10.11.19 von 15:20 bis 16:00
Der Prompt vom 30.10.19 hat's jetzt auch in meine Sammlung geschafft. :-)
»Das ist keine Halloweenparty, Mama, sondern ein Saufgelage der Desperate Housewives.«
Ich reihte die leeren Weinflaschen vor ihr auf dem Küchentresen auf, denen sie für einen Wimpernschlag Aufmerksamkeit schenkte. Sie holte einfach eine Neue aus dem Schrank.
»Sieh, wozu mich dein Vater gemacht hat.«
Eigentlich tat sie das selbst, aber ich leugnete nicht, dass Papa gänzlich unschuldig an allem war. Ich wünschte nur, sie würde sich nicht mit ihren neuen Freundinnen im Wintergarten verkriechen. Sie könnten wenigstens irgendwo Party machen.
»Auch egal, ich mach mich gleich auf dem Weg zu Sam. Fackelt das Haus in der Zeit nicht ab oder so.«
»Hat er dich schon gebeten, mit dir zum Abschlussball zu gehen?«
»Nope, darauf kann ich ewig warten«, antwortete ich, aber es stimmte mich nicht traurig. Friendzone mit ihm war gar nicht so übel. Er machte mir ja keine großen Hoffnungen.
Meine Mutter äußerte sich dagegen recht abfällig.
»Männer! Alles Feiglinge.«
»Ich glaube, du solltest deine Mädels nicht länger warten lassen.« Bevor ich ihr eigenhändig den Kopf abriss.
»Irgendwann, Schätzchen, siehst du Welt mit gleichen Augen wie ich.«
Die geöffnete Flasche in der Hand stolzierte sie zurück in den Wintergarten, und ich hoffte in diesem Moment nur, dass ich nie so endete. Ich wollte nicht verbittert durch die Welt gehen und mich im Alkohol ertränken.
»Du gehst mit gutem Beispiel voran, wie man es nicht macht, Mama.«
Glücklicherweise musste ich ihrem Untergang nicht beiwohnen. Ich war Sam noch nie so dankbar für eine spontane Party gewesen wie in diesem Augenblick. Dank Mama hatte ich auch eine Idee für ein Kostüm, das sie besser nicht zu Gesicht bekam. Sie würde es nicht mögen.
»Oh je, so schlimm?«
Sam schob seine Jasonmaske hoch, um mich von oben bis unten zu mustern. Da stand ich nun mit verschmierten Make-up, einem Bleistiftrock und weißer Bluse vor ihr. Eine der Weinflaschen hatte ich noch von daheim mitgenommen, aber auf dem Weg hatte sich einer meiner Absätze verabschiedet. Ich sah wirklich aus wie die heruntergekommene Version meiner Mutter.
»Frag besser nicht. Die Desperate Housewives haben das Haus übernommen.«
»Autsch. Na ja, hier wirst du von denen verschont bleiben. Ich kann dir nur Cheerleaderzickenkrieg anbieten.«
Mit einem Zwinkern wies er mit dem Kinn über den Gartenzaun, wo sich Kapitän und Co-Kapitän der Cheerleader in den Haaren hatten. Melinda und Sarah trugen das gleiche Playboybunnykostüm, was einem Weltuntergang für die Mädels glich. Ich fand’s jetzt schon zum Schießen.
»Bin gespannt, ob die Perücken fliegen werden.«
»Das falsche Haarteil von Sarah schwimmt bereits im Pool. Melinda hat es ihr sofort abgerissen.«
Insgeheim kicherte ich wie verrückt, ließ mir aber meine Schadenfreude nicht anmerken. Schuldramen halfen mir, mit der Situation daheim fertig zu werden. Ich war kein allzu netter Mensch, aber ... wer war das schon?