Vergangenheit
Ich fühle mich, als hätte ich ein sterbendes Tier gegessen. Mein Magen ist überfordert mit der Nahrungsmenge, die er heute erhalten hat. Ich glaube, ich habe heute mehr zu mir genommen, als in den letzten fünf Tagen zusammen. Schrecklich. Wie konnte das nur passieren? Das war ein Fehler. Ich bin ein Fehler. Ich wünschte, Mia würde endlich kommen, um mir zu helfen. Doch heute scheint sie nicht da zu sein.
Wenigstens Cat kommt, um mich für meine Missetat zu schelten. Ich weiß, dass ich es nicht rückgängig machen kann. Dass mein Magen voll bleiben, mein Bauch gebläht bleiben wird, als hätte ich eine Bowlingkugel verschluckt. Gott, ich schäme mich so. Schäme mich so für diesen Körper, überzogen mit ekelhaftem Fett. Egal wie lang ich hungere, es schwindet nicht. Egal wie lang ich auch nichts esse, früher oder später bricht der Hunger über mich herein und wie eine Sintflut vernichte ich all die Nahrung, die ich im Haus habe.
Kein Wunder, dass außer Cat niemand bereit ist, für mich da zu sein. Wer möchte sich schon mit einem klumpigen Haufen Selbsthass in einem Raum aufhalten - nicht mal ich möchte das. Deswegen begrüße ich sie, begrüße ihre Bestrafung, als sie mich eiskalt umarmt, mein Handgelenk fest umschließt wie eine Fessel. Sie läßt erst von mir ab, als rote Schlieren meine Haut zieren und ich die Tränen nicht länger zurückhalten kann.
Ich habe es verdient. Ich habe es verdient, zu leiden.