Als ich Mona zum ersten Mal sah, war ich mit meinem Dom unterwegs. Mona war bei ihrem Dom und kniete neben ihm auf dem Boden des kleinen, aber feinen Szeneclubs, in dem wir gerne unsere Abende verbrachten.
Mein Dom Nathan, war einer dieser Männer, die in den Raum kommen und alle Blicke richten sich auf ihn.
Ich hatte mich sofort in ihn verliebt. Nicht, weil er dabei sonderlich arrogant wäre. Seine bescheidene und freundliche, stets zugewandte Art hatte mich sehr angezogen. Vor allem, weil er sich dabei trotzdem immer durchsetzte und sehr bestimmt und konkret war, wenn es um seine Wünsche ging.
Anders war Monas Dom. Er war arrogant und als ich zu ihm rüber blickte und meine Augen nicht von diesem Paar wenden konnte, raunte mir Nathan zu: "Du magst ihn nicht, stimmts?"
Ich nickte.
Unsere Woche nahm ihren normalen Lauf.
Ich erledigte meine Aufgaben, ging arbeiten und war abends für meinen Partner da.
In der nächsten Woche sah ich die beiden wieder, auch wenn ich fast vergessen hatte, sie schon einmal hier gesehen zu haben.
Dieser Club war eher ein exklusives Etablissement und wir waren hier, weil Nath hier immer seine Freunde traf.
Nath hatte als junger Mann viel gearbeitet und schnell seine erste Immobilie gekauft. Zufällig war seine erste Wohnung in diesem Haus gewesen, wodurch er mehr und mehr feststellte, welches Leben er führen wollte.
Mittlerweile wohnten wir in einem Vorort und hatten ein kleines Haus zusammen.
Ich war glücklich, auch wenn nichts von all dem meine Entscheidung gewesen war außer, dass ich entschieden hatte, dass nichts von all dem meine Entscheidung sein sollte.
Mona war gerade aufgestanden und ins Badezimmer gegangen, Nath sprach mit Lucius, einem seiner Freunde über irgendein Projekt bei der Arbeit und Monas Dom hatte sich zu einem Mädchen gesetzt, die scheinbar mit einem befreundeten Paar hier war. Man beobachtete hier selten Singles und normales Dating, zumindest bei den Veranstaltungen, zu denen wir gingen. Es gab natürlich auch immer wieder Partnerbörsen hier, aber das war nun mal keine Veranstaltung zu der man als Paar hingeht, besonders wenn man die Art des Lebens führt, die wir miteinander führten. Es ging recht schnell und Monas Dom verließ den Club, an seinem Arm das andere Mädchen.
Als Mona aus dem Badezimmer zurück kam, fand sie nur sein Glas vor.
Ich runzelte die Stirn und legte meine Hand auf Nathans Bein.
Ich durfte nicht sprechen, wenn er mit anderen sprach, außer er forderte mich dazu auf. Er legte seine Hand auf meine, beendete seinen Satz und sagte dann: "Entschuldige Luc, Lil möchte etwas sagen. Nicht wahr?" Ich wandte ihm nun zum ersten Mal mein Gesicht zu. Er war es gewöhnt, dass ich andere Menschen beobachtete und ganz genau studierte, während er seine Gespräche führte. "Ich würde gerne zu der jungen Frau dort rüber gehen. Darf ich?", fragte ich ihn.
Er sah in die gleiche Richtung, in die ich die ganze Zeit gesehen hatte und bemerkte ebenfalls, wie Mona sich bei der kleinen hellgrauen Sitzgruppe alleine und orientierungslos umschaute. "Natürlich, Lil. Komm zurück, wenn dein Armband vibriert, wie immer."
Ich beeilte mich unser Abschiedsritual durchzuführen, nämlich das Armband einzuschalten, mich zu ihm zu beugen und ihm einen Kuss zu geben und zu warten, bis er mich losließ, als Erlaubnis zu gehen.
Ich lief zu dem jungen Mädchen hinüber, dessen Namen ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste.
"Ich bin Liliane", stellte ich mich vor. Ich mochte den Namen nicht besonders. "Und wer bist du?" "Ich bin Mona", antwortete sie, aber sie wirkte irgendwie abwesend, während sie weiterhin versuchte ihren Freund zu finden.
"Suchst du den Mann, mit dem du hergekommen bist?", fragte ich sie.
"Ja", sagte sie. "Wenn er verschwindet, soll ich eigentlich einfach da warten, wo ich ihn zum letzten Mal gesehen habe, aber hier sind überall fremde Menschen."
Ich verstand, dass es anfangs immer irgendwie ungewohnt war, wenn man eine neue Community kennenlernte.
Und ich fand es unmöglich, dass er gegangen war, ohne ihr zu sagen, wo er hingegangen war und mit wem.
"Er ist rausgegangen", sagte ich also. "Darf ich mich setzen?", fragte ich.
Sie nickte und setzte sich ebenfalls.
"Wo ist er denn hin?", fragte sie mich unsicher. "Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber er ist mit einem anderen Mädchen gegangen, vielleicht war sie so 19 oder 20 und ungefähr so groß wie du."
Ich wollte hier keinen Streit anfangen oder sie irgendwie verunsichern aber vielleicht fiel ihr ja jetzt wieder ein, wo ihr Freund hingegangen war.
Aber sie kräuselte nur ihre hohe Stirn.
Ich erfasste jedes Detail ihrer Mimik und ihres Aussehens. In meinem Kopf hatte ich eine riesige Bibliothek an Menschen, die ich schon mal getroffen hatte oder mit denen ich schon mal geredet habe.
Das ist einer meiner Ticks. "Seit wann seid ihr denn schon zusammen?", fragte ich sie und hoffte, sie damit ein wenig ablenken zu können. "Wir sind seit 2 Monaten ein TPE Paar", sagte sie zu mir. "Er hat mir geholfen abzunehmen." Das ist nicht unbedingt ungewöhnlich für TPE Paare aber ich fand, dass das eine ekelige Ausstülpung unseres Lebensstils war.
"Arthur und ich haben uns hier bei einer Partnerbörse kennengelernt. Ich bin seit zwei Wochen bei ihm eingezogen." Das ging schnell.
Aber auch das war nicht ungewöhnlich. Man profitierte mehr von einer TPE Beziehung wenn der Partner bei einem wohnte. Nath und ich wohnten ja auch schon zusammen, allerdings kannten wir uns schon sieben Jahre lang. Und Nath war der Mann meiner Träume.
"Was soll ich nun nur machen?", fragte Mona nun zerknirscht.
"Er kommt bestimmt gleich zurück.", ermutigte ich sie sanft. "Er hätte dir aber sagen sollen, dass er weggeht."
Meine Beziehung gab mir Sicherheit. Ich fand es nicht gut, dass ihr diese Beziehung so zusetzte. Das sollte nicht so sein.
"Er möchte, dass ich ihn heirate und dann meinen Job aufgebe und für ihn aufräume", sagte Mona. "Er möchte, dass ich sein Zuhause heimelig mache und dass ich nicht verhüte und dass ich schwanger werde, wann er es möchte."
Das war auch Teil meiner Beziehung. Nathan bestimmte, wann wir heirateten und wann ich die Pille absetzte und es würde auch an ihm sein, wann und wie viele Kinder wir bekommen. Natürlich hatte ich dem nur zugestimmt, nachdem wir darüber geredet hatten und ich wusste, dass seine Vorstellungen meinen nahe kamen. Sonst würde ich ja vielleicht mein Leben in den Sand setzen, nur seinetwegen.
Aber wir waren eben schon lange zusammen und ich kannte ihn und er mich. Er würde nie aufstehen und gehen ohne mir eine Handlungsanweisung zu hinterlassen.
Ich saß bei Mona und unterhielt mich mit ihr, bis sich die Tür öffnete und Arthur zurückkam. Mona stand auf und Arthur beachtete mich gar nicht. Mein Armband vibrierte. Es war Teil der Abmachung, dass ich, wenn ich die Erlaubnis zum Treffen mit einer Person eingeholt hatte, zurückkam sobald weitere Personen dazu kamen und die Erlaubnis auch für die Interaktion mit ihnen einholte.
Allerdings war ich von mir aus nicht zurückgekommen aus Angst, dass Mona sich unwohl fühlte und mich brauchte und nun rief er mich.
Es war nicht vorgesehen, dass ich nun selbst entschied, diesen Ruf zu ignorieren wie ein unartiger Hund. Allerdings konnte ich mich nicht losreißen. Von Mona und von ihrem Dom. Er sah kalt auf sie hinunter. "Wo warst du, Sir?", fragte sie.
"Ich musste Druck loswerden", sagte er. "Ich habe ein junges neues Ding eingeritten."
Ich erschrak bei der Wortwahl. Nath würde sowas niemals sagen.
Das war entwürdigend für alle Beteiligte. "Aber Sir, ich bin doch die Sub." "Ich bin dein Master. Ich entscheide alle Belange in unserem Leben und wenn ich mich dafür entscheide mit einem anderen Ding zu schlafen, dann tue ich das. Ich darf das."
Sie schlug die Augen nieder. Das verletzte sie. Aber ich konnte nichts sagen, denn Nath war schon von hinten an mich heran getreten und hatte den Arm um meine Schulter gelegt. Die freie Hand streckte er Arthur hin. "Ich bin Nathan", stellte er sich vor. "Ich bin Lils Partner." Arthur schüttelte seine Hand. "Und Lil und ich werden jetzt gehen. Verabschiede dich, Lil." "Auf wiedersehen", flüsterte ich. Auf einmal wurde mir das Ausmaß an meinem Ungehorsam bewusst. Ich kannte Nathans strengen Tonfall und auf einmal wollte ich nichts lieber tun, als vor ihm auf die Knie zu fallen und mich zu entschuldigen.
Aber diese Gelegenheit würde er mir früh genug geben.