Die nächsten Tage waren anstrengend. Nach der langen Fahrt waren Dylan und Jaden duschen gegangen und trotz ihrer Nickerchen todmüde ins Bett gefallen.
Eine Woche später saßen sie gemeinsam mit den Betas am Frühstückstisch und diskutierten über Dylans geplantes Vorhaben für den Tag.
„Kannst du nicht einfach online bestellen?“, fragte Jaden missmutig und biss in sein Brötchen.
Dylan sah ihn unbeeindruckt an. „Ist das dein Ernst?“, fragte er gereizt.
Erstaunt sah Jaden ihn an und musterte ihn. „Ich verstehe das Mal als Ja.“
„Natürlich ist das ein Ja! Klar kann ich ein paar der Sachen online bestellen, aber ich habe genug Sachen auf der Liste, für die ich meine Finger und Nase brauche!“ Dylan schnaubte.
Seufzend drehte Jaden sich zu ihm. „Ich mach mir doch nur Sorgen, kleiner Wolf.“
Besänftigt sank Dylan ein wenig in sich zusammen und lehnte sich frustriert an Jaden. „Ich weiß. Aber mir sind die Weihnachtsgeschenke wichtig! Und ich will nicht hier drinnen eingesperrt sein.“
Sanft küsste Jaden ihm die Schläfe. „Ich will dich auch nicht einsperren. Aber ich hab einfach Angst, dass Gregory oder einer von seinen Lakaien an dich ran kommen.“
„Aber ich hab doch Ryan und Vincent! Und ich verspreche, dass ich ihnen nicht von der Seite weiche!“ Dylan sah ihn bittend an und schob die Unterlippe nach vorne.
Jaden knurrte. „Hör auf! Du weißt ganz genau, dass ich zu dir nicht Nein sagen kann!“
Dylan blinzelte ihn unschuldig an. „Ich kann mich ja auch an Ryan und Vincent festhalten.“
Ryan, Tyler und Vincent lachten los, während Jaden knurrte.
„Eindeutig Steinzeitwolf“, sagte Tyler immer noch lachend.
„Mein Steinzeitwolf!“ Dylan sah Jaden liebevoll an.
Jaden küsste ihn besitzergreifend. „Ja, dein Steinzeitwolf. Und ich passe auf dich auf. Wenn ich mitgehen könnte, wäre es mir eindeutig lieber. Warum musst du unbedingt heute gehen, wenn ich nicht mit kann?“
„Weil heute Dienstag und nicht so viel los ist! Und ich bin mir sicher, dass Ryan und Vince auf mich aufpassen können. Zudem wird Gregory garantiert nicht so bescheuert sein und mir im Einkaufszentrum zwischen den ganzen Leuten auflauern.“ Dylan lächelte. „Und wie sonst soll ich dein Geschenk besorgen, ohne dass du mitbekommst, was es ist?“
„Ich brauch kein Geschenk“, brummte Jaden. „Ich hab dich!“
Dylan wurde rot. „Du bekommst trotzdem eins.“
Jaden sah hilfesuchend zu Ryan und Vincent.
Ryan sah ihn mit einer gehobenen Augenbraue an. „Ich bin ja etwas beleidigt, dass du uns nicht zutraust, auf Dylan aufzupassen. Klar ein Restrisiko bleibt immer, aber ich bin Dylans Meinung.“
Vincent nickte nur zustimmend, während er sein Brötchen aß.
Frustriert schnaubte Jaden und sah zu Tyler.
„Und mich brauchst du auch nicht anschauen, ich bin auch Dylans Meinung“, sagte Tyler.
Dylan grinste ihn an. „Siehst du. Mehrheitsentscheid. Du gehst schön mit Tyler, Rob und Mason spielen und wir gehen shoppen.“
Schicksalsergeben ließ Jaden seine Stirn gegen Dylans Schulter sinken und schniefte. „Ihr seid alle doof! Wie soll ich mich denn so aufs Training konzentrieren?“
Sanft fuhr Dylan mit den Fingern durch Jadens Haare. „Ich glaub an dich. Du bist doch mein großer, starker Alpha.“
Jaden grummelte und hob den Kopf. „Warum komme ich mir grade etwas veralbert vor?“
„Keine Ahnung.“ Dylan grinste ihn an.
„Du bist ganz schön frech, kleiner Wolf!“, murmelte Jaden und küsste Dylan.
Dylan strahlte. „Nur für dich!“
„Besser ist das“, antwortete Jaden und zwinkerte. Dann zog er seinen Geldbeutel aus der Tasche und reichte Dylan eine Kreditkarte. „Viel Spaß beim Shoppen.“
Verwundert sah Dylan auf die Karte und runzelte dann die Stirn. „Da steht ja mein Name drauf?“ Er sah Jaden an. „Warum steht da mein Name drauf?“
Jaden lächelte. „Weil du mein Gefährte bist und du auch eine Karte brauchst?“
Nachdenklich beäugte Dylan die Karte. „Ich bin mir nicht so sicher, was ich davon halten soll.“
„Du bist mein Gefährte und ich will mich wie ein großer, toller Steinzeitwolf fühlen, der seinen Gefährten mit allem versorgen kann, was der sich wünscht?“ Jaden sah ihn mit dem besten Dackelblick an.
„Hm.“ Dylan bewegte den Kopf hin und her und nickte dann. „Okay.“ Dann grinste er. „Dann beschwer dich aber nicht über die Rechnung!“
Jaden lachte lauthals los. Als er sich ein wenig beruhigt hatte, legte er seine Hand an Dylans Wange und küsste ihn. „Da mach ich mir bei dir keine Sorgen.“ Es folgte ein weiterer Kuss. „Und hab Spaß mit Ryan und Vince. Du darfst sie ruhig ein wenig in die Verzweiflung treiben.“ Jaden küsste Dylan erneut. „Ich liebe dich, kleiner Wolf. Pass auf dich auf.“
„Immer. Ich liebe dich auch!“ Dylan strahlte ihn liebevoll an.
Tyler stand auf und räumte seinen Teller in die Spülmaschine. „Nun komm, du Turtelwolf. Wir müssen langsam los, ansonsten kommen wir zu spät zum Training. Und diesmal schieb ich es eiskalt auf dich!“
„Bin ja schon unterwegs“, murrte Jaden und küsste Dylan nochmals. „Passt auf ihn auf!“, sagte er streng zu Ryan und Vincent, die beide nur amüsiert die Augen verdrehten.
„Viel Spaß beim Training!“, sagte Dylan.
Jaden räumte seinen Teller und seine Tasse ebenfalls weg und folgte dann mürrisch Tyler.
Als die Tür hinter den beiden ins Schloss fiel, lachte Ryan laut auf. „Oh man. Das nächste Mal mach ich mir vorher Popcorn!“
Dylan sah ihn schmunzelnd an. „Warum? Sind dir die Zimtschnecken nicht stilecht genug?“
Ryan grinste. „Also? Wo wollen wir überall hin?“
„Wir müssen in den Bastelladen, dann brauch ich noch etwas Stoff. Und dann will ich nach Schmuck, Büchern, Kleinigkeiten und T-Shirts schauen.“ Dylan ging im Kopf seine Einkaufsliste durch. „Und Spielzeug! Nur bei River bin ich mir noch unsicher.“
„Hm. Er malt und zeichnet gerne. Du könntest ihm Skizzenblöcke, Stifte, Farben und so was holen. Davon kann er nicht genug haben“, antwortete Ryan.
Dylan überlegte kurz. „Gute Idee. Wann wollen wir los?“
„Ich schlage vor, du trinkst in Ruhe deinen Kaffee fertig und Vince und ich räumen schnell den Tisch ab und werfen die Spülmaschine an.“ Ryan zwinkerte.
„Ich komme immer noch nicht wirklich damit klar, dass Betas und sogar Alphas ne Spülmaschine einräumen.“ Dylan schüttelte den Kopf.
„Da solltest du dich doch langsam mal dran gewöhnt haben“, sagte Ryan und begann, die Reste einzupacken und in den Kühlschrank zu räumen.
Vincent räumte derweil das Geschirr in die Maschine.
Dylan zuckte mit den Schultern. „Ich komme mir manchmal immer noch vor, als wäre das alles nur ein Traum.“
„Ich hoffe, es ist ein guter Traum?“, fragte Ryan.
„Der Beste!“, antwortete Dylan und atmete verträumt aus, als er an seinen Lieblingsalpha dachte.
Ryan lachte. „Von euch bekommt man Karies!“
Dylan sah ihn gerümpfter Nase an. „Du bist doch nur neidisch!“
„Jupp. Aber ich hatte bisher noch nicht das Glück, meine Gefährtin zu finden.“ Ryan lächelte traurig.
„Die kommt auch noch“, antwortete Dylan überzeugt.
„Sie könnte sich damit langsam mal beeilen, ich werde bald vierzig. Wäre schön, wenn sie auftaucht, bevor ich alt und grau bin.“ Ryan seufzte.
Vincent legte seine Hand um Ryans Schultern und drückte seinen Freund aufmunternd an sich.
„Und du findest deine bessere Hälfte auch noch!“, sagte Ryan zu Vince.
Lächelnd nickte Vincent und zwinkerte Ryan zu.
Kurz darauf saßen sie im Auto und waren auf dem Weg zur nächsten Shopping-Mall.
Vincent hielt an einem kleinen Nebeneingang. Ryan stieg aus und öffnete Dylan die Tür. Verwundert kletterte er aus dem Auto und sah Ryan fragend an. Als auch Vincent ausstieg und dem Herrn in schwarzer Uniform den Autoschlüssel reichte, hob sich Dylans Augenbraue weiter. Er war sich nicht mehr wirklich sicher, worauf er sich eingelassen hatte.
„Ryan?“, fragte Dylan unsicher.
„Was denn?“ Ryan grinste.
„War das so geplant?“
Ryans Grinsen wurde breiter. „Jupp. Wenn wir schon shoppen müssen, dann wenigstens mit Stil.“
Dylan atmete aus. „Okay.“ Was sollte er auch anderes sagen?
Begleitet von Ryan und Vincent betrat er die Mall durch den Seiteneingang.
Drinnen wurden sie bereits erwartet.
„Mr. Matthews?“, fragte eine junge Frau in einem akkurat gebügelten Kostüm.
Dylan sah sie verwundert an, aber bevor er etwas sagen konnte, kam Ryan ihm zuvor. „Korrekt.“
Sie lächelte. „Willkommen in unserem Center. Ich bin Hannah, Ihre Einkaufsbegleitung. Falls Sie etwas Bestimmtes suchen, fragen Sie mich einfach.“
„Okay. Dankeschön“, sagte Dylan mit kräftigerer Stimme, als er befürchtet hatte. Was passierte hier? Und warum wurde er mit Jadens Nachnamen angesprochen? Und Ryan nickte das auch noch ab?
Als würde Ryan seine Unsicherheit spüren, zwinkerte er Dylan zu. „Dein Gefährte dachte, er macht uns das Leben etwas einfacher“, erklärte er leise. „Genieß es einfach.“
Dylan nickte. Darüber würde er mit Jaden auf jeden Fall noch mal reden. Jaden hätte ihn wenigstens vorwarnen können!
Einige Stunden später saß Dylan mit ausgestreckten Füßen auf einem Massagesessel und naschte Fingerfood.
Ryan und Vince saßen auf beiden Seiten von Dylan und genossen ebenfalls die Massage und das Essen.
„Na. Zufrieden?“, fragte Ryan.
„Hmhm“, murmelte Dylan. „Hannah war echt eine großartige Hilfe. Ich glaube, ohne sie würden wir noch drei Tage hier rumirren und hätten nicht mal die Hälfte.“
Ryan nickte. „Und wir hätten vermutlich hundert Meilen mehr zurückgelegt. Die Abkürzungen waren echt super.“
Vincent hob bestätigend den Daumen.
„Und sie hatte wirklich gute Ideen zu Ergänzungen für die Geschenke.“ Dylan steckte sich ein Stückchen Brot mit Lachs in den Mund und brummte zufrieden. „Und dass wir die ganzen Tüten nicht tragen müssen ist auf jeden Fall ein riesiger Bonus.“
„Oh ja! Das ist echt praktisch. Vor allem bei der Menge, die du gekauft hast!“ Ryan lachte leise.
„Hey! Du hast gesagt, ich soll das kaufen, was mir gefällt und nicht auf die Preisschilder schauen!“, grummelte Dylan. „Wie viel haben wir eigentlich ausgegeben?“
Ryan lachte nun lauthals. „Oh, das willst du nicht wissen!“
„So viel?“, fragte Dylan, mit etwas flauem Gefühl im Magen. Er setzte den Teller auf seinem Schoß ab und sah unsicher zu Ryan.
„Mach dir keinen Kopf. Um auch nur ansatzweise eine Delle in Jadens Konto zu machen musst du noch verdammt viel üben.“ Ryan zwinkerte.
„Was Ryan sagt!“, krächzte Vincent mit seiner rauen Stimme.
Erstaunt sah Dylan zu Vincent. Wenn er sich die Mühe machte zu sprechen, dann war es ihm wichtig. „Sicher?“, fragte er dennoch leise.
Vincent nickte eifrig und lächelte.
„Siehst du. Du brauchst dir wirklich keinen Kopf machen. Genieß deine Einkäufe.“ Ryan steckte sich ein Stück Käse in den Mund.
„Hm“, murmelte Dylan und sah dann seinen Teller an. Er beschloss, später mit Jaden zu reden und den Tag so lange zu genießen.
Als sie nach Hause kamen, trugen sie gemeinsam die Tüten nach oben. Dylan stellte sie auf den Boden im Ankleidezimmer. Sein Geschenk für Jaden packte er in seine „Geheimniskiste“, wie Jaden sie genannt hatte. Jaden hatte ihm versichert, dass nur Dylan darauf Zugriff hatte und er dort Dinge reinpacken konnte, die er für sich behalten wollte.
Nach einer kurzen, aber heißen und entspannenden Dusche kroch Dylan ins Bett. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er eingeschlafen war.
Dylan wurde von sanften Küssen auf seinen Schultern, seinem Rücken und seinem Nacken geweckt. Der Geruch eines frisch geduschten Jadens ließ ihn wohlig seufzen.
„Na? Hattest du Spaß, kleiner Wolf?“, fragte Jaden und streichelte ihm den Rücken entlang.
Die Berührung ließ Dylan erschaudern. „Größtenteils“, antwortete Dylan ehrlich. „Ich hoffe, ich hab nicht zu viel ausgegeben.“ Er wurde rot und drückte sein Gesicht an Jadens bloße Brust. Er hatte sich scheinbar ebenfalls nicht die Mühe gemacht nach dem Duschen etwas anzuziehen.
Jaden kraulte ihm den Nacken. „Nope. Du hast nicht zu viel ausgegeben. Du brauchst also kein schlechtes Gewissen haben.“ Er küsste Dylans Schulter. „Hauptsache du hattest einen schönen Tag.“
Dylan nickte und drückte sich dann weiter an Jaden. „Ich hab ne Idee, wie du ihn perfekt machen kannst“, nuschelte er und küsste Jadens Brustbein.
„Hm. Und die wäre?“, fragte Jaden mit rauer Stimme.
Schmunzelnd hob Dylan den Kopf und sah Jaden frech an. „Du könntest deine Hand noch ein wenig weiter nach unten bewegen und mir eine etwas andere Massage gönnen?“
Jadens Blick wurde durchdringend und er grinste begierig. „Oh, die Idee gefällt mir, kleiner Wolf.“ Er drehte Dylan auf den Rücken, kniete sich zwischen seine Beine und schob sich dann über ihn.
Leise stöhnend drückte Dylan sich ihm entgegen. „Sehr gut“, murmelte er und griff dann in Jadens Haare, um ihn zu sich zu ziehen und zu küssen.
Dieser ließ sich willig mitziehen. „Oh, deine wilde Seite gefällt mir sehr, kleiner Wolf. So sexy!“ Jadens raue Stimme ließ Dylan erschaudern.
„Jaden!“, bettelte Dylan.
„Was denn?“, fragte Jaden und küsste ihn.
Dylan wimmerte. „Mehr!“
„Hm. Wie mein kleiner Wolf befiehlt!“, antwortete Jaden.