"Lil, Jan kommt heute zu Besuch", sagte Nathan, während er sich die Manschettenknöpfe zufriemelte. Ich kniete auf dem Boden und sah zu ihm hoch. "Jan?", fragte ich. Ich ahnte schon, wen er meinte, aber vielleicht ging es ja nur um einen Arbeitskollegen oder so.
"Ja, Jan. Jan und sein Harem."
Ich schluckte. "Ich will aber nicht, dass Jan kommt." Ich stand auf. Diese Diskussion wollte ich führen. Hier ging es um meine Ehre und nicht einfach nur um eine Meinungsverschiedenheit. "Lil, ich habe dich nicht nach einer Meinung gefragt", sagte Nath. "Das ist mir aber egal", sagte ich. "Jan ist sexistisch und ein Idiot. Er ist gestört. Er hat hier nichts zu suchen."
Nathan seufzte.
"Jans Beziehung sieht genau wie unsere von außen gestört aus, ja. In Wirklichkeit ist es einfach nur ein Modell, was in anderen Kulturkreisen auch geklappt hat."
Ich war wütend. "Ja im arabischen Raum. Aber da geht es nicht nur um die Einschränkung der Frauen - so wie es bei Jan der Fall ist - sondern es beschreibt auch einen geschützten Raum. Das ist etwas, was hierzulande in der Form nicht nötig ist. Wenn man poly lebt, dann sollte man es komplett eifersuchtsfrei machen und jeder darf zu seinem Recht kommen."
Nathan nahm sein Jackett vom Bügel.
"Es sieht auch so aus, als würde ich auf meine Kosten kommen und du nicht. Es hat für uns beide Vorteile so zu leben. So ist es bei Jan und seinen Frauen auch."
Ich schüttelte den Kopf. Das war was anderes. "Du musst lernen auch Verständnis für das Leben zu haben, was andere entscheiden zu leben, auch wenn es von deinen Werten abweicht", sagte Nathan und gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Und jetzt hör auf zu diskutieren. Ich weiß, dass es für dich anstrengend ist. Du musst dir das aber nicht antun. Entspann dich einfach. Wenn er nachher kommt, wirst du Ruhe bewahren und dich freundlich verhalten und so, wie ich es von dir erwarte."
"Muss ich euch bedienen?", fragte ich, während Nathan noch immer meine Unterarme sanft umgriffen hatte und so nah vor mir stand, dass ich sein Shampoo riechen konnte. Ich liebte diesen Geruch.
"Nein, ich schreibe dir heute Mittag wenn du von der Arbeit kommst, was du einkaufen und kochen sollst und dann darfst du etwas aufräumen und dann in deinem Buch weiter lesen. Am Abend machen wir es uns alle gemeinsam schön."
Er schrieb mir die Liste und ich ging einkaufen.
Nathan kontrollierte mein Geld. Das bedeutete nicht, dass mein gesamtes Geld ihm gehörte.
Aber ich bekam Taschengeld von dem, was ich verdiente und zusätzlich hatte er festgelegt, wie viel jeder von uns in die Haushaltskasse einzahlte.
Den Rest meines Geldes verwaltete er und packte es in meine Ersparnisse.
Das war ziemlich cool.
Ich ging also einkaufen und bereitete abends vor.
Nathan kam. Er küsste mich. "Ich bin sehr stolz auf dich", lobt er mich. "Ich weiß, dass es nicht leicht ist, weil ich von dir verlange jemanden wie Jan zu mögen. Aber glaub mir, er ist ein toller Mensch."
Ich nickte.
Letztes Mal war es ja nicht so gut gelaufen.
"Vertraust du mir?", fragte er. Ich nickte. Er lächelte und gab mir einen Kuss.
Es klingelte. Ich lief und öffnete die Tür.
Jan stand da. Sechs seiner Mädchen schneiten hinter ihm ins Haus.
Sie waren alle gleich gekleidet und hatten sogar die gleiche Flechtfrisur.
Eine weitere stolzierte gerade unsere Auffahrt hinunter. Sie hatte den Van abgeschlossen.
"Ich bin Martha", stellte sie sich vor. "Hallo", sagte ich also.
"Ich bin Jans Frau", erklärte sie.
"Ich verwalte unseren Haushalt."
Ich bat auch sie hinein. Es war nur für vier Leute gedeckt.
Nathan hatte es mir so aufgetragen.
"ich kann mehr Teller holen", bot ich an. "Nein, das ist nicht nötig", beruhigte mich Jan.
"Vielleicht einen noch, für Zola. Zola ist wirklich ein gutes Haremsmitglied von mir und möchte sich bestimmt mit dir unterhalten, sie war wirklich brav und hat ihre Aufgaben überdurchschnittlich gut erfüllt."
"Und die anderen?", fragte ich.
"Sie knien ohnehin hinter mir. Ihnen genügt meistens ein Cracker falls ihr sowas habt. Essen können sie zuhause."
Ich sah schweigend zu Nathan, der eine Handbewegung machte, die wohl so viel heißen sollte wie: "Mach, was er gesagt hat".
Ich machte also, was er gesagt hatte und holte Cracker und Wassergläser für die bereits am Boden knienden Frauen. "Halt. Wasser nicht für die da hinten. Ihre Strafe sieht Essensentzug für eine Woche vor. Wasser bekommt sie nur, wenn ich das möchte aus einem Napf."
Ich sah zu dem Mädchen. "Das ist gesundheitsgefährdend", sagte ich dann. "Das kannst du unmöglich ernst meinen."
Jan zog eine Augenbraue hoch, dann sagte er ruhig, als wäre ich ein ungehorsamer Hund: "Lilly, ich kümmere mich um meine Subs und Haremsmitglieder auf die Weise, die ich bevorzuge. Ich habe es sehr wohl unter Kontrolle. Mir sind die Auswirkungen meiner Handlungen vollumfänglich bewusst. Stell einfach ihr Wasser zurück. Sie ist heute dabei, damit ich sie kontrollieren kann. Nicht damit sie eine Anwältin findet. Also setz dich und mach was dein Freund dir sagt."
Ich starrte direkt in seine Augen und sagte dann: "Ich nehme keine Befehle von dir an."
Dann drehte ich mich um und ging zurück in die Küche, um das Essen für die anderen zu holen. Nathan grinste mich an, als ich zurück kam. Er sah souverän aus. Und ich fühlte mich sofort sicher, als ich sah, dass er angefangen hatte, unsere Gäste zu bedienen und sich um sie zu kümmern.
Ich stelle alles auf den Tisch. Es roch köstlich.
Jan und Martha aßen einfach ohne den Mädchen auf dem Boden irgendeine Beachtung zu schenken.
Zola saß mir gegenüber. Ich saß an Nathans Seite, Jan am Kopfende, als würde ihm das Haus gehören. Aber Nathan war dabei so gelassen, dass man nicht das Gefühl hatte, ihm würde etwas streitig gemacht werden.
"Ich fliege Mittwoch nach Ägypten", sagte Zola. "Oh, wie kommts?", fragte ich. Nathan und die beiden anderen unterhielten sich bereits.
"Ich werde meine Mutter besuchen", sie lächelte ganz stolz. "Sir Jan hat es angeordnet. Ich werde mehrere Wochen bleiben." Ich sah auf Zolas lange, wunderschönen Haare. Ihr Mund war leicht geöffnet.
Sie sah so gut aus, dass ich gern in ihrer Haut stecken würde.
"Sir Jan kümmert sich gut um uns."
Ich sah zu dem armen Mädchen auf dem Boden hinter Jan.
Ab und an warf Jan ihnen Stücke aus dem Essen zu.
Ich war sprachlos.
Er behandelte sie doch nicht gut, oder irrte ich mich?
Ich glaubte ja, dass es wichtig war, dass es seinen Mädchen an nichts fehlte.
Aber Jan tat so, als wäre Nahrungsentzug völlig normal und nicht gegen die Menschenrechte.
Mir war es zu heftig.
Und das sagte ich - Lilly, die in den Augen aller ihrer Freundinnen, eine extreme Beziehung führte.
Ich versuchte Verständnis und Toleranz aufzubringen, aber scheiterte auf ganzer Linie.
"Bei allem Respekt Martha, aber wie kannst du mit jemandem verheiratet sein, der so mit Frauen umgeht?", fragte ich sie, während sie mir später am Abend beim Abspülen half.
"Er bestraft und züchtigt seine Subs, aber er respektiert Frauen", antwortete sie.
"Wir sind bei ihm aus freien Stücken. Wir müssen auch mehrere Jahre dort zu Probe leben und arbeiten und uns Stufenweise immer mehr in seine Obhut geben, bevor wir überhaupt eintreten dürfen. Außer ich natürlich, ich war immer schon da."
Ich legte den Kopf schief.
"Aber wieso sollte man das wollen?", fragte ich. "Wieso willst du denn mit Nathan in einer tpe Beziehung leben?", fragte sie zurück.
"Weil ich mit ihm eine liebende monogame Beziehung führe.", sagte ich verständnislos.
Martha lachte. Dann sagte sie: "Ja, aber du könntest auch eine liebende monogame Beziehung ganz ohne tpe, Machtgefälle, kink oder sonst was führen, oder?"
Ich stimmte ihr zu. Das könnte ich. Ich war hübsch und klug, das wusste ich.
Ich war nicht hierauf angewiesen.
Ich tat es auch freien Stücken.
"Aber es erfüllt dich, wenn du vor ihm kniest, in seine Augen schaust, bettelnd, weil du weißt, dass alles von ihm abhängt oder? Nichts gibt dir gleichzeitig so einen Kick und so viel Geborgenheit, oder?"
Ich überlegte.
Waren das die Gründe, wieso wir in einer Beziehung lebten, die darauf aufbaute, dass er die gesamte Kontrolle hatte?
Vermutlich.
"Ja", sagte ich also, es hatte mir die Sprache verschlagen, wie sie argumentieren konnte.
"Na also. Wir blühen unter seiner Hand auf."
Ich würde Jan niemals die Füße küssen.
"Geh ruhig raus und entschuldige dich, weil du so aufmüpfig warst.", ermutigte sie mich.
Ich konnte doch nicht rausgehen und mich entschuldigen.
ich war noch immer meiner Meinung.
Aber ich nickte und hängte das Handtuch auf.
Dann ging ich raus und stellte mich neben Nathan.
Ich wartete, bis sie den Satz beendet hatten, dann sagte ich: "Ich würde gerne etwas sagen, wenn ihr es erlaubt." "Nur zu"; forderte mich Nathan auf, Jan nickte.
"Ich wollte mich für meine ruppige Art entschuldigen. Ich weiß natürlich nicht, wie die Innenperspektive in eurem Haushalt ist. Ich weiß nur, dass es von außen radikal ist - sogar so radikal, dass ich bezweifle, dass selbst die basic Human Rights zu jedem Zeitpunkt jedem innewohnen.
Allerdings bin ich davon überzeugt, dass die Beziehung in ihrer Gesamtheit aus Konsens entspringt, daher werde ich mich in Zukunft zurückhalten, was scharfe Urteile betrifft."