Prompt vom 07.06., nachgeschrieben am 26.09.
~ Triple-Drabble ~
Keiner in der Klasse sah glücklich aus, als sie den Titel an der Tafel lasen. Genervtes Stöhnen erklang vor, neben und hinter mir. Ich war ebenso wenig ein Freund von Shakespeare wie der Rest der Klasse. Es war dabei vollkommen egal, ob es sich um seine Dramen oder Komödien handelte. Schuld dran trug unsere Jüngerin des Großmeisters. Wer hielt es für schlau, Hamlet bis ins kleinste Detail auseinanderzunehmen und daran Shakespeares Genialität zu erkennen? Das machten bloß Verrückte.
Das Kratzen eines Kugelschreibers lenkte meine Aufmerksamkeit auf meinen Sitznachbarn Micha. Er skizzierte seelenruhig einen kotzenden Smiley, über den ich mich im Stillen schon amüsierte.
»Wenn sie uns zwingt, wieder was vor der Klasse aufzuführen, spring ich aus dem Fenster.«
Meine Augen erblickten die Kappe mit dieser gigantischen Feder auf dem Schreibtisch. Wann immer sie da lag, war das eine Garantie fürs laute Vorlesen und Vorspielen. Teilte ich Micha schmunzelnd mit, der zusätzlich zu seinem Smiley ein Strichmännchen mit einem Schwert im Körper zeichnete.
»Es ist nur der Sommernachtstraum, Micha. Du musst mit mir nicht einen auf Romeo und Julia machen.«
»Gott sei Dank! Das war schwul genug mit dir.«
Ich war nahe dran, ihm mein Buch über die Rübe zu hauen, wenn ich mich nicht inzwischen dran gewöhnt hätte. Es war Micha. Wir mussten noch zwei Jahre miteinander auskommen.
»Ja, ich war auch froh, als ich endlich den Löffel abgeben durfte. Dein Knoblauchmief hatte fast für mein frühzeitiges Ableben gesorgt.«
»Du wolltest auf deinem Döner keine Knoblauchsoße, als wir da waren. Deine eigene Schuld.«
Ich hatte geahnt, dass er mich darauf hinweisen würde. Froh darüber, dass wir beim Sommernachtstraum auf solche Erlebnisse verzichteten, lehnte ich mich zurück und harte der Dinge aus, die unsere Jüngerin sich für uns ausdachte. Die Kappe verhieß jedenfalls nichts Gutes.
Solange man mich und Micha verschonte ...