraus gezogen, doch sie glaubte ihn nicht. Nicht nachdem sie so gestritten hatten und lange nicht sicher gewesen war, wann sie das Training zur Jägerin wieder aufnehmen würde. „Für mich?“, fragte sie zögernd nach.
Auf ihre Reaktion konnte Laryn gar nicht anders, als zu lachen. „Mir war sie ein wenig zu groß“, sagte sie ganz nebenher. „Wenn du sie nicht haben willst, geht sie eben an die Nächste.“ Was nicht stimmte. Sie war Maßangefertigt, was sie nur ihrem Computer zu verdanken hatte, der so einen genauen Scan von Delia gemacht hat, während sie miteinander trainiert hatten.
„Nein, sie ist...“ Delia fehlten die Worte. „Sie ist toll!“ Sie kniete sich vor den Koffer und ließ ehrfürchtig ihre Finger über das Metall streichen. Ihre eigene Rüstung! Konnte dieser Tag noch besser werden? Es kam ihr nicht so vor. Stück für Stück nahm sie heraus und legte es auf den Boden, so dass die eindeutige Form zu erkennen war. Ganz unten fand sie noch etwas, das sie erneut schlucken ließ. Zwei Messer lagen dort. Sie zog eines aus der Scheide und besah sich die Klinge. Sie musste nicht ihren Daumen opfern, um festzustellen wie scharf sie war. „Danke...“, hauchte sie.
In windeseile legte sie die geliehene Rüstung ab und platzierte Stück für Stück ihre eigene. Sie passte wie angegossen. Schon die einfachen Bewegungen offenbarten ihr eine Flexibilität, die sie vorher noch nicht gekannt hatte. Lediglich nackt wäre bequemer! Als sie sich vollständig gerüstet hatte, nahm sie die Brustplatte in die Hand, die sie bisher genutzt hatte. 'Danke für deine Dienste', bedankte sie sich gedanklich. Von dem nahen Regal nahm sie das Waffenöl und einen dazugehörigen Lappen. Sie würde die Rüstung so gepflegt zurücklegen, wie sie sie genommen hatte.
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Laryn wartete geduldig, bis Tirzah nach Hause zurückkehrte. Thanos hatte wie ihm geheißen, den ganzen Tag über sie gewacht. Liebevoll strich sie über seinen Rücken, ehe sie ihm ein Stück Fleisch zu fressen gab. Auf ihren Gefährten wartete nicht nur ein großzügiges Mahl, sondern ebenso ein warmes und entspannendes Bad. Der Schrecken des Morgens war fast vergessen. Es war einfach nur ein Traum gewesen, an den sie sich nicht erinnern konnte.
Müde betrat Tirzah das Haus. Dieser Tag war anstrengender gewesen, als die gesamte letzte Woche. Nicht wenige Jäger protestierten gegen den Entschluss des Rates. Es war das erste Mal seit mehreren zehntausend Jahren, dass der Beschluss des Rates in Frage gestellt wurde. Entsprechend chaotisch ging es zu. Und über all dem hatte immer seine Sorge über Laryn geschwebt. Sie hatte sich an diesem Morgen zu fremd verhalten und er konnte einfach nicht nachvollziehen weshalb.
Umso schöner war es, als er feststellte, dass sie auf ihn wartete, auch wenn es noch so spät war. Auch etwas zu Essen warte auf ihn. Thanos sah lediglich auf und wedelte mit dem Schwanz, als er Tirzah sah, doch er blieb neben Laryn liegen.
Sie sah gleichzeitig wie der Dusoq auf, als Tirzah das Haus betrat. Wieder konnte sie auf den ersten Blick sehen, wie fertig ihr Geliebter war. Sofort stand sie auf und nahm fürsorglich seine Hände in die ihre. „Komm...", bat sie ihn. Er sollte nicht länger stehen müssen, sondern sich entspannen. Im Bad wäre doch der perfekte Ort dafür. Dort konnte er ebenso essen.
Bereitwillig ließ sich Tirzah ins Bad führen. Laryn schien wieder sie selbst zu sein. Ohne zu zögern hatte sie seine Hände ergriffen. Sie hatte den Traum abgeschüttelt. Das heiße Wasser war bereits eingelaufen und die Wärme umschloss sie beide, wie ein schützender Kokon. Der Stress des Tages fiel wie von selbst von ihm ab und er atmete tief durch. „Womit habe ich nur eine so wunderbare Gefährtin verdient?“, raunte er mit einem leichten Lächeln.
Jede Minute, die sie länger in dem warmen Wasser verbrachten, sorgte dafür, dass sie sich beide gleichermaßen entspannten. Tirzah hatte bereits gegessen, als er ihr so liebevoll schmeichelte. Ein paar Trauben hatte er übrig gelassen und auf einem Teller neben sich auf dem Boden abgestellt. Laryn lächelte und kam näher. „Das, mein Geliebter, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht“, antwortete sie frech. Dabei stahl sie ihm eine Traube, die sie auch sofort in ihrem Mund verschwinden ließ. Ihre Hände glitten zärtlich über seine Brust, bis hin zu seinen Schultern, die sie sanft zu massieren begann.
Es war ein halbes Schnurren, das ihm entkam, als er die sanften Hände spürte. Ein wunderbarer Ausgleich für einen Tag, der so furchtbar begonnen hatte. Wie von selbst fanden Tirzahs Hände ihren Platz auf Laryns Taille und er zog sie sacht näher. „Wir haben noch gar nicht gefeiert, dass du gewonnen hast“, grollte er leise. Eigentlich war es ja Delias Sieg, den er feiern wollte, doch er wollte es gerade nicht zu genau nehmen.
Schmunzelnd hob sie ihre Augenbrauen, als er sie zu sich zog. Zwar sträubte sich in ihr etwas dagegen, aber diese kleine Stimme fegte sie einfach aus ihrem Bewusstsein. Sie liebte Tirzah und sie wollte jede erdenkliche Minute mit ihm genießen, die ihnen geschenkt wurde. „Ich?“, hakte sie nach. „Das war nicht ich. Aber ich weiß, was ich gerne mit dir tun würde.“ Laryn lehnte sich ein Stück weit vor und schnurrte förmlich die einzelnen Wörter von ihrem Plan, wie sie dafür sorgen wollte, dass er sich weiter entspannte.
Tirzah grollte lockend, während Laryn ausmalte, wie sie ihn entspannen würde. „Ich denke, ich habe nur einen Einwand“, schnurrte er, als sie geendet hatte und ließ seine Hände über ihren Körper wandern. „Wie wäre es, wenn du weniger redest und dafür zur Tat schreitest?“ Ein neckisches Grinsen lag auf seinem Gesicht.
tbc...