08.09.2019 von 22:45 Uhr bis 23:15
Er nippte an seinem Bier, während seine Familie um ihn herum feierte. Jeder war glücklich an diesem Tag. Jeder, außer ihm, der sich lieber dem Alkohol zuwandte als mit seiner Ehefrau, Johanna, zu tanzen oder nur ein Wort mit ihr zu wechseln.
»Du siehst aus, als könntest du Gesellschaft gebrauchen.«
Mit einem weiteren Krug voll Bier, setzte sich sein Zwillingsbruder neben ihn auf die Bank und schlug ihm auf die Schulter.
»Mach nicht so ein langes Gesicht. Wir hatten doch geklärt, wie wir es machen.«
»Hm.«
Er fühlte sich dabei keineswegs wohl. Selbst mit dem Segen ihres Vaters wurde ihm schlecht bei dem Gedanken, dass sein Bruder in der Hochzeitsnacht bei Johanna lag. Was machte er in der Zeit?
Sein Blick zuckte für einen Wimpernschlag zu Liam, der am anderen Ende des Saals mit einer Gruppe Männer zusammensaß. Sie könnten sich miteinander treffen und er würde sicher sein, dass Liam den Betrug für sich behielt.
»Sei vorsichtig«, warnte ihn sein Bruder leise, dass er seine Aufmerksamkeit wieder dem Bier vor ihm auf den Tisch schenkte.
»Du auch«, antwortete er mit einem Kloß im Hals. Wenn jemand von ihrem Vorhaben erfuhr oder sie erwischte, konnte niemand sie beschützen. Nicht einmal ihr Vater.
»Keine Sorge. Am Ende bleibt doch eh alles in der Familie, nicht wahr?«
Mehr als ein zustimmendes Grunzen war nicht in ihrer Ecke zu hören, bevor er seinen Krug in einem Zug leerte und beschloss, Liam später aufzusuchen. Sich in diese Arme zu flüchten, war verlockender als bei Johanna zu liegen. Dafür nahm er gern das Fegefeuer in Kauf. Er war kein guter Mensch.
»Deiner Tochter geht es gut.«
Sein Bruder nickte erleichtert und besorgt zugleich.
»Tut mir leid, dass es kein Stammhalter wurde.«
Ihm lag es auf der Zunge, dass es das nächste Mal besser wurde, aber er sollte seinen Bruder nicht diese Bürde auferlegen. Im Grunde war es ihm einerlei, ob Johanna ein weiteres Kind bekam oder mit wem. Er wusste, dass sie ihm Hörner aufsetzte, aber er tat es schließlich auch mit Liam ...
Am Ende würde er sich um das Kind kümmern und so tun, als wären sie die seinen. Sie konnten schließlich nichts dafür, wie sie gezeugt wurden.
»Willst du das wirklich«, fragte er seinen Bruder, der sich die Hand aufs Herz legte und erneut bei ihrem Blute schwor. Seufzend klopfte er ihm auf die Schulter.
»Trinken wir zusammen bis zum Morgengrauen.«