Mir ging es besser, aber Nathan verlangte, dass ich noch einen weiteren Tag zuhause blieb.
Weil er arbeiten musste, erlaubte er mir, den Tag auf der Couch zu verbringen. Samt einem Stapel Zeitschriften, Tee, Süßigkeiten und einer Kuscheldecke, die Nathan für mich vorbereitet hatte.
Ich las einen Artikel über mental load.
Ich war durchaus Feministin, obwohl ich oft zu hören bekam, dass ich das Gegenteil war.
Nur weil ich meinen Freund entschieden ließ, ob ich mich züchtig kleidete oder aufreizend und wenn er entschied, dass ich draußen eben nur mit den meisten Körperstellen bedeckt herum laufe, dann hieß es nicht, dass ich sagen würde, dass es die Schuld der Frau oder ihrer Kleidung war, wenn sie vergewaltigt wurde.
Im Gegenteil.
Ich hatte keinerlei Toleranz für solche Schweine.
Genauso regte ich mich über die Genderpaygap auf, auch wenn mein Freund entschied, welchen Job ich ausübte und auch wenn er mir Taschengeld gab und ich jede finanzielle Entscheidung vor ihm rechtfertigen musste.
Ich fand es auch nicht in Ordnung Frauen grundsätzlich zu Sexualisieren oder Eigenschaften, die bei Männern erwünscht sind bei Frauen negativ zu bewerten, auch wenn ich Nathan stets unterwürfig gegenüberstand.
Jede Frau sollte entscheiden, was sie mit ihrem Körper und ihrem Leben machen wollte.
Und ich wollte eben, dass jemand anderes entschied und zwar Nathan.
Aber als ich da diese feministische Zeitschrift las, die mir Nathan gekauft hatte, weil er wusste, dass ich mich dafür interessiere, wurde mir eines bewusst.
Die ganze mental load, all die Organisationsarbeit und last lag auf den Schultern von Nathan.
Ich machte mir ein einfaches Leben und seins dafür doppelt so schwer. Also bat ich ihn am Abend, als er von der Arbeit zurückkam und mich mit einem Kuss auf die noch etwas zu warme Stirn begrüßte, um ein Gespräch.
"Nathan", begann ich. "Ich habe mir überlegt, dass wir vielleicht mit der tpe Sache aufhören sollten."
Er kräuselte die Stirn.
Das nahm nicht die Wendung, die er gehofft hatte.
Ich weiß nicht, womit er gerechnet hatte. Vielleicht mit der Bitte, ein Baby zu bekommen?
"Wieso denkst du das denn?", fragte er und kratzte sich am Kinn. An seinem wunderschönen, glatten Kinn.
"Mir ist aufgefallen, dass du vielleicht einen Burnout bekommen wirst." Jetzt war sein Gesicht hin und her gerissen zwischen Belustigung und Verärgerung.
"Weil du alles organisieren musst und nie abschalten kannst." Er starrte mich an, als wäre ich ein Alien. "Guck!", sagte und ich zog die Zeitschrift hervor, in der ich noch am Morgen geschmökert hatte. Ich zeigte ihm den Artikel über Mental Load.
"Baby", sagte er dann sanft. "Es ist unfassbar süß, dass du dir so viele Gedanken darüber machst, aber zugleich auch unnötig. Hier geht es um eine mentale Belastung, der Frauen ausgesetzt sind, ohne das zu wollen. Es geht darum, dass viele Frauen niemals abschalten können, weil noch so viel zu tun ist. Das ist etwas anderes. Ich habe es mir ausgesucht. Ich wusste, was es bedeutet. Sie wussten es oft nicht. Für mich ist es nicht anstrengend. Im Gegenteil. Ich muss mir keine Gedanken machen, ob alles funktioniert, weil ich weiß, dass alles funktioniert.
Ich muss mich nicht fragen, ob meine Freundin unzufrieden ist, weil ich weiß, dass dich diese Lebensform zufrieden und glücklich macht. Ich muss mir keine Sorgen um dich machen, weil ich dich versorgen kann. Ich liebe den Machtkick und das Vertrauen zwischen uns und all die Bindung. Ich liebe alles an unserem Leben. Und am meisten liebe ich dich."
Ich sah ihn an. Er sah mich an.
"Bist du denn glücklich?", fragte er mich nun besorgt und griff nach meiner Hand.
"Sehr. Ich will nur nicht, dass ich dir zu viel bin."
Sein Gesichtsausdruck wurde weicher und weicher und er sah kurz so aus als würde er schmelzen, bevor er um den Tisch herum kam und mich in den Arm nahm. "Du kannst niemandem zu viel sein, der nicht genug von dir bekommen kann", versprach er dann, während er mich vom Stuhl zog und hochhob.
"Aber was wenn das Prickeln nachlässt, weil wir keine Geheimnisse mehr haben?", jammerte ich, während er mich ins Wohnzimmer zum Sofa trug. Er setzte mich auf dem Sofa ab und sagte: "Wir dürfen einander nicht langweilen, aber das tun wir nicht. Wir sind miteinander vertraut. Du bist meine beste Freundin. Ich erzähle dir alles und will zu allem deine Meinung erfahren. Wir machen spaßige Dinge miteinander. Wir haben unfassbar guten Sex. Ich kann die Zügel anziehen und locker lassen, wie auch immer ich will. Du bildest dich weiter, du liest. Du bist nicht ein langweiliger Mensch, der nichts erlebt und nichts erzählen kann."
Nun war ich es, die ihn anstarrte.
Er hatte genau das gesagt, was ich dringend hatte hören müssen.
"Okay", lenkte ich dann ein. "Du bist doch glücklich, oder?", fragte ich dann, obwohl er so viel Begeisterung versprüht hatte, dass er ein Feuerwerk hätte sein können.
"Sehr", murmelte er und begann mich zu küssen. "Sehr meine Liebe."
ich kuschelte mich in seine Arm und genoss den Kuss. Seine Arme waren warm und stark und er hielt mich und küsste mich. Einfach so, ich fühlte mich als wäre ich sein wertvollster Besitz. Er verfügte über mich aber beschützte mich auch mit allem, was er sonst besaß.
"Macht"; wisperte er gegen mein Kinn. "und Kontrolle. Ich schenke dir Schutz und Sorglosigkeit aber bekomme dafür Macht und Kontrolle über unser Leben. Ein Tausch, von dem wir beide profitieren." Und er hatte Recht und klang so glücklich. Ich wollte es so. Ich war nicht so machtgierig. Ich genoss es sogar, dass mein Leben etwas langweiliger war, als wenn ich mehr Kontrolle hatte aber eben nur auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ließ er mich auch etwas spüren, was ich vorher nie gespürt hatte. Ein Kribbeln und eine Aufregung.
"Und bist du jetzt noch glücklicher?", fragte er mich, während ich schon längst auf seinem Schoß war und die Hitze zwischen meinen Beinen spürte. Ich war noch immer verliebt in ihn und erregt von jeder Bewegung, die er machte. Ich war glücklich. Aber noch glücklicher wäre ich, wenn er sich ausziehen würde und mich über seine Schulter werfen würde und dann aufs Bett und mich so wild ficken würde, dass sich die Balken biegen.