Prompt vom 29.04., nachgeschrieben am 18.09. von 21:05 bis 22:05
Die Feuer auf dem Blocksberg lockten jeden in der Umgebung an und luden Gäste aus weiter Ferne zu den Feierlichkeiten ein. Scharenweise kamen sie zusammen, ob Hexen oder nur jene, die welche nachahmten.
In einem liegengebliebenden Auto träumte Wispor von den Tänzen auf dem Berg. Er verschränkte die Arme, sichtlich verärgert, irgendwo in der Pampa festzustecken.
»Warum hast du noch mal nicht getankt?«, wollte er von seinem Begleiter wissen, der fluchend am Motor herumfuchtelte. Typisch für einen unwissenden Hexer – konnten eben bloß ihre dämonischen Diener herbeirufen.
»Weil du, Wispor, mir in den Ohren hingst, dass du endlich die Walpurgisnacht erleben willst und nicht ewig für den Weg zum Blocksberg brauchen möchtest. Statt dich vorher zu erkundigen, wie weit der Tank reichen wird!«
Menaris Tattoos glühten in seiner Wut auf, dass Wispor auf seinem Sitz herunterrutschte. Eines hatte er gelernt: Es war nicht gut, einem Hexer zu sehr zu verärgern. Hoffnungsvoll blickte er in die Ferne, wo kein einziges Anzeichen von den Feuern zu sehen war. Selbst für einen unfreiwilligen Spaziergang blieb der Weg zu weit.
»Von uns beiden bist du der Mensch, Menaris«, raunte er leise, sich eine Strähne seines weißen Haares hinter die Spitzohren schiebend, »was weiß ich denn schon von Autos, außer, dass sie Räder haben?«
Wäre er nur mit den anderen gereist, statt sich auf den Hexer zu verlassen. Es hätte eine lustige Fahrt werden können, da sein Gefährte ausgelassener wurde, je näher sie dem Blocksberg kamen. Das lag ganz an der Vorfreude auf die Sitten und Bräuche, denen alle Hexen mit großer Sorgfalt nachkamen. Wer ließ einmal im Jahr auch nicht die Sau raus?
Wispors Beine baumelten aus dem Fenster der Beifahrerseite, als Menaris auf dem Fahrersitz plumpste.
»Du hast nicht zufällig ein Telefon bei?«
»Besitze ich nicht. Hast du in deinem Repertoire keine Brieftaube oder so was ähnliches?«, entgegnete Wispor, wohlwissend, dass er gefährliches Terrain betrat. Außenstehende hatten sich nicht über die Anzahl der Dienerschaft eines Hexers zu informieren. Das galt als verpönt.
Verpönt, dachte sich Wispor, bevor er den Kopf schüttelte.
»Selbst, wenn ich ein geeignetes Wesen hätte, wohin soll ich ihn denn schicken?«
»Wie wäre es mit dem Blocksberg, damit ein Hexer dort so nett ist und uns hilft?«
Es würde doch jemanden geben, der an der nächstbesten Tankstelle vorbeifahren konnte? Wobei Wispor nicht wusste, wie weit sie noch vom Blocksberg entfernt waren. Ob sich der Aufwand überhaupt lohnte ...
Er wollte nicht länger in dieser Pampa ausharren, sondern die Nacht bis zum Morgengrauen durchtanzen. Ihm gefiel die Aussicht, eventuell in diesem Auto zu nächtigen, nicht. Um Menaris Laune war es bereits jetzt schlecht bestellt, woran Wispor eine gewisse Mitschuld trug. Das gestand er sich ein.
»Ich wünschte, es gäbe Magie, die das Ding zum Laufen bringen würde.«
»Ja, mit einem Gaul würde es funktionieren. Stell dir vor, wir würden mit einem untoten Pferd zum Blocksberg hinaufreiten?«
Das war eine Vorstellung nach Wispors Geschmack. Auf diese Art würden sie jedem Teilnehmer an der diesjährigen Walpurgisnacht einen unvergesslichen Abend bescheren. Sie wären der Mittelpunkt der Festlichkeiten.
»Du hast nicht zufällig eines in deinem Besitz?«
Menaris Seufzen dämpfte seine Stimmung. Sie würden noch eine ganze Weile hier festsitzen.