25.09.2019 von 19:10 bis 20:10
»Es tut mir so leid.«
»Schon okay«, wiegelte ich ab und begutachtete den verursachten Schaden. Zwei meiner Finger standen in einem unnatürlichen Winkel ab, aber ich empfand glücklicherweise keinen Schmerz. Das untote Dasein hatte so ihre Vorteile, auch, wenn mich dieser Unfall hier ein gewaltiges Stück mit Luke zurückwarf.
Der schaute mich einfach nur mit kreidebleichem Gesicht an. Armer Kerl.
»Das passiert schon mal«, versuchte ich es mit einer Aufheiterung, »ich geh mal eben ins Bad.«
Luke bewegte sich nicht von der Stelle, als ich das Bad betrat und sicherheitshalber hinter mir abschloss. Ich hätte meine Finger auch direkt vor seinen Augen richten können, aber dann wäre ihm wohl schlecht geworden. Schlechter, als ihm ohnehin schon ging.
»Es tut mir leid, Süßer.«
Dass er sich jetzt noch mehr den Kopf darüber zerbrach, wie er mit meiner Existenz umgehen sollte und sich womöglich die gleiche Frage stellte wie ich: Hatte das mit uns eine Zukunft?
Er würde mir unbeabsichtigt immer mal wieder wehtun. Das ließe sich nur vermeiden, wenn wir einander nie wieder anfassten, und das machte ich nicht mit. Ich war untot, aber nicht aus Glas.
Als ich die Tür wieder öffnete, stand Luke direkt vor mir.
»Geht’s?«
»Denke schon«, antwortete er und nahm meine Hand, um meine eingerenkten Finger zu betrachten, »ist das so leicht?«
»Bei kleineren Sachen, ja. Du hast ja wohl nicht vor, mich aufzuschlitzen, oder?«
Den Witz hätte ich mir wohl besser verkniffen, da sein Gesicht wieder eine unnatürliche Farbe annahm. Seine Wange tätschelnd, drückte ich seine Finger.
»Du bist nicht allzu verstört?«
»Oh doch, das kannst du mir glauben, aber ...«, Luke schluckte, »ich komm damit schon irgendwie klar. Braucht nur seine Zeit.«
»Alle Zeit, die du benötigst«, versprach ich ihm, bevor ich einen Abend auf dem Sofa vorschlug. Wir bekamen das vielleicht doch hin.